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2005


vom:
29.03.2005


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Ostermarsch 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede für den Ostermarsch 2005 in Landhut am 28. März

Liebe Freundinnen und Freunde,

Fuad Hamdan (Landshut)

-Es gilt das gesprochene Wort-

Möchte man den westlichen Medien und Politikern wie Schily und Beckstein glauben, so gewinnt man den Eindruck, die islamistische Bedrohung für die westliche "Zivilisation" ist so akut, als würden Millionen von islamistischen langbärtigen Kämpfern vor Hamburg, New York oder sonst wo in der westlichen Welt stehen. Man vergisst gerne und nicht ohne Absicht, dass westliche Kriegsschiffe vor den Küsten islamischer Ländern wie Iran, Saudi Arabien, Lybien kreuzen. Man vergisst auch gerne, dass Tausende von westlichen Soldaten islamische Länder wie den Irak und Afghanistan besetzt halten und in anderen Ländern massiven militärischen Präsenz haben, gegen den Willen der Bevölkerung in diesen Ländern. Wie würden die USA reagieren, wenn iranische Kriegsschiffe in Sichtweite von New York oder Los Angeles kreuzen würden? Wie würde Deutschland reagieren, wenn die Lybische Marine vor der Küste Hamburgs die deutschen Handelsschiffe kontrollieren würde?

Wenn es um Rechtfertigungen seiner Politik geht, kennt der Westen keine Verlegenheiten.

Als die islamischen Freiheitskämpfer in den achtziger Jahren gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans gekämpft haben, waren der Westen und seine Medien voll des Lobes und Bewunderung für sie. Die langbärtigen islamischen Kämpfer bekamen jegliche logistische Unterstützung von den westlichen Geheimdiensten. Für die westlichen Demokratien war der islamische Widerstand gegen die sowjetischen Besatzungstruppen ein Freiheitskampf. Wenn dagegen islamische Hisbullah Freiheitskämpfer im Libanon gegen die israelische Besatzung Südlibanons kämpfen, dann sind sie Terroristen. Wenn islamische Widerstandsgruppen gegen die amerikanische Besatzung in Afghanistan und im Irak kämpfen, dann sind sie auch Terroristen.

Der Koran in der Hand der Mojahideen in Afghanistan im Kampf gegen die Sowietischen Truppen war ein guter Koran, dagegen ein Koran in der Hand eines islamischen Kämpfers gegen die amerikanische Besatzung ist ein schlechter Koran.

Der Westen mit seinen ach so hochgepriesenen Werten könnte bei den arabischen und islamischen Völkern an Boden gewinnen, nur wenn diese Werte für alle gleichermaßen gelten, für Weiße und Schwarze, für Moslems, Juden " Buddisten oder Christen. Es ist einfach nicht überzeugend, den palästinensischen Terror, den es ohne Zweifel gibt, zu verurteilen, und den israelischen Staatsterror zu verschweigen. Für die islamischen und arabischen Menschen ist es nicht nachvollziehbar, warum es gilt, die iranische Atombombe zu verhindern und die hunderten von israelischen, amerikanischen Atombomben zu tolerieren.

Wie würde der Westen reagieren, wenn einige islamische Staaten eine Koalition der Willigen bilden, und sich anschicken, in die USA einzumarschieren, um die Welt von Bush und seiner kriegerischen Administration befreien zu wollen, weil sie eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen?

Der von der US-Regierung ausgerufene "Kreuzzug gegen den Terror" ist ein dauerhafter Krieg gegen unliebsame Regime.

Er wird im Wesentlichen geführt, um eine weltweite amerikamische Wirtschafts- Ordnung militärisch durchzusetzen und abzusichern. Am Beispiel des Iraks wird deutlich, wie ökonomische Interessen und Kriegsführung ineinander greifen. (Erlass 81 Saatgut, siehe Anlage)

Wenn Präsident Bush und seine Außenministerin den Rückzug der syrischen Besatzungstruppen aus dem Libanon verlangen und sich gleichzeitig vehement dagegen wehren, den Rückzug der israelischen Armee aus den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen, Westjordanland und Gazastreifen zu verlangen, ist das nicht einmal einem "gemäßigten" Araber vermittelbar.

Nach der Präsidentschaftswahl im besetzten Palästina, wurde ich in den letzten Tagen oft darauf angesprochen, ob mit der Wahl von Mahmud Abbas, die Chanchen für einen Frieden in Palästina/Israel gestiegen seien?

Ich muss leider die Optimisten unter euch enttäuschen.

Nach dem Tod von Yassir Arafat und der Wahl von Mahmud Abbas bietet sich für die Palästinenser die Chance, demokratische und transparente Strukturen aufzubauen. Arafat war ein korrupter Diktator, er war ein Hindernis für die innerpalästinensichen Reformen, aber nicht für den Frieden.

Auch Abbas wird im Bezug auf eine friedliche Lösung des Konflikts scheitern. und das u. a. aus folgendem Grund:

Arroganz der Macht: Der jüdische Staat befindet sich, politisch und militärisch, auf der Höhe seiner Macht. Kein Staat der Welt besitzt soviel Einfluss in der Weltpolitik wie der jüdische Staat. Auch im Verhältnis zum großen Bruder USA, verhält es sich so, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt und nicht umgekehrt. Israel hat die srärkste und mit den modernsten Waffen ausgerüstete Armee in der Region. Lösungen aus israelische Sicht verhandelt man nicht, man diktiert sie.

Für die Araber im allgemeinen und für die Palästinenser insbesondere, ist es nicht nachvollziehbar, warum sie für die Verbrechen der Europäer an den Juden den Preis bezahlen müssen. Mit der weitgehend kritiklosen Unterstützung für den jüdischen Staat versucht der Westen, sein Versagen beim Schutz seiner jüdischen Bürger währen der Nazizeit zu kompensieren. Gerechter wäre es gewesen Hessen, Bayern oder sonst ein anderes deutsches Bundesland den Juden zur Wiedergutmachung als Heimat anzubieten.

Der Westen fordert immer wieder von den islamischen Minderheiten die dort leben Loyalität. Einem Moslem ist es schwer einem Staat in dem er lebt loyal zu sein, der die Unterdrückung und Ermordung seiner Brüder und Schwester im Irak oder Palästina duldet, ja sogar unterstützt.

Nur eine glaubwürdige, gerechte und von Doppelstandards freie Politik kann die Menschen in Gaza, Ramallah, Kairo, Islamabad oder sonstwo in den islamischen und arabischen Ländern überzeugen.

Es gibt keinen Frieden ohne soziale, kulturelle und wirtschaftliche Gerechtigkeit.

Die Menschen brauchen



Traktoren und keine Panzer



Wasserpumpen und keine Wasserbomben



Sonnenkollektoren und keine Lasergesteuerte Raketen


Wir brauchen eine Politik der Versöhnung und nicht die der Rache

Wir brauchen eine Politik des Teilens und nicht die des Raffgiers

Wir brauchen eine Politik des Friedens und nicht die des Krieges

Wir brauchen eine Politik die Natur achtet und verschont und keine die an der Natur Raubbau betreibt

Wir brauchen eine Politik die andre Kulturen und Völker achtet und respektiert und keine die gegen andere Kulturen Kriege führt. Wer andre nicht achtet und respektiert kann sich selbst nicht achten und respektiern.



Fuad Hamdan ist Geschäftsführer des Dritte-Welt-Hauses München.

E-Mail: f.hamdan@einewelthaus.de

Website: www.einewelthaus.de
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