Ostermärsche und -aktionen 2010

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02.04.2010


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Ostermärsche und -aktionen 2010

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Ansprache zum Ostermarsch am 03.04.2010 in Ansbach und am 05.04.2010 in Fürth

Liebe Freundinnen und Freunde,

Uwe Kekeritz (in Ansbach und Fürth)



- Sperrfrist: 3. April 2010, Redebeginn: ca. 16 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort! -



Wir haben längst verstanden, dass viele Ursachen von bewaffneten Konflikten in einem direkten Zusammenhang mit unserem Krieg gegen die Umwelt stehen. Und dieser Krieg tötet gnadenlos und langfristig. Dieser Krieg hat ein merkwürdiges Kennzeichen: je mehr wir Ressourcen also Wertstoffe dem Globus entnehmen, desto ärmer werden Millionen Menschen während sich ein paar Wenige gigantische Profite aneignen.

Die Multis haben schon längst begriffen, dass sich ihr Wohlstand, dass sich ihre Profite durch die Armut ganzer Völker am besten maximieren lässt. Deshalb haben sie sich mit IWF, der Weltbank und der WTO in den letzten vier Jahrzehnten ein Weltwirtschaftsystem gebastelt, dass den Entwicklungsländern kaum eine faire Chance zur Entwicklung lässt.

Wer Frieden will muss die Weltwirtschaftsstrukturen ändern, denn diese Strukturen produzieren Armut und Elend und schaffen damit die Grundlage für immer stärker wachsende Konflikte.

Um die Armut wirksam zu bekämpfen fordern wir seit langem z.B. den Abbau von Agrarsubventionen, damit die Entwicklungsländer auf ihren eigenen Märkten mit ihren eigenen Produkten konkurrenzfähig werden. Wenn wir wollen, dass die Menschen der armen und ärmsten Länder die gleichen Rechte auf Leben, auf Glück, auf Zukunft haben wie wir, dürfen wir ihnen ihr Recht nicht nehmen, ihre eigenen Lebensmittel zu produzieren und diese regional zu vermarkten.

Inzwischen kennen die meisten das Beispiel aus Ghana: Ein Ghanaer hat vor ca. 6 Jahren angefangen eine Hühnermast aufzubauen. Er war erfolgreich, das Geschäft lief, Arbeitsplätze wurden geschaffen und es entwickelte sich ein regionaler Markt. Geld floss nicht mehr ab und blieb in der Region. Dann kamen die Deutschen auf die Idee, Hühnerflügel und -schenkel, die bei uns nicht verkaufbar sind, nach Ghana zu exportieren, um die Entsorgungskosten zu sparen. Damit haben wir dem Hähnchen-Projekt in Ghana den Hals umgedreht.

Diese zynische Politik ist leider Standard. In Kamerun wurde eine kleine Molkerei aufgebaut, die anfangs ganz gut lief. Übrigens: auch eure Steuergelder flossen in die Molkerei. Dann wurde nochmals euer Steuergeld verwendet, um damit auf europäischer Ebene Agrarexporte zu subventionieren. Damit weiß jeder, was mit der Molkerei passierte. Sie war nicht konkurrenzfähig gegen die subventionierten, europäischen Milchprodukte. Sie wurde platt gemacht.

Was haben Lebensmittel und Frieden gemein? Es war Henry Kissinger in den frühen 70er Jahren, der die weltweite Kontrolle der Lebensmittelproduktion als die entscheidende Waffe der Zukunft definierte. Seitdem versucht die USA im Interesse Monsantos, gedeckt durch eine monopolfördernde Patentregelung und mit verbrecherischen Methoden die Kontrolle über die Lebensmittel weltweit auszudehnen. Dieser perfiden Strategie kommt die bereits bestehende und zukünftig größer werdende weltweite Knappheit der Lebensmittel zu Hilfe. Sie ist die Basis für neue Unruhen, Konflikte, Kriege.

54 Länder hängen heute bereits am Tropf der Weltgetreidewirtschaft. Und die Preise steigen. Schauen wir uns mal das Jahr 2008 an.

Die Preise für Mais, Soja und Weizen steigen weltweit, für Weizen sogar um 120 %. Im Juni 2008 setzt die EU zum ersten Mal in Ihrer Geschichte die Einfuhrzölle für Getreide aus. Sie wollen verhindern, dass in Europa die Preise noch weiter steigen.

Am schlimmsten ist der Preisanstieg im Jahr 2008 für Reis. 3,5 Milliarden Menschen ernähren sich von Reis. In Vietnam, in Indien, in Kambodscha, in Indonesien wird der Reisexport gestoppt oder erheblich erschwert. Die Menschen können sich ihr Grundnahrungs-mittel nicht mehr leisten. Der Hunger wird für viele Länder zur nationalen Sicherheitsfrage.

So verordnet auch Ägypten im Frühjahr 2008 einen Exportstopp für Reis, denn die Armut, der Hunger treibt Textilarbeiter zum Aufstand in Kairo. Dieser wird blutig niedergeknüppelt. Überall Verletzte, Plünderungen und zwei Tote.

Auf den Philippinen lässt die Regierung 2008 die Reisvorräte von Soldaten bewachen. Es kommt auch dort zu Hungerrevolten. 10 Mio Phillipinos leiden an Hunger. In haiti kommt es 2008 zu Straßenbarrikaden, brennenden Autos, geplünderten Regierungsbüros und Villen. Es geht ums Essen, die Menschen hungern. 80 % der Haitianer haben weniger als 1,30 Euro pro Tag

Hungeraufstände gibt es 2008 auch in Guinea, Mauretanien, Marokko, Usbekistan, Jemen. Es kommt zu Demonstrationen im Senegal und der Elfenbeinküste. Dutzende Menschen sterben in Kamerun. In Burkina Faso kommt es zum Generalstreik. Krawalle gibt es auch in Bangladesch.

In den nächsten 40 Jahren, werden 2 - bis 3 Mrd Menschen mehr auf diesem Globus leben. Die Weltpolitik hat längst kapiert das die Ernährung die zentrale Frage der Zukunft ist. Inzwischen handeln Länder wie China, Indien, Kuwait, die Emirate, Algerien aber auch Monsanto: Sie beteiligen sich schon längst am Land grabbing. Die genannten Staaten pachten in den armen Ländern insbesondere in Afrika hunderttausende Hektar fruchtbaren Bodens für ihre eigene Lebensmittelversorgung bis zu 90 Jahre. In korrupten Staaten sind solche Verträge kein Problem. Damit wird der Hunger in den ärmsten Ländern dramatisch zunehmen.

Aber auch den Industrienationen kann heute nicht unterstellt werden, dass sie an einer wirklich friedlichen Welt interessiert sind. Schauen wir doch nur mal Deutschland an. Wir sind zwar nicht mehr Exportweltmeister, wir haben es aber geschafft, die Waffenexporte in den letzten 5 Jahren zu verdoppeln.

Der Berliner Tagesspiegel schreibt dazu: "Das Geschäft mit dem Tod blüht: Trotz Klimawandel und Wirtschaftskrise wurden seit dem Ende des Kalten Krieges noch nie so viele konventionelle Waffen verkauft."

Wer in Kriegswaffen, Kriegslogistik und Kriegsstrategien investiert, der kann keinen Frieden ernten. Der will das auch nicht.

Wer Frieden will, muss nicht nur die Kriege beenden. Wer Frieden will, muss Waffenexporte verhindern, wer Frieden will muss für gerechte, für faire Entwicklungschancen der Ärmsten eintreten. Wer Frieden will, muss die Wurzeln des Krieges bekämpfen und dazu gehören wesentlich die unfairen Weltwirtschaftsbedingungen. Wer Frieden will, muss im eigenen Land anfangen.



Uwe Kekeritz ist Bundestagsabgeordneter für B90/Die Grünen. Vita siehe hier.

E-Mail: uwe (Punkt) kekeritz (at) wk (Punkt) bundestag (Punkt) de

Website: www.uwekekeritz.de
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