Ostermärsche und -aktionen 2012

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08.04.2012


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Ostermärsche und -aktionen 2012

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede auf der Odenwälder Ostermarsch-Kundgebung am 7. April 2012 in Erbach

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Horst Raupp (in Erbach)



- Es gilt das gesprochene Wort -



"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".

So heißt es in dem Gedicht "Todesfuge" des Lyrikers Paul Celan.

Paul Celan wurde 1920 in Rumänien als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Seine Eltern wurden 1942 von deutschen und rumänischen Faschisten in eines der zahlreichen Konzentrationslager deportiert, mit denen der deutsche Faschismus ganz Europa überzogen hatte. Der Vater von Paul Celan starb an Typhus, seine Mutter wurde erschossen.

"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".

Diese Feststellung ist auch heute noch hochaktuell.

Deutschland ist nach den Supermächten USA und Russland der drittgrößte Waffen- und Rüstungsexporteur der Welt.

Die deutsche Rüstungsindustrie macht glänzende Geschäfte. Sie hat 2011 mit Rüstungsexporten soviel Geld verdient wie nie zuvor.

Hier werden im wahrsten Sinne des Wortes Bomben-Geschäfte gemacht.

Besonders begehrte Exportgüter sind:

Panzer von Krauss-Maffei und Rheinmetall

Kampfhubschrauber und Drohnen von EADS

Raketen und Munition von Diehl

Maschinenpistolen und Maschinengewehre von Heckler & Koch

Zieloptiken von Carl Zeiss

Deutschland spielt ganz oben mit im schmutzigen Geschäft der Todes-Exporteure.

Bundeskanzlerin Merkel und Bundesaußenminister Westerwelle betätigen sich als Rüstungslobbyisten, als Türöffner für die deutschen Rüstungskonzerne und als Handlungsreisende in Sachen Waffenexport.

Mit aktiver Unterstützung der Bundesregierung werden von Jahr zu Jahr mehr Waffen und mehr Munition exportiert.

Diese Waffen ermöglichen autoritären Regierungen massive Menschenrechtsverletzungen.

Mit diesen Waffen werden auch Kriege geführt.

Mit diesen Waffen wird getötet.

Wer Rüstung exportiert, exportiert Tod.

Diese Tatsache muss jedem bewusst sein.



Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Viele Menschen haben gehofft, mit dem Ende des Ost-West-Konflikts, mit dem Ende des Kalten Krieges, sei der Weg endlich frei für umfassende Abrüstung.

Das genaue Gegenteil ist eingetreten!

Die weltweiten Rüstungsausgaben sind im Jahr 2010 auf den Rekordwert von 1.630 Milliarden US-Dollar gestiegen. Die Ausgaben für Waffen und Militär sind damit innerhalb von nur zehn Jahren um 56 Prozent gewachsen.



Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Eine wesentliche Aufgabe der Friedensbewegung ist es, Wirtschaftsinteressen als Kriegsursache zu benennen und zu bekämpfen.

Die zunehmende Umrüstung der Bundeswehr zur weltweiten Interventionsarmee folgt wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen.

Es geht nicht um Friedenssicherung.

Es geht um Öl, Gas und andere Bodenschätze.

Die Bundeswehr führt Krieg in Afghanistan - gegen den Willen der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung.

Nach jüngsten Meinungsumfragen lehnen 88 Prozent der Bevölkerung Kriegseinsätze der Bundeswehr ab - die Bundesrepublik wird eben nicht am Hindukusch verteidigt, wie man uns weismachen will.

Gegen unseren Willen werden weitere Milliarden für den Krieg ausgegeben.

Gegen unseren Willen werden neue Waffen eingesetzt.

Dazu sagen wir zusammen mit der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung "NEIN!".

Die eindeutige Mehrheit der Bevölkerung darf nicht durch eine kriegsbereite Parlamentsmehrheit ins Gegenteil verkehrt werden.

Wir unterstützen den Kampf der arabischen Völker für soziale Rechte und demokratische Freiheiten.

Über Jahrzehnte hinweg hat der Westen enge geschäftliche und politische Beziehungen mit Diktaturen in Afrika, Asien und Lateinamerika gepflegt.

Von der Ausbeutung der dortigen Rohstoffe haben nur große multinationale Konzerne und eine dünne Oberschicht profitiert. Wenige wurden von dem Ausverkauf der Rohstoffe reich, während die Bevölkerung verarmte.

Mit Rüstungsexporten und geostrategischen Stützpunkten wurde für die Stabilisierung selbst der blutigsten Diktaturen gesorgt - und damit für die Sicherung möglichst optimaler Ausbeutungsbedingungen.

Viele Länder wurden bewusst unterentwickelt und damit ökonomisch und politisch in Abhängigkeit gehalten.

Dieses Muster von Unterdrückung und Ausbeutung stand schon immer im krassen Gegensatz zu allen vom Westen verkündeten Werten von Menschenrechten und Demokratie.

Für die multinationalen Konzerne und ihre politischen Hilfstruppen geht Profit vor Menschenrechten.

In der Auswahl seiner Verbündeten und seiner Handelspartner waren das Kapital und seine Verbündeten nie wählerisch.

Hauptsache, die Rendite stimmt.



Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Die Außenpolitik des Westens muss sich grundlegend ändern.

Diktaturen, die ihr eigenes Volk terrorisieren und foltern, Regime, die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter verfolgen und ermorden lassen, Diktaturen, die Frauen und Homosexuelle steinigen lassen, müssen international geächtet und isoliert werden - und zwar völlig unabhängig davon, ob es dort Erdöl oder andere Rohstoffe gibt.

Keine Geschäfte mit Diktatoren!



Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Das atomare und militärische Wettrüsten verschwendet gigantische Ressourcen.

Gleichzeitig geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander - hierzulande und weltweit.

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer zahlreicher.

Mehr als ein Milliarde Menschen hungern, immer mehr Kinder wachsen in Armut und Perspektivlosigkeit auf.

Das Geld, das für Rüstung und Militär zum Fenster hinausgeworfen wird, fehlt für die Bekämpfung von Armut, Elend, Hunger und Not.

Jedes Jahr sterben mehr als 40 Millionen Menschen an Hunger, fehlendem Zugang zu sauberen Trinkwasser und vermeidbaren Krankheiten.

Jeder Mensch, der heute an Hunger und vermeidbaren Krankheiten stirbt, wird ermordet. Denn es ist genug Geld da, mehr als jemals zuvor, um Hunger und Elend für immer aus der Welt zu schaffen.

Das Geld ist nur falsch verteilt.

Deshalb muss die Frage der Verteilungsgerechtigkeit offensiv auf die politische Tagesordnung gesetzt werden - in Deutschland, in Europa und global.

Wir brauchen eine faire, gerechte, ökologisch nachhaltige und solidarische Weltwirtschaftsordnung, die den Menschen dient und nicht den Profitinteressen einer kleinen Minderheit.

Es muss endlich Politik gemacht werden für die breite Mehrheit der Menschen statt Politik für Banken und Konzerne, für Reiche und Superreiche.

Die Wirtschaft hat den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt.

Der Mensch ist wichtiger als der Geldsack!

Auch in Deutschland stehen völlig andere Probleme auf der Tagesordnung als die Umrüstung der Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee.

Willy Brandt hat gesagt: "Von deutschem Boden darf nie mehr Krieg ausgehen. Von deutschem Boden muss Frieden ausgehen".

Diese Forderung muss endlich in konkrete Politik umgesetzt werden!

Der Tod darf kein Meister aus Deutschland bleiben.

Wir fordern den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und stattdessen den Ausbau ziviler Hilfe!

Schluss mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr!

Wir fordern ein umfassendes und wirkungsvolles Verbot von Waffenhandel und Rüstungsexporten!

Kein Bundeswehreinsatz im Inneren!

Keine Militär-Propaganda in Schulen, Hochschulen und Arbeitsagenturen!

Keine Militarisierung der Jugendarbeitslosigkeit!

Kein Werben fürs Töten und Sterben!

Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland und weltweite Verschrottung aller Atomwaffen!



Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Der Kriegstreiberei und der Kriegspropaganda müssen wir das Engagement möglichst vieler Menschen und die Kraft der internationalen Friedensbewegung entgegen setzen!

Weltweit nehmen Hunger, Armut, Unterentwicklung und Klimawandel zu.

Keines dieser zentralen Menschheitsprobleme kann militärisch gelöst werden.

Wir fordern deshalb:

UMFASSENDE ABRÜSTUNG JETZT!

Die Rüstungsausgaben müssen zugunsten ziviler Zwecke drastisch und dauerhaft reduziert werden!

Der Reichtum dieser Welt, der technische und wissenschaftliche Fortschritt müssen genutzt werden, um die Welt menschlicher zu machen, soziale und globale Gerechtigkeit durchzusetzen, Hunger und Not zu bekämpfen und Aufklärung, Bildung und Demokratie zu stärken.

Die berechtigten Interessen der Menschen sind wichtiger als die Profit- und Renditeinteressen einer Handvoll Kapitalbesitzer!

Deshalb demonstrieren wir heute:

Für Frieden und Abrüstung!

Für Menschenrechte, Demokratie, soziale Gerechtigkeit, ökologische Vernunft und internationale Solidarität!

Kurz: Vernunft muss her - statt Militär!

We shall overcome!



Horst Raupp ist südhessischer DGB-Regionssekretär.

E-Mail: Horst (Punkt) Raupp (at) dgb (Punkt) de
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