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25.04.2011


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Ostermärsche und -aktionen 2011

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Redebeitrag für den Ostermarsch Oberberg 2011 in Gummersbach am 23. April

Krieg ist versagen

Werner Kusel (in Gummersbach)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde,

Der Satz steht nicht in der Bibel. Aber er ist Bilanz und die Summe der verheerenden Erfahrungen die wir und unsere Generationen vor uns machen mussten.

In diesen Tagen herrscht wieder Krieg, in Libyen und Afghanistan! und Europa ist wieder entscheidend daran beteiligt.

Es erweckt sich der Eindruck, Kriege führen gehört in unserer Gesellschaft wieder zum politischen Alltagsgeschäft. Im Kosovo, in den Anfängen von Afghanistan wurde bei uns zumindest noch über den Sinn, und die ethischen Konsequenzen diskutiert, auch über die Schuld, die jeder auf sich nimmt, der eine Waffe gegen einen anderen Menschen richtet.

Wer in den letzten Tagen und Wochen die öffentliche Diskussion verfolgt müsste eigentlich aus einem andauernden Würgereiz nicht mehr rauskommen.

In diesen Tagen geht es in Deutschland vor allem um die politische Staatsräson, wie sich eine Enthaltung oder ein Nein zur Beteiligung auf unseren weltpolitischen Einfluss auswirken mag.

Dann erkennt man nicht mehr, ob das wahlpolitische Taktierteren ist, was da von einigen Politikern, übrigens aller Couleur von sich gegeben wird. Um den Krieg geht es kaum noch.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde das macht mir Angst und wir sollten uns fragen: Haben wir hochentwickelten Länder keine andere Einflussmöglichkeiten auf Unrechtsregime, als Bomben zu werfen?

Warum stehen Staaten, die gestern noch Diktatoren hofiert haben, heute in der ersten Reihe, wenn es um Vernichtung geht?

Warum zerstören Europäer heute die Waffen, die wir gestern noch geliefert haben und töten dabei Menschen, die wir zur deren Bedienung ausgebildet haben?

Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien stehen genau in der Reihenfolge hinter den USA und Russland als die größten Waffenexporteure auf dieser Welt.

Ich möchte mal aus WIKIPEDIA zitieren weil es nicht treffender gesagt werden kann:

Die Rüstungsindustrie ist ein Wirtschaftszweig der Waffenherstellung. Ihre Produkte sind für die Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung durch staatliche Akteure vorgesehen oder sollen diese unmittelbar ermöglichen.

Krieg bedeutet, dass wir alle unsere Wertvorstellungen von Menschlichkeit über Bord schmeißen, und das das was uns unsere Eltern, über ein friedlichen Miteinanders mit auf den Weg gegeben haben, zuwiderlaufen.

Ich habe meinen Eltern gut zugehört: Wenn mein Vater mir über seine Erlebnisse im Krieg erzählt hat oder meine Mutter mir erzählte wie sie, ihre Schwester, Ihre Eltern und Nachbarn vor dem Bombenhagel im Bunker im Siegburger Michelsberg um Leib und Leben fürchteten.

Wir haben die Verantwortung und die Verpflichtung, dieses unseren Kindern weiterzugeben und insbesondere es Ihnen Vorzuleben.

Krieg ist das Versagen des menschlichen Verstandes, Krieg darf niemals Alltagsgeschäft werden und vor allem niemals zur Nebensächlichkeit werden.

Ich weiß, dieser Satz ist am Ende keine Antwort auf die Frage, ob man gewalttätigen Despoten und Diktatoren mit Gewalt begegnen darf? Aber dieser Satz verändert die Diskussion, jedes Mal wenn wir ihn sprechen. Denn er macht deutlich:

Krieg und Gewalt und auch deren Androhung ist kein Mittel der Politik, sondern lediglich der Ausdruck ihres Versagens.

Krieg und Gewalt fängt nicht am Hindukusch, Libyen, Iran oder Irak an, Unmenschlichkeit fängt im Kopf und im Herzen jedes einzelnen Menschen an. Lasst uns das weitertragen! für eine Welt ohne Waffen, ohne Krieg und für ein menschliches Miteinander, geprägt von Respekt und Toleranz.

Kein Politiker, keine Waffenlobbyist darf sich jemals sicher sein das die Menschen Krieg und Gewalt tolerieren oder gar akzeptieren werden.



Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde,

Mit der atomaren Katastrophe in Japan ist die Auseinandersetzung über die Zukunft der Atomenergie in Deutschland wieder neu entbrannt.

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland lehnt die von der schwarzgelben Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke ab!

Die Laufzeitverlängerung der Bundesregierung für deutsche Atomkraftwerke war ein fataler politischer Fehler. Das war ein Geschenk an die Energiekonzerne. Das war Politik gegen die Mehrheit der Menschen in dieser Republik! Und das Moratorium nach der Japankatastrophe war ein durchsichtiges wahltaktisches Manöver von Merkel & Co - und nichts anderes!

In diesem Jahr haben wir den 25igsten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Tschernobyl steht nicht allein, in Harrisburgh in den USA hat es bereits 1979 einen atomaren Katastrophenfall gegeben und auch in Europa haben schwere Störfälle stattgefunden.

In den 17 Atomreaktoren in Deutschland hat es seit 1974 zwischenzeitlich über 4.000 sogenannte Meldepflichtige Störfälle gegeben.

Einen solchen Atommeiler zu bauen, dauert von der Idee über die Genehmigungsverfahren bis zu Inbetriebnahme rund 10 Jahre. Diesen Meiler abzuschalten, abzubauen und zu entsorgen dauert fast 20 Jahre.

Für den entstehenden Müll haben wir seit der ersten Inbetriebnahme von Biblis A 1974 bis heute nach 37 Jahren keine Lösung. Dazu kommt das dieser Müll in den nächsten 100 Jahren weiterhin kein Papiertaschentuch ist, welches mal eben einem natürlichen Recyclingkreislauf wieder zugeführt werden kann.



Liebe Freunde,

hier in Oberberg haben viele Kolleginnen und Kollegen an diesen Atommeilern mitgearbeitet, die Reaktoren:

Biblis, Brockdorf, Philipsburg, Neckarwestheim, Gundremingen, Krümmel sind jedem ehemaligen Steinmüllerbeschäftigten, jedem SABO Beschäftigten ein Begriff. Jeder der an diesen Aufträgen mitgearbeitet hat, hat hohe Sicherheitsstandart eingehalten, beste Schweißnähte abgeliefert und hervorragende Armaturen gebaut.

Aber es geht nicht darum, wie diese Meiler gebaut wurden, sondern es geht darum das diese Technologie nicht endlos beherrschbar ist.

Fukushima ist leider nur ein weiteres Beispiel dafür, dass diese Technologie nicht beherrschbar ist, da hilft auch das Argument nicht, dass das durch eine Naturkatastrophe entstanden ist und eine solche bei uns nicht so wahrscheinlich sein wird.

Die Natur ist nicht beherrschbar,

Ein Zufall ist: das eine Situation aus einer nicht erkennbaren Ursache für das Zustandekommen eines neuen Endstation verantwortlich ist.

Und ein Unfall ist: Ein plötzliches, unfreiwilliges und von außen einwirkendes Ereignis, bei dem eine Person oder mehrere Personen einen Schaden erleiden.

Daher fordern wir heute und jetzt! den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie ohne wenn und aber.

Herzlichen Dank für Eure Aufmerksamkeit



Werner Kusel ist 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gummersbach.

Website: www.igmetall.de
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