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2005


vom:
30.03.2005


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Ostermarsch 2005

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Rede für den 3. Berner Ostermarsch, 28. März 2005

Liebe Freundinnen und Freunde,

Cornelia Schmalz (Bern)

Ich bin Cornelia Schmalz aus Zürich und als Mitglied von Amnesty International begrüsse ich euch herzlich zum Ostermarsch.

Dass ich heute hier zu euch spreche, ist aus drei Gründen etwas Besonderes!

Der erste Grund ist mein Alter: Heute am Ostermarsch sind vor allem junge Frauen und Männer für ai im Einsatz, wie zum Beispiel die Jugendgruppe Bern.

Ich selber habe die 1997 die Jugendaktionsgruppe Baden AG mitgegründet und bin seither auch national für die Jugendarbeit bei ai unterwegs.

Ich freue mich sehr, mit meinem Auftritt besonders die Jugend- und Studentengruppen bei Amnesty zu vertreten!

Zweitens ist es das erste Mal überhaupt, dass Amnesty an einem Berner Ostermarsch dabei ist: Amnesty International trägt mit! An dieser Stelle bedanke ich mich auch gleich beim Organisationsteam, das mir Gelegenheit gibt, zu euch zu sprechen.

Stopp Gewalt gegen Frauen - Amnesty International trägt mit und kämpft auch mit:

Drittens ist es eben auch besonders und neu, dass die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Frauenrechte mit einer eigenen Kampagne thematisiert.

Seit der Eröffnung der Kampagne "stop violence against women" im März 2004 ist Amnesty mit gebündelter Kraft international für die Rechte der Frauen und Mädchen aktiv!

Auch national kämpfen wir gegen die Gewalt gegen Frauen, zum Beispiel heute, gemeinsam mit Euch!

Mit "stop violence against women" geschieht es zum ersten Mal, dass eine Amnesty Kampage von allen Menschen Verantwortung einfordert, jede und jeden von uns direkt anspricht.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine massive Verletzung der Menschenrechte.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist die alltäglichste Verletzung der Menschenrechte.

Zugleich wird sie am meisten versteckt, verheimlicht, verdrängt.

Es ist Gewalt, die in ganz verschiedenen Ausprägungen, egal ob physisch oder psychisch, egal ob in der Schweiz oder im Irak, Frauen und Mädchen angetan wird einzig und allein aufgrund ihres Geschlechts.

Heute in Bern protestieren wir gemeinsam gegen alle Formen der Gewalt gegen Frauen. br /> Ich will zu euch über eine bestimmte Form sprechen: Ueber die Gewalt, der Frauen und Mädchen in Kriegen und bewaffneten Konflikten ausgesetzt sind. Gerade am Ostermarsch, dessen Tradition aus der Friedensbewegung hervorgegangen ist, darf dieses Thema nicht vergessen werden.

Gewalt gegen Frauen ist durch internationale Verträge, durch das Völkerrecht, durch Versprechungen verboten. Und doch sind Frauen und Mädchen nicht sicher.

Sie sind nicht sicher in Zeiten des Friedens und noch viel weniger in Zeiten des Krieges.

Zur Bestrafung und Einschüchterung des Opfers allein oder auch um ganze Gemeinschaften zu erniedrigen und zu terrorisieren: Frauen und Mädchen werden nicht nur getötet, Frauen und Mädchen werden vergewaltigt, sexuell missbraucht, verstümmelt und erniedrigt.

Im Sudan, in West-Darfur, sind über 10`000 Frauen bereits vergewaltigt worden.

Doch mit diesen Verbrechen hört das Grauen noch nicht auf. Diese Frauen werden oftmals von ihren Gemeinden, von ihren Mitmenschen verachtet und verstossen.

Ueber den Irak ist Amnesty bekannt, dass seit Kriegsende die häusliche Gewalt gegen Frauen massiv zugenommen hat. Auch diese Frauen bleiben weiter in einem Kreislauf des Schreckens gefangen, weil ihnen in vielen Fällen den Kontakt zu medizinischer und juristischer Hilfe, zu Gerechtigkeit verwehrt wird.

Frauen und Mädchen, die Gewalt erleben mussten, werden oftmals durch Stigmatisierung im Alltag erneut bedroht und verletzt.

Mit weiteren Beispiel aus der ganzen Welt könnte ich jetzt meine verbleibende Sprechzeit füllen.

Aber gerade heute ist uns etwas anderes wichtig: Was können WIR gegen Gewalt gegen Frauen tun? Was sind unsere Forderungen und wie setzten wir sie durch?

Um auf diese wichtigen Fragen Antwort zu geben, verwende ich das Symbol der Kampagne, die Hand. Mir ist aufgefallen, dass sich alle Hauptanliegen der Kampagne mit einer Hand-Bewegung ausdrücken lassen!

Dies sind die Forderungen von Amnesty International an die vereinten Nationen, die internationalen Regierungen und alle Parteien in bewaffneten Konflikten:

Verurteilung von Gewalt gegen Frauen unter jedem Umstand!

Der Straflosigkeit, die Täter als Angehörige von Militär, Polizei oder Sicherheitsdienst geniessen, den Riegel vorschieben durch faire Prozesse und angemessene Bestrafung!

Verankern der Bekämpfung sämtlicher Formen der Gewalt gegen Frauen in nationalen und internationalen Gesetzen!

Den Missbrauch von Waffen und internationalem Waffenhandel zerschlagen!

Anbieten von Beistand, Hilfe und Entschädigung für alle Opfer!

Schützen aller Verteidigerinnen und Verteidiger der Frauen- und Menschenrechte!

Frauen in den Friedensprozess und den Wiederaufbau einbinden!

Diese Forderungen erreichen die Regierungen und Kriegsparteien dank internationaler Aktionsplanung durch unzählige Briefe, Faxe und E-mails. Auch ihr alle habt heute Gelegenheit, euere Unterschrift unter Briefe des Protests zu setzten! Von den verschiedenen Petitionen, die die Jugendgruppe am Amnesty-Stand für euch bereithält, ist auch eine an den Irak gerichtet.

Bitte tut auch ihr heute eine entscheidende Handbewegung!

Wichtig sind weiter öffentliche Auftritte der Aktivistinnen und Aktivisten, aber auch für uns unsichtbares Lobbying, persönliche Diskussionen und Gespräche zeigen grosse Wirkung.

Amnesty International profitiert dabei von seiner weltweiten Akzeptanz und Glaubwürdigkeit und vor allem von der grossen Kraft der über 1,8 Millionen Mitglieder aus über 150 Ländern. Gerade durch diese Vielfalt von Frauen und Männern verschiedensten Alters, unterschiedlichster Religionsangehörigkeit und politischer Ausrichtung ist es uns möglich, unablässigen und oftmals zwingenden Druck zu erzeugen. Das internationale Menschenrechtssystem bietet dabei einen wichtigen Hebel.

Die Kriegsverbrechen, die Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten erleben müssen, lassen sich nicht trennen von den Verletzungen ihrer Rechte, die sie schon vor dem Krieg ertragen mussten. Und nicht von jenen, die sie auch nach Friedensschluss weiter ertragen werden müssen!

Um der Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten, wie auch in Friedenszeiten und in unserem Alltag ein Ende zu setzten, muss sie erkannt werden, sichtbar gemacht werden und hörbar gemacht werden. Aus Tabuisiertem, Verdrängtem und Verschwiegenem, aus sogenannten Privatangelegenheiten müssen Tatsachen, Anklagen und neue Richtlinien der Gleichberechtigung für die Gesellschaft entstehen!

Amnesty International will mit der Kampagne "Stopp violence against women" den Kreislauf des Missbrauchs durchbrechen und geht mit seinen Forderungen über die Regierungspersonen als Verantwortliche und Ansprechpartner hinaus.

Wir fordern auch Menschen aus der Oeffentlichkeit, aus Politik, Kultur und Religion dazu auf, sich klar gegen die Gewalt gegen Frauen auszusprechen und aus ihrer Position von Macht und Verantwortlichkeit heraus Zeichen und Taten gegen diese Verbrechen zu setzten!

Nur mit ihrer Hilfe und Kompetenz lässt sich die Gefahr, das Problem erfassen.

So ist zum Beispiel unter den Tausenden von Handabdrucken, die wir zum Auftakt der Kampagne gesammelt haben, auch der Handabdruck unserer Bundesrätin Calmy-Rey!

Wenn ich das Bild der Hand vom Kampagnenlogo wieder aufgreife, sehe ich die Hand nicht nur als Stop-Signal oder als Verbildlichung unserer Forderungen im Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen.

Ich sehe in der Hand auch ein Modell für die Verantwortung der Gesellschaft gegenüber den Rechten der Frauen und Mädchen, ich sehe in der Hand die enorme Dringlichkeit der Botschaft dieses Tages:

Damit wir anpacken können, was zu schützen, zu fördern und zu verändern in unseren Händen liegt, reichen nur die Fingerspitzen, das heisst, die Regierungen und internationalen Vereinigungen nicht aus.

Auch die Gelenke, also die Verbindungen zwischen Spitze und Wurzel, die im öffentlichen Raum tätigen Persönlichkeiten, sind sehr wichtig im Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen, aber auch sie sind alleine nicht genug!

Denn wie schützen, wie fördern, wie anpacken, wie auffangen und stoppen ohne Handfläche?

Wie etwas verändern ohne Handwurzel, ohne die Basis? Die Basis sind wir: Unser Leben, unser Alltag, unsere Verantwortung.

Die Basis, das ist dort, wo der Puls schlägt. Der Puls, auch heute schlägt! Es ist an uns, die Hand zu heben: Stopp Gewalt gegen Frauen!



Cornelia Schmalz aktiv bei Amnesty International Schweiz.

Website: www.amnesty.ch
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