OM 2013

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29.03.2013


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Ostermärsche und -aktionen 2013

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Redebeitrag für den Ostermarsch 2013 in Müllheim am 1. April

Es ist an der Zeit: Time für peace! Zeit für Frieden!

Ulrich Rodewald (in Müllheim)



- Sperrfrist: 1. April, Redebeginn: ca. 15 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe FriedensBewegte und Bewegerinnen, liebe Ostermarschiererinnen und Stillleger,

viel gibt es zu sagen, und viel wird heute noch gesagt werden. Ich fasse mich kurz. Hoffentlich.

Allenthalben und zurecht wird in diesem Jahr dem Elysee Vertrag von 1963 gedacht, der für die Entwicklung deutsch- französischer Freundschaften so wichtig war. Er trug aus der Erfahrung des Leids kriegerischer Auseinandersetzungen die Erkenntnis in sich, dass es an der Zeit sei, Frieden zu schließen und nicht aufeinander zu schießen.

Eine Einrichtung wie die Deutsch Französische Brigade, die von den Regierenden und ihren Militärs heute gerne als Gipfelpunkt der deutsch-französischen Freundschaft dargestellt wird, war damit nicht gemeint.

Und dies zurecht, denn Waffenschwesternschaft ist etwas anderes als Völkerfreundschaft. So wenig die Öffnung der Bundeswehr für Frauen eine Stärkung von Frauenrechten darstellt - sondern ihre Perversion - " so wenig hat Waffenbrüder- oder Schwesternschaft etwas mit Völkerverständigung und Völkerfreunschaft zu tun. Die äußern sich vielmehr in vielfältigen Begegnungen von Menschen.

Deutsch Französische Freundschaft wird zivil gelebt. Von ganz vielen Menschen auch im Dreyeckland. Der gemeinsame Einsatz für die Stilllegung des AKW Fessenheim ist ein solches Projekt Deutsch Französischer Freundschaft. Und der gemeinsame Protest gegen den Krieg um Mali auch. Wir wissen: Atomkraft ist nicht friedlich. Atomkraft braucht Uran. Uran ist knapp und begehrt. In Mali und im benachbarten Niger gibt es große Uran-Vorkommen. Der französische Atomkonzern AREVA ist dort schon seit Jahrzehnten im großen Stil das Geschäft mit dem Uranabbau. Der Krieg in Mali ist auch ein Krieg um die Uranvorkommen in dieser Region.

Das gemeinsame Führen von Kriege - wie jetzt der Krieg um Mali - war und ist mit Deutsch Französischer Freundschaft nicht gemeint. Kriege werden nicht annehmbarer, wenn sie von Menschen ehemals verfeindeter Nationen nun gemeinsam gegen Dritte geführt werden.

Die Deutsch-Französische Brigade ist ein militärischer Großverband, dessen Aufgaben nichts mit Landesverteidigung zu tun haben, sondern der der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen in aller Welt mit kriegerischen Mitteln dient.

Deshalb ist es umso verwerflicher, wenn das Freundschaftsfest des Landkreises Breisgau - Hochschwarzwald am 15. Juni in Breisach militaristisch ausgerichtet wird.

Nach einem Appell in Neuf-Brisach soll es einen Parademarsch der Soldaten durch die Rheinstraße in Breisach geben, bevor um 12.45 Uhr das eigentliche Fest auf der Rheininsel beginnt," heißt es in einer Presseverlautbarung des Landratsamtes.

Wir sagen: Es ist an der Zeit, dagegen zu protestieren. Heute hier und am 15. Juni in Breisach. Wir wollen keine Werben fürs Sterben.

Genauso wenig, wie wir ein KriegsÜben wollen.

Während im ZDF in einer mehrteiligen Sendung die Schrecken des WeltKrieges der Vergangenheit dargestellt werden, übt die Deutsch Französische Brigade in der Lausitz für neue KriegeWeltweit. "Was müssen erst Leute gedacht haben, die den Krieg miterlebt haben?" zitiert die "Lausitzer Rundschau" einen Anwohner, der die Ankunft der Soldatinnen der Deutsch Französischen Brigade in der Lausitz beobachtete.

Im Programm der Brigadeführung für die Presse waren unter anderem vorgesehen:

- eine Videokonferenz mit Kommandeur 110Šme Régiment d`Infanterie im Tschad

- eine Dynamische Vorführung "Kampf im urbanen Gelände"

- eine Dynamische Vorführung "Deutsch-Französische Brigade als Initial Entry Force".

Der Friedensrat Markgräflerland fragt aus diesem Anlass: Was macht der Kommandeur einer Einheit der Brigade im Tschad? Gibt es einen Zusammenhang zum Krieg um Mali?

Der Friedensrat betont: Kriegsübungen dienen nicht der Friedensbewahrung. Wer als Initial Entry Force auftritt, als Interventionsstreitmacht mit einer Durchhaltefähigkeit von 30 Tagen in einem fremden Land, hat von Frieden, seiner Sicherung und Bewahrung nichts verstanden.

Um so wichtiger das Engagement der Bürgerinnen, auf zivile Konfliktlösungen zu drängen.

Es ist an der Zeit, sich modernen Konfliklösungen zuzuwenden, die ohne wechselseitiges Töten auskommen. Sage niemand, dies sei unmöglich. Es hat allerdings zur Voraussetzung, dass die unermesslichen Mittel, die eine gewalttätige Politik für Kriege verschwendet, eingesetzt werden für die Beseitigung der Kriegsursachen. Dafür zu Wirken ist unser aller Aufgabe im 21. Jahrhundert. Die Meinung, Frieden sei militärisch durchsetzbar ist so unsinnig wie der Glaube, AKW könnten sicher betrieben werden. Von beiden müssen wir uns trennen.

Vor 10 Jahren wurde der Krieg um den Irak geführt. Millionen Menschen auf der Erde gingen auf die Straße und traten ein für eine zivile Lösung des Konflikts. Die Oberen der USA und ihre Koalition setzte sich über das Votum der vielen hinweg.

Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy schrieb 2003:

"Viele von uns kennen dunkle Momente der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Wir wissen, dass unter der weit ausgebreiteten Decke eines Krieges gegen den Terrorismus die Herren in Nadelstreifen hart am Wühlen sind.

Während Cruise Missiles den Himmel teilen, wissen wir, dass Kontrakte unterschrieben, Patente registriert, Öl-Pipelines verlegt, natürliche Rohstoffe geplündert werden, und George Bush in einen Krieg gegen den Irak zieht.

Unsere Strategie sollte nicht nur sein, der »Weltherrschaft« zu begegnen, sondern sie zu belagern. Ihr den Sauerstoff zu nehmen. Sie zu beschämen. Mit unserer Kunst, unserer Musik, unserer Literatur, unserer Widerspenstigkeit, unserer Freude, unserem Scharfsinn, unserer reinen Schonungslosigkeit. Und der Fähigkeit, unsere eigenen Geschichten zu erzählen, die sich von denen unterscheiden, denen wir dank Gehirnwäsche glauben sollen.

Die Revolution der globalen Allmacht wird in sich zusammenfallen, wenn wir uns weigern, das zu kaufen, was sie verkauft - ihre Ideen, ihre Geschichtsversion, ihre Kriege, ihre Waffen, ihre Vorstellung von Unvermeidlichkeit. Denkt daran: Die Oberen brauchen uns mehr als wir sie. Eine Andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist unterwegs. An einem ruhigen Tag kann ich ihr Atmen hören."

Es ist an der Zeit. Machen wir uns auf den Weg.



Ulrich Rodewald ist aktiv beim Friedensrat Markgräflerland.

E-Mail: Friedensrat-Muellheim (at) gmx (Punkt) de

Website: www.friedensrat.org
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