OM 2013

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30.03.2013


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Ostermärsche und -aktionen 2013

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Redebeitrag für den Ostermarsch Senne 2013 in Bad Lippspringe am 30. März

Liebe Freundinnen und Freunde,

Helmut Adolf (in Bad Lippspringe)



- Sperrfrist: 30. März, Redebeginn: ca. 12 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



vielen Dank für die Einladung und die besten Grüße von der Bürgerinitiative OFFENe HEIDe aus der Nähe von Magdeburg. In dieser Initiative sind Menschen vereint, die sich gegen den Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide wenden.

Ich fühle mich hier wie zu Hause. Einerseits ist hier die Bundesstraße 1 ganz in der Nähe, die B 1 führt auch direkt an meinem Elternhaus vorbei. Die Geschichte der Straße von Königsberg bis Aachen könnte schon eine Ostermarschrede füllen. Andererseits wird gerade hier in Nordrhein-Westfalen mein Sport Badminton gepflegt mit Vereinen, die in der ersten Bundesliga mitspielen, wie Bonn-Beuel, Mülheim oder Lüdinghausen.

Aber am meisten fühle ich mich hier zu Hause, weil ich die Gemeinsamkeit mit Menschen spüre, die Ostern nicht nur Ostereier suchen oder verreisen, die Ostern auf die Straße gehen für den Frieden. Und das bei jedem Wetter. Hier sind auch Menschen versammelt, die ein Stück ihrer Heimat lieber in einem National- oder Naturpark sehen, denn missbraucht wissen für die Vorbereitung von Kriegen. Es gibt hier wie zu Hause Befindlichkeiten gegen einen Naturpark.

Regionalen Initiativen wird immer nachgesagt, dass sie nur ihr eigenes Feld sehen. Wir aber wissen aber unsere Truppenübungsplätze eingebettet in einer Politik, die immer noch auf militärische Mittel zur Bewältigung von Konflikten setzt. Nur gemeinsam können wir dagegen angehen, unsere Kräfte bündeln. Es gibt kein "hier bei uns" und "dort bei Euch", sondern nur ein "bei uns in der Senne und bei uns in Colbitz-Letzlinger Heide".

Diese Gemeinsamkeit wollen wir in einem Monat auch mit einem gemeinsamen Stand Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg zum Ausdruck bringen, auch wenn hier in der Gegend die evangelische Konfession nicht so verbreitet ist. Wir wollen auf dem "Markt der Möglichkeiten" gemeinsam mit anderen Friedensgruppen innerhalb und außerhalb der Kirche mit den Leuten ins Gespräch kommen und sie zum Nachdenken und Handeln anregen für eine friedlichere Welt im Kleinen wie global.

Wir wohnen alle seit ein paar Monaten in der Friedensnobelpreisträgerin EU, der bisher größten Trägerin dieses Preises. Zum Friedensnobelpreis passen aber nicht immer wieder neue Kriegsschauplätze, wie gerade in Mali oder das Nachdenken über Waffenlieferungen an die syrische Opposition. Zum Friedensnobelpreis passt nicht Deutschlands 3. Platz in der Weltrangliste der Rüstungsexporteure.

Was tut sich bei uns in der Colbitz-Letzlinger Heide?

Auf dem etwa 230 kmę großen Truppenübungsplatz hat die Bundeswehr seinerzeit etwa eine Milliarde DM in ein hochmodernes Gefechtsübungszentrum investiert.

Im Jahr 2000 wurde auf dem Truppenübungsplatz "Altmark" (so heißt der Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide) erstmals mit der zivilen Betreibermodel für eine militärische Anlage begonnen. Derzeit betreibt eine Tochterfirma der Rheinmetall AG das Gefechtsübungszentrum. Da haben wir wieder einen Bezug zu Nordrhein-Westfalen.

Alle Soldatinnen und Soldaten, die in die Auslandseinsätze gehen, erhalten dort einen finalen Übungsabschnitt.

Doch nicht genug der Ungeheuerlichkeiten. Im letzten Jahr wurden die Planungen der Bundeswehr öffentlich, auf dem Übungsplatz für über 100 Mio. eine Übungsstadt zu errichten. 100 Mio. in Zeiten knapper öffentlicher Kassen und immer weiterer Angriffe auf die Sozialsysteme.

Die Übungsstadt soll Hochhäuser, Fabrikanlagen, Straßen, einen Fluss mit Brücken, die man auf Knopfdruck einstürzen lassen kann, Industrieanlagen, Elendsviertel und sogar eine U-Bahn-Station haben, die einzige übrigens in Sachsen-Anhalt.

Eigentlich müsste ich hier im Filzhut stehen, denn die Bundewehr umgibt sich mit einem Filz von willigen Kommunalvertretern, die den "Wirtschaftsfaktor Bundeswehr" sehen, mit Journalisten als Hofberichterstattern und versucht alle Sphären des gesellschaftlichen Lebens zu erreichen und ihrer Anwesenheit den Anschein des Normalen zu verleihen. In Köln würde man auch Klüngel sagen. Die Der Truppenübungsplatz, in welchem das Töten geübt wird, soll erscheinen wie eine Keksfabrik So übernimmt die Bundeswehr gern sie Logistik beim "Girls Day" im Raum Stendal. Da haben wir auch den Bezug zum Ostermarschmotto hier "Kündigung der Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr".

Wegen der Komplexität der Aufgaben ist bei uns das ganze Jahr "Ostern". Neben dem Ostermarsch, der bei uns am Ostermontag stattfindet, gibt es an jedem ersten Sonntag im Monat einen Friedensweg. Der Ostermarsch ist mittlerweile der 237. Friedensweg.

In der Hauptstadt Berlin boomt der Tourismus. Zu den vielen Besuchern Berlins zählen bestimmt auch Menschen aus der Senne und deren Umgebung. Wer von hier aus nach Berlin fährt, kommt auf der Autobahn über Magdeburg südlich und wer mit der Eisenbahn fährt kommt auf der Schnellbahnverbindung nördlich an der Colbitz-Letzlinger Heide vorbei.

Wer Zeit und Lust hat, kann uns auch mal besuchen und Anteil nehmen an unserem Einsatz für eine friedliche Heide, wie zu Monatsbeginn die kleine Abordnung vom Aktionskreis FREIE SENNE.

Hier in der Gegend hat mit den "Blumen für Stukenbrock" der jährliche Friedensritt seinen Ursprung. Mehrmals waren die Reiterinnen und Reiter für den Frieden schon bei uns zu Gast.

In der Lokalpresse wurde ein Kommandant des Truppenübungsplatzes mit den Worten

"Wir bereiten keine Kriege vor, sondern Missionen" zitiert. Hier zeigt sich wieder, dass die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist, bevor der erst Schuss fällt. Die Panzer schießen ja auch nur zurück, seit 5.45 Uhr, seit 1999 im Kosovo oder seit Oktober 2001 in Afghanistan. "Friedenserhaltende und friedenserzwingende Maßnahmen" nennt sich das heute.

Merke, da wo das Panzerrohr unserer Panzer hinweist, ist immer hinten zum Zurückschießen. Wie verhält es sich mit dem Bombardement des Tanklastzuges in Afghanistan?

Wo Missionen vorbereitet werden, gibt es Missionare, keine Krieger mehr. Früher grub sich ein Soldat eine Schützenmulde, jetzt muss man wohl von einer Missionarsstellung reden.

Ich verstehe meinen Aufenthalt hier auch als Bildungsurlaub. Hier gibt es Aktionsformen und Inhalte zu entdecken, die uns Anregungen sein können für eigene Aktionen, damit die beim Protest verbrachte Zeit nicht nur eine erlebte, sondern auch eine gelebte Zeit wird.

Ich freue mich jetzt auf die Busfahrt durch die Senne, bei der es bestimmt viel Interessantes zu sehen geben wird. Ich bin nämlich ein neugieriger Mensch. Ich bin auch gierig auf eine neue, friedlichere Welt, in diesem Sinne sind wir ja hier versammelt und somit wünsche ich uns allen ein friedliches, frohes Osterfest und viel Kraft bei den kommenden Aufgaben, die sehr anspruchsvoll sein werden.



E-Mail: offeneheide (at) t-online (Punkt) de

Website: www.offeneheide.de
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