Ostermärsche und -aktionen 2010

update:
04.04.2010


 voriger

 nächster

Ostermärsche und -aktionen 2010

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den Ostermarsch 2010 in Rostock am 3. April

Der Tod ist das Berufsrisiko von Soldaten im Krieg!

Monty Schädel



- Es gilt das gesprochene Wort! -



- Jeder Soldat, der aus der Bundesrepublik in den Krieg zieht, nimmt für das Risiko des Todes eine Bezahlung entgegen.
- Spätestens seit dem Massaker von Kundus ist bekannt: Auch Bundeswehrsoldaten sind Mörder!
- Atomwaffen abschaffen - jetzt sofort!
- Desertiert aus den Militärs! - Sabotiert den Krieg!




Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Sehr geehrte Damen und Herren,

gerade die letzten Tage und Wochen haben deutlich gemacht, dass es auch nach 50 Jahren Ostermärschen leider immer noch notwendig ist, gegen Krieg und für die Abschaffung von Atomwaffen auf die Straße zu gehen. Seit mehr als acht Jahren, und damit schon länger als der II. Weltkrieg, dauert jetzt schon der Krieg gegen Afghanistan unter Beteiligung der Bundeswehr.

Gestern wurde vermeldet, dass in diesem Krieg gegen Afghanistan drei Besatzungssoldaten der Bundeswehr ums Leben kamen. Drei tote deutsche Soldaten bringen die Öffentlichkeit und die Politik in der Bundesrepublik in Fahrt. Es gibt ein großes öffentliches Wehklagen und Bedauern. Tausende tote Afghaninnen und Afghanen sind dagegen lediglich eine Randmeldung wert.

Kanzlerin Merkel spricht in diesem Zusammenhang von einem "verabscheuungswürdigen Angriff". Wir sagen, der Krieg ist "verabscheuungswürdig". Der Krieg und die Politik, die ihn seit Jahren am Laufen halten, ist "verabscheuungswürdig". Dieser Krieg muss beendet werden und der bedingungslose Abzug der Bundeswehr kann den Weg dazu öffnen.

Es ist "verabscheuungswürdig", dass der Bundestag gerade im Februar wieder nicht nur eine Verlängerung des Kriegseinsatzes der Bundeswehr verabschiedete, sondern auch noch das Kontingent aufstockte. An dieser Stelle muss ich die Verantwortung für den Tod der Bundeswehrsoldaten auch denjenigen zuschieben, die diesen Kriegseinsatz, obwohl es in ihrer Macht steht, nicht beenden - jedes Mitglied des Bundestages, dass der Verlängerung des Einsatzes in Afghanistan nicht die Zustimmung verweigerte, hat Verantwortung für die Toten dieses Krieges.

Außenminister Westerwelle hat den Familie der deutschen toten Soldaten seine Anteilnahme ausgesprochen. Bis heute gab es nicht einmal eine Entschuldigung der Bundesregierung bei den Hinterbliebenen der Opfer des Massakers von Kundus im vergangenen Jahr, doch jeder deutsche Soldat, der für Geld an den Hindukusch gezogen ist und nur noch im Plastiksack zurück kommt, wird als (toter) Held gepuscht.

Um es ganz deutlich zu sagen, jeder Soldat, der aus der Bundesrepublik in den Krieg zieht, nimmt für das Risiko des Todes eine Bezahlung entgegen. Deutsche Soldaten ziehen heute in den Krieg, um Geld zu verdienen. Sie sind Söldner, die das verabscheuungswürdige Handwerk des Soldaten, andere Menschen umzubringen, ausüben. Es ist das Berufsrisiko eines Söldners, dass er umgebracht wird. - Dafür wird er bezahlt! Wer das Risiko nicht eingehen will, kann verweigern oder desertieren. Wir unterstützen gern dabei!

Der Außenminister wertete den Angriff auf die deutschen Besatzungssoldaten als "hinterhältig" und nicht nur auf die deutschen Soldaten gerichtet, sondern auch auf das afghanische Volk. Doch wir sagen: Hinterhältig ist der westliche Krieg gegen Afghanistan. Hinterhältig ist die Teilnahme der Bundesrepublik an diesem Krieg gegen das arme Land und seine Menschen! Die Bundeswehr muss raus aus diesem Land, denn sie ist völlig unberechtigt dort. Deutsche Soldaten dort am Hindukusch sind keine Opfer, denn sie haben dort nichts zu suchen! Spätestens seit dem Massaker von Kundus ist es auch hier bei uns bekannt: Auch Bundeswehrsoldaten sind Mörder!

Jeder Soldat, der in der Bundesrepublik seine Kriegsausbildung absolviert und in der Bundesrepublik bleibt, ist sicher auch ein potentieller Kriegsdienstverweigerer und Deserteur. Jedoch: jeder Bundeswehrsoldat, der sich bereit erklärt, in das Kriegsgebiet Afghanistan zu gehen und dafür auch noch einen erhöhten Sold in Anspruch nimmt, ist ein Söldner - ein Mensch der loszieht, andere Menschen umzubringen - ein Mörder. Niemand, der hier in der Bundesrepublik loszieht, andere Menschen umzubringen, erhält dafür Anerkennung. Bei Soldaten soll es anders gehandhabt werden? - Ich sage nein!

Natürlich haben die Angehörigen dieser Menschen, die loszogen andere umzubringen und nur noch im Plastiksack zurück kommen, mein und unser Mitgefühl. Sie haben einen Angehörigen verloren. Doch vor allem haben sie versagt! Sie waren nicht in der Lage ihren Angehörigen Werte zu vermitteln, die andere Menschen achtet und nicht nach dem Leben trachtet.

"Verabscheuungswürdig" und "hinterhältig" ist das Handeln der Bundesregierung, die jungen Menschen vorgaukeln, mit Krieg Frieden und Demokratie errichten zu können. Der achtjährige Krieg hat das Land weiter zerstört. Durch westliche Staaten wird ein System installiert, dass nicht mit den Traditionen der Menschen vor Ort kompatibel ist, dass auf Korruption und Wahlfälschungen basiert. Das soll für Afghanen und Afghaninnen ein erstrebenswertes System sein? Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit! Mit Krieg und Gewalt ist kein Frieden möglich! Die Bundeswehr muss raus aus Afghanistan.



Liebe Freundinnen und Freunde,

50 Jahre Ostermärsche bedeutet auch 50 Jahre Kampf gegen Atomwaffen. Diese Waffen müssen endlich von der Welt verschwinden! Leider gibt es in der Vergangenheit jedoch fast ausschließlich Beispiele dafür, dass Versprechen in diese Richtung zwar gemacht wurden, es in der Umsetzung bei der Reduzierung der Waffen jedoch haperte. Oft wurden gar nur alte gegen neu entwickelte Waffen ausgewechselt.

Auch jetzt gibt es mit den Verlautbarungen des US-Präsidenten Absichtserklärungen. Mit den Vereinbarungen zu den in den nächsten Tagen zu unterzeichnenden START-Vereinbarungen zwischen den USA und Russland, sind weitere gute Schritte getan. Doch es können nur Anfänge sein, denn die Vereinbarung soll nur eine Reduzierung der Atomwaffen um ein Drittel des jetzigen Standes beinhalten. Auch auf den Erstschlag mit Atomwaffen hat die NATO z.B. nicht verzichtet. Die wirkliche Ernsthaftigkeit solcher Verträge kann nur die Realität, d.h. die Umsetzung, beweisen. Leider gibt es da nicht wirklich viel Gutes aus der Vergangenheit zu berichten.

Eine der deutlichsten Beweise ist dafür der Nichtverbreitungsvertrag. Ja, die Mehrzahl aller Länder haben ihn unterzeichnet und sich verpflichtet, nicht nach Atomwaffen zu streben. Doch das ist ja nicht der einzige wichtige Teil des Vertrages. Die Unterzeichner hatten sich auch zu einem Abbau der vorhandenen Kontingente verpflichtet. Diesem sind die Atomwaffen besitzenden Länder aber nur sehr unzureichend nachgekommen. Anstelle also ihren Verpflichtungen nachzukommen und Atomwaffen zu verschrotten, wird der Vertrag einseitig ausgelegt und wird der IRAN bedroht und ein neuer Krieg provoziert. Nicht dass ich das Regime im IRAN unterstützen würde, dafür kenne ich zu wenig darüber und erleben viel zu viel manipulierende Stimmung in den deutschen Medien, doch kann ich ohne Schwierigkeiten feststellen, dass die sich aufspielenden westlichen Länder ihre eigenen Hausaufgaben noch nicht gemacht haben. Es geht also darum, dass nicht ein neuer Krieg angezettelt wird, sondern dass die westlichen Länder ihre Atomwaffen abschaffen. Dazu wird es Zeit, dass auch die letzten Atomwaffen aus der Bundesrepublik abgezogen werden. Die Bundesregierung muss dazu nicht nur, wie es in der Koalitionsvereinbarung steht und wie es in den letzten Monaten mit Briefen durch den Außenminister ausgedrückt wird, die USA um einen Abzug bitten und darüber verhandeln. Die Forderung an die USA muss klar sein: Zieht eure Atomwaffen ab!

Die Neuverhandlungen zu dem Nichtverbreitungsvertrag im Mai 2010 in New York werden den ehrlichen Willen der Länder und Regierungen deutlich werden lassen. Weitere Infos dazu auch unter
http://www.npt2010.de.

Am Ende muss ich noch auf eine weitere aktuelle, den Frieden bedrohenden und die Gesellschaft militarisierenden Entwicklung hinweisen. Seit Jahren wird die deutsche Gesellschaft zunehmend durch das Militär beeinflusst und, ich sage, beeinträchtigt. In allen Bereichen der Gesellschaft, nicht nur in der Außen- und Entwicklungspolitik, wird die propagierte zivilmilitärische Zusammenarbeit voran getrieben. Dabei wird durch die Politik, und viel zu häufig auch durch die Medien und wohlmeinende Menschen, übersehen, dass in einem Verhältnis von Zivilem und Militärischem immer - immer - das Militärische dominiert.

Die Einsätze der Bundeswehr im Inneren der Bundesrepublik nehmen kontinuierlich zu und sorgen so für eine immer weitere Aushöhlung des Rechtsstaatsgefüges der Bundesrepublik. Nicht nur, dass Soldaten bei der Überwachung von Demonstranten eingesetzt werden, die Bundeswehr nutzt Zwangs- und Notsituationen der Menschen aus, um sie in Arbeitsagenturen für den Kriegseinsatz zu ködern oder in Schulen unter Kindern und Jugendlichen für ihr Mordsgeschäft zu werben. Hinzukommen die militärische Einflussnahme auf die Forschung, die Medien sowie Werbeauftritte der Bundeswehr im öffentlichen Raum, auf Messen sowie die Einrichtung von Verbindungsmilitärs in den Kreisverwaltungen der Landkreise. Die Gesellschaft wird so langsam immer fortschreitender militarisiert. Sagen wir hier sehr deutlich: Schluss damit! Keine Soldaten in den Schulen! Lasst unsere Kinder in Ruhe!



Liebe Freundinnen und Freunde,

im 65. Jahr nach der Befreiung vom Faschismus und dem Endes des Zweiten Weltkrieges, sind wir aufgefordert, deutlich aller Kriegspropaganda und jeder Militarisierung unseres Lebens zu widersprechen und Widerstand dagegen zu organisieren. Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! - Aktuelle wie vor 65 Jahren! Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit! Kriegsvorbereitung und Krieg ver- und zu behindern ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben. Ich rufen dazu auf:

Desertiert aus den Militärs! - Sabotiert den Krieg! - Damit wir eine friedliche und gerechte Gesellschaft errichten und unseren Kindern eine menschenwürdige Zukunft bieten können.

Die PDF-Datei meiner Rede:
http://www.montys.de/dateien/themen/friedenspolitik/ostermarsc
h2010.pdf




Monty Schädel ist politischer Geschäftsführer der DFG-VK.

E-Mail: mail (at) montyschaedel (Punkt) de

Website: www.montyschaedel.de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome