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24.04.2011


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Redebeitrag für den Ostermarsch 2011 in Büchel am 25. April

Liebe Freundinnen und Freunde!

Hildegard Slabik-Münter (in Büchel)



- Es gilt das gesprochene Wort -

- Sperrfrist: 25. April, Redebeginn: ca 13 Uhr -



Danke, dass ich hier heute sprechen darf.

Der Kampf gegen die Bombensache Atomkraft ist mir seit langem ein besonderes Anliegen!

Deshalb habe ich die Einladung von Elke Koller, den Part von IPPNW hier zu übernehmen, gern angenommen.

Schön wäre es Fukushimsa wäre in unserem Wortschatz für immer eine ferne Stadt in Japan geblieben. Aber seit dem 11. März hat sich Fukushima wie - auf den Tag genau vor 25 Jahren Tschernobyl- durch den atomaren GAU als schreckliches Szenarium in unsere Köpfe eingebrannt. Überraschend? Unvorstellbar ? Völlig unerwartet ? NEIN!

Nichts anderes predigen wir seit Jahrzehnten: die atomare Kernspaltung als Bombe oder als so genannte friedliche Energiequelle ist todbringend und unbeherrschbar. Literaturnobelpreisträger Kenzoburo Oe, der als 10jähriger die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erlebte, sagt mit unserem Glauben an einen atomaren Schutzschild und an die Notwenigkeit der Kernenergie für unseren technologischen Fortschritt haben wir die Atombombenopfer verraten..

Die Folgen sind verheerend!

Die Atomlobby, die Jahr für Jahr satte Gewinne in Milliardenhöhe einstreicht wiederholt mantraartig, die Atomenergie sei billig und sauber. Nichts davon ist wahr.

Sauber?

Schon die Gewinnung des Urans für die Atomenergie - ob für Atomkraft oder Bombe - bringt gewaltige Schäden für Menschen und Natur in den Abbaugebieten mit sich.

"Ob in Kanada, den USA, Niger, Australien oder der ehemaligen DDR - überall, wo Uranerze geschürft und verhüttet wurden und werden, flog oder fliegt der radioaktive Staub meilenweit."

Stellvertretend spreche ich die Gebiete der Adivasi Ureinwohner in Indien an. 148.000 Tonnen Uranerz, werden in diesem Gebiet noch in der Erde vermutet. Das Uranerz, das natürlich vorkommt, enthält im Wesentlichen Uran 238 und nur 0,7 % Uran 235.

Uran 235 ist für die Atomenergie besser zu nutzen. Uran 235 muss deshalb mit energieaufwendigen Verfahren aus dem natürlichen Uranerz heraus konzentriert werden auf 7 oder 10-20%.

Nach Auskunft der Gesellschaft für bedrohte Völker werden z.B. in Jadugoda im indischen Bundesstaat Jharkand jährlich 200 Tonnen so genannter Yellowcake hergestellt.

Gleichzeitig entstehen ca 330.000 Tonnen Abraum. Etwa 50% werden wieder verfüllt. Die feinen Bestanteile werden mit Wasser verdünnt und durch ungesicherte Rohrleitungen über das Dorf in Absetzbecken gepumpt. Die Becken sind nach unten nicht versiegelt und nach oben nicht verschlossen. Bei heißem Wetter trocknen sie aus und der giftige radioaktive Staub wird verweht. Bei Monsunregen laufen sie über!

So ist es nicht erstaunlich, wenn vermehrt strahlenbedingte Krankheiten bei Mensch und Tier in der Umgebung beobachtet werden.

Von sauberer Energie kann schon vom Anfang an nicht die Rede sein.

Während des Normalbetriebs gehen die Gefahren dann weiter. Auch deutsche Atomkraftwerke verseuchen schon im Normalbetrieb ihre Umgebung. Die KiKK Untersuchung in Deutschland hat erwiesen, dass Kinder, die im 5km-Umkreis von Kernkraftwerken aufwachsen, doppelt so häufig als andere Kinder an Leukämie erkranken.

Das völlig ungelöste Problem stellt dann bekanntermaßen der Atommüll dar. Bis es 1993 international verboten wurde, war es üblich Atommüll in Fässer zu verpacken und auf hoher See im Meer zu versenken. 100.000 Tonnen sollen es gewesen sein.

Jeden Tag werden von Wiederaufbereitungsanlagen wie La Hague radioaktive Abwasser ins Meer gepumpt. Denn nur Fässer versenken ist verboten!

Eines der größten Probleme der Atomwirtschaft ist der Abfall. Weltweit ist keine Lösung in Sicht.

Vor 25 Jahren heute auf den Tag genau geschah die Haverie in Tschernobyl: das Magazin ippnw forum hat im März viele Informationen zu den Folgen zusammen getragen einige will ich hier aufzeigen:

etwa 162.000 qkm wurden kontaminiert und schätzungsweise 400.000 Menschen mussten umgesiedelt werden.

Nach den Angaben russischer Wissenschaftler ist davon auszugehen dass von den ca 830.000 Liquidatoren inzwischen 112.000 gestorben sind.

Wie sich viele von uns noch erinnern, war aber nicht nur die nähere Umgebung vom radioaktiven Niederschlag betroffen sondern ganz Europa.

Die Angabe über gesundheitliche Folgen sind sehr unterschiedlich. Vieles wird auch noch geheim gehalten.

Es ist davon auszugehen, dass es in ganz Europa 90.000 mehr Krebsfälle gibt.

In den am meisten betroffenen Gebieten leiden die Menschen besonders häufig an Schilddrüsenkrebs. Zunächst waren es die Kindern aber später auch die Erwachsenen. Außerdem werden viele Leukämien, Brustkrebs und auch Hirntumore bei Kindern beobachtet. Hinzu kommt eine erhöhte Rate von Todesfällen um die Geburt und eine erhöhte Rate an Fehlbildungen insbesondere auch zentralbedingte Entwicklungsstörungen. Eine andere Folge der Strahleneinwirkung ist die Schwächung der Gesundheit, vermehrte Infekte und Herzkreislauferkrankungen.

Schon immer bedeutete die natürliche Strahlung eine Gefährdung. Seit dem radioaktiven Niederschlag durch die Atombomben, die Atombombentests und die diversen Strahlenunfälle ist die natürliche radioaktive Strahlung nicht mehr wirklich von der künstlichen Strahlung zu trennen. Inzwischen weiß man, dass jegliche - und niedrige Strahlung besonders- zur Erhöhung der Krebsrate beim Menschen beitragen.

In Fukushima ist es noch nicht endgültig ausgemacht, wie viel radioaktive Verseuchung die Folge des Unfalls sein wird. Riesige Mengen verstrahlten Wassers sind angefallen und die Kernschmelze ist immer noch nicht gebannt! Unsere Sorge und unser Mitgefühl gilt den betroffenen Menschen.

Diese Sorge sollten wir in Wut und Mut umwandeln.

Wir müssen es erreichen:

Der atomare Wahnsinn muss gestoppt werden.

Die Atomkraftwerke müssen abgeschaltet werden.



Der Import von Atomenergie muss aufhören.

Atomtechnologie darf nicht mehr exportiert werden.

Dies ist auch ein Schritt zur atomaren Abrüstung,

denn Atomkraftwerke sind Produzenten von Plutonium!



Die rot-grünen Koalitionäre in Mainz müssen klar den Abzug der Atomwaffen aus Büchel fordern Schluss mit der zivilen und der militärischen Nutzung der Atomkraft!



Preiswert?

Bei Wikipedia ist nachzulesen, dass die Sanierung der Abraumhalden und der Werkstätten der Wismut, dem Urangewinnungsgebiet im Bereich der ehemaligen DDR bis Ende 2009 allein 5,3 Milliarden Euro verschlungen hat! Die unermesslichen Schäden der Atomkraftwerksunfälle sind überhaupt nicht zu beziffern und das hervorgerufene Leid ist überhaupt nicht mit Zahlen zu erfassen. Krankheit und Tod sind schlicht nicht bezahlbar!





Hildegard Slabik-Münter ist aktiv bei der IPPNW. Vita siehe hier.

E-Mail: slabik-muenter (at) t-online (Punkt) de

Website: www.ippnw.de
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