Ostermarsch
2008


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Ostermärsche und -aktionen 2008

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rededisposition für den Ostermarsch in Landstuhl

"Mauern in unseren Köpfen - Mauern zwischen Menschen."

Dieter Appel (in Landstuhl)

Von den Auswirkungen der Traumatisierung am Beispiel des Israel/Palästina-Konflikts.

In einem Redebeitrag während des diesjährigen Ostermarsches stellt Herr Dr. Dieter Appel Zusammenhänge zwischen Traumatisierung, Angst, gegenseitiger Abgrenzung und Retraumatisierung dar anhand von Begegnungen in Israel und Palästina mit ganz unterschiedlichen Gruppierungen und Einzelpersonen. Die Erfahrungen sind übertragbar auf viele andere Konflikte in der Welt.

Interessant sind besonders die konkreten Beispiele für friedliche Lösungsansätze vor Ort, so dass Friedensideen auch für andere Konflikte entstehen können.

Nachfolgend einige Thesen zum frei vorgetragenen Beitrag:

1. These:

Das wirklich Bedrängende in der Welt ist nicht der "internationale Terrorismus", sondern der immer wieder ablaufende innere Film in den Köpfen der durch Gewalterfahrung traumatisierten Menschen.

In den letzten 10 Jahren kam es zu einer überdimensionierten Abschottung amerikanischer Militäreinrichtungen in Deutschland durch Mauern und Stacheldrahtzäune.

- Persönliche Erfahrungen aus der Region.

2. These:

Der 11. September hat nicht nur Erstarrung, Verdrängung und hohes Sicherheitsbedürfnis ausgelöst. Der Irak-Krieg ist ein Beispiel für den hilflosen Versuch, durch Re-Inszenierung der Gewalterfahrung die Traumatisierung eines ganzen Volkes wieder aufzulösen.

- Einige Stichworte zur Entstehung und Dynamik von Psychotraumata.

3. These:

"Die Shoah geht weiter" in den Köpfen der betroffenen Menschen von damals und ihren Nachkommen heute.

- Begegnung mit einer Holocaust-Überlebenden in Israel.

- Erstarrung im christlich-jüdischen Friedenszentrum Nes Ammim.

4. These:

Israel/Palästina ist ein zerrissenes Land, das von zwei traumatisierten Völkern bewohnt wird.

- Auf dem Berg Meron: Zwei Kulturen nebeneinander, wie in einem dissoziativen Zustand.

- An den Wurzeln des Judentums: Abgekapseltes Leben in Zafet und die Begegnung mit dem Rabbiner Zvi Berger.

- Langer Marsch durch Mauer und Terminal: Eine Wiedererleben von KZ-Erfahrungen?

- B`Tselem: Warum das israelische Menschenrechtsbüro kompromisslos aus der Perspektive der Entrechteten informiert und warum nun ein Büro in Washington eröffnet werden soll.

- Gastfreundschaftliche Begegnungen mit palästinensischen Familien am Neujahrstag.

- Das Dilemma der christlich-palästinensischen Schule Talitha Kumi.

- Die Friedensarbeit der palästinensischen Frauen fängt in den Familien an.

- Begegnung mit der Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser.

5. These:

Die Mauer zwischen Israel und den Palästinenser-Gebieten droht zum "ganz normalen Wahnsinn" im Alltag zwischen den beiden Völkern zu werden.

- Die Mauer als Kunstwerk palästinensischer Kreativität: eine Verarbeitungsstrategie.

- Ein kleiner, wichtiger Durchlass zur Schule Talitha Kumi.

- Caritas-Baby-Hospital Bethlehem: ein Ort der Hoffnung und des Burnout.

- Jugendarbeit im Palästinenser-Flüchtlingscamp Deheische.

6. These:

Nachhaltige Friedensinitiativen sind möglich!

- Sie beginnen im eigenen Kopf mit dem Abbau trennender Mauern; also keine Be- oder Entwertung der Konfliktparteien.

- Konkrete, wertschätzende menschliche Begegnungen sind die Grundlage, damit Integration traumatischer Erfahrungen und damit Heilung gelingen kann.

- Statt fertige Friedenskonzepte: Lebenssituation verstehen - Ungerechtigkeiten beseitigen - Ressourcen aufgreifen - Entwicklung unterstützen.



Dieter Appel ist Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Institutsambulanz in den Johannesanstalten Mosbach.

E-Mail: Dr (Punkt) Dieter (Punkt) Appel (at) uminfo (Punkt) de
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