Ostermärsche und -aktionen 2010

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06.04.2010


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Ostermärsche und -aktionen 2010

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede zum Frankfurt Ostermarsch, Ostermontag, 5.4.2010

Neuaufnahme: Bitte bearbeiten!

Regina Hagen (in Frankfurt)

Abrüstung jetzt - ohne Tricks und Hintertüren!



- Es gilt das gesprochene Wort! -



(Hinweis auf Menschen, die mit dem Appell rumgehen und Unterschriften sammeln)

Ich will meinen Beitrag beginnen mit dem Bericht eines deutschen Missionars, der den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima in einiger Entfernung vom Hypozentrum erlebte:

"In diesem Moment . blitzte ein riesiges Licht über dem Zentrum auf, doch im gleichen Augenblick hatte ich das Gefühl, das Licht, hundertmal stärker als die Sonne, sei über und um mich. Ein greller Lichtschein, . gelblichweiß und gleißend, erfüllte alles. Geblendet wich ich zurück. Plötzlich fühlte ich eine starke Hitze und warf mich entsetzt auf den Boden. Ich lag vielleicht zwei oder drei Sekunden da, als es fürchterlich knallte. Mein Zimmer und das ganze Haus wurden erschüttert. Ich war über und über mit Glassplittern, Holzstücken und aus den Wänden gerissenen Lehmbrocken bedeckt. Ich kroch unter den Schreibtisch und betete. Das ist das Ende, dachte ich und wartete auf den Gnadentod. ..."

Helmut Erlinghagen zitiert nach:
http://www.aktivepolitik.de/index.php?id=34

Der Bericht endet hier nicht sondern beschreibt dann die unerträgliche Wirklichkeit mit fast unerträglichen Sätzen. Zu grausam, um sie hier zu zitieren.

Der Horror, von dem dieser Augenzeuge erzählt, ist Folge der Atomwaffe, die am 6. August 1945 über der japanischen Stadt Hiroshima gezündet wurde. Eine Atomwaffe schickte an diesem Tag 45.000 Menschen in den Tod; in den nächsten Monaten stieg die Zahl der Opfer auf 136.000. Eine zweite Atombombe legte drei Tage später Nagasaki in Schutt und Asche. Seither schallt weltweit der Ruf: Nie wieder Hiroshima! Nie wieder Nagasaki!

Die Überlebenden, viele von Ihnen für den Rest ihres Lebens schwer gezeichnet, konnten den Moment nie vergessen: den Atomblitz, die darauf folgende Hitzewelle, den Feuersturm, den schwarzen Regen, Tod und Elend, Schmerzen und Strahlenkrankheit. Und doch hat das Schicksal dieser beiden Städte es nicht vermocht, dem nuklearen Rüstungswettlauf seither Einhalt zu gebieten. Damit finden wir uns nicht ab! Wir forder: Abrüstung der Atomwaffen jetzt - bei uns und anderswo - und zwar ohne Tricks und Hintertüren!

Das Motto unseres Ostermarsches lautet heute: "50 Jahre gegen Atomwaffen und Kriege - wir demonstrieren weiter". Zum Demonstrieren gibt es an diesem Osterwochenende viele Gründe. Zu viele Gründe. Über 23.000 davon tragen ein und denselben Namen: Atomsprengkopf.

Mehr al s 23.000 Atomsprengköpfe sind immer noch in den Arsenalen der Atomwaffenstaaten; ein erheblicher Teil ist jederzeit auf Knopfdruck einsatzbereit. Und die meisten haben die vielfache Stärke der Bomben von Hiroshima und Nagasaki.

23.000 Atomsprengköpfe in den Arsenalen weltweit - und das 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges.

1970 trat der Nichtverbreitungsvertrag in Kraft, der Weiterverbreitung verhindern und Abrüstung garantieren sollte. Damals gab es fünf Atomwaffenstaaten - heute sind es neun. Damals versprachen sie in Artikel VI, zügig Verhandlungen über eine Null-Lösung aufzunehmen. 40 Jahre spätern feiern sich Russland und die Vereinigten Staaten selbst, weil sie START neu verhandeln konnten.

In wenigen Tagen werden die Präsidenten Medwedew und Obama in Prag mit ihrer Unterschrift START-Neu besiegeln. Es wird ein mediengerechter Auftritt sein, und dennoch ein Vertrag mit Tricks und Hintertüren. Barack Obama sagte in seiner Ankündigung des Vertrags: "It cuts -- by about a third -- the nuclear weapons that the United States and Russia will deploy." Auf Deutsch: "Der Vertrag reduziert die Atomwaffen, die die Vereinigten Staaten und Russland in Zukunft stationieren, um 30 Prozent."

Dieser Satz ist schlicht nicht wahr. Reduziert werden sollen Waffen der strategischen Kategorie. Tausende taktische Atomwaffen der beiden Seiten sind von START-Neu also gar nicht berührt. Und selbst bei den strategischen Waffen verhilft nur kreative Mathematik den Präsidenten zum vermeintlichen Erfolg. So zählt ein Langstreckenbomber nur als eine Bombe, kann aber bis zu 20 an Bord haben. Systeme, die nicht einsatzbereit stationiert sondern in Reserve vorgehalten werden, zählen gar nicht erst mit. Nach Auskunft meines Kollegen Nassauer hat Russland schon heute weniger Trägerraketen als unter START-Neu erlaubt, dürfte also ohne Vertragsverletzung sogar aufrüsten. Überdies werden Raketenabwehr und konventionelle Umwidmung der Interkontinentalraketen in keinster Weise eingeschränkt.

Nukleare Abrüstung sieht anders aus! Wir sagen: Wir wollen Abrüstung auf Null - und zwar ohne Tricks und Hintertüren!

Das geht nur unter Einbeziehung von NATO-Strategie und -Waffen. Wir fordern ohne Wenn und Aber: Abzug der US-Atomwaffen aus Büchel in der Eifel, und zwar jetzt!

Wie kann es sein, dass in Deutschland, Belgien, Niederlande, Italien und Türkei - fünf angeblich atomwaffenfreien NATO-Staaten - 20 Jahre nach dem Kalten Krieg noch Atombomben der USA lagern? Für wen sind die gedacht? Die Waffen müssen weg, ohne Tricks und Hintertüren!

Und die neue NATO-Strategie, die momentan verhandelt wird? Auch hier haben Atomwaffen keinen Platz!

Die Chancen für nuklear Abrüstung stehen eigentlich gut:

Die Bundesregierung bekennt sich im Koalitionsvertrag zur Forderung nach Abzug der Atomwaffen aus unserem Land, und Außenminister Westerwelle macht sich bei seinen NATO-Kollegen tatsächlich dafür stark.

US-Präsident Obama fordert die atomwaffenfreie Welt und entspricht damit den Wünschen von Menschen auf der ganzen Welt.

Immer mehr Zustimmung findet die Forderung nach einer Nuklearwaffenkonvention, also einem globalen und streng überprüften Verbot von Atomwaffen und deren Produktion. Ein völkerrechtlich und technisch solider Entwurf wurde von einigen Nichtregierungsgruppen erstellt und zeigt auf, welchen Weg in eine Zukunft ohne nukleare Bedrohung wir gehen können. Selbst UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sprach sich wiederholt dafür aus.

Warum also packen es die Staatsführer nicht endlich an? Abrüstung im Schneckentempo - das lassen wir nicht mehr zu!

Im Mai kommt die Völkergemeinschaft bei der UNO in New York zur Überprüfung des Nichtverbreitungsvertrags zusammen. Die Gefahr ist groß, dass die Außenministerien und diplomatischen Korps wie alle fünf Jahre in zähen Verhandlungen keine oder viel zu zaghafte Schritte zur Umsetzung des Vertrags beschließen. Das lassen wir nicht mehr zu!

Wir sagen den Regierungen hier und heute ganz klar: Wir schauen Euch genau auf die Finger!

Viele von uns fahren auch zur UNO nach New York. Gemeinsam mit tausenden Friedensfreunden aus der ganzen Welt bringen wir dort unsere Forderungen zu Gehör:

Abzug der verbliebenen US-Atomwaffen aus Deutschland!

Stopp jeglicher Modernisierungspläne für Atomwaffen und ihre Trägersysteme!

Nein zu Atomwaffen in der neuen NATO-Strategie!

Sofortiger Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen!

Sicherheitsgarantieren der Atomwaffenmächte gegenüber allen Nicht-Atomwaffenstaaten und atomwaffenfreien Zonen!

Verhandlungen zu einer Nuklearwaffenkonvention jetzt! Es gibt keinen Grund zu warten!

Wir wollen GLOBAL ZERO NOW!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

Helft mit, unsere Forderungen zu transportieren. Unterschreibt den Appell "Für eine Zukunft ohne Atomwaffen!", der hier auf dem Platz kursiert. Holt Euch Kopien des Appells aus dem Internet unter npt2010.de. Beteiligt Euch an Aktionen bei Euch vor Ort. Informationen findet Ihr unter atomwaffenfrei.de.

Ich glaube fest daran: Gemeinsam kriegen wir sie geschafft, die Welt ohne Atomwaffen hier und anderswo!

No Nukes! No Nukes! No Nukes!

Global Zero Now! Global Zero Now! Global Zero Now!



E-Mail: regina (Punkt) hagen (at) jugendstil (Punkt) da (Punkt) shuttle (Punkt) de
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