Ostermärsche und -aktionen 2009

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10.04.2009


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Ostermärsche und -aktionen 2009

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede für den Ostermarsch 2009 in Wittmund am 13. April

Liebe Ostermarschteilnehmerinnen und teilnehmer,

Marianne König (in Wittmund)



- Es gilt das gesprochen Wort -

- Sperrfrist: 13.04., Redebeginn: 11 Uhr -



Friede kommt nicht durch Waffen, Gewalt oder Gesetze, sondern durch das Befrieden von Bedürfnissen und Grundrechten der Menschen. Friede, also ein Wort das Träume hervorruft.

Geht dieser Traum in unserem Land verloren?

Es werden astronomischen Summen für die Rüstung und das Militär ausgegeben, die in anderen Bereichen fehlen, während die Agenda 2010 soziale Ausgrenzung, Chancenlosigkeit in der Bildung, Armut im Alter gebracht hat:



Millionen Erwerbslose finden keine auskömmliche Arbeit



Schulklassen sind zu groß



Lehrer/innen fehlen für den Unterricht und die Betreuung danach



Sozialleistungen werden ständig abgebaut



Ausbildungsbeihilfen gekürzt



Immer mehr Kinder leben in Armut


Meine Frage: Lebt eine Mutter noch in Frieden mit sich und der Welt, wenn sie ihre Kinder morgens hungrig zur Schule schickt?

Die Zeit ist reif: Unsere Regierung muss lernen!

Armut, Verelendung und Hunger sind ein Nährboden für Unfrieden.

Und - Krieg kann keine Antwort auf die fortschreitenden wirtschaftlichen Krisen sein. Es muss Schluss sein mit der immer gründlicheren Ausbeutung vorhandener Märkte und den fortwährenden Versuchen, noch mehr vom Lebensraum Erde - notfalls sogar mit militärischer Gewalt - in profitträchtige Märkte zu verwandeln.

Und sind wir immer noch nicht bereit aus den Fehlern anderer Länder zu lernen?

Gaza: Seit Jahrzehnten herrscht dort Unfriede. Die ungerechte Verteilung der Ressourcen - z.b. Wasser und Land - führt zu Hunger und Unterdrückung. Das palästinische Volk wehrt sich! -

Aber auch das israelische Volk hat Angst. Es leidet unter dem Jahrhunderte langem Trauma der Ausgrenzung, Vertreibung und des Völkermordes im 20. Jahrhundert.

Einen Friedensprozess kann es im Nahen Osten nur geben, wenn alle Konfliktparteien gleichberechtigt daran beteiligt werden. Terrorismus der einen Seite wird nur aufhören, wenn der (Staats-)Terrorismus der anderen Seite ebenfalls aufhört. Solidarität mit Israel kann nur funktionieren, wenn auch Solidarität mit den Palästinensern geübt wird.

Hier ist die UNO in höchster Verantwortung. Der Friede im Nahen Osten darf nicht durch geostrategische Interessen der USA gefährdet sein.

Afghanistan Lassen wir uns nicht täuschen: es geht nicht um "Verteidigung am Hindukusch" oder jetzt um den Aufbau eines friedvollen Staates Afghanistan, für den weitere Einsatzkräfte aus Deutschland angefordert werden. Dies ist die verlogene Umschreibung des grundgesetzwidrigen militärischen Eingreifens mit Hilfe der Bundeswehr. Es geht um geostrategische Interessen, die bereits 1993 in den "Verteidigungspolitischen Richtlinien" durch die Bundesregierung folgendermaßen begründet werden: "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt".

Dieser sogenannte "freie Welthandel" hat Wirtschaft und Unabhängigkeit von Ländern zerstört. Und die Luftblase Spekulation ist jetzt zerplatzt. Wir haben eine Weltwirtschaftskrise, deren Folgen noch unabschätzbar sind.

Ich möchte aber auch noch einen weiteren Zusammenhang ansprechen: Im letzten Jahr wurde in Bayern anlässlich des Ostermarsches eine Rede zur Landwirtschaft und Gentechnik gehalten:



die etwas andere Art der Kriegsführung



Krieg gegen die Natur - gegen die Menschen


Provokativ, aber wahr. Wer das Öl unter Kontrolle hat, kontrolliert Nationen,

Wer die Nahrung unter Kontrolle hat, kontrolliert die Menschen!

Ich zitiere hier aus der Rede von Rosi Reindl: Eines der krassesten Beispiele, ein Land unter Kontrolle zu bringen, ist der Irak. Nicht nur, dass Waffen verwendet werden die gegen die Genfer Konventionen verstoßen - wie z. B. Uranmunition -

die verheerende Auswirkung auf die Zivilbevölkerung haben und zur Erhöhung der Krebsrate und der Häufung von extremen Missbildungen bei Säuglingen führt.

Auch hat der Krieg zur Folge, dass die größte Saatgutbank des Iraks zerstört wurde.

Völlig unfassbar, untersagt die Order 81 der amerikanischen Besatzungsarmee den irakischen Bauern die Verwendung des althergebrachten eigenen Saatguts und bestimmt die ausschließliche Verwendung industriell erzeugten, meist gentechnisch veränderten Saatgutes, das importiert werden muss.

Die Reichen dieser Erde bestimmen also, was angebaut wird: Pflanzen zur Energie- erzeugung in den reichen Ländern, oder um hungernde Menschen zu ernähren. Der Kampf um Teller oder Tank hat begonnen und wird sich ausweiten.

Ich erinnere auch wieder an die Hungersnöte und Bürgerkriege in Afrika. Der Welternährungsbericht der Vereinten Nationen sagt eindeutig: Wir haben genügend Lebensmittel, sie werden nur ungerecht verteilt.

Frieden hat zu tun mit Befriedigung von Bedürfnissen - und mit einem Traum. Bewahren wir in unserem Herzen den Traum von Martin Luther King:

Der Traum, dass eines Tages unsere Kinder in einer Welt der Geschwisterlichkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens und einer bewahrten Schöpfung leben können.

Dieser Traum bleibt lebendig - solange wir aufstehen, uns bewegen und unseren Protest bekunden - wie z.b. heute auf den Ostermärschen.



Marianne König ist Abgeordnete des Niedersäsischen Landestages, Fraktion Die Linke

E-Mail: mariannekoenigde (at) t-online (Punkt) de

Website: www.marianne-koenig.info
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