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märsche
2006


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Ostermärsche und -aktionen 2006

 Echo/Presse

Pressesplitter: Nachberichterstattung, ab 18.04.06

div. Agenturen / Zeitungen / Hörfunk / TV / ...



RN Idealisten marschieren für den Frieden

WAZ "Ostermärsche sind nötiger denn je"

nd Hier viele Tausend, dort wenige Dutzend

taz Heide macht mobil

WAZ Frieden bleibt eine Herzensangelegenheit

tazNord Die Bundestagsvizepräsidentin und der "ganz normale politische Irrsinn"





Quelle: Ruhr-Nachrichten, Lokalteil Bochum, 18.4.06

Idealisten marschieren für den Frieden

Bochum - Für einige gehört er zu Ostern, wie die bunten Eier: der Ostermarsch. Seit 45 Jahren findet der Ostermarsch Rhein-Ruhr statt, und auch dieses Jahr führte ein großer Teil der Strecke durch Bochum.

Während am Samstag durch Duisburg und Düsseldorf marschiert wurde, ging es am Sonntag von Essen nach Bochum. Um 10 Uhr fuhren knapp 80 Teilnehmer mit Fahrrädern los und erreichten mittags Wattenscheid. Dort wartete auf die Streiter für Frieden, Abrüstung und Demokratie die traditionelle Serbische Bohnensuppe, samt Zwischenkundgebung in der Friedenskirche.

Frisch gestärkt machte sich der Tross dann auf, radelte über Herne nach Gerthe. Zum ersten Mal fand dort ein Zwischenstopp an der Gewerkenstraße, am ehemaligen Zwangsarbeiterlager, statt. Zwei Mitglieder des Wohnprojektes informierten die Radler über die Stätte - und das mit Erfolg. Felix Oekentorp, einer der Organisatoren des Ostermarsch Ruhr, freute sich: "Der Zwischenstopp kam gut an, und wir werden ihn auf jeden Fall in unsere Tour aufnehmen."

Danach ging es zügig weiter Richtung Langendreer. Das Friedensplenum organisierte im soziokulturellen Zentrum Bahnhof Langendreer die Abschlussveranstaltung für den Samstag. Die durchnässten Radler erwartete nicht nur eine Stärkung, sondern auch Musik von der Band "Bakerman?s Daughter" und Redebeiträge von Prof. Reinhart Kößler und Dr. Jördis Land. Sie erklärte, was den Kongo so interessant für die EU macht. Gestern folgte dann die Etappe Bochum-Dortmund, die wieder zu Fuß bestritten wurde.

Getragen wird solch eine Veranstaltung natürlich von engagierten Idealisten. Wattenscheids Urgestein Hannes Bienert überredete gar seinen Arzt im Krankenhaus, ihn vorzeitig zu entlassen, so dass er die Begrüßung in Wattenscheid übernehmen konnte. Der 78jährige: "Da kann mich keiner aufhalten, zu Ostern spreche ich!" (sr)



Quelle: WAZ, Lokalteil Bochum, 18.04.06

"Ostermärsche sind nötiger denn je"

Von Langendreer aus ging es am Ostermontag auf den letzten Streckenabschnitt nach Dortmund. Zum WM-Boykott aufgerufen

Mit bunten Transparenten, Luftballons und Buttons mit Friedenstauben beteiligten sich auch in diesem Jahr wieder mehrere Tausend Demonstranten am traditionellen, dreitägigen Ostermarsch von Duisburg nach Dortmund. Nach einem Abstecher nach Düsseldorf am Samstagnachmittag und einer Fahrradetappe (von Essen über Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne), die am Sonntag im Bahnhof Langendreer ausklang, trafen sich die Ostermärschler am Montag vor dem Werner Brühmann-Haus zum letzten Streckenabschnitt. Der Atomkonflikt im Iran war in diesem Jahr das zentrale Thema der Protestmärsche.

Nach einem Friedensgottesdienst in der Ev. Kirche Werne mit dem pensionierten Pfarrer Walter Brehm, der sich seit vielen Jahren für den Frieden einsetzt, versammelten sich etwa 200 Friedensaktivisten zu einer Auftaktveranstaltung vor dem Brühmannhaus in der Kreyenfeldstraße. Neben Flaggen mit dem diesjährigen Motto "Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen" wehte bunter Stoff mit Slogans wie "No War", "Nein zur EU-Militärverfassung" sowie Peace-Zeichen und Logos von DKP, WASG, Grünen, Naturfreunden oder Greenpeace. Elke Koling vom Bochumer Friedensplenum forderte in ihrem Redebeitrag atomare Abrüstung und einen generellen Atomausstieg. "Ostermärsche sind nötiger denn je", sagte Klaus Kunold von der VNN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten). Den geplanten Bundeswehreinsatz bei der Fußball-WM und die polizeiliche Überprüfung jedes einzelnen Mitarbeiters bei der Großveranstaltung kritisierte Felix Oekentorp von der DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner/innen). Wegen dieser "Verschärfung der inneren Sicherheit" rief er zu einem Boykott der WM auf.

"Wir marschieren für die Welt, die von Waffen nichts mehr hält", tönte es aus den Boxen als sich die Friedensaktivisten mit Rucksäcken, Bollerwagen und guter Laune auf den Weg nach Dortmund-Marten machten. Beim Abmarsch des farbenfrohen Zuges um halb zwölf ließ sich sogar die Sonne blicken.

Zur Abschlusskundgebung mit anchließendem Friedensfest im Dortmunder Wichernhaus erwartete Willi Hoffmeister, der den Ostermarsch bereits im 16. Jahr mitorganisiert hat, um die 800 Menschen. Etwa 3000 sind an den drei Tagen insgesamt marschiert, schätzt Hoffmeister. (re)



Quelle: Neues Deutschland, 18.04.06

Hier viele Tausend, dort wenige Dutzend

Unterschiedliche Beteiligung an Ostermärschen der Friedensbewegung

Von Reimar Paul

Mit bundesweit rund 80 Veranstaltungen hat es mehr Ostermärsche gegeben als 2005. Doch die Beteiligung fiel geringer aus.

"Die Ostermärsche sind nicht mehr der Zählappell der Friedensbewegung", sagt Manfred Stenner vom Bonner Netzwerk Friedenskooperative. Die Ostermarschierer hätten aber den Anspruch, mit ihren Aktionen und Forderungen in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Das gelang am Wochenende nicht überall. Während sich beim größten Ostermarsch in Brandenburg tausende Menschen zum Protest gegen das Bombodrom versammelten, kamen anderenorts nur wenige Dutzend zu den Kundgebungen.

"Das waren zum Teil weniger Teilnehmer als erhofft", räumt Stenner ein. "Tatsächlich hatten sowohl wir wie viele örtliche Veranstalter eine höhere Beteiligung erhofft, weil der Iran-Konfikt sich zuspitzt und die Beteiligung natürlich davon abhängt, ob Menschen bei einer Frage um Krieg und Frieden alarmiert sind."

Optimistischer hingegen die Tonlage beim zentralen Ostermarschbüro in Frankfurt am Main. Nach Veranstalterangaben folgten von Samstag bis Montag jeweils mehrere tausend Menschen den Aufrufen zu den Ostermärschen. "Die Beteiligung war damit so wie im vergangenen Jahr", sagte Sprecher Willi van Ooyen.

Neben regionalen Konflikten war der so genannte Atomkonflikt mit Iran das beherrschende Thema der Ostermärsche. Die Demonstranten verlangten eine friedliche Beilegung des Streits und sammelten bei den Kundgebungen für diese Forderung Unterschriften an den Bundestag. Das langjährige IG Metall-Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner warnte am Montag beim Ostermarsch in Frankfurt (Main), die USA wollten den Iran "zu einer unbedeutenden Macht zurückbomben, um die eigene Vormachtstellung im Mittleren Osten weiter auszubauen".

Bei allen Ostermärschen wurden die Planungen der Bundesregierung kritisiert, Bundeswehr künftig auch im Inneren einzusetzen. Einer entsprechenden Grundgesetzänderung werde die Friedensbewegung Widerstand entgegensetzen. Statt Aufrüstung und Auslandseinsätze der Bundeswehr

forderten die Friedensdemonstranten, das dafür notwendige Geld besser da einzusetzen, wo es dringender gebraucht wird: für die Bildung, den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und zum Erhalt der sozialen Sicherungssysteme.



Quelle: taz, 18.04.06, S. 2

Heide macht mobil

von Ulrich Schulte

Am Ende hat sogar der Wind mitgespielt: Als die DemonstrantInnen 100 blaue Luftballons mit aufgedruckten Friedenstauben steigen ließen, trieb sie eine sanfte Brise direkt über das Gelände des Bombodroms. Was sich am Ostersonntag neben dem Gelände des ehemaligen Militärübungsplatzes der Roten Armee in Nordbrandenburg abspielte, war in doppelter Hinsicht einmalig: Rund 12.000 Menschen demonstrierten gegen die Pläne der Bundeswehr, hier Tiefflüge zu üben. Damit war der Bürgerinitiative Freie Heide mit ihrer 100. Protestwanderung nicht nur ein Rekord geglückt, nämlich "die größte Einzelveranstaltung" ihrer Geschichte, wie Sprecher Benedikt Schirge sagt. Die Bombodrom-Gegner organisierten auch die bundesweit größte Friedensdemonstration.

Ein Zufall ist das nicht. Denn die Bürgerinitiative Freie Heide ist zu einem Musterbeispiel erfolgreichen Bürgerprotests geworden. Ginge es nach Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU), würden schon bald 1.700 Tiefflüge jährlich über dem 142 Quadratkilometer großen Areal in der Kyritz-Ruppiner Heide geübt. Die Tornado-Piloten müssten zum Beispiel für Nato-Auslandseinsätze trainieren, argumentiert er.

Die Idee der Bundeswehr ist alt, der Protest dagegen auch. Seit 1992 kämpften drei Verteidigungsminister mit wechselnden Begründungen vergeblich für die militärische Nutzung, die Bürgerinitiative Freie Heide hat sie alle überlebt. Mehr noch: Sie ist mit den Jahren stärker geworden. Wenn also Demonstranten wie am Sonntag Plakate mit Aufschriften "Herr Jung, hier dürfen nur die Pilze schießen!" tragen, spricht daraus ein besonderes Selbstbewusstsein.

Die Mobilisierungskraft der Bürgerinitiative hat dabei Tradition. "Dass auch in diesem Jahr so viele Menschen kamen, ist für mich vor allem ein Beleg der Kontinuität", sagt Schirge. Ein Großteil der DemonstrantInnen kommt aus der Region, aber auch Busse aus Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen trafen in dem dünn besiedelten Winkel Brandenburgs ein. Im vergangenen Jahr kamen rund 10.000 Menschen, davor pendelten die Teilnehmerzahlen um 8.000.

Ein Grund für diesen Erfolg ist, dass die Freie Heide für ein greifbares Anliegen eintritt, nicht für den Frieden an sich. Schließlich soll vor der Haustür der rund 1.000 Mitglieder der größte militärische Übungsplatz Mitteleuropas entstehen. "Unser Anliegen ist ein lokales, es hat aber globale Auswirkungen. Damit können sich viele Menschen eher identifizieren als mit abstrakten Forderungen", sagt Schirge.

Jeder sucht sich seinen Anknüpfungspunkt. Die Zugereisten mag ausschließlich der drohende Krieg gegen den Iran nach Fretzdorf getrieben haben, bei den Einheimischen sind die Motive vielfältiger: Sie demonstrieren für Frieden, aber auch gegen Umweltverschmutzung, gegen Lärm durch Überflüge, gegen die wirtschaftliche Schwächung der auf Touristen angewiesenen Region. Auch die Anfänge des Übungsplatzes in der DDR haben viele hier nicht vergessen. Die DDR-Führung drückte den Landbesitzern erst Pachtverträge auf, in den 60er- und 70er-Jahren zwang sie die Eigentümer dann zum Verkauf - zu einem Preis von 2 bis 4 Pfennig pro Quadratmeter.

So wie es aussieht, wird der Kampf der Bombodrom-Gegner lange weitergehen. Die Landesregierungen von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin votieren für eine zivile Nutzung, doch der Bund hält an den Tiefflugplänen fest. 1.000 Postkarten, die die Bürgerinitiative gesammelt hat, sollen jetzt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) überzeugen. Vor Gericht ist der Streit zwischen den Aktivisten und der Bundeswehr in vollem Gange - wobei bisher eher die Bürger punkteten. Initiativen-Anwalt Rainer Geulen ist optimistisch: Es sei nicht absehbar, wann der Übungsbetrieb aufgenommen werden könne.



Quelle: WAZ, 18.04.06

Frieden bleibt eine Herzensangelegenheit

Der Iran-Konflikt und insbesondere eine mögliche militärische Lösung stand im Mittelpunkt der Kritik. Die Position der USA zog den Unmut der Bewegung auf sich.

Rund 50 Teilnehmer fanden sich im Rahmen des Ostermarsches in Wattenscheid ein. Resignation stand nicht zur Debatte

"Für Frieden, Abrüstung und Demokratie. Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen" lautete die deutliche Forderung der Teilnehmer des Ostermarsches 2006. Mit Hannes Bienert und Josef Knop stehen in Wattenscheid zwei Senioren der Bewegung vor, die sich ein Leben lang Toleranz und Völkerverständigung auf die Fahnen geschrieben haben.

Die Gruppe von rund 50 Teilnehmern erreichte am Sonntag die Station an der Friedenskirche. Ein Termin, den Hannes Bienert unter keinen Umständen verpassen wollte: "Ich war fünfundvierzig Tage im Krankenhaus und bin extra für den Ostermarsch wieder rausgekommen", schmunzelt der 78-Jährige. Mit 16 Jahren wurde er eingezogen und bereits 1947 besuchte er das Konzentrationslager Buchenwald: "Damals habe ich mir geschworen, nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus. Ich möchte der Jugend das Grauen ersparen", verdeutlicht er.

Josef Knop teilt die Überzeugung: "Ich habe drei Jahre Krieg erlebt und möchte so etwas nicht mehr haben." Für den 83-Jährigen, der noch am Samstag seinen Geburtstag feierte, ist die Friedensbewegung eine Herzensangelegenheit, obwohl er einräumt: "Ich habe zeitlebens für den Frieden gekämpft, und es ist weitaus schwerer, als mit Waffen zu kämpfen." Er ist sich aber ebenso sicher: "Wenn die Menschen resignieren, wäre es der größte Fehler."

Teilnehmerin Patricia auf der Heiden sieht?s ähnlich: "Ich möchte ein Zeichen setzen. Wenn es keiner täte, würde ja auch niemand mehr an den ganzen Vorgängen Anstoß nehmen." Dem stimmt auch Florian Loch zu: "Ich wende mich gegen den Krieg allgemein und möchte zeigen, dass sich zumindest ein paar Menschen engagieren und sich der drohenden Risiken bewusst sind."

Nichtsdestotrotz hat die Bewegung im Laufe der Jahre an Stärke verloren: "Eine Zahl ist kein Grund aufzuhören", entgegnet Bienert. Mitstreiter Josef Knop pflichtet ihm bei: "Es gibt überall Kriege auf der Erde, die nicht sein brauchten. Da ist es wichtig aufzustehen und sich zu melden. "Ich habe drei Jahre Krieg erlebt und möchte so etwas nicht mehr haben."



Quelle: taz Nord, 18.4.2006, S. 24, 24 Z. (TAZ-Bericht), sim

Die Bundestagsvizepräsidentin und der "ganz normale politische Irrsinn"

"Für Frieden und soziale Gerechtigkeit" und gegen einen militärischen Angriff auf den Iran gingen am Samstag rund 200 BremerInnen auf die Straße. Der vom Bremer Friedensforum organisierte Ostermarsch führte vom Ziegenmarkt zum Marktplatz. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linkspartei) kritisierte - "auch als stellvertretende Fraktionsvorsitzende" - den "ganz normalen politischen Irrsinn", demzufolge in Deutschland die Vorbereitung eines Angriffskrieges, nicht aber die Durchführung strafbar sei. Auch die Öffnung der Häfen in Bremerhaven für Kriegstransporte der USA sei Beihilfe zum völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak. Vertreter der Grünen nahmen - den Fahnen nach zu urteilen - nicht teil.


E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
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