Ostermärsche und -aktionen 2012

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11.04.2012


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Ostermärsche und -aktionen 2012

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den Ostermarsch Saar 2012 in Saarbrücken am 7. April

Liebe Friedensfreundinnen und liebe Friedensfreunde,

Waltraud Andruet



- Es gilt das gesprochene Wort -



liebe Leute, die Sie sich die Mühe gemacht haben, an diesem Ostermarsch Anteil zu nehmen oder zuzuhören!

Weil wir den Frieden wollen, müssen wir die Politik in die eigenen Händen nehmen, so lautet unser Aufruf zu dem diesjährigen Ostermarsch. Treffender könnte der Aufruf nicht sein, denn es gibt für mich keine Partei, die den Frieden ernsthaft will.

Wir leben in einer Zeit größter Verunsicherung durch die Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, verbunden mit Demokratieabbau und der Androhung neuer Kriege. Als Rechtfertigung für militärische Interventionen werden humanitäre Ziele vorgeschoben.

Auf dieser Welt hungern vor unser aller Augen gut ein 1 Millionen Menschen, die übergroße Mehrheit von ihnen: Kinder! Und nichts wird ernsthaft dagegen unternommen. Und wenn überhaupt, dann ist das, das getan wird, nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein oder zynische Kosmetik zur Beruhigung der öffentlichen Meinung. Es ist dieselbe Welt, die gleichzeitig dazu bereit ist, Milliarden von Dollar und Euro für die Bankenrettung auszugeben. Stellt euch vor, dass eure eigenen Kinder verhungern müssten, weil es nichts mehr zu kaufen gibt, weil alles durch Krieg, Wirtschafts- oder Naturkatastrophen verwüstet und daher die letzten Reserven aufgebraucht wurden. Stellt euch vor, ihr selbst seid betroffen. Und dann stellt daneben diesen unglaublichen Skandal, dass weltweit 1.3 Billionen Dollar, das sind 1300 Milliarden, nur für die Rüstung und militärische Zwecke ausgegeben werden. Die inzwischen bankrotten USA verbrauchen davon allein 680 Millionen Dollar und werfen zur Bezahlung wieder ihre Geldruckmaschinen an. Und unser Land - die Bundesrepublik Deutschland? Es ist der drittgrößte Rüstungsproduzent der Erde! Unsere Antwort auf diesen Skandal kann nur lauten: Radikale Zurückdrängung aller militärischen Strukturen der Massenvernichtung und Führung von Angriffskriegen bis hin zu ihrer vollständigen Beseitigung - weltweit! Und dafür fangen am besten gleich bei uns selbst an, also: mit der Nato und ihrem Vernichtungspotenzial, d.h. ihren Waffenlieferanten, Forschungslaboren, mit ihren Militärs und Tötungsspezialisten, Geheimdienstapparaten und natürlich auch mit ihren politischen Lobbyisten und Verdummungsagenturen, dieser fünften Kolonnen vom Schlage Guttenberg. Die gibt es nämlich nicht nur in Deutschland!

Es ist eine große Lüge des Westens, dass er behauptet, er kämpfe im Mittleren Osten um Demokratie und Menschenrechte. In Wirklichkeit kämpft der Westen einzig für seine hegemonialen und kommerziellen Interessen. Der Westen stand und steht in der arabischen Welt nie wirklich an der Seite der Demokratie. Auch nicht in Syrien. Aber ich bin mir sicher: Die Menschenrechte und die Demokratie wird sich mittelfristig in allen arabischen Staaten durchsetzen! Die Würde des Menschen, die Würde der Völker und ihres Rechts auf Leben, sie werden sich nicht aufhalten lassen! Sie werden triumphieren. Die Frage ist nur, ob auf diesem Weg Hunderttausende, ja, vielleicht sogar Millionen von unschuldigen Menschen sterben müssen. Denn dieses Inferno würde bei einem militärischen Schlag Israels gegen Iran durchaus drohen. Die Antwort kann darauf nur lauten: Verhandlungen zur Bewahrung des Friedens! Offene und gleichberechtigte Friedensverhandlungen sind möglich! Man muss sie nur politisch wollen - in den Machtzentralen in Jerusalem wie in Teheran gleichermaßen! Und man müsste dies unzweideutig fordern und fördern, auch in unserem Land und in den Staaten der westlichen Welt.

Seit dem 1. September 2001 ist es auch in unserem Land schwerer geworden, sich für friedliche Lösungen einzusetzen. Es ist unerträglich, dass Kriege nicht geächtet werden, sondern wieder als ein legitimes Mittel der Politik gelten dürfen. Deswegen müssen wir die Politik in die eigenen basis- und bürgerbewegten Hände nehmen. Wir bestehen auf die Einhaltung des Völkerrechts und der UNO-Charta mit ihrem strikten Verbot des Angriffskrieges! Angesichts unserer bitteren deutschen Geschichte mit ihren Großverbrechen sehen wir uns in besonderem Maße zur Wachsamkeit verpflichtet. Das schließt den Kampf gegen Rassismus, Neonazismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit mit ein. Wir wollen Frieden, Solidarität, soziale Gerechtigkeit Demokratie für alle Bürgerinnen und Bürger! Es sollte darum gehen, eine ökumenische und ökologische Vernunft der planetaren Lebensbewahrung durchzusetzen. Und das bedeutet: Wir müssen damit vor unserer eigenen Haustüre beginnen, in unseren Kietzen, in den Regionen und im ganzen Land.

Dazu brauchen wir keine Militärs und keine Waffenindustrie! Gut gebrauchen aber können wir solche Botschaften der Lebensbewahrung, wie sie uns der Buddhist Thich Nhat Hanh in seinem Buch: "Die Welt ins Herz schließen" mitteilt. Hier heißt es u.a.: "Die Umwelt vereinigt die Menschen aller Nationen und Glaubensbekenntnisse. Scheitern wir daran, sie zu retten, werden wir alle umkommen. Wenn wir uns aber erheben, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, werden wir uns alle " denen wir ökologisch verbunden sind - andere Menschen, andere Gattungen und alle anderen Dinge -, gemeinsam überleben. Und das bedeutet Frieden."

Ich möchte zum Schluss ein Gedicht vorlesen, nicht das von Günter Grass, das, wie ich finde, für zu viel Mediengetöse gesorgt hat, sondern ein Gedicht von Thich Nhat Hanh:

Jeder von uns kann was tun,

um unseren Planeten zu schützen

und Sorge für ihn zu tragen,

Wir sollten so leben,

dass für unsere Kinder und Enkelkinder

eine Zukunft möglich sein wird.

Unser eigenes Leben muss unsere Botschaft sein.

In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen allen ein Frohes und Gesegnetes Osterfest.



Waltraud Andruet ist aktiv bei pax christi Saar und FriedensNetz Saar

E-Mail: waltraud_andruet (at) t-online (Punkt) de
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