OM 2013

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31.03.2013


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Ostermärsche und -aktionen 2013

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den Ostermarsch 2013 in Saarbürcken am 30. März

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Konni Schmidt (in Saarbrücken)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Dieses schreckliche Geräusch, das ihr gerade hört, höre ich jeden Tag über 100 mal.

Seit dem nochmaligen Ausbau der Ramstein Air Base donnern jedes Jahr ca. 40.000 Flugzeuge über unsere Region.

Am schlimmsten trifft es natürlich Ramstein-Miesenbach und die Dörfer rund herum: Weilerbach Hütschenhausen, Rodenbach, Landstuhl usw. Ich wohne im Osten von Kaiserslautern, 17 km von der Air Base entfernt, aber selbst dort versteht man sein eigenes Wort nicht, wenn die Galaxys mit ihren tödlichen Fracht über unsere Köpfe fliegen.

Seit Jahren kämpfen viele Menschen gegen den unerträglichen Fluglärm, der von der Air Base ausgeht und der die ganze Region terrorisiert.

Man kann nicht oft genug daran erinnern, was die Völker, die die Vereinten Nationen gründeten, 1946 in die Charta der Vereinten Nationen hineingeschrieben haben:

"WIR, DIE VÖLKER DER VEREINTEN NATIONEN -(sind) FEST ENTSCHLOSSEN, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat, UND (wir sind fest entschlossen) FÜR DIESE ZWECKE Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben, unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren, .."

Ramstein und die ganze aktuelle Aufrüstung sind ein Bruch dieser Charta, die auch die Bundesrepublik unterzeichnet hat.

Nächstes Jahr sind es 100 Jahre her, dass der 1. Weltkrieg begann: Das wird schon bald durch die Medien gehen. Schaut euch die Filme an, hört genau zu, was sie uns erzählen, aber noch wichtiger: mischt euch ein und zieht eure eigenen Schlußfolgerungen für heute.

Der 1. Weltkrieg war keine Ur-Katastrophe, sondern die Folge von Aufrüstung. Wer damals gegen die Aufrüstung war, musste mit Gefängnis rechnen, wie Rosa Luxemburg.

Auch heute werden Leute verfolgt, die sich gegen Krieg engagieren. Ich möchte an Bradley Manning erinnern. Weil er ein Kriegsverbrechen im Irak aufdeckte, wird er noch immer gefoltert, erniedrigt, mit der Todestrafe bedroht.

Aber nochmal zurück zum 1. Weltkrieg. Für viele ist er weit weg. Aber wir sollten aus den Erfahrungen der Geschichte lernen und Konsequenzen ziehen.

Die Erfahrung des 1. Weltkriegs heißt: "Wer aufrüstet, bekommt Krieg."

In den aktuellen Bundeswehr-Leitlinien von 2011 steht der verräterische Satz: "Risiken und Bedrohungen entstehen heute vor allem ... aus der Verknappung oder den Engpässen bei der Versorgung mit natürlichen Ressourcen und Rohstoffen, ..."

"Zu den deutschen Sicherheitsinteressen gehören: ... einen freien und ungehinderten Welthandel sowie den freien Zugang zur Hohen See und zu natürlichen Ressourcen zu ermöglichen."

Wer unsere Ökonomie nicht ändert, führt Situationen herbei, in denen Krieg als die einzige Lösung erscheint: Vor 100 Jahren - und heute. Das "Platz-an-der-Sonne-Geschwätz" des Kaisers damals und heute die Reden von "unserem Öl" und "unseren Transportwegen", die die Bundeswehr sichern soll, ähneln sich allzusehr, als dass wir nicht befürchten müssten, dass diese Leute (de Maiziere, Merkel usw.) nichts gelernt haben.

Es ist unverantwortliches Geschwätz, wenn Altmeyer sagt, es gebe zuviel Solarenergie, zuviel Windenergie usw. . Mal abgesehen vom Klimawandel (Anm), da kann ich jetzt nicht näher drauf eingehen:

Wer so redet, bereitet eine Situation vor, in der die Völker wieder gegenseitig in den Krieg gehetzt werden, um an den letzten Tropfen Öl zu kommen. (Anmerkung zu "Fracking-Euphorie)

Das Saarland produziert z. Zt. nicht einmal 3% seines Stroms aus Windenergie usw.. Wir könnten laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts im Saarland 55 % unseres Stroms alleine aus Windenergie produzieren: Billig, umweltfreundlich, ohne Kriegsdrohungen gegen andere Völker.

Jedes Windrad ersetzt viele Tonnen CO2 und nimmt ein Stück Druck raus, den Druck, bei jeder internationalen Krise mitmischen zu müssen.

Altmeyer ist - wie Öttinger bei der EU - ein Sprecher der Konzerne. Es geht um Konzernprofite. Darum die ganzen faulen Ausreden mit Stromnetz, Strompreis. Das ist alles längst widerlegt, von der gemeinnützigen Stiftung Eurosolar, vom Fraunhofer-Institut. Ja selbst der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung selbst, stellt fest, dass "die Transformation der Energiesysteme viele Vorteile hat und dass es mehrere machbare Wege dahin gibt."

Man muss es nur wollen und man muss sich dem Druck der Konzerne entgegen stellen. Ein regional entwickeltes Energieversorgungssystem ist billiger, ökologischer und vor allem: es ist machbar! Dann brauchen wir keine Milliarden teuren Stromleitungen, wir haben den Strom auf dem Dach oder vor der Haustür. Nur die Stromkonzerne, die sind dann außen vor.

Die Blockierung der Energiewende ist die eine Seite, die Kriegsrüstung, die Umrüstung der Bundeswehr, der Ausbau Ramsteins zum Kommandozentrum für den sogenannten "Raketenabwehrschirm", das ist die andere Seite dieser gleichen Politik. Schon die Bezeichnung "Raketenschirm" ist eine Lüge. Es geht nicht um Abwehr, es geht um Angriff, um Bedrohung. Es geht um eine neue Aufrüstung in Europa.

Die Raketenrüstung ist eine Provokation gegen Russland und wird dort auch so von den Menschen empfunden. Wir sind 5 mal mit dem Fahrrad von Paris nach Moskau geradelt, gemeinsam mit Menschen aus Belarus und Russland.

Die Menschen in Russland wissen, was Krieg bedeutet - und sie wollen Frieden.

Russland hat nach der Auflösung der Sowjetunion einseitig abgerüstet. Bis in das Jahr 2005 lagen die Rüstungs-Ausgaben im riesigen Russland niedriger als im vergleichsweise kleinen Deutschland, das zudem nur von befreundeten Nationen umgeben ist.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bedaure es sehr, dass Russland diesen Kurs der

Reduzierung der Rüstungsausgaben aufgegeben hat und ebenfalls wieder aufrüstet. Aber es war

noch nie so deutlich, von wem die Aufrüstung ausgeht: Einseitig von der NATO. Die neue Raketenrüstung wird Auslöser einer weiteren Aufrüstungswelle sein. Und Ramstein wird das Kommandozentrum dieser Kriegstreiberei.

Die neue Raketenrüstung, das ist der Schlieffenplan (Anm.) unserer Zeit. Und das Ergebnis wird ähnlich sein, nein noch ungleich schlimmer: Ein völlig zerstörtes Europa.

Wir müssen diesen schrecklichen Plan stoppen.

Deshalb fahren wir - Bike for Peace and New Energies - in diesem Jahr zum Internationalen Anti-Kriegs-Tag (also Ende August) mit dem Fahrrad von Verdun nach Ramstein (Anm.). Damit nicht 100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg in unserer Region der dritte Weltkrieg vorbereitet wird.

Wir wollen, dass der Pfälzer Wald, das größte Waldgebiet Deutschlands und Teil des Biosphärenreservats, und die ganze Westpfalz, entmilitarisiert werden. Und dann - wenn wir das erreicht haben - laden wir euch alle, aber auch die amerikanischen Soldaten und ihre Familien ein, zu uns zu kommen: Als Touristen, nur als Touristen.

Wenn man etwas Kritisches zu Ramstein sagt, muss man sich oft in den Medien den Vorwurf gefallen lassen, man sei "Anti-amerikanisch".

Deshalb zitiere ich hier einen Satz des Amerikaners Pete Seeger: "Was Lincoln against America when he voted against the Mexican war? Was Mark Twain against America when he made speaches against spanish-american war in 1898? No, if you love your country you find ways somehow to speak out, what you think is right."

Wir wollen die Ramstein Air Base nicht, weil wir Frieden wollen und keine neue Aufrüstung.

Wer es noch nicht getan hat, hier und heute kann man es nachholen: Unterschreibt den Ramsteiner Apell, der beginnt mit: "Angriffskriege sind verfassungswidrig -von deutschem Boden darf kein Krieg ausgehen!"

Die Ramstein Air Base ist eine Mordmaschine, ein Zentrum des Krieges, von dem seit Jahren Tod und Verderben für Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und andere ausgeht.

Krieg ist nie eine Lösung. Der Krieg ist das Problem.

Wir wenden uns auch ganz entschieden gegen die immer engere Verzahnung von EU-Politik und NATO-Bedrohung und -Kriegshandlungen. Verteidigungsminister de Maiziere hat gerade auf der Münchner NATO-Konferenz eine "kluge Arbeitsteilung" von EU und NATO gefordert. (
http://www.br.de/nachrichten/auftakt-sicherheitskonferenz-de-m
aziere-100.html
)

Wir sagen: Macht Schluss damit!

Frieden ist nicht zu kriegen, wie es hier auf unserem Transparent steht. So ist es. Und das spüren 80% der Menschen in der Bundesrepublik. Auch wenn nicht alle heute zum Ostermarsch auf die Strasse gehen.

Wir sagen den Menschen in der Bundesrepublik: Wenn ihr diese Kriege nicht wollt, dann müsst ihr was tun, dann müsst ihr rauskommen aus euren Häusern und das deutlich machen.

Die Konzerne und ihre Sprecher in der Regierung werden es nicht für uns tun. Wer den Frieden will, muss die Friedensbewegung stärken, muss mitmachen! Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg - Frieden schaffen ohne Waffen!



E-Mail: konni (Punkt) schmidt (at) bikeforpeace (Punkt) net

Website: www.bikeforpeace.net
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