Ostermarsch
2008


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Ostermärsche und -aktionen 2008

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den ostermarsch 2008 in Hannover am 22. März

50 Jahre Ostermarsch - Zur Geschichte einer Fünfzigjährigen Bewegung.

Brunhild Müller-Reiss (in Hannover)

Anrede,

Als ich für den diesjährigen Ostermarsch in Hannover vor einer hannoverschen Kirche Flugblätter verteilte, stieß ich neben Interesse auch auf Ablehnung und die barsche Antwort: Ostermarsch? Das war doch die kommunistische Bewegung in den Fünfziger Jahren. Nee - davon will ich nichts hören!

Was ist dran an dieser Behauptung?

Um`s gleich vorweg zu sagen: Nichts!

Aber was war und ist die "Ostermarschbewegung?

Sie hat ihren Ursprung in GB - aber auch bei uns gab es in den 50er Jahren eine Bewegung, die sich gegen die Remilitarisierung der BRD und die Aufnahme in die NATO richtete.

War nicht nach 1945 die nahezu einhellige Meinung der Bevölkerung: Nie wieder Krieg!?

Aber bereits 1957 erklärte der damalige Kanzler Adenauer in seiner bekannten volksnahen Art: Die neue Generation von taktischen Nuklearwaffen sei "nichts weiter als die Weiterentwicklung der Artillerie!"

Dies allerdings sahen in der BRD und in GB viele Menschen anders!

In GB gründete sich im Frühjahr 1958 offiziell die "Kampagne für nukleare Abrüstung`, um gegen den Bau der Wasserstoffbombe durch die britische Regierung zu protestieren. Bekannte Persönlichkeiten wie Doris Lessing und der britische Journalist James Cameron gehörten dazu, Präsident war Bertrand Russel, der zweimalige Gewinner des Nobelpreises. Der linke Labourflügel unterstützte damals die Aktion.

Alles ausgemachte Kommunisten, wie Sie und ich wissen!

Zu Ostern 1958 gab es dann den ersten Ostermarsch zum Atomwaffenlabor in der Nähe von London. 50 % der Briten lehnten nach einer Umfrage im Jahr 1960 das atomare Wettrüsten ab.

Die Idee des Ostermarsches wurde 1959 von dem pazifistischen Ehepaar Helga und Konrad Tempel in die BRD getragen. Das war damals nicht einfach, denn Deutschland-West und Deutschland-Ost lagen unter der Eisesstarre des Kalten Krieges. So war dann auch der erste Ostermarsch alles andere als eine Massendemonstration. Grüppchen von Überzeugten trafen sich in Braunschweig, Hannover und anderen norddeutschen Städten. Im Stermarsch ging es nach Bergen-Hohne in der Nähe von Celle, einem Stationierungsort der US-Army für atomare Trägerwaffen. Die damals Marschierenden mussten viel Hohn, Spott und Ablehnung ertragen: Ulbrichts nützliche Idioten nannte man sie und die Bildzeitung wusste schon damals immer alles besser: "Sex auf dem Ostermarsch` titelte sie - weil Männer und Frauen gemeinsam in Turnhallen nächtigten.

Eine der ersten sich immer stärker ausbreitenden sozialen Bewegungen war geboren. Ab den späten 60er Jahren nannte sie sich: "Kampagne für Demokratie und Abrüstung".

Inzwischen war die StudentInnenbewegung entstanden: sie demonstrierte gegen den Vietnamkrieg und stellte weltweite Kriege in den Zusammenhang kapitalistischer Hegemonialgewalt.

1968 erreichte die Ostermarschbewegung einen Höhepunkt mit 300 000 TeilnahmerInnen.

Danach ging die Ostermarschbewegung in andere Bewegungen auf oder versandete.

In den späten 70er und 80er Jahren entwickelte sich eine Friedensbewegung als Massenbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss zur Stationierung von A-Waffen in der BRD. An den Ostermärschen nahmen etwa 700.000 Menschen teil. Auch hier in Hannover am Maschsee gab es zu Ostern große Kundgebungen.

Danach - mit dem Ende des Kalten Krieges nahm das Interesse wieder ab- Verunsicherung machte sich breit. Die Welt schien zu kompliziert für eindeutige Stellungnahmen.

Doch auch dies änderte sich wieder: seit dem Beginn des Irakkrieges und der zunehmenden Beteiligung von Bundeswehr in aller Welt!

Dass es sich zum Beispiel am Hindukusch um die Verteidigung unserer Interessen handelt, wird nur einsichtig, wenn "unsere Interessen` mit Hegemonialinteressen und den Interessen von multinationalen Konzernen gleichgesetzt werden.

Die Geschichte des Ostermarsches zeigt:



Es gibt Wellen im antimilitaristischen Kampf.



Gleichbleibend aber ist auf der einen Seite der Versuch der Mächtigen, mit Waffengewalt Einflusss- und Rohstoffmärkte zu sichern.



Und gleich bleibend werden wir dafür kämpfen, eine zivile Welt zu schaffen, in der Konflikte politisch gelöst werden und Menschenrechte für alle Menschen dieser Welt gelten.



Für Frieden und Menschenrechte in der Einen Welt - in Afghanistan, im Nahen Osten, im Irak und in Tibet!




Brunhild Müller-Reiss ist aktiv bei der DFG-VK Gruppe Hannover und dem Friedensbüro Hannover.

E-Mail: mueller-reiss (at) arcor (Punkt) de
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