Ostermärsche und -aktionen 2007


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Ostermärsche und -aktionen 2007

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Begrüßung zum Ostermarsch Rheinland 2007 in Düsseldorf am 7. April

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Peter Bürger (in Düsseldorf)

- Sperrfrist: 7.4., Redebeginn: 15 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort! -

herzlich willkommen zum Ostermarsch Rheinland, wieder hier in Düsseldorf, - willkommen alle Pazifistinnen und Pazifisten der alten Schule, für die Krieg immer noch Krieg und nicht Friedenssicherung heißt, - willkommen alle, gleich woher von diesem Globus Ihr kommt oder wie Ihr es in Punkto "Religion" oder "Weltanschauung" haltet, - ausgenommen selbstverständlich wie jedes Jahr Faschisten: Nationalflaggen-Anbeter und Rassisten. Diese aber treffen sich gerade heute, sofern antifaschistische Interventionen nichts fruchten, zu einem Hallenfußballturnier der Rechtsradikalen in städtischen Räumen - in Düsseldorf-Benrath. Das ist übrigens genau der Stadtteil, in dem ein ganzes Polizistenheer über 100 gewaltfrei demonstrierende Kriegsgegner im letzten Jahr stundenlang eingekesselt und an der freien Meinungsäußerung im öffentlichen Raum gehindert hat.

Da wir an dieser Stelle in jedem Jahr auch Bilanz ziehen, müssen wir leider sagen: Nichts wirklich Neues unter der Sonne - soweit es die große Entwicklung auf der Weltbühne betrifft:



die Rüstungsausgaben steigen weiter und liegen jetzt bei tausend Milliarden Dollar, während die UNO-Hilfswerke immer noch mit Portokassenbeträgen arbeiten - die Rüstungskonzerne sind bei bester Laune;



die neue atomare Rüstungsspirale dreht sich noch schneller;



die Schauplätze der vollständig bankrotten Kriegsmaschinerie haben sich in Afghanistan und Irak noch blutiger entwickelt;



die Rechtfertigungen für die neue Foltermoral haben nicht aufgehört, ebenso wenig die von der Kriegs-Supermacht ersonnene Kulturkampfstrategie gegen die islamische Welt;



die Mehrheit der Medien übt sich weiterhin in Kollaboration mit dem Kriegsapparat und fand auch am Libanon-Krieg des letzten Jahres wenig Empörendes;



den Palästinensern hört - wie seit Jahrzehnten - immer noch keiner zu;



der seit Jahren ausgearbeitete US-Kriegsplan gegen den Iran führt den Westen offenbar zielstrebig ins nächste Völkerrechtsbrechen im Kampf um Öl, Gas und geostrategische Kontrolle - und-sofort .


Die so genannten "neuen Pazifisten", die uns Ostermarschierer in diesen Tagen belehren wollen, halten unverbesserlich fest am Wahngebilde von "Kriegen für Menschenrechte". Diese unsere ehemaligen Weggefährten tun das aus der Perspektive gut dotierter Berufspolitiker. Es scheint ihnen in dieser Position angeraten zu sein, die skandalöse Lage der sozialen Menschenrechte auf dem Globus einfach auszuklammern:



Wieder sind etwa 30 Millionen Menschen im verflossenen Jahr im "Imperium des Überflusses und der Schande" an Hunger gestorben; fast eine Milliarde Menschen sind chronisch unterernährt. Mehr als offenkundig ist, dass Kapitalismus über Leichenberge geht.



Der gesamte Globus wird für eine verschwindende Minderheit von Superreichen umorganisiert und geplündert: da zählen kein Völkerrecht, keine Bürgerrechte, keine demokratischen Werte und auch nicht das vordringlichste aller Rechte: leben zu können und in Würde zu leben.



Die Menschenverachtung findet hier bei uns statt. Ich empfehle den Besuch der Ausstellung auf dem nahen Worringer Platz über die Rechte von Asylbewerbern und Migranten, die man perverse Weise "Illegale" nennt.


Die acht Hauptverantwortlichen für dieses ganze Verbrechenssystem, die bei 90 % aller Rüstungsgeschäfte mitmischen, treffen sich in diesem Sommer in Heiligendamm. Deutschland ist - nicht nur als Gastgeber - ganz vorne mit dabei. Und aus deutschen Landen gibt es entsprechend doch Neues zu berichten:



Was wir im letzten Jahr nur befürchtetet hatten, liegt nun vor: ein militärisches Weißbuch im Dienste von Wirtschaftskriegen, in dem die CDU/SPD-Regierung ganz ungeniert grundgesetzfeindliche Anschauungen mit dem Schein der Legalität versieht.



Wohlstandssicherung, "freie Märkte", freie See- und Handelswege, Rohstoffversorgung und Zugriff auf Energieressourcen, Abwehr der Zuwanderer aus den armen Erdregionen ., das alles sind nunmehr im Rahmen eines neu erfundenen "Sicherheitsbegriffs" militärische Aufgabenstellungen.



Das deutsche Präsidium der kath. Friedensbewegung Pax Christi, gewiss nicht für Staatsfeindlichkeit bekannt, spricht angesichts dieser Militarisierung von einer "Bekenntnisfrage".



Nachdem laufend neue Enthüllungen über die deutsche Verwicklung in den Kriegsapparat der USA kommen, hat das Parlament nun gegen den Willen von 75 % der Bevölkerung entschieden, die Bundeswehr müsste auch mit Tornados im Afghanistankrieg dabei sein. Den ganzen Vorgang nennt man hierzulande "Demokratie".


Was uns als Friedensbewegung von den fluglahmen Haustauben aus dem Lager der Ex-Pazifisten unterscheidet, ist der unbequeme Klartext: "Wir leben in einem Land, das mitmacht; wir leben in weltweiter Perspektive in einem Täterland!" Wir aber machen da nicht mit. Unser Marsch, so werden wir gleich singen, geht für eine gute Sache: für das Überleben auf diesem Planeten, für das unteilbare Menschenrecht und für den Frieden zwischen den Völkern. Diese drei sind nur zusammen möglich, aber nicht mit der gegenwärtigen Form des brutalen Wirtschaftens ohne Rücksicht auf Verluste. Entwicklung und Solidarität lauten die Zauberwörter, und das sind nur andere Namen für den Frieden: Shalom - Salaam - Pace.



Peter Bürger ist aktiv beim Ökumenisches Friedensnetz Düsseldorfer Christinnen & Christen.

E-Mail: peter (at) friedensbilder (Punkt) de

Website: www.ofdc.de
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