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2005


vom:
01.04.2005


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Ostermarsch 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede beim Ostermarsch 2005 in Hamburg am 28. April

Liebe Freundinnen und Freunde,

Ron Kahn (Hamburg)

Die Montagsdemonstranten haben sich anlässlich der Kürzungen und des Sozialdiebstahls zusammengefunden. Wir demonstrieren jeden Montag in Hamburg gegen den Sozialraub und eine unsoziale Politik, die immer größere Kreise der Bevölkerung in Armut stürzt.

Montag für Montag, seit 34 Wochen, bei Regen, Schnee, Sturm oder Kälte gehen mindestens 50 Menschen in Hamburg auf die Strasse um gegen die unsoziale Politik der Einheitsparteien zu demonstrieren!

Wir sind selbstorganisiert und haben aus unserem Kreis 8 Personen gewählt, die zur Zeit die Koordinierungsgruppe darstellen. Dieser Kreis ist demokratisch, von keiner Partei oder Organisation dominiert und besteht hauptsächlich aus Betroffenen, und ist für jeden der mitarbeiten will, offen.

Wir versuchen einerseits den Widerstand der Bevölkerung gegen eine Politik, die nur den Interessen des Großkapitals und der Konzerne dient, zu bündeln und zu artikulieren. Von den etablierten Parteien und den Gewerkschaften wurden wir verraten. Deswegen ist dieser Zusammenschluss die einzige Möglichkeit, unseren Protest und unseren Widerstand auszudrücken. Die Propaganda der Herrschenden kann nicht darüber hinwegtäuschen: Krieg und Terror gegen andere Länder bedeutet auch: Krieg gegen die eigene Bevölkerung und wirtschaftlichen Terror durch Sozialraub und Armut !

Arundhati Roy, die Nobelpreisträgerin für Literatur, setzt sich auch für die Armen in Indien ein, die z.B. durch gigantische Staudammprojekte von ihren Ländern, aus Gebieten vertrieben werden, in denen sie z.B. seit Jahrtausenden dem Fischfang oder dem Ackerbau nachgegangen sind. Das Staudammprojekt "Narmada" musste zum Teil aufgrund von Protesten eingeschränkt werden, Konzerne wie Siemens u.a., die an diesem Projekt beteiligt waren, wurden zum Aufgeben gezwungen.

Aber sie sind immer noch aktiv, wenn es um ihre Profite geht. Die Deutsche Bank z.B. ist noch aktiv an Staudammprojekten in Indien beteiligt, wodurch Hunderttausende von Menschen in die Armut gestürzt und zu Flüchtlingen in ihrem eigenen Land werden.

"Globalisierung" ist nichts weiter als Vernebelung aber die Wahrheit ist: Die gleichen Konzerne, die hier in Deutschland Tausende von Politikern bezahlen und diese Form der Bestechung dann als "Nebenjobs" verniedlichen, die gleichen Konzerne sind aktiv an der Ausbeutung und Verarmung von Millionen Menschen in der sogenannten "3. Welt" beteiligt ! Und es ist exakt der gleiche Mechanismus wenn den Konzernen in Deutschland immer mehr Steuern von den gleichen Politikern, die sie bezahlen, erlassen werden.

Die Milliarden, die die Konzerne hier einsparen, werden zur Verelendung und Ausbeutung in anderen Kontinenten genutzt. Mit Hartz IV hat Verelendung, Ausbeutung und Armut massiv unsere Gesellschaft erreicht.

Die Auswirkungen sind global, aber der Feind hier und in den sogenannten "Entwicklungsländern" ist der gleiche !

Unter dem Deckmantel "Kampf gegen den Terror" werden jedes Jahr Milliarden an erwirtschafteten Vermögen dazu benutzt, um den Krieg in anderen Ländern wie Afghanistan, Kosovo oder im Irak zu legitimieren.

Auch wir sind gegen Terror! Das Problem ist nur, dass uns dieser Terror schon lange erreicht hat. Er sieht eben nur nicht so aus, wie ihn die gelenkten Medien und die Hofberichterstatter schildern. Er ist viel direkter:

Fast jede Woche bringt sich ein verzweifelter Mensch um, weil ihm mit Hartz IV sein ganzes erarbeitetes Vermögen, seine Existenz, seine Zukunft gestohlen wird. Die Menschen, die mitten in Deutschland verhungern, durch Selbstmord oder durch Verarmung, Ghettoisierung, durch andere Gewalt umkommen, werden immer mehr. So ist z.B. auf den Strassen von ganz normalen Menschen immer häufiger der Ruf nach Gewalt hörbar, gegen den anzuargumentieren sehr schwer ist.

Wir müssen deswegen den Politikern von SPD / Grüne / CDU / CSU / FDP, den Gewerkschaften, die Hartz IV unterstützt haben, den Verbänden zurufen :



Hört endlich mit dem Hartz IV Terror auf !



Hört mit dieser Gewalt auf !



Ihr seid verantwortlich für jeden durch Hartz verursachten Selbstmord, für die millionenfache Verelendung und den Sozialraub der Rentner, Kranke, Arbeitslose und jeden Arbeiter und Angestellten betrifft.


Ich habe vorhin gesagt dass die 50 bis 60 Aktivisten Woche für Woche die Montagsdemonstration durchführen, organisieren und vorbereiten, aber das ist nicht alles. Jede Woche stehen Aktivisten der Montagsbewegung z.B. vor den Unis und vor den Arbeitsämtern dieser Stadt. Wir haben diesen Winter bei Regen, Frost oder Schnee im Durchschnitt im Monat 10.000 Flugblätter verteilt, gegen den Sozialraub aber auch gegen den Krieg. Der Kampf gegen die Verarmung und Enteignung ist nur ein Teilbereich. Aber die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts lehren uns auch etwas anderes: WIR alle müssen uns im Bewusstsein der Menschen als die Protestbewegung gegen den Sozialabbau festsetzen.

WIR müssen gegen die Medien, mit unseren Flugblättern ankämpfen. Denn die Medien sind es, die durch ihre Berichterstattung einerseits die Nazis als sog. "Protestbewegung" im Bewusstsein der Menschen verankern wollen, sie so in die Parlamente bringen aber andererseits unsere Proteste verschweigen. Wir alle müssen verhindern dass diese Strategie aufgeht. Die arbeitslosen Menschen in Hamburg kennen uns inzwischen als Montagsdemonstranten, für sie heißt Protest nicht Faschismus.

Die Geschichte lehrt uns: Wenn wir es nicht schaffen, uns auf den Strassen und in den Köpfen der Menschen als eine effektive und ehrliche Widerstandsbewegung gegen Sozialraub und Armut festzusetzen, dann wird es für uns gemacht, allerdings von denjenigen, die diese Welt in den 30er Jahren schon einmal in den Abgrund getrieben haben.

Für diesen Kampf brauchen wir Solidarität und Unterstützung.

Danke.



Ron Kahn ist aktiv im Koordinationskreis Montagsdemonstration in Hamburg.
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