Ostermärsche und -aktionen 2012

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07.04.2012


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Ostermärsche und -aktionen 2012

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den Ostermarsch 2012 in Köln am 8. April

Liebe Freundinnen und Freunde,

Felix Oekentorp (in Köln)



- Sperrfrist: 8. April, Redebeginn: ca. 13 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Die Dachdeckerinnung klagt über Nachwuchsmangel. Junge Leute wollen keine Dächer mehr decken sondern ziehen andere Berufe vor. Man berät was zu tun sei und kommt zu dem Schluss:

Es werden hundert Innungsmeister abgestellt, damit diese hauptberuflich in die Schulen gehen und für ihren Beruf werben. Man klinkt sich außerdem in die Ausbildung der angehenden LehrerInnen ein um diese daran zu gewöhnen den Dachdeckerberuf als attraktiv darzustellen. Und man finanziert Klassenausflüge, um die Jungs und Mädels spielerisch mit dem Dachdeckerwerkzeug vertraut zu machen.

Absurd? Außer dass in den höheren Jahrgängen Berufsberater einen Überblick über den gesamten Ausbildungsmarkt geben, wird in der Tat nicht für diesen einen Beruf des Dachdeckers geworben.

Aber:Für einen speziellen Beruf, der nach eigener Darstellung so ganz anders gar nicht sein will, gilt das nicht. Jährlich werden 23 Tausend neue Rekruten gebraucht. Dafür gehen Jugendoffiziere und Wehrdienstberater in die Schulen, dafür steht ein jährlicher Werbeetat von 27 Mio. zur Verfügung, dreimal so viel wie 12 Jahre vorher. Dafür werden eigene Kooperationsvereinbarungen zwischen dem Kriegsministerium (laut eigener Namensgebung "Verteidigungsministerium") und den Kultusministerien der Bundesländer geschlossen die es letztlich nicht einmal gebraucht hätte weil es diese Schulbesuche auch vorher schon gab. Aber bestärkt durch diese Vereinbarung und gestützt auf den satten Etat stiegen die Besuche auf die stattliche Zahl von jährlich 7350 Besuchen (2010). Das entspricht 20 Besuchen täglich, Sonn- und Feiertage eingeschlossen.

Was geschieht? Auch in NRW gibt es diese Koop-Vereinbarung, abgeschlossen unter schwarzgelb und fortgeführt unter rosagrün. Es hatte vor der Wahl 2010 Druck auf die LandtagskandidatInnen gegeben, sich zu positionieren für die Auflösung dieser Koop-Vereinbarung. Dieser Druck war offensichtlich nicht stark genug, die Vereinbarung existiert weiterhin. Doch der Druck reichte wenigstens für ein wenig Bewegung: Die Beteiligung der Bundeswehr an der LehrerInnenausbildung wurde gekündigt, und es soll der Friedensbewegung künftig ein "gleichberechtigter" Zugang zu Schulen ermöglicht werden. Wie gleichberechtigt dieser Zugang sein kann bei einer Übermacht von 94 Vollzeit und etwa 300 nebenberuflichen Jugendoffizieren und einer Situation in der erst didaktisches Material erarbeitet werden muss, kann sich jedeR denken. Denn bislang gab es nur ganz vereinzelt auch Gegenbesuche aus der Friedensbewegung in den Schulen und die Aktivisten waren meistens frustriert. Gegen das Versprechen vermeintlich attraktiver Jobs präsentiert von schneidigen, die Jugendsprache halbwegs authentisch sprechenden Soldaten haben es Ehrenamtliche nicht geschulte Menschen schwer. Die Moralkeule "Du sollst nicht töten" und die gern verdrängten Beschreibungen von Kriegstraumata sind zwar berechtigte Argumente. Doch in Zeiten, wo jede neue Kriegsbeteiligung der Bundeswehr als wichtiger Beitrag zur Landesverteidigung gepriesen wird und wo traumatisierte Kriegsheimkehrer sich schamhaft verstecken, (man spricht von 10% aller aus den Einsätzen zurückkehrenden Soldaten) und wo getötete oder schwer verletzte Soldaten als Einzelfälle aber gleichzeitig als Helden gefeiert werden, da ist die Erziehung im Geiste von Frieden und Verständigung zwischen den Völkern nach UN-Kinderrechtskonvention Artikel 29 im Rahmen der Schulausbildung arg gefährdet.

Was kann jedeR einzelne tun?



1.Um die auch in NRW abgeschlossene Kooperation aufzukündigen muss der Druck auf die jeweiligen Landespolitiker erhöht werden. Fragen an die KandidatInnen im Wahlkampf sind dazu geeignet. Nachfragen nach den Aktivitäten zum Aufkündigen der Koop-Vereinbarung bestärken diesen Druck.



2.Besuche von Jugendoffizieren sollen nach Möglichkeit an jeder Schule verhindert werden. Sobald ein solcher Besuch angekündigt wird, sofort öffentlichen Gegendruck erzeugen. Nichts ist den Soldatenwerbern unangenehmer als öffentliche Proteste, oftmals verzichtet die Bundeswehr schon, wenn sie öffentlichen Druck fürchten muss.



3.Vorsorglich Befreiung für den eigenen Nachwuchs von solchen Veranstaltungen beantragen und solches auch in den Elternabenden für die MitschülerInnen vorschlagen. Diese Befreiung gerne auch mit Bezug auf Gewissensgründe und gewaltfreie Erziehung hat durchaus Aussicht auf Erfolg.



4.Im Notfall, wenn gar nichts anderes mehr möglich ist, auf die Einladung eines Vertreters der Friedensbewegung drängen, Kontakt beispielsweise über die DFG-VK.NRW


Darum bitte ich Euch, und ich danke für die Aufmerksamkeit



Felix Oekentorp ist Sprecher der DFG-VK NRW.

E-Mail: felix (at) dfg-vk (Punkt) de

Website: www.dfg-vk.de
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