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18.04.2011


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Rede für die Ostermahnwache in Biberach am 18.4.2011

Auch ich begrüße Sie alle hier!

Valerie Baumgartner (in Biberach)

- Es gilt das gesprochene Wort -

- Sperrfrist: 18.04.11, Redebeginn, ca 18 Uhr -



Mein Name ist Valerie Baumgartner. Ich bin Studentin an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg.

Ich liebe Kinder! Mein Ziel ist es, Lehrerin zu werden - eine von der Sorte, wie ich sie selbst als Kind geliebt habe: Eine Lehrerin, die nicht nur Wissen vermittelt und mit dem Rotstift Fehler korrigiert. Sondern eine Lehrerin, die die Kinder in ihrem ganzen Menschsein, in all ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit annimmt und unterstützt.

Eine Lehrerin, die die Kinder auf ihrem Weg zu verantwortungsvollen Menschen, begleitet.

Vor allem aber eine Lehrerin, die die Werte unseres menschlichen Miteinanders und die Wertschätzung unserer ganzen Schöpfung gegenüber nicht nur vermittelt, sondern auch vorlebt.

Ich möchte Ihnen kurz von einem kleinen, fast schon alltäglichen Erlebnis berichten, das mich sehr nachdenklich machte:

Vor einigen Wochen machte ich ein Praktikum an einer Grundschule in München. Während der großen Pause fiel eine Schülerin auf dem Schulhof hin, verletzte sich dabei und weinte. Ein Junge, der vorbei lief, lachte sie aus und rannte davon.

So brauchte das Mädchen, das bei mir Hilfe suchte, gleich doppelten Trost. Dem Jungen erklärte ich, wie er sich in solch einer Situation verhalten muss, nämlich, dass er stehen bleibt und der Verletzten hilft und sie tröstet. Es war ihm peinlich. Er entschuldigte sich. Ob er sich wohl das nächste Mal hilfsbereiter zeigt?

Als Lehrer, als Eltern, als erwachsene Menschen sind wir Vorbilder für die Kinder, die uns anvertraut sind. Wir ermutigen sie dazu,Konflikte nicht mit Gewalt sondern mit Worten zu lösen. Wir zeigen ihnen Wege, wie sie einander helfen und friedlich miteinander umgehen und leben können

Aber was sind wir für Vorbilder, wenn wir gar nicht vorleben, was wir sagen? Sin wir selbst bereit, Konflikte gewaltfrei zu lösen? Im Kleinen und im Großen?

Wir besitzen Waffen, lagern Waffen, entwickeln und produzieren Waffen. Immer modernere, effektivere, intelligentere und gefährlichere! Wir machen gute Geschäfte mit Waffen, wir exportieren Waffen.

Die Menschheit ist in Besitz von nuklearen Waffen mit einer ungeheuren Zerstörungskraft und wir betreiben riskante Atomkraftwerke, mit denen wir im Störfall nicht nur einzelnes Leben, sondern die gesamte Schöpfung aufs Spiel setzen!

Ich möchte wirklich eine gute Lehrerin werden, ein glaubwürdiges Vorbild für die Kinder sein und ich stelle mir viele Fragen....Vielleicht haben Sie ja eine Antwort!?

Wie soll ich Kindern erklären, dass für sie andere Regeln gelten, als für die Erwachsenen!?

Wie soll ich den Kindern eine Vision von Frieden vermitteln, solange Waffen zur Vernichtung ganzer Länder gebaut werden?

Wie soll ich den Kindern erklären, dass Kinder auf der ganzen Welt an Hunger sterben, aber viele Milliarden Dollar in die Rüstungsindustrie gesteckt werden?

Wie soll ich den Kindern die Katastrophe von Fukushima erklären!?

Soll ich den Kindern sagen, dass Atomkraftwerke eigentlich nützlich sind, weil sie uns den Strom für den Herd, den Kühlschrank und den Fernseher liefern!?

Soll ich sagen, dass die friedliche Nutzung der Atomkraft völlig harmlos ist?

Oder soll ich sagen, dass auch hier etwas geschehen kann, was kein Planer auf seinem Plan gehabt hat!?

Wie soll ich den Kindern einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung vermitteln, solange Ozeane und Wälder auf Jahrzehnte hin radioaktiv verseucht werden?

Wie soll ich Kindern erklären, dass wir auch bei uns in Deutschland mehr auf Atomenergie als auf erneuerbare Energien setzen?

Wie soll ich Kindern erklären, dass jedes Land, das Atomkraft nutzt, auch Atomwaffen herstellen kann!? Dass es auf der Welt Tausende von Atomwaffen gibt. Waffen, die extra dafür gebaut wurden, möglichst viel zu zerstören, möglichst viele Menschen zu töten, Leben zu vernichten!

Soll ich Kindern sagen, dass Atomwaffen einen Krieg verhindern sollen, dass sie nur zur Abschreckung da sind!? Dass in einem "normalen" Krieg gar keine Atombomben fallen? Wenn aber doch etwas geschieht - in Friedenszeiten - was kein Konstrukteur vorgesehen hat, etwas, das die Sicherheitsmechanismen der Atombomben außer Kraft setzt, so wie jetzt das Erdbeben und der Tsunami in Japan....

Ich fühle mich verantwortlich für unsere Kinder, für die Generationen, die noch nach uns kommen werden! Ich fühle mich auch verantwortlich für die Umwelt, für die Schöpfung, die ein Geschenk ist, mit dem wir sorgsam umgehen sollten, um es unbeschadet weiterzugeben!

Wir sind heute hier um zu zeigen, dass uns unsere Welt und unsere Kinder nicht egal sind!

Wir wollen in einer sauberen, nicht in einer verstrahlten Welt leben

Wir wollen friedlich und menschlich mit unseren Mitmenschen umgehen

Wir wollen denen die Augen öffnen, die sie verschlossen halten, die wegschauen bei dem, was passiert ist und was gerade passiert und die den Ernst der Lage schön reden!

Wir wollen unseren Kindern keine zerstörte, verstrahlte, kahle, leblose Welt zurücklassen!

Wir wollen ihnen keine Lasten auflegen, die durch unsere Fehler entstanden sind!

Deshalb müssen die Atomkraftwerke stillgelegt werden. Und auch Atomwaffen müssen abgebaut werden.

Wir wollen ohne Angst in die Zukunft blicken!



Credo für die Erde

Ich glaube an Gottes gute Schöpfung die Erde

sie ist heilig

gestern heute und morgen

Taste sie nicht an

sie gehört nicht dir

und keinem Konzern

wir besitzen sie nicht wie ein Ding

das man kauft benutzt und wegwirft

sie gehört einem anderen

Was könnten wir von Gott wissen

ohne sie unsere Mutter

wie könnten wir von Gott reden

ohne die Blumen die Gott loben

ohne den Wind und das Wasser

die im rauschen von ihm erzählen

wie könnten wir Gott lieben

ohne von unserer Mutter

das Hüten zu lernen und das Bewahren

Ich glaube an Gottes gute Schöpfung die erde

sie ist für alle da nicht nur für die reichen

sie ist heilig

jedes einzelne Blatt

das Meer und das Land

das Licht und die Finsternis

das Geborenwerden und das Sterben

alle singen das Lied der Erde

Lasst uns nicht einen Tag leben

und sie vergessen

wir wollen ihren Rhythmus bewahren

und ihr Glück leuchten lassen

sie beschützen vor Habsucht und Herrschsucht

weil sie heilig ist

können wir suchtfrei werden

weil sie heilig ist

lernen wir das heilen

Ich glaube an Gottes gute Schöpfung die Erde

sie ist heilig

gestern heute und morgen





Valerie Baumgartner ist Studentin an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg.

E-Mail: valerie-baumgartner (at) web (Punkt) de
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