Ostermarsch
2008


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Ostermärsche und -aktionen 2008

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag beim ostermarsch Ruhr 2008 in Bochum-Werne am 24. März

Liebe FriedensfreundInnen und Friedensfreunde,

Felix Oekentorp (Bochum-Werne)



- Es gilt das gesprochene Wort -



derweil wir an Rhein und Ruhr unseren dreitägigen Ostermarsch durchgeführt haben und durchführen, haben die Friedensfreunde in Belgien am Samstag am NATO-HQ eine Aktion unter dem Namen "NATO Game Over - Powered by Bombspotting" durchgeführt. Gründe dafür gab und gibt es reichlich: Im dortigen NATO-HQ werden weltweite militärische Interventionen geplant und vorbereitet, so gegen Afghanistan, die NATO ist verantwortlich dafür, dass Atombomben in Europa stationiert sind.

Anfang April wird in Bukarest ein neues strategisches Konzept der NATO beraten, das im nächsten Jahr zum 60. Jahrestag der NATO-Gründung verabschiedet werden wird. Es gibt keinen Zweifel daran, dass damit auch die bislang noch ausgeschlossenen Ersteinsätze von Atombomben beschlossen werden sollen. Bis 2000 galt, dass die Atomwaffen der NATO grundsätzlich "nur" eingesetzt würden gegen Staaten, die ebenfalls Atomwaffen besitzen. Dann wurde diese Selbstbeschränkung teilweise fallengelassen, nun sind auch Staaten mit anderen Massenvernichtungswaffen (biologisch oder chemisch) potentielle Ziele für Atombomben-Einsätze.

Friedensaktivisten aus ganz Europa werden/waren am Samstag bei NATO-Game-Over in Brüssel beteiligt (sein), einer gewaltfreien Aktion, um die NATO zu schließen. Der offenen Ankündigung solcher Aktionen begegnet der belgische Staat jedes Mal mit gewaltigen Schutzaktivitäten, Verboten, Stacheldraht, etc.

NATO-Game-Over ist, darauf legen die Aufrufenden großen Wert, weder eine Demo noch eine Art Spiel. Es ist eine gewaltfreie Aktion die allen Beteiligten höchste Disziplin abverlangt. Alle Teilnehmer verpflichten sich, auch im Falle von Provokationen strengstens gewaltfrei zu bleiben.

Atomwaffen und die Pläne der NATO und der USA im Umgang damit sind nicht nur unvorstellbar unmenschlich sondern auch rechtswidrig.

Der internationale Gerichtshof hat in seinem Richterspruch vom 8. Juli 1996 die Anwendung der Atomwaffen wie auch die Drohung des Einsatzes als völkerrechtswidrig benannt. Trotzdem nehmen die Teilnehmer von NATO-Game-Over eine Verurteilung bis zu einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren in Kauf, die für das widerrechtliche Betreten von Militäranlagen möglich ist. Sie stellen das Völkerrecht über das nationale Recht - bislang hat sich der belgische Staat bei früheren Aktionen nicht getraut, die Teilnehmer vor Gericht verurteilen zu lassen, aber es gibt keine Gewähr, dass das auch in diesem Jahr wieder so sein wird.

Wer am Sonntag in Langendreer war hat sicher beim Beitrag von Claudia Haydt von der Aktion Game Over gehört. Etwa 700 Aktivisten aus 17 europäischen Staaten haben versucht, auf das NATO-Gelände einzudringen, etwa 50-70 davon erfolgreich. Es gab dabei zahlreiche Festnahmen, die Rede ist von etwa 100 bis 400 Menschen je nach Informationsquelle. Ob und wie viele dieser Festgenommenen noch immer in Polizeigewahrsam sind kann ich nicht sagen.

Zur Erinnerung: Nach wie vor sind in Europa trotz allem, trotz Ende des Kalten Krieges, trotz ihrer Völkerrechtswidrigkeit, trotz aller Proteste und Aktionen noch über 350 Atomwaffen gelagert. Viele davon ganz in der Nähe von NRW, beispielsweise in Kleine Brogel (zwischen Eindhoven und Genk in Belgien), in Volkel (zwischen Nijmegen und Eindhoven, Niederlande) oder in Büchel bei Cochem (Rheinland Pfalz). In Nörvenich (bei Aachen) gibt es einen NATO-Flughafen der vorbereitet ist auf den Start von mit Atomwaffen bestückten Flugzeugen.

Ihr seht, der Kampf der Friedensfreunde in Belgien betrifft uns ganz direkt. Atomwaffen sind längst kein erledigtes Problem, über das wir nur noch in Geschichtsbüchern lesen müssen,

Auch in Büchel, ich erwähnte es schon, werden nach wie vor Atomwaffen gelagert mit einer nuklearen Sprengkraft die dem 150fachen von Hiroshima entspricht. Deutsche Soldaten des Jagdbombergeschwaders 33 üben täglich mit dieser ungeheuren Vernichtungswaffe. Deutschland ist damit - allen feierlichen Sonntagsreden zum Trotz - beteiligt an den Vorbereitungen des größtmöglichen Verbrechens der Menschheit.

Deshalb wird es in diesem Jahr zum Antikriegstag wieder eine Umrundung des Atomwaffenlagers geben. Oder genauer: In der letzten Augustwoche wird es ein Aktionscamp geben vom 23.8. bis zum 1.9., werden Tag für Tag Umrundungen des Atomwaffenlagers stattfinden, am Samstag den 30. August dann eine Großdemo, eine Umrundung und auch eine gewaltfreie Aktion zivilen Ungehorsams wie am Samstag in Brüssel.

Die DFG-VK NRW und das Ostemarsch-Komitee werden dazu einen (oder noch lieber mehrere!) Busse organisieren, damit auch aus unserer Region eine rege Teilnahme gewährleistet ist.

Wir wollen damit den Abzug der letzten Atomwaffen aus Deutschland bewirken. Nicht dass das Problem der Atomwaffen damit bereits erledigt wäre, aber jedes Land, das wieder sauber wird, ist ein wichtiger Schritt zu einer atomwaffenfreien Welt.

Die Tatsache, dass 63 Jahre nach den Bomben auf Hiroshima und Nagasaki diese ungeheuren Waffen nicht verschwunden sind, ist unvorstellbar. Das bedeutet, dass wir uns nur noch mehr anstrengen müssen. Jetzt und hier und überall!



Felix Oekentorp ist aktiv bei der DFG-VK. Vita siehe hier

E-Mail: felix (at) dfg-vk (Punkt) de

Website: www.dfg-vk.de
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