2011
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23.04.2011


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Ostermärsche und -aktionen 2011

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Redebeitrag für den Ostermarsch 2011 in Traunstein am 23. April

"Mit der Gentechnik den Hunger in der Welt besiegen"

Rosi Reindl (in Traumstein)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe Freundinnen und Freunde,

auch wenn es noch so oft wiederholt wird - wird es nicht wahrer. Durch gentechnischveränderte (GVO) Pflanzen gibt es weder einen Mehrertrag noch werden weniger Spritzmittel verbraucht - meist ist eher das Gegenteil der Fall. In vielen Ländern (wie z.B. Argentinien, Brasilien) steigt die Anzahl der unter der Armutsgrenze lebenden Menschen sprunghaft in die Höhe durch den Anbau von GVO-Pflanzen. Auf den Flächen auf denen früher Lebensmittel für die Menschen vor Ort angebaut wurden, wachsen heute Pflanzen (Soja, Baumwolle, Mais) die exportiert werden (Devisen). Durch den massiven Einsatz von Spritzmittel entstehen oft gesundheitliche Probleme und eine starke Verunreinigung von Böden und Wasser. Eine aktuelle Studie von Charles Benbrook zeigt, dass Preise für Gentechnik-Saatgut in den USA im Vergleich zum konventionellen Saatgut stark angestiegen sind. Im Jahr 2010 musste für Roundup Ready2 Sojabohnen 42% mehr ausgegeben werden als im Jahr zuvor. Farmer, die den Gentechnik-Mais "SmarStax" anbauen, müssen für das Saatgut mehr als doppelt so viel ausgeben, wie konventionelle Anbauer.

Seit dem Jahr 2000, als Gentechnik-Soja-Saat den US-Markt eroberte, ist der Preis dafür um 230% angestiegen. Der Anbau von Gentechnik-Saatgut würde sich also lohnen, wenn dadurch Pestizide eingespart würden. Seit dem Beginn des Gentechnik-Anbaus in den USA vor 13 Jahren ist jedoch auch der Verbrauch von Pestiziden massiv angestiegen.

Der Einsatz von z.B. Roundup (RR-Soja, RR-Raps) hat sich vielerorts auf die 10 bis 15 fache Menge des sonst üblichen gesteigert bzw. reicht oft gar nicht mehr um die Unkräuter zu bekämpfen (Resistenzen). Es muß manchmal sogar wieder ein Wirkstoff von dem Entlaubungsmittel Agent Orange (Vietnamkrieg) beigemischt werden um die inzwischen über 20 RR-resistenten Beikräutern noch bekämpfen zu können. Teilweise müssen Flächen sogar aufgegeben werden (Pigweeds). Das ist so gewollt und teilweise jetzt auch erreicht. Hier die Aussage von Uwe Schrader (Vorsitzender Innoplanta) aus dem Jahr 1999"Die Aussicht, in dem stagnierenden Pflanzenschutzmittelmarkt durch Anwendung der Pflanzenbiotechnologie Positionsverbesserungen zu erzielen, erklärt die für das Marktvolumen und die Profitabilität der Branche unerwartet hohe interne und externe Forschung & Entwicklung- Intensität".

Prof. Don Huber macht auf hohe Unfruchtbarkeitsraten und Fehlgeburten und krankheitsanfällige (abwehrschwache) Pflanzen hin im Zusammenhang mit der Verwendung von RR. Da bei GVO-Pflanzen auch während der Wachstumsphase gespritzt werden kann sind oft extrem hohe Rückstandsmengen auf Soja zu finden. Darum hat man im Ministerium kurzerhand einfach die Grenzwerte um über das 200-fache erhöht. Jeffrey Smith (Buchautor "Trojanische Saaten") hat in seiner neuesten Publikation darauf hingewiesen, daß RR 40 Pflanzenkrankheiten verursacht bzw. verschlimmert. Ich befürchte das wird der nächste Lebensmittelskandal der auf uns zurollt. Darum auch nochmal von meiner Seite die Bitte an Landwirte und Hobbygärtner Round up nicht einzusetzen. Jeffrey Smith ist einer der Interviewpartner im neuen Film von Bertram Verhaag. In seinem Film "gekaufte Wahrheit" berichtet er über Wissenschaflter und Aktivisten die kritische oder sogar besorgniserregende Ergebnisse bezüglich der gesundheitlichen Auswirkungen von gentechnischveränderten Futtermitteln veröffentlichten und deshalb massiv unter Druck gesetzt wurden. Dr. Arpad Pusztai (GVO-Kartoffel) wurde nachdem er Ergebnisse seines Versuches in einem Fernsehinterview preisgab (nach über 30 jähriger Forschungstätigkeit) gekündigt, ihm wurde eine Schweigepflicht auferlegt und er wurde massiv in Wissenschaftskreisen diskreditiert.

In die Gentechnikforschung fließt viel Steuergeld (EU 5 Jahre 2,4 Milliarden). Auch bei uns fließt viel Geld in die Gentechnikforschung u.a. auch in die (sogenannte) Sicherheitsforschung. Recherchen haben ergeben, daß nur an wenigen Standorten dann auch wirklich die angemeldete Forschung gemacht wurde. In dem vor kurzem erschienen Buch "Monsanto auf Deutsch" zum Thema Seilschaften gibt es etliche Beispiele von Personen wie. z.B. Frau Prof. Dr. Inge Broer die praktisch in einer Person vereint Versuche genehmigt, anlegt, kontrolliert, die entsprechende Lobbyarbeit dazu betreibt und bei der Vergabe der Gelder für diese Versuche mit am Tisch sitzt (der sogenannte "kurze Dienstweg" ;-)) natürlich über komplizierte Firmenkonstrukte verschleiert.

Der Autor hat sein Werk im Gefängnis fertig geschrieben weil er wegen einer Feldbefreiung an der Uni Gießen zu 6 Monaten ohne Bewährung verurteilt wurde. Er und drei Mitstreiter wollten mit dieser Aktion auf Misstände in der Vergabe von Forschungsgeldern aufmerksam machen. Die Uni erhielt für den Versuch auf 9.6 mư GVO-Gerste an zu bauen jährlich 352 000 und hielt nicht einmal einfachste Sicherheitsvorschriften wie z.B. einen geeigneten Mäuseschutzzaun um Verschleppung der Körner zu vermeiden ein. Besonders problematisch ist es wenn an bzw. auf den Flächen von Saatgutbanken wie z.B. GVO-Weizenanbau in Gatersleben (europ. größte Saatgutbank für Getreide- und Hülsenfrüchte) oder Pharmaerbsen (Erbsensorte produziert einen medizinischen Wirkstoff) angebaut werden.

Ein buntes Arsenal an GVO-Pflanzen (Mais mit 8 Events, Pharmapflanzen, sterile Pflanzen u.s.w.) wächst auch im Gentechnikschaugarten in Üplingen (bei Magdeburg). Vor Auskreuzung schützt ein Maschendrahtzaun und Sicherheitspersonal auf einem Wachturm.

Auch nicht gerade praxisorientiert ist unserer Meinung nach auch der Versuch der Technischen Universität München (Wissenschaftszentrum Weihenstephan) in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft der der Frage nach geht wie sich die Verfütterung von BT-Mais auf Milchkühe auswirkt. Der weltweit erste Fütterungsversuch der über fast 25 Monate ging (bisherige Versuche meist nur 3 Monate).

Hier einige der Kritikpunkte:

Während dieser Zeit musste die Hälfte der Tiere (18 von 36) wegen Krankheit und Unfruchtbarkeit ausgetauscht werden.

In der BT-Mais gefütterten Gruppe wurde gekopster Mais (d.h. auf bis zu 600

C erhitzter Mais) verfüttert.

Es wurde mehr Körnermais als Silomais in der Ration gefüttert (Körnermais enthält weniger BT-Gift).

Zu Beginn der Studie gab es keine validierte Untersuchungsmethode.

In der Gülle wurden zwar BT-Mais DNA-Abschnitte gefunden aber in der Milch nicht u.s.w.

Dieser Versuch wurde nicht nur mit Steuergeldern finanziert sondern auch mit 400 000 von der Molkereiwirtschaft. Der Versuch wurde 2007 abgeschlossen und promt zu einer Abstimmung bez. BT-Mais im Bundestag 2009 veröffentlicht. Die Ergebnisse gingen weltweit durch die Presse. Wenn man jetzt bei Molkereien wie z.B. Meggle, Müller, Weihenstephan nachfrägt ob die Milch von Tieren stammt die GVO-frei gefüttert wurden bekommt man jetzt zur Antwort, daß GVO-Futtermittel keinen Einfluß auf die Milch hat. Vor kurzem gab einen Versuch mit Ziegen bei dem festgestellt wurde, daß bei den Nachkommen von Ziegen die mit GVO-Futter gefüttert wurden DNA-Abschnitte im Fleisch festgestellt werden konnten. Selbst bei Patentanträgen (Beispiel "Schweineschnitzel") wird genau dieses Argument verwendet, daß die Verfütterung von GVO-Pflanzen im Fleisch feststellbar ist.

Wir brauchen die Nulltoleranzregelung bei Lebens- und Futtermitteln und vorallem beim Saatgut und keine Grenz- oder Schwellenwerte für stetig steigende Verunreinigungen.

Jeder kann aktiv werden:

a.. gezielt nach gentechnikfreier Ware fragen (am besten regional, saisonal einkaufen, bio muss GVO-frei sein) GVO-freie Stoffe aus Baumwolle (Jeans, Unterwäsche)

b.. sich selbst und andere informieren (Flyer verteilen, Infostände, Leserbriefe schreiben, Verwandte-Bekannte ansprechen, Veranstaltungen organisieren)

c.. Forderungen an die Politik, Kirchen, Verbände

d.. bei den Firmen nachfragen (Internetanfragen)

e.. Aktionen vor Ort unterstützen

f.. Geldanlagen überprüfen

g.. beim Saatgutkauf auf Qualität achten (gentechnikfrei und samenfest)



Rosi Reindl ist aktiv beim Genethisches Netzwerk. Vita siehe hier

E-Mail: rosi_reindl (at) web (Punkt) de
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