Ostermärsche und -aktionen 2007


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Ostermärsche und -aktionen 2007

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Ostermarschrede 2007 in Nürnberg, 9. April

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herrn,

Arno Weber (in Nürnberg)

- Es gilt das gesprochene Wort -

heute sind wir, bei diesem [aktuelles Wetter], gemeinsam marschiert. Heute haben wir uns hier an der Nürnberger Lorenzkirche eingefunden, um zu demonstrieren: Wir wollen ein Ende der Politik des Kriegs, der Kampfeinsätze, der Gewalt und der Missachtung der Menscherechte! Vorrang muss der Frieden, die Gerechtigkeit und die Menschenwürde haben.

Könnten wir denn heute nichts anderes tun? Uns geht es doch gut, wir könnten doch einen schönen Osterspaziergang machen zusammen mit unseren Familien und Freunden. Doch stattdessen stehen wir uns hier die Füße platt und rufen unseren Zorn in die Welt hinaus. Warum?

Ich kann jetzt hier nicht für jeden hier am Platz sprechen, ich weis allerdings warum ich hier bin.

Da gibt es eine ganze Menge von Gründen, wie wir es auch in dem Aufruf zum heutigen Tag genannt haben.

Ganz vorne steht "Verlogenheit". Sie begegnet uns täglich in vielen Äußerungen.

Verlogen ist es, zu behaupten, man müsse den Terror bekämpfen und schickt immer mehr Soldaten in den Irak, weil man mit den Problemen nicht fertig wird.

Verlogen ist es, man müsse diktatorische Regierungen bekämpfen und unterstützt kriminelle Warlords.

Verlogen ist es, man müsse Demokratie mit militärischen Mitteln verbreiten und schaut dabei nur auf die Länder, in denen es wichtige Rohstoffe gibt, wie im Irak oder im Iran, oder die eine strategisch wichtige Rolle bei der Nutzung dieser Rohstoffe spielen, wie in Afghanistan.

Verlogen ist es, zu behaupten, man möchte die Menschenrechte schützen und lässt es zu, dass Aussagen unter Folter erpresst werden und man tatsächlich ernsthaft darüber nachdenkt, ob diese Aussagen auch noch vor Gericht verwendet werden dürfen.

Anstatt anderen auf zivilen Weg zu helfen, eine demokratische menschliche Gesellschaft zu schaffen, bewegen wir uns selbst auf dem Weg zurück in Zeiten, die schon längst überwunden geglaubt wurden.

Den Irrsinn, den die Bush-Administration mit der ständigen Ausweitung des Irak-Einsatzes betreibt, findet auch im eigenen Land immer weniger Zustimmung. Dennoch wird daraus nichts gelernt, das Säbel-Schwingen geht weiter, das nächste Zielobjekt, der Iran, ist schon im Visier.

Die indirekte Unterstützung des US-Militärs bei ihrem Kriegseinsatz im Irak durch unser eigenes Land ist trotz aller Dementis vorhanden und soll auch noch ausgebaut werden. Die Nutzung des Nürnberger Flughafens durch US-Militärs gehört dazu. Die Erweiterungspläne für die US-Basis in Katterbach / Illesheim im Raum Ansbach deuten auf Eskalation hin. Unsere Bundesregierung muss sofort diese indirekte Unterstützung einstellen! Und ich erwarte ebenfalls, dass wir uns nicht an den neuen Kriegsvorbereitungen gegen den Iran beteiligen.

Krieg löst kein Problem, sondern schafft nur Weitere. Wir wissen es alle.

Die eigenen Erfahrungen in Afghanistan bieten genügend Lernpotenzial. Die Konflikte nehmen zu, die Taliban bekommen wieder Zulauf. Soziale Probleme sind nicht gelöst und zivile Hilfsorganisationen beklagen zum Teil, durch die Anwesenheit der fremden Truppen eher noch zur Zielscheibe zu werden.

Um Brunnen und Schulen zu bauen, damit die Bevölkerung wirklich vorankommt, braucht man Baumaterial und eben keine Panzer - erst recht auch keine Tornados! Ganz egal mit wie viel militärischen Tam-Tam sie glorifizierend verabschiedet werden. Dabei geht es um Krieg, um blutigen Krieg. Die Bundesregierung nimmt es in Kauf, dass wir immer stärker in diesen Krieg hineingezogen werden. Und das hat weitreichende Folgen.

So bekommen genau diejenigen Hardliner Zulauf, die aus ideologischen Gründen eine Eskalation der Gewalt vorantreiben, oder für kriminelle Zwecke ausnutzen.

Ich fordere die sofortige Freilassung aller festgehaltenen Geiseln, egal ob im Irak oder sonst wo,

und fordere gleichzeitig auch den Truppenabzug aus den Kriegsgebieten, nur so ergibt sich eine tragfähige Basis für weitere Schritte.

Viele behaupten, wenn nun die Truppen abgezogen werden, dann würde sofort das Chaos ausbrechen. Aber stimmt diese Argumentation? Mit ähnlicher Begründung wurde einstmals behauptet, dass nur mit Hilfe der fremden Truppen Länder befriedet werden könnten. Weder im Irak noch in Afghanistan kann aber von friedlichen Zuständen gesprochen werden. Haben wir also den Mut, einen anderen Weg zu finden, schlechter, als der bisher eingeschlagene, ist er auf keinem Fall.

Die beiden Verhaltensforscher Maslow und Herzberg haben einmal eine menschliche Bedürfnispyramide aufgestellt. Zu den Dingen, die unzufrieden und Angst machen, gehören neben dem nicht befriedigen körperlicher Bedürfnisse auch das Fehlen der Sicherheit. Es macht Menschen kaputt. Dies gilt für die israelische Familie, die in ständiger Sorge leben muss, dass das Kind auf dem Schulweg von einem Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt wird im gleichen Maße wie für die palästinensische Mutter, die in ständiger Angst ist, dass eine israelische Rakete in ihr eigenes Haus, oder das ihrer Verwandten, einschlägt.

Mit diesen Wellen der Gewalt wird es nie eine tragfähige Zukunft geben. Die Gewalt-Spirale muss durchbrochen werden, im Nahen Osten und anderswo. Waffenlieferungen sind aus genau diesem Grund ein Verbrechen, es wird nur weiteres Öl ins Feuer gegossen.

Nebenbei: Es ist schon erstaunlich, wie viel Geld unser Land hat, um an andere Länder U-Boote zu verschenken.

Aber es gibt auch positive Gründe, warum ich heute hier bin.

Ich möchte dafür stehen, eine europäische Einigung einzufordern, die auf Humanität und Gerechtigkeit aufgebaut ist, anstatt darauf, neue Eingreiftruppen aufzustellen und eine "Verpflichtung zum ständigen Ausbau der militärischen Fähigkeiten" festzuschreiben. Denn ohne sich zu schämen wird auch noch im Strategiepapier der Bundeswehr vom Zugriff auf Rohstoffe und Absicherung politischer Interessen gesprochen.

Ich hoffe auf eine Zukunft, in der Existenzgrundlagen vorhanden sind sowie Ausbildungsplätze und berufliche Perspektiven gefunden werden können. Rüstungsausgaben können beides weder nachhaltig noch dauerhaft sichern.

Hunger und Unterentwicklung haben viele Ursachen und führen zu politischen Spannungen. Gerechter Handel in- und außerhalb der Europäischen Union hilft dazu, Spannungen abzubauen und Konflikte zu vermeiden. Absolut kontraproduktiv ist es aber, sich mit Militär wirtschaftliche Vorteile sichern zu wollen.

Ich wünsche mir, dass die Weltgemeinschaft endlich auch gemeinsam die großen ökologischen Herausforderungen annimmt. Ozonloch, Klimakatastrophe sind dabei nur Spitzen.

Es gibt also einige Herausforderungen für uns und für unsere Politiker. Deshalb werden wir auch weiter machen. Arbeiten wir zusammen dafür, dass sich immer mehr Menschen Aktiv für Abrüstung einsetzen.

Danke.



Arno Weber ist aktiv beim Nürnberger Friedensforum.

E-Mail: weber (at) friedensforum-nuernberg (Punkt) de

Website: www.friedensforum-nuernberg.de
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