Ostermarsch
2008


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Ostermärsche und -aktionen 2008

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Geistliche Besinnung auf dem 16. Ostermarsch in der Ruppiner Heide, 23. März 2008, in der Fretzdorfer Kirche

Liebe Freundinnen und Freunde der Freien Heide,

Peter Kranz (in Fretzdorf)



- Es gilt das gesprochene Wort -



heute sind wir zusammen im 50. Jahr der Ostermarsch-Bewegung, um den 16. Ostermarsch um Bombodrom in der Ruppiner Heide durchzuführen.

Seit 16 Jahren sind wir unterwegs, um zu verhindern, daß hier in dieser wunderschönen friedlichen Landschaft Tiefflieger ihre Runden drehen und Übungs-Bomben abwerfen oder Artilleriegeschosse dröhnen, um Krieg zu üben, um das Töten zu üben.

Was hatten wir für Träume für unser Land nach dem Fall der Mauer?

In der Mitte Europas ein Land des Friedens!

Unsere Friedensgruppe in der Lutherkirche in Spandau machte damals am Ostersamstag eine Politisch-Liturgische Osternacht mit dem Titel "Deutschland ohne Armee"

Und heute führen wir Krieg - in Afghanistan, weil ein US-Präsident mit Waffengewalt die Welt beherrschen möchte. Und wir da unbedingt mitmachen müssen.

Oder zynisch gesagt:

Unsere Soldaten verteidigen am Hindukusch nicht unser Land, wie Peter Struck uns weis machen will, sondern den Mohnanbau afghanischer Kriegsfürsten.

Für uns Christen ist die Antwort auf solche Kriegseinsätze eindeutig.

Die Botschaft der Bibel ist eine Friedensbotschaft.

"Das Gedröhne der Soldatenstiefel wird vergehen und die mit Blut getränkten Soldatenstiefel werden verbrannt," so sieht es der Prophet Jesaja.

Und die Umrüstung der "Schwerter zu Pflugscharen und der Spieße zu Sicheln", davon träumt der Friedensaktivist Micha: "Keinen Krieg mehr und auch keine Ausbildung zum Krieg-Führen und Töten." Das ist die Friedensbotschaft Gottes.

Und deutlich wird bei den Friedenstexten der Bibel auch, daß Frieden nicht isoliert von Recht und Gerechtigkeit existieren kann.

Frieden im Sinne Gottes bedeutet nicht nur das Schweigen der Waffen, sondern auch ein menschenwürdiges Leben für alle, bedeutet Menschenrechte, sozialer Rechtsstaat, soziale Gerechtigkeit.

Auch bei uns liegt die soziale Getrechtigkeit im Argen. Und international noch viel mehr!

Statt in Kampfeinsätze zu investieren, sollten wir auf Entwicklung und zivile Konfliktlösung setzen.

Aber die Bibel sieht leider auch realistisch:

Das Töten und das Krieg-Führen fällt uns Menschen sehr viel leichter als die Suche nach Frieden.

Wir sehen das aktuell sehr deutlich Statt die Bundeswehrtruppen aus Afghanistan abzuziehen, werden die Kämpfe dort weiter angeheizt, indem die Bundesregierung eine weitere Kampfeinheit hinschickt.

Und die deutschen Generäle, die zum Afghanistan-Einsatz interviewt werden, sind heiß auf Kampfeinsätze.

Die über 100 deutschen Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan fordern, daß sie endlich ohne die Anwesenheit von Militär arbeiten können.

Nötig wäre daher eine deutliche Aufstockung der Mittel für den zivilen Aufbau.

Jesu konsequente Friedensbotschaft endet mit seinem Tod am Kreuz am Karfreitag.

Und die Aufforderung der Propheten, die Waffen fortzulegen, verhallt in kriegerischen Auseinandersetzungen und schließlich in Katastrophen.

Das ist auch das Fazit, was wir fünf Jahre nach dem US-Einmarsch in den Irak sagen müssen: Das Land ist am Boden zerstört. Jeder dritte Iraker lebt als Flüchtling unter dürftigsten Bedingungen.

Religiöse Cliquen bewegen sich am Rande des Bürgerkriegs und der Terror, das ist die Hauptbotschaft des US-Einmarsches, der Terror ist gefördert worden.

Wir wissen: Der Krieg ist die größte Geißel der Menschheit. Kriege lösen keine Konflikte.

Nur Frieden, nur friedlicher Ausgleich geben den Menschen Zukunft.

Zum Frieden gibt es keine Alternative.

Waffen, Ausbildung an Waffen und das Üben mit Waffen müssen geächtet werden.

Da ist die Bibel kompromißlos.

Also auch keine Tiefflüge, keine Übungsbomben und keine Artilleriegeschosse auf die Ruppiner Heide.

Wir brauchen keinen Truppenübungsplatz.

Franz-Josef Jung möchte diesen Übungsplatz. Gott möchte ihn nicht!

Die Kriegsverherrlicher haben die Waffen und das Geld. Wir haben den längeren Atem.

Die Osterbotschaft ist die Botschaft von der Auferstehung gegen den Tod, Auferstehung gegen das Töten, Auferstehung zum Leben. Wir haben den längeren Atem. Dazu stärke uns Gott. Amen.



Peter Kranz ist Friedensaktivist und Pfarrer der Luthergemeinde in Berlin-Spandau. Vita siehe hier.

E-Mail: p-kranz (at) t-online (Punkt) de

Website: www.oekumenischeszentrum.de
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