OM 2013

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30.03.2013


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Ostermärsche und -aktionen 2013

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Redebeitrag für den Ostermarsch Ruhr 2013 in Wattenscheid am 31. März

Liebe Ostermarschierende,

Felix Oekentorp (in Wattenscheid)



- Sperrfrist: 31. März, Redebeginn: ca. 12.45 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



vorhin haben wir eine stille Gedenkminute eingelegt an den Stelen die an die 87 ermordeten Wattenscheider Menschen jüdischen Glaubens erinnern, Dies ist erstmals im Laufe des Ostermarsch Ruhr und dieser Fahrradetappe geschehen und ich hoffe, dass es der Auftakt einer Tradition ist und wir künftig in jedem Jahr dort halten werden.

Wir gedenken damit der Menschen, deren einziges Vergehen es war, einem falschen Glauben anzugehören und die dafür ermordet wurden. Allein in Wattenscheid waren dies 87 Menschen. Es gab damals eine Synagoge in Wattenscheid, diese existiert natürlich ebenfalls nicht mehr. Die Stelen befinden an dem Ort der ehemaligen Synagoge.

Alljährlich findet seit vielen Jahren am Ort der ehemaligen Synagoge am 9. November ein Gedenken statt, auch schon zu der Zeit als es diese Stelen noch nicht gab. Vor 8 Jahren wurde dieses Gedenken, das nicht von städtischer Seite organisiert wurde und wird sondern das aus bürgerschaftlichem Engagement entstand von der Justiz gewürdigt. Mit einem Schandurteil: Wegen Nichtanmeldens einer Versammlung (zur Kranzniederlegung am 9. November 2004 mit 5 Menschen) wurde eine Geldstrafe von 150 Euro ersatzweise 10 Tage Haft ausgesprochen.

Dieses Bürgerschaftliche Engagement ging dennoch weiter: Anträge an die Bezirksversammlung von Wattenscheid und den Rat der Stadt Bochum nach Errichtung eines Ortes des Gedenkens wurden mit Blick auf die Finanzlage abgelehnt. So wurden Spenden gesammelt beispielsweise durch den Verkauf von Buttons und dadurch die Stelen finanziert, die dort seit 2009 stehen. Es war gedankenlos von uns, die wir für die Strecke des Ostermarsches verantwortlich sind und waren, nicht sogleich dort ein kurzes Gedenken im Rahmen der Fahrradetappe einzurichten, aber ich denke, das werden wir ab jetzt besser machen.

Diese Stelen verdienen es, dass sie gut ausgeleuchtet und sichtbar an die unschuldigen Opfer erinnert, damit sich dieses Verbrechen niemals wiederholt. Technisch wäre das ohne weiteres möglich, nicht weit davon entfernt stehen Laternen, so dass die Stromversorgung vorhanden ist. Aber die Stadtwerke weigern sich, ein "privates" Denkmal gratis anzuleuchten, die Finanzlage ist angespannt. Für Unsummen wird das Bochumer Ruhrstadion zum "ReWIRpowerStadion" umbenannt um damit den Profifußball in Bochum auf Kosten der Stromkundschaft zu fördern. Für Honorare in fünfstelliger Höhe laden die Stadtwerke Bochum hochrangige und satt verdienende Menschen wie Peer Steinbrück zu kurzen Vorträgen ein, aber das Geld für die Beleuchtung der Stelen ist nicht vorhanden. Es ist eine Schande für die Stadt Bochum und deren Stadtwerke.

Ich danke Euch allen für die Teilnahme an diesem Gedenken und möchte hier und jetzt die Gelegenheit nutzen, jemanden zu ehren für dessen langjähriges Engagement für Frieden und Völkerverständigung. Ich bin Gruppensprecher der DFG-VK Bochum/Herne, und Wattenscheid gehört zu diesem Bereich dazu, auch wenn sich Wattenscheid zu Recht nicht immer gerne als Teil von Bochum sieht.

Geehrt wird aus gutem Grund nicht nur für seine langjährige Mitgliedschaft sondern vor allem für sein langjähriges aktives Engagement Jupp Knop, der nun seit 50 Jahren Mitglied der DFG-VK ist, die entstanden ist aus mehreren Zusammenschlüssen. Eine der Vorläuferorganisationen ist die IdK, die Internationale der Kriegsdienstgegner, hier war Jupp schon Mitglied als ich noch gar nicht geboren war. Ihm und vielen seiner damaligen MitstreiterInnen ist es zu verdanken, dass ich diese Welt ein gutes Stück erträglicher vorgefunden habe, als es ohne sein Wirken wäre.

Friedensfreunden wie Jupp Knop verdanke ich letztlich auch meine Ausdauer in meinem Friedenskampf, denn wenn ich mal müde werde, wenn ich zu resignieren drohe, dann sage ich mir: Jupp was Du und die Friedenskämpfer in der damals noch jungen Bundesrepublik auf Euch genommen habt, welchen Schikanen Ihr ausgesetzt wart, wie Ihr all das ausgehalten habt und trotzdem unermüdlich immer weiter gemacht habt, das ist vorbildlich. Auch wenn Du selber als ganz normal empfindest was Du geleistet hast: wie viele haben sich nur um das eigene Wohlergehen gekümmert während Du da warst und gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands gekämpft hast, gegen den Vietnamkrieg auf die Straße gegangen bist, gegen die Beteiligung Deutschlands am Irakkrieg. Wie kann ich jammern und klagen wenn ich mal auf Widerstand treffe oder mal nicht die gewünschte Resonanz auf meine Argumente oder meinen Infostand finde.

Lieber Jupp, ich danke Dir von ganzem Herzen und freue mich über unsere DFG-VK Gruppe, die auf der letzten Jahreshauptversammlung einstimmig beschlossen hat, Dich für Dein Engagement zu ehren Ich darf Dir als Zeichen unseres Dankes ein Präsent überreichen, das gemessen an Deinem Engagement nur bescheiden ausfallen kann. Ich denke, dieser Applaus jetzt gehört Dir allein.



Felix Oekentorp ist Landessprecher NRW der DFG-VK. Vita siehe hier

E-Mail: post (at) felix-o (Punkt) de

Website: www.felix-o.de
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