Ostermärsche und -aktionen 2007


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Ostermärsche und -aktionen 2007

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zum Ostermarsch 2007 in Rostock vor der Kaserne der Deutschen ("Kriegs-")Marine in Rostock-Hohe Düne

Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Gäste des diesjährigen Ostermarsches in Rostock,

Monty Schädel (in Rostock)

auch in Rostock entwickelte sich der Ostermarsch zu einem festen Termin der hiesigen FriedensaktivistInnen. Zum wiederholten Male rufen das Rostocker Friedensbündnis und die DFG-VK gemeinsam mit anderen Organisationen auf, am Ostersamstag in der Tradition der deutschen Friedensbewegung gemeinsam mit tausenden anderen bundesweit in diesen Tagen, die Kritik an der Kriegspolitik unserer Zeit auch in Rostock auf die Straße zu bringen.

Mit einem lauten und noch lauteren klarem "NEIN" zu dieser Art der Politik, die uns Krieg und militärische Gewalt als Normalität, ja sogar als Notwendigkeit verkaufen will, wollen wir diesem Treiben jedoch nicht weiter einfach so zusehen. Krieg ist nicht normal, sondern ein Verbrechen. Und dabei spielt es keine Rolle, zu welchem Zweck vorgelogen wird, dass der Krieg notwendig sei. Krieg wird von Menschen ausgedacht, wird von Menschen vorbereitet und wird durch Menschen geführt. Ganz klar: Gute Menschen sind das nicht!

Doch diese Menschen sind unter uns und sie sind auch hier im beaschulichen Mecklenburg-Vorpommern!

In mehreren Anrufen wurde ich durch JournalistInnen in den vergangenen Tagen gefragt, ob denn die Ostermärsche etwas mit dem G8-Gipfel oder dem Protest dagegen oder, weil wir in Hohe-Düne demonstrieren, etwas mit dem Libanoneinsatz zu tun hätte. Ja sage ich da, denn sowohl hier in der Kaserne wie auch beim G8-Gipfel kommen die Menschen zusammen und agieren gemeinsam, die ich eben bereits bezeichnete.

In den nächsten Wochen werden in unserer Region sich viele der Schlechtigkeiten unserer Zeit, ein großer Teil der Verantwortlichkeiten und die dazugehörigen Personen, in Mecklenburg-Vorpommern und der Region Rostock konzentrieren.

Zum G8-Gipfel werden die Personen zusammenkommen, die für Kriege, Armut, Hunger und Ausbeutung, Zerstörung der Umwelt und von Lebensperspektiven verantwortlich sind. Sie könnten, wenn sie denn auf die Mehrzahl der Menschen auf der Welt und nicht nur auf wenige Lobbyisten und Profitinteresse Rücksicht nehme würden, dazu beitragen, dass sich die Welt zu einem Miteinander der Menschen entschließt.

Dass dieses als Möglichkeit offen steh, ist wohl unbestreitbar, doch die Hoffnung, dass dieses von den Regierungschefs der reichen Länder des Nordens, die ihren Reichtum nur durch die Ausbeutung der Menschen weltweit und hier seit mehr als eintausend Jahren erlangten, wirklich umgesetzt wird, ist aus den Erfahrungen der vergangenen tausend Jahre doch sehr gering und eingeschrumpft.

Deshalb ist unser Protest notwendig, gerecht und legitim!

Die G8 haben selbst in den letzten Jahren immer wieder Versprechungen gemacht die sich bereits bei wenigem Kratzen an der Oberfläche als Mogelpackungen herausstellten.

Schuldenerlass? - Den arme gehaltenen Ländern wurden im Gegenzug die Unterstützungen gekürzt!

Klimarettung? - Der US-Präsident weigert sich seit Jahren das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben und die deutschen Kanzlerin Merkel, nicht anders als Schröder, betätigen sich als LobbyistInnen der Umweltzerstörenden Autoindustrie!

Demokratie, Frieden und Freiheit? - Gerade die acht Regierungen betätigen sich weltweit als Kriegstreiber für die Interessen weniger Monopole und ihrer Günstlinge.

77 Prozent der deutschen Bevölkerung sprachen sich gegen die weitere Beteiligung der Bundesrepublik, jetzt mit Tornados, am Krieg in Afghanistan aus. Die Flugzeuge sind dieser Tage trotzdem gestartet. Bereits bei den vorangegangenen deutschen Kriegsbeteiligungen war immer eine Mehrheit dagegen. Trotzdem stehen tausende deutsche Soldaten im Ausland und "verteidigen" unsere Freiheit am Hindukusch, in Afrika, auf dem Balkan.

Was hätte die Bundesrepublik Deutschland mit ihrer wirtschaftlichen und politischern Macht nicht alles für Möglichkeiten, friedliche Konfliktlösungen weltweit zu forcieren. Doch Soldaten werden geschickt!

Auch hier aus Rostock und aus Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Kontingent das in ein Einsatzgebiet geht, egal ob Heer, Luftwaffe oder Marine, wird mit großem Brimborium verabschiedet. Doch - diese Menschen gehen in den Krieg. Gerade auch die deutsche Geschichte sollte uns lehren, dass Kriege nicht irgendwo von anderen irgendwo geführt werden, sondern dass es dafür (oftmals deutsche) Auslöser gab.

Mit wehenden Fahnen sind bereits deutsche kaiserliche Truppen und auch deutsche faschistische Truppen in den Krieg gezogen. Auch sie meinten, die deutschen Interessen weltweit verteidigen zu müssen. Die Auslöser und Hintergründe sind heute jedem bekannt und wer sich dem nicht verschließt, kann auch heute Interesse und Hintergründe für den angeblichen "Kampf gegen den Terror" leicht erkennen. Ich empfehle dazu das Weißbuch der Bundeswehr zur Entwicklung der Bundeswehr in den kommenden Jahren als einfache Lektüre.

Ich sage heute:

Soldaten und Soldatinnen, verweigert den Kriegsdienst! Macht Euch nicht mitschuldig!

Verweigert den Kriegsdienst! Jede/jeder der mit der Bundeswehr in einen Auslandseinsatz geht macht sich an der neuen Kolonialisierung mitschuldig, unterstützt mit seinem (vielleicht ja sogar gut gemeinten) Einsatz, dass Ressourcen auf der Welt nur Wenigen und nicht der gesamten Menschheit gemeinsam zu Gute kommt. Verweigert - wir werden Euch in der Friedensbewegung gern aufnehmen!

Denn welche Freiheit und Demokratie wollen denn die G8 uns weiter vorspielen. Sie reden davon, Freiheit und Demokratie weltweit zu schützen und andere Menschen zu befreien. Hier kommen sie jedoch zusammen und



verbarrikadieren sich hinter einem Zaun



schaffen demokratiefreie Zonen



schränken Grundrechte, die sie vorgeben weltweit zu schützen, wie die auf freie Meinungsäußerung, Demonstrations- und Versammlungsfreiheit und auf Bewegungsfreiheit ein bzw. schaffen sie in einigen Bereichen gar ab,



setzen sich mit dem geplanten Einsatz der Bundeswehr in Inneren über geltendes Recht hinweg und



drohen selbst bei geringsten Rechtsverstößen (Ordnungswidrigkeiten wie Blockaden) Gewalt gegen DemonstratInnen an.


Selbst die mittlerweile erstrittenen Zugeständnisse für die Protestbewegung können über dieses Heuchelei nicht hinwegtäuschen. Während die G8 und ihre Handlanger weltweit Gewalt ausüben und rechtfertigen um ihre Interessen durchzusetzen, geben sie sich hier friedlich und stoßen ein Schrei der Empörung aus, wenn hier Gruppen ankündigen, sie werden gegen diese Gewalttäter in Abendkleid und Anzug auch mit nicht friedlichen Mitteln demonstrieren. Welch eine Heuchelei! Polizeiliche und militärische Gewalt weltweit zum Einsatz bringen und gleichzeitig Blockaden und Zaunerklimmungen mit Terroranschlägen in einen Hut zu schmeißen. Scheinheiligkeit!

Gemeinsam mit tausenden anderen werden wir im Juni kraftvoll gegen Krieg, Militarismus und Folter demonstrieren und unserer Vorstellungen von einer anderen Welt formulieren.

Am 01. Juni werden wir das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner-Heide symbolisch Neubesiedeln. Auf dem Gelände, auf dem für den Krieg geübt werden soll, werden wir aus den Zielpyramiden der Bundeswehr in Aktionen zivilen Ungehorsams Bewohnungen zimmern, denn für den Krieg üben soll genauso wenig anonym sein wie es der Krieg selbst ist. Jedes (militärische) Ziel ist ein zuhause.

Am 02. Juni werden wir die größte Demonstration in Rostocks Geschichte erleben. Zehntausende Menschen aus aller Welt werden hierher zu uns kommen um gemeinsam gegen die Form der Globalisierung der G8 zu demonstrieren.

Am 05. Juni werden Antimilitaristen und andere KriegsgegnerInnen und GlobalisierungskritikerInnen am Fliegerhorst/ Flughafen Laage auf die Kriegsübungen bei uns vor der Tür aufmerksam. Auf dem Fliegerhorst werden neue Kampfflieger auf dem Eurofighter ausgebildet, sollen die Kampfflugzeuge zum Bombodrom starten und sind die AWACS-Überwachungsflugzeuge als Leitstation für vorangegangenen NATO-Kriege gestartet.

Wir werden darauf aufmerksam machen: Vor unserer Tür liegt ein Kriegsausgangsplatz!

Außerdem soll den an dem Tag ankommenden Delegationen der G8 sehr deutlich gemacht werden: Wir wollen Euch und vor allem Eure Politik hier nicht! - Fliegt doch gleich wieder zurück!

Darüber hinaus gibt es viele weitere Aktionen des Protestes in den ersten Junitagen hier in Rostock und Umgebung. Bringen sie sich mit ein - inhaltlich und / oder organisatorische!

Hilfe ist immer gern gesehen, denn um mit den Ton-Steine-Scherben zu Enden: Allein machen sie dich ein!

Lassen sie uns gemeinsam stark sein und stärker werden!



Monty Schädel ist Bundesgeschäftsführer der Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK).

E-Mail: mail (at) montyschaedel (Punkt) de

Website: www.montyschaedel.de
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