Ostermärsche und -aktionen 2010

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03.04.2010


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Ostermärsche und -aktionen 2010

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Laudatio für Wolfgang Kuhlmann, Preisträger des Düsseldorfer Friedenspreis 2010 bei Ostermarsch 2010 in Düsseldorf am 3. April

Liebe Freundinnen und Freunde,

Erika Bosch (in Düsseldorf)



- Sperrfrist: 3. April 2010, Redebeginn: ca. 16 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort! -



Wenn es nach "ihm" gegangen wäre, stünde "er" nicht hier. "Er" wollte sich nämlich nach allen Regeln der Kunst drücken vor dem Preis. Aber dann haben "wir" uns gesagt: "So nicht, lieber Wolfgang, und Ehre, wem Ehre gebührt!" und haben mit List und Tücke, aber auch Überredungskünsten Dich hier aufs Podest hieven können.

Lieber Wolfgang Kuhlmann, wir ehren heute auch Deine Bescheidenheit, auch Dein Dich Zurück-halten-wollen, aber vor allen Dingen: Deine Arbeit in der Stille gegen die laute, kriegerische, korrupte, umweltzerstörende und um sich bombende Welt.

Du bist vor 57 Jahren in Ostwestfalen geboren worden. Eigentlich wird dieser Bevölkerungsgruppe jeglicher Humor abgesprochen. Eigentlich. Dich jedoch erleben wir ganz anders. Mit feinem Humor, einer unglaublich beißenden Ironie, dann aber auch wieder mit Sarkasmus par excellence stellst Du uns so gut wie jeden Morgen in einer drei- bis vierstündigen Arbeit im Newsletter Deiner FriedensTreiberAgentur, kurz FTA, eine Zusammenfassung von Weltnachrichten über Krieg und Frieden zur Verfügung, die ihresgleichen sucht, weil sie so umfangreich und aktuell ist. Dein vor nunmehr 12 Jahren geborener Newsletter, von dem bisher über 2500 Ausgaben erschienen sind, wird mittlerweile sogar von außereuropäischen Fans abonniert. Aber es ist nicht nur die Quantität, die beeindruckt, sondern vor allen Dingen die Qualität. Die, die Deine Nachrichten lesen, wissen das zu schätzen, und diejenigen, die ihn noch abonnieren werden, können ganz gespannt sein und sich darauf freuen.

Das alles schreibst Du, ehe der Hahn kräht. Zu der Zeit, lieber Wolfgang, als Du noch als Jurist bei der Stadtsparkasse tätig warst und Dein Dienst morgens um 8.30 Uhr begann, klingelte Dein Wecker oft schon gegen 4 Uhr in der Frühe, damit Du uns noch vor Dienstbeginn mit der Wahrheit versorgen konntest.

Du nimmst sie Dir alle vor: die Kriegsherren von Bush über Ahmadinedschad bis hin zu Schröder, von Saddam Hussein bis Osama bin Laden, die Möchtegern - Kriegsherrin Angela Merkel, die, wäre sie 2003 an der Macht gewesen, uns auch

noch eine aktive Beteiligung am völkerrechtswidrigen Irakkrieg beschert hätte, die Kissingers dieser Welt, die Berlusconis, die Westerwelles, aber auch die frisch gewaschenen Geißlers, kurz: die Unglaubwürdigen und alle die, die diese Welt in Trümmer legen, die sich Bereichernden, die Machtversessenen, der erbärmliche Teil derer, die sich anmaßen, über Tod oder Leben bestimmen zu können.

Afghanistan. Oder noch besser der Begriff, den Peter Bürger vorschlug: Afghanistan-Vietnam. Ein zerschundenes Land. Menschen im Elend. Immer mehr Soldaten. Immer mehr Zerstörung. Immer mehr Bomben. Kein Ende in Sicht. Auf den Schauplätzen dieses Versagens dieser "humanitären Intervention", wie dieser Krieg vernebelnd genannt wird, entsteht immer mehr Hass auf diese so genannte ach so zivilisierte Welt, entsteht immer mehr Wut darüber, was wir dieser armen Bevölkerung und dem ohnehin schon am Boden liegenden Land antun.

Das, was über Afghanistan-Vietnam in der normalen Presselandschaft, von den Boulevardzeitungen bis hin zu den sich wichtig nennenden Zeitungen, veröffentlicht wird, entspricht selten dem, was dort in diesem Krieg und in überhaupt allen Kriegen wirklich geschieht: es geht niemals um Menschenrechte, niemals um Freiheit. Niemals sind die, die Krieg führen, nur die Guten. In Kriegen geht es immer um etwas, sei es Macht, sei es Geostrategie, seien es Bodenschätze. Wer das immer noch bestreitet, der soll am Beispiel Ruandas bitte mal erklären, wo die Völkergemeinschaft war, als 1994 selbst beim offensichtlichen Völkermord eine Million Angehörige des Tutsi-Volkes vom Hutu-Stamm ermordet wurde. Da ist keinerlei Hilfeleistung gekommen. Es war halt uninteressant für die Staaten, die dort militärisch mit geringem Aufwand Hunderttausende hätten retten können.

Wenn wir Deine Nachrichten nicht hätten, lieber Wolfgang, wären wir alle dumm geblieben und glaubten weiter, dass in Afghanistan-Vietnam Krieg ist, weil die Frauen dort nicht zur Schule gehen dürfen, weil sie eine Burka tragen müssen, oder weil sie keine Brunnen haben? Oder etwa, weil Afghanistan USA überfallen hat und wir uns vor diesem unberechenbaren, hochgerüsteten Land verteidigen müssen?

Aktuell auch ganz nett, dass Minister zu Guttenberg den Soldatenberuf attraktiver machen möchte. Interessant! Wie will er das machen? Werden die Leichen geschminkt, die von den Soldaten getötet worden sind? Wird nichts mehr veröffentlicht, wenn sogenannte Kollateralschäden bei Hochzeitsgesellschaften und Lastwagen - Bombardierungen entstehen? Wie kann er das Töten attraktiver machen? Sehr unverständlich. Fakt ist, dass Soldaten hauptsächlich fürs Töten da sind. Was wird denn den jungen Menschen erzählt, denen vor Diskotheken, vor Arbeitsämtern und sogar vor und in Schulen aufgelauert wird, um sie zu diesem blutigen Handwerk zu locken? Attraktiv allein ist das Gehalt. So erhält ein Soldat für einen Auslandeinsatz nach drei Monaten soviel, wie ein kleiner Mittelklassewagen kosten würde. Und allein damit werden sie verblendet und eingefangen.

Waffenexporte. Da habe ich in Deinem Newsletter, lieber Wolfgang, die aktuellen Zahlen und Informationen gelesen. Schwindelerregend. Immerhin gibt es eine Bronzemedaille für Deutschland, weil wir hinter USA und Russland den dritten Platz für Rüstungsexporte belegen. "Wir Deutschen sind halt wieder wer!" kommt es mir bitter in den Sinn. Und nein, darauf können wir nicht stolz sein.

Du verbreitest, Wolfgang, in Deinem Newsletter Nachrichten, die häufig unter den Tisch fallen würden, und vermittelst uns dadurch ein ganzheitliches Bild über die Vorgänge auf dieser Welt. Und wir werden differenziert und umfassend informiert - nicht nur zwischen den Zeilen.

Außerdem muss noch erwähnt werden, dass Du ein Allwissender bist, ein Berater für fast jede politische Frage. Du kommst mir oft wie ein wandelndes Lexikon vor. Wie oft habe ich Dich schon angerufen oder angeschrieben, wenn mir etwas unklar war. Wann immer Ihr also im Dunkeln tappt: Nicht verzagen - Wolfgang fragen!

Und dafür gibt es: die "Goldmedaille"! bzw. - noch besser - den Düsseldorfer Friedenspreis 2010. Wir hoffen, dass Du auch weiterhin kein Blatt vor den Mund bzw. vor Deine Tastatur halten wirst, und bei bester Gesundheit, die wir Dir und Deiner lieben Frau Bärbel von ganzem Herzen wünschen, uns mit Deinen Ausblicken aufs Durchblicken versorgen wirst.

Nach Manja Aschmoneit, Hanna Jaskolski, Barbara Gladysch, Inge Holzinger, Bruder Matthäus, Hubert Ostendorf, Willi Hoffmeister und Stay!, die den Preis in den vergangenen Jahren erhielten, ist es mir eine große Ehre, Dir im Namen der Düsseldorfer Friedensbewegung unseren Dank für Deine Arbeit, Deine Zeit und für

Deine Mühe, für Deine Beharrlichkeit und Deine Ausdauer zu übermitteln.

Abschließend wünschen wir uns von Dir recht bald einen ganz besonderen Newsletter, der folgenden Inhalt haben wird: Gegen Mitternacht haben 511 Abgeordnete und über 2500 Lobbyisten Deutschland mit unbekanntem Ziel fluchtartig verlassen. Grund für diese Massenflucht ist die Regierungsübernahme von unbestechlichen, ehrlichen, friedlichen und intelligenten Menschen aus Nichtregierungsorganisationen und der bisherigen PolitikerInnen aus der alten Regierung, die integer sind. Wegen der überwältigenden Ablehnung des Krieges in Afghanistan - Vietnam hat sich die neue Bundesregierung zu folgender Sofortmaßnahme entschlossen:

Bundeswehr raus auf Afghanistan !



E-Mail: ErikaBosch (at) t-online (Punkt) de

Website: www.antikriegsbuendnis-duesseldorf.de
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