2011
Inhalt

update:
25.04.2011


 voriger

 nächster

Ostermärsche und -aktionen 2011

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für die Abschlusskundgebung der Friedensfahrt der Motorradfahrer/innen auf dem Kölner Roncalliplatz am 24. April 2011

Liebe Motorradfahrer/innen und -fahrer, liebe Friedensfreundinnen und -freunde!

Gine Willrich (in Köln)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Die aktuellen Problematik von Krieg und Frieden ist so komplex, so vielfältig, dass ich hier nur ein paar ausgewählte Themen ansprechen kann: Die atomaren Risiken und die Kriege in Afghanistan und in Libyen.

Zur Katastrophe in Fukushima und zum morgigen Jahrestag der Hiroshima-Katastrophe hat Fatih Oeczan aus Hamburg vorhin im Hiroshima-Park schon passende Worte gefunden. Ich möchte nur ein paar kurze Sätze dazu einbringen:

"AtomKraftWaffen abschaffen!"

Der BUND hat sehr treffend den Begriff "AtomKraftWaffen" kreiert - besser kann man kaum zum Ausdruck bringen, wie eng die zivile und die militärische Nutzung der Atomenergie zusammenhängen. In der Langzeitwirkung unterscheidet sich ein Atombombenabwurf wenig von der Kernschmelze eines Atomreaktors. Der Bau von AKWs, von Urananreicherungsanlagen wie der in Gronau und der Schwarzhandel mit Plutonium ermöglichen erst die Produktion von Atombomben. Von den 20.000 weltweit existierenden Atomwaffen sind auch unter anderem welche in Büchel in der Eifel stationiert. Wenn man mal fragen darf: Gegen wen sollen die im Ernstfall eigentlich eingesetzt werden? Was passiert mit uns, wenn so ein Ding mal außerplanmäßig hochgeht????

In vielen Orten in der BRD gehen in diesen Tagen endlich Friedensbewegung- und AntiAtom-Bewegung gemeinsamen auf die Straße, diese Friedensfahrt ist ein Teil davon.

Wenn Ihr Euch erinnert: Im vergangenen Jahr haben wir an dieser Stelle ein Orteingangsschild " Köln - atomwaffenfreie Zone" an den hiesigen Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis überreicht, weil: die Stadt Köln hat sich bereits 1984 offiziell zur "Atomwaffenfreien Zone" erklärt. Ebenso ist Köln auch seit 1985 Mitglied bei den internationalen "Bürgermeister/innen für den Frieden", OB Jürgen Roters gehört zu den Erstunterzeichnern der Kampagne "Für eine Zukunft ohne Atomwaffen!". Also bitte, meine Damen und Herren Politiker: "Atomwaffenfreie Stadt!", das sollte auf jedem Ortsschild stehen, nicht nur hier in Köln! Schluss mit leerem Gerede - wir wollen Taten sehen!

Die menschenverachtende Atompolitik muss beendet werden, Atomkraftwerke gehören abgeschaltet, Atomwaffen abgeschafft - JETZT!

Morgen, am 25.4.2011, finden bundesweit Demonstrationen zum 25. Jahrestag der Atomkatastrophe in Tschernobyl statt. Für uns hier ist die Urananreicherungsanlage in Gronau das naheste Ziel, um 14.00 Uhr ist dort Treffen vor dem Gronauer Bahnhof.

Kriege beenden

Zehn Jahre Krieg in Afghanistan. Was hat dieser sog. "Krieg gegen den Terror" gebracht? 90 (!) Prozent der im Afghanistankrieg getöteten Menschen sind nach Angaben der UNICEF Zivilist/innen. Armut und Hunger haben laut UN-Berichten erschreckende Ausmaße angenommen, die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist auf fast 50 % angestiegen. Das einzige, was wirklich blüht in Afghanistan, sind die Mohnfelder und die Korruption. Sieht so ein "Humanitärer Einsatz" aus? Auch die deutschen Soldatinnen und Soldaten sind keine Entwicklungshelfer in Uniform. Die Bundeswehr tötet am Hindukusch. Spätestens nach dem Bombenabwurf in Kunduz wissen das alle.

Über 70 Prozent der Bevölkerung der BRD lehnen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ab. Also: Raus aus Afghanistan! Raus auch mit den übrigen NATO-Truppen!

Den Krieg gegen Libyen stoppen

Die Luftangriffe westlicher alliierter Staaten in Libyen stellen einen schweren Verstoß gegen geltendes Völkerrechts dar. Weder war der Weltfrieden bedroht, noch handelte es sich um einen zwischenstaatlichen Konflikt. Nur das hätte ein internationales Eingreifen gerechtfertigt. Wieder ein Krieg für Öl, für Erdgas, für geostrategische Interessen. Nebenbei sei erwähnt, dass deutsche Rüstungsfirmen allein 2008 und 2009 Waffen und anderes Kriegsgerät im Wert von 53 Millionen Euro nach Libyen lieferten...

Es gibt in Libyen - ebenso wie in Afghanistan - keine Alternative zur zivilen Konfliktbewältigung, Völkerrecht kann nicht herbei gebombt werden!

Gleich wird André Shepherd zu uns sprechen über seine Erfahrungen im US- Krieg im Irak und seinen Entschluss, zumindest für sich selbst diesen Krieg mit aller Konsequenz zu beenden. Wer den Kriegsdienst verweigert, gilt auch heute noch bei Vielen als Drückeberger. Wer aber aus der Truppe desertiert, wird als feige verschrieen, als Vaterlandsverräter, als Verräter seiner Kameraden. Dabei gehört gerade zum Desertieren unglaublich viel Mut. Der Mut, ganz alleine diesen Schritt zu tun, oft ohne Rückendeckung, ohne Netz und doppelten Boden. Der Deserteur muss nicht nur mit Strafverfolgung, Gefängnis und mancherorts sogar mit dem Tod rechnen, er muss auch unter anderem mit den seelischen Folgen der gesellschaftlichen Ächtung, der Repressionen und der Einsamkeit fertig werden.

Hier gleich um die Ecke, am Appellhofplatz, steht übrigens ein Denkmal für den unbekannten Deserteur, es ist das erste Denkmal dieser Art in der BRD, das im öffentlichen Raum errichtet wurde.

Ich möchte schließen mit einem Zitat von Immanuel Kant: aus seinem Traktat "Zum ewigen Frieden": "Wenn die moralisch verwerfliche Arroganz sogenannter zivilisierter Völker eine internationale Rechtsordnung verhindert, dann muss der öffentliche Gebrauch der Vernunft eine Gegengewalt schaffen".



Gine Willrich ist aktiv bei den "Motorradfahrer/innen ohne Grenzen" in Düsseldorf

E-Mail: biker-without-borders (at) gmx (Punkt) de

Website: www.biker-without-borders.org
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome