2011
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24.04.2011


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Ostermärsche und -aktionen 2011

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Moderationtext der Auftaktveranstaltung des Ostermarsch 2011 in München am 23. April

Liebe Freundinnen und Freunde,

Irmgard Heilberger (in München)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Die IFFF beschäftigt sich seit über 90 Jahren mit der dauernden Völkerverständigung. Die Gründerinnen der Internationalen Frauenliga, ca. 1000 Frauen, die es 1915 trotz aller Repressalien ihrer Regierungen zum Friedenkongress in Den Haag geschafft hatten, drückten das so aus:

" .. Wir erklären: der Lehrsatz, Kriege seien nicht zu vermeiden, ist sowohl eine Verneinung der Souveränität des Verstandes als ein Verrat der tiefsten Triebe des menschlichen Herzens." (1)

"An Deutschlands Frauen und Mütter" richtete sich 1915 ein Aufruf "Krieg dem Kriege": "Wir erklären Krieg dem Kriege nicht mit Waffengewalt, mit Vernichtung höchster Kultur, Vernichtung von Menschenleben, mit Massenmord, Verwüstung, sondern mit Waffen von zwingender moralischer, politischer und wirtschaftlicher Gewalt." (2) Mit dem Titel "Krieg dem Kriege" erschien 1924 ein Buch des Pazifisten Ernst Friedrich: Fotos von verletzten Kriegsopfern aus dem 1. Weltkrieg kombiniert mit hehren Kriegszitaten sollten aufrütteln. Sechs dieser Bilder in A3-Format waren am vergangenen Freitag durch ein Schaufenster zu sehen in der soeben eröffneten Ausstellung "teilen statt kriegen" des Münchner Künstlers Wolfram P. Kastner. Schon zwei Stunden später wurde gefordert, diese Bilder zu verhüllen, weil dadurch angeblich Kinder traumatisiert würden. Die am Sonntagmorgen gerufene Polizei schlug zunächst vor, das Schaufenster zuzuhängen und sie kontrollierten dies. Anwohner gingen noch weiter und beklebten die Schaufenster. Der Künstler schloss daraufhin die Ausstellung mit dem Kommentar: "Kein guter Ort für Kunst." Nun ermittelt die Polizei gegen ihn und wirft ihm vor, er habe eine Ordnungswidrigkeit begangen, nämlich durch die öffentliche Zurschaustellung von Kriegsbildern die Allgemeinheit belästigt."



Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

lassen wir uns nicht beirren: nicht die Information über die Greuel des Krieges belästigt die Allgemeinheit. Das größte Übel ist der Krieg selbst. Die Polizei ermittelt wegen sechs Schwarzweißfotos vom Krieg. Die Polizei steht nicht vor unseren Rüstungsfirmen, deren Waffen in Krisengebiete verkauft werden und dort töten und verletzen. Wir nehmen für unseren Wohlstand Krieg im wahrsten Sinn des Wortes in Kauf. Die Polizei ermittelt nicht, wenn wegen dieser teuren Waffenkäufe Menschen hungern und verhungern. Die Polizei ermittelt nicht, wenn zur besten Sendezeit gezeigt wird, wie aus der Luft Menschen beschossen werden und unzählige Kommentatoren fordern, dies doch noch besser zu tun. Die Polizei ermittelt nicht, wenn Militär in unserem Namen Flüchtlinge im Mittelmeer zurückschickt oder uns Rohstoffe sichert, die uns nicht gehören und die wir dann womöglich zu Lasten der Umwelt verschwenden. In einer globalisierten Welt mit komplexen Problemen gibt es keine einfachen Lösungen, mit Aufrüstung und Militär können Folgen des Klimawandels nicht auf Dauer verhindert werden, dennoch geben wir mehr Geld aus dafür als für Entwicklungshilfe und zivilen Friedensdienst.

In dem bereits erwähnten Aufruf der Gründerinnen der IFFF hieß es auch: "Noch gibt es viele Mittel, die zu dauernder Völkerverständigung führen, die Entwicklung der Dinge wird weitere Möglichkeiten weisen." (3) Völkerverständigung ist auch das Anliegen unseres Redners Mohamad Saleh aus dem Libanon und ich bin sehr gespannt darauf, welche Möglichkeiten er uns aufzeigen wird. Er stammt aus dem Libanon..



Anmerkungen:

(1) Hering/Wenzel, "Frauen riefen, aber man hörte sie nicht" " 1Kassel 1986, Quellenband, S. 31

(2) ebenda, S. 37

(3) ebenda, S. 37



Irmgard Heilberger ist aktiv bei der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF).

E-Mail: irm (Punkt) heilberger (at) t-online (Punkt) de

Website: www.internationalefrauenliga.de
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