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2005


vom:
27.03.2005


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Ostermarsch 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede zum Ostermarsch am 26.März 2005 in Braunschweig

Sehr geehrte Damen und Herren,

Patryk Grudzinskis (Braunschweig)

am Abend des 18.Januar patrouillieren etwa ein Dutzend amerikanischer Soldaten durch die Straßen der irakischen Kleinstadt Tal Afar. Als sich ihnen ein unbekanntes Fahrzeug rasant nähert, fühlen sich die Soldaten offenbar bedroht. Sie feuern zunächst einige Warnschüsse ab. Als das Auto nicht stoppt, eröffnen sie das Feuer. Der Fahrer und die Beifahrerin sind sofort tot. Auf dem Rücksitz bleiben ihre sechs Kinder zurück.

Einige hundert Kilometer entfernt in Ramallah verliert ein kleines Mädchen ihre Mutter bei einem Vergeltungsschlag der israelischen Armee.

Wiederum einige hundert Kilometer weiter, in Belfast, verliert ein kleiner Junge seinen Bruder in einem Feuergefecht mit der IRA .

Zur gleichen Zeit feilen in Brüssel einige EU-Kommissare eifrig an der neuen EU-Verfassung, die in diesen Monaten in einigen Staaten Europas zur Abstimmung stehen soll.

In dieser EU-Verfassung wird die Ächtung des Krieges nicht mit einem Wort erwähnt.

In dieser EU-Verfassung wird das Menschenrecht auf Frieden nicht mit einem Wort erwähnt.

In dieser EU-Verfassung wird nicht erwähnt, dass gewaltfreie, zivile Krisenprävention Vorrang vor militärischen Einsätzen haben muss.

Nun könnte man meinen, die geschilderten Schicksale seien weit weg von uns, sie betreffen uns nicht. Doch ich denke, wenn die Kinder im Irak, Palästina oder Nordirland traumatisiert von den Ereignissen ihrer Kindheit einen Hass entwickeln auf die Amerikaner, Juden oder Katholiken und sie das möglicherweise in die Hände von Terroristen treibt, dann geht das uns sehr wohl etwas an.

Und wenn mit der neuen EU-Verfassung die Militarisierung Europas vorangetrieben wird, dann betrifft uns das auch.

Ich möchte hiermit vor allem die junge Generation, meine Generation ansprechen. Wir können nichts für die Welt, in die wir geboren wurden, aber wir können etwas für die Welt von morgen tun. So wie sich die Kinder in Tal Afar, Ramallah und Belfast ein Recht auf Frieden wünschen, wünschen wir uns doch ein Recht auf Frieden für uns, unsere Kinder und Enkelkinder. Deswegen möchte ich meine Generation dazu ermutigen, sich politisch zu engagieren. Es gehört nicht viel dazu, nur ein kleiner Ruck, den man sich geben muss.

Zu tun gibt es für die Friedensbewegung genug. So wie das Ächten von Atomwaffen. Noch immer lagern etwa 100 davon in Deutschland. Die weltweite Verbreitung von Atomwaffen stellt zugleich eine ungeheure Bedrohung als auch Herausforderung für heutige sowie künftige Generationen dar. Darüber hinaus gibt es in Deutschland an die 8 Mio. Soldaten, jedoch nur 200 ausgebildete Friedensfachleute. Die Rüstungsausgeben drohen wieder zu steigen, anstatt in die Bildung und Schaffung von Arbeitsplätzen zu investieren und im Sudan geht das Morden trotz Entsendung von UN Truppen weiter, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wir können alle einen Beitrag zur friedenspolitischen Bewegung in Braunschweig, Deutschland, Europa und schließlich vielleicht der ganzen Welt leisten, indem wir bei uns selbst anfangen, bei unserem Umgang miteinander.

Wir können zusätzlich aber auch die Arbeit friedenspolitischer Organisationen wie die des Friedensbündnisses für die Änderung der EU Verfassung unterstützen.

Verändern wir die Welt, bevor es die anderen tun, damit eines Tages auch die Kinder von Tal Afar, Ramallah und Belfast mit unseren Kindern in Frieden zusammenleben können! Wer, wenn nicht wir?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!



Website: www.friedenszentrum.de
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