Oster- märsche 2005 vom: 28.03.2005 voriger nächster | Ostermarsch 2005 Reden/Kundgebungsbeiträge Redetext der Kundgebung in Herne, an der Kreuzkirche, Ostersonntag 14.30 Uhr beim Ostermarsch Ruhr 2005 Liebe Freundinnen und Freunde, Martin Domke (Herne) - Es gilt das gesprochene Wort! - Was ich hier machen soll, heißt laut Programm eine "Zwischenkundgebung". Und die soll eher kurz sein. Es ist also eher eine Art Zwischenruf und der soll lauten: Lasst euch niemals einreden, es gäbe keine Alternativen! Es gibt sie! Es gibt Alternativen zu sozialer Kälte, zu Massenarbeitslosigkeit und zu einem weltweit herrschenden Wirtschaftsmodell, das die Konzerne und die Reichen begünstigt, den Armen weltweit aber nicht nur das Nötigste zum Leben verweigert, sondern da, wo sie es denn noch haben, es ihnen wieder nimmt. Dazu gibt es Alternativen! Warum ist der ja eigentlich schlichte Satz: "Es gibt Alternativen" so wichtig? Dazu einen kurzen Blick zurück: Seit über 25 Jahren ist spätestens mit der Politik der Eisernen Lady Margret Thatcher in England die neoliberale Globalisierung zur herrschenden Ideologie geworden, die alles andere in den Schatten stellt. Abbau der Sozialleistungen, unglaubliche Verarmung zum Beispiel der Bergarbeiter im Norden Englands, ein völlig marodes Bahnsystem und - am Ende ein Tony Blair, der zu den Kriegstreibern der letzten 3 Jahre wurde - aus Angst ums Öl. Von Margret Thatcher stammt der Satz: "There is no alternative" Das Besondere daran ist, dass diese Ideologie auf allen Ebenen daherkommt - und dabei behauptet, sie wäre gar keine. Wirtschaft und ihre Grundzüge seien neutral, weltanschaulich nicht gebunden. Das macht sie so schwer greifbar - und so gefährlich. Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Herner Bürgerinnen und Bürger, genau das muss bestritten werden! Der Ostermarsch 2005 sagt es mit vielen anderen hier und in Europa laut und deutlich: Es gibt sie doch, die Alternativen! Es kann doch allen Ernstes nicht sein, dass uns die herrschende Politik, vor allem die Wirtschaftspolitik, weismachen will, dass Steuergeschenke an die Unternehmen und an die Reichen im Lande wirklich Arbeitsplätze schaffen. Der Spitzensteuersatzes ist in diesem Jahr von 45 % auf 42 %, gesenkt worden. Das bringt den Vermögenden Steuergeschenke in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Wer also eine Million verdient, zahlt dadurch im Jahr rund 30.000 Euro weniger Steuern. Das ist mehr als die meisten hier in einem Jahr verdienen! Glauben wir denn allen Ernstes, dass sich dadurch an der sozialen Schieflage in diesem Land irgendetwas ändert? Dass dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden? Dazu kann ich heute nur soviel sagen: Die Deutsche Bank lässt grüßen. Herr Ackermann hat alleine schon 2,5 Mrd Euro Gewinn gemacht, nach Steuern. Und deshalb muss er leider noch einmal 6400 Stellen streichen. So geht das offenbar, wenn der Staat den Unternehmen Steuergeschenke macht! Eben dies hat mit der herrschenden Ideologie zu tun, die so tut, als sei sie keine! Es gibt Alternativen! Man muss sie nur wollen! Stichwort Europa: Auch hier wird vieles als alternativlos gesehen. Klar, dass wir gerne grenzenlos reisen. Klar, dass wir gerne die Feigen aus Griechenland oder die Tomaten aus Holland und die Schuhe aus Italien haben (oder auch nicht...). Aber warum Europa dann in den nächsten Jahren militärisch noch weiter aufgerüstet werden muss, warum in Deutschland ab übernächstem Jahr die Rüstungsausgaben um 800 Millionen Euro steigen müssen, das soll mir bitte einmal jemand erklären, der Europa zu einem friedlichen Kontinent machen will! Auch das hat mit jener Ideologie zu tun, die sich alternativlos gibt. Und die doch nur eins will: sich abschotten und die Welt der Reichen von der der Armen trennen. So kann und wird man niemals inneren oder gar äußeren Frieden schaffen! Es gibt die Alternative, nämlich Investitionen in Bildung, in soziale Programme, in die Infrastruktur für die Grundversorgung und in die Kultur - und zwar europaweit. Oder glaubt jemand im Ernst, die östlichen Staaten der EU könnten mit Rüstungsprogrammen ernährt werden, ihre sozialen Sicherungssysteme oder ein gutes Bildungssystem aus- oder aufbauen? Nicht dort und nicht bei uns! 25 Milliarden Militär- und Rüstungsausgaben allein in unserem Land in einem Jahr gehören auf den Prüfstand, nicht nur um Geld zu sparen, sondern um nachhaltige Investitionen zu tätigen, die ein klares Ziel verfolgen: Langfristig den Frieden sichern und den Menschen in Europa eine Perspektive zum gemeinsamen Leben zu verschaffen. Militärisches Hochrüsten verbietet sich in einem solchen modernen Staatswesen wie von selbst. Es gibt Alternativen! Aber sie kosten so viel Mut! Wir brauchen ein Europa der offenen Gesellschaften. Wir brauchen ein Europa, in dem Menschen sich ihrer Würde und Freiheit nicht nur bewusst sind, sondern auch für die eintreten. Wir brauchen ein Europa, das in seinem Blick nach außen die Menschenrechte verteidigt, für einen friedlichen Dialog der Kulturen eintritt und durch kluge und sicherlich auch eindeutige Zusammenarbeit mit den Ländern des Südens und des Ostens (!) dazu beiträgt, dass Menschen nicht aus ihren Heimatländern fliehen müssen. Und wenn sie es dennoch tun müssen, dann sollen sie hier auch aufgenommen werden... Es gibt Alternativen. Die letzte ist, dass ich jetzt aufhöre und ihr, bevor ihr weiterfahrt, noch ein Stückchen Kuchen und Kaffee mit auf den Weg nehmt. Frohe Ostern und Glück-auf! Das passt gut zu unserer Stadt Herne. Zwischen Recklinghausen und Bochum, und natürlich zwischen Dortmund und Gelsenkirchen sind wir überall dazwischen. Die U-Bahn zwischen Bochum und Recklinghausen endet hier in Herne, und die Frage, wer eher zu schwarz-gelb oder blau-weiß neigt, ist in unserem Gebiet so einigermaßen verteilt. Pfr. Martin Domke ist Leiter des Informationszentrums Dritte Welt Herne. |
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