Ostermarsch
2008


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Ostermärsche und -aktionen 2008

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede Ostermarsch 2008, Auftaktkundgebung in Erlangen am 22.3.2008

Liebe Freundinnen und Freunde,

Hans Hoyer (in Erlangen)

"Es ist völlig klar, dass die SPD, aber auch die Union, die FDP und weite Teile der Grünen mit der klaren Unterstützung des Afghanistan-Einsatzes gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung stehen. Dennoch bleibe ich dabei: Die Interessen Deutschlands werden auch am Hindukusch verteidigt."

so SPD-Fraktionschef Peter Struck in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 16.3.08

Früher hat Struck als Kriegsminister der Schröder-Regierung noch von der Demokratie gesprochen, die am Hindukusch verteidigt werden muss. Heute ist er ehrlicher. Es geht auch ihm um Öl.

Ein Bericht im Weltspiegel der ARD vom gleichen Sonntag verfolgt mich bis heute.

Unter dem Titel

USA: Irak-Veteranen - Vom Trauma zum Selbstmord berichtet der Weltspiegel wörtlich:

"Jeffrey Michael Lucey war ein knappes Jahr zuvor aus dem Irak zurückgekehrt. Seine Eltern bemerkten sofort, dass ihr sonst so lebenslustiger Sohn nicht mehr derselbe war...

"Heute denke ich, mein Sohn ist im Irak gestorben", sagt seine Mutter, "obwohl er sich erst zu hause umgebracht hat. Seine Seele wurde im Irak getötet..."

Sein Vater sagte: "Er hatte zwei gefangene unbewaffnete Iraker" und ein Vorgesetzter schrie von hinten: Lucey, verdammt noch mal, drück endlich ab. Er hat mir gesagt, dass sie nur wenige Meter entfernt standen: er sag die Angst in ihren Augen. Für ihn waren sie nicht nur irgendwelche Feinde, sondern Menschen. Sein Gewehrlauf zitterte, dann hat er abgedrückt." Wir glauben, dass ihm das die innere Verletzung zugefügt hat, von der er sich nicht mehr erholte."

Jeffrey hat sich im Keller seines Elternhauses erhängt.

Es sterben mehr US-Soldaten, die im Irak oder in Afghanistan im Krieg waren, durch Suizid als auf dem Schlachtfeldern. Was zurück bleibt, ist die Trauer der Familien.

Am Ende des Beitrages warnte der Moderator davor, dass bei weiterer Kriegsverstrickung der Bundeswehr in Afghanistan mit Selbsttötungen von Bundeswehrsoldaten auch bei uns zu rechnen ist.

Das Wort heißt KRIEG!

Die USA und die NATO haben 2001 Afghanistan überfallen, 2003 den Irak. Sie haben dort Tausende Menschen getötet und nicht wenige ihrer Krieger verloren, Milliarden in den Sand gesetzt und wissen nun nicht, wie sie die Karre aus dem Dreck holen können. Und so schwätzt man von "schnellen Eingreiftruppen", von "Missionen", von "Operationen", von "friedensstiftenden Maßnahmen" und vom Kampf für "Freiheit und Demokratie". Nur ein Wort vermeiden die Herrschaften: KRIEG!

Die NATO-Länder führen in Afghanistan KRIEG.

Krieg bedeutet Tod, Verletzungen, Leid. Vor allem für Zivilisten. Sie leiden doppelt. Einmal unter dem Wüten der Waffen und andererseits darunter, dass Milliarden für diese Waffen ausgegeben werden statt für Essen, Medikamente, Wohnungen und Schulen. Neun von zehn Euro, die aus der EU nach Afghanistan fließen, werden für Militärisches verpulvert.

Während dessen verhungern und erfrieren in der vor Jahren "befreiten" Hauptstadt Kabul in diesen Tagen Menschen. Der angebliche "Krieg gegen den Terror" ist ein Krieg gegen die Armen. Sie verwüsten Dörfer und Landschaften, sie bombadieren Hochzeitsgesellschaften, Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser.

Die Bundeswehr führt in Afghanistan KRIEG.

Ob mit den Tornados im Süden Afghanistans, ob mit den der Killerkommandos der KSK-Truppen, ob mit Ausbildungsoffizieren bei Kampfeinsätzen in Südafghanistan. Die Bundeswehr bildet 16jährige Afghanen für den schmutzigen Krieg aus.

Die Bundeswehr setzt Kinder als Minensucher ein, so ein Bericht im "Stern". Die Bundesregierung dreht mit an der Eskalationsschraube. Mit dem Beschluss der Bundesregierung, die in Nordafghanistan operierende schnelle Kampftruppe Quick Reaction Force zu übernehmen, verstrickt sich Deutschland immer tiefer in den Krieg in Afghanistan.

Die Rüstungsprofite sprudeln

Deutschlands Panzerbauer kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher. Bei Krauss-Maffei werden Sonderschichten gefahren. Je mehr Auslandseinsätze die Bundeswehr übernimmt, je tiefer sie in Afghanistan in den Krieg einsteigt, um so höher wird der Bedarf nach geeignetem Kriegsgerät. Deutsche Waffen morden mit auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt. Deutschland ist weltweit die Nummer 3 der Waffen-Dealer, in der EU sogar an erster Stelle. Die Rüstungsprofite sprudeln.

Die Kriegspropaganda läuft auf vollen Touren.

Die Kriegsparteien lügen und tricksen. Dem Volk soll das Hirn vernebelt werden. Kriegseinsätze werden zu Friedensmissionen umgedichtet, aus Tornados zu machen sie Friedensengel.

Der Frieden unserer Minister und Militärs buchstabiert sich wie Öl. Ihre Sicherheit buchstabiert sich wie Militärstützpunkte.

Die vielen Milliarden Euro, die das alles kostet,

bezahlen wir teuer mit Hartz 4, mit der Rente mit 67, mit höheren Sozialversicherungsbeiträgen, mit mehr Arbeitslosen, mit höheren Abgaben, mit Verteuerungen, mit Steuererhöhungen, mit massiven Verschlechterungen im Gesundheitswesen und im Bildungswesen.

Das brauchen wir alles nicht.

Was wir aber brauchen ist Abrüstung jetzt.

Wir brauchen keinen Krieg.

Deshalb raus mit allen Truppen aus Afghanistan, raus aus dem Irak.

Stoppen wir die imperialistischen Kriegstreiber - bevor sie die ganze Welt verbrennen.

Busch will weitermachen

Zum 5. Jahrestag des Überfalls auf den Irak sieht Bush "unbestreitbare Erfolge" seiner Kriegspolitik im Irak. Es ist ein vernichtendes Ergebnis!

Bis Herbst 2007 etwa 1,2 Millionen Iraker getötet und 1,1 Millionen verwundet.

Millionen sind auf der Flucht.

60.000 sitzen in den Folter-Gefängnissen der Besatzer, viele ohne Anklage oder Prozess.

Mißbrauch, Folter, Vergewaltigung und Mord sind alltäglich und überall im Irak. In den 5 Jahren Besatzung im Irak wurden alleine 2200 Mediziner und Krankenschwestern ermordet. Es fehlt an grundlegender Gesundheitsversorgung, an sauberem Wasser. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan stellt fest: Der irakischen Bevölkerung geht es heute schlechter als während der Diktatur unter Saddam Hussein.

Deutschland ist Drehscheibe des Krieges

Die Bundesregierung stellt deutschen Boden und Luftraum für den Krieg zur Verfügung. Unser Land ist die Nachschubbasis für den Kriegsterror der US-Truppen.

Rammstein ist der größte US-Luftwaffenstütztpunkt außerhalb der USA.

In Heidelberg und Stuttgart sitzen die NATO und das US-Army- Hauptquartier. Auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr trainieren die "Stryker- Brigaden" für den Häuserkampf in Bagdad.

Den Standort in Katterbach/Ansbach bauen die USA zur grössten Hubschrauberbasis Europa aus, um von dort in den Krieg zu ziehen. Bereits 2003 waren die Ansbacher Kampfhubschrauber am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak beteiligt.

Auf deutschem Boden lagern die US-Truppen Atomwaffen für den atomaren Erstschlag.

Die Zufahrten zum Nürnberger Flughafen sollen für das Militär ausgebaut werden. Viele der hier stationierten über 60.000 US-Soldaten rotieren immer wieder zu Kampfeinsätzen, Verweigerer sitzen in USMilitärgefängnissen auf deutschem Gebiet.

Damit muss Schluss sein!

Die US-Militärbasen in Deutschland müssen geschlossen werden. Kein Ausbau von Grafenwöhr und Katterbach. Die US-Atomwaffen in Deutschland müssen sofort abgezogen werden. Mit der Verrohung der internationalen Beziehungen " mit der Brechung des Völkerrechts durch die Bundesregierung gehen zwangsläufig einher die Beugung unseres Grundgesetzes und die Verrohung des nationalen Rechts. Innenminister Schäuble ist für den verfassungswidrigen Einsatz der Bundeswehr im Inneren ein - so beim G8- Gipfel in Heiligendamm bereits erfolgt. Er hat kein Problem, Folter bei Verhören von Gefangenen als Mittel zur Erkenntnisgewinnung zu akzeptieren. Und so einer hat den Eid auf das Grundgesetz geschworen. Mit dem Bundestag alleine ist der Wahnsinn nicht zu stoppen. Die Kriegs- Mehrheit im Bundestag wird vorerst mit ihrem Krieg weitermachen. Doch ist eine beginnende Erosion bei den Abgeordneten erkennbar. Diese Erosion müssen wir beschleunigen helfen.

Dafür braucht es vor allem den außerparlamentarischen Protest. Deshalb stehen wir heute hier und deshalb sind wir übermorgen am Ostermontag in Nürnberg beim Ostermarsch.

Wir sind Teil der Mehrheit unseres Volkes - diese Mehrheit will keinen Krieg weder in Afghanistan, weder im Irak und nirgendwo sonst. Die Probleme der Welt lassen sich nicht mit Waffen lösen. Die Mehrheit unseres Volkes will Frieden . Verteidigen wir unsere Interessen in unserem Land gegen die Minderheit der Kriegstreiber.

Machen wir uns unüberhörbar.



Hans Hoyer ist Personalrat im klinikum am Europakanal.
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