OM 2014

update:
18.04.2014


 voriger

 nächster

Ostermärsche und -aktionen 2014

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zur Erfurter Ostermarsch-Kundgebung am 17.04.14 am Anger

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

Hanne Adams (in Erfurt)



- Es gilt das gesprochene Wort -



"Das Militär muss eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern!" Uns dazu zu bringen, den Widersinn eines Krieges für notwendig zu erachten, ist ein gutes Geschäft für PR-Agenturen.

Vor 15 Jahren begannen die NATO-Luftangriffe auf Jugoslawien, erinnert Ihr Euch/ Sie sich noch daran? An die Medienberichte, die Stimmung im Land?

Am 24. März 1999 eröffnete der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder seine Fernsehansprache folgendermaßen:

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, heute Abend hat die NATO mit Luftschlägen gegen militärische Ziele in Jugoslawien begonnen. Damit will das Bündnis weitere schwere und systematische Verletzungen der Menschenrechte unterbinden und eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern. Der jugoslawische Präsident Milosevic führt dort einen erbarmungslosen Krieg. Die jugoslawischen Sicherheitskräfte haben ihren Terror gegen die albanische Bevölkerungsmehrheit im Kosovo allen Warnungen zum Trotz verschärft. Die internationale Staatengemeinschaft kann der dadurch verursachten menschlichen Tragödie in diesem Teil Europas nicht tatenlos zusehen. (...)"

"Das Militär muss eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern!" Ist doch so, oder?

Damals wurden, wie auch heute, Verfechter von gewaltfreien Konfliktlösungsstrategien von der internationalen Politik nicht unterstützt. In gewaltfreie Konfliktlösungen wird so lange nicht investiert werden, so lange Rüstung und Kriege so viel mehr Profit bringen.

Schon 2001, also zwei Jahre nach Beginn des Jugoslawienkriegs, wurde der bemerkenswerte WDR-Fernsehbeitrag gesendet: "Es begann mit einer Lüge". Er ist übrigens bei youtube zu sehen. Er deckt auf, wie der damalige Verteidigungs-, nein, Kriegsminister, Rudolf Scharping mit seinen Erfindungen eines "Massakers von Racak" und der sog. "Operation Hufeisen" versucht hat, die Einstellung der Deutschen zu militärischen Angriffen auf Serbien zu beeinflussen. NATO-Sprecher Jamie Shea war zufrieden mit ihm.

Die Unausweichlichkeit der Angriffe wurde uns damals auch damit verkauft, dass Milosevic sich weigerte, dem Vertrag von Rambouillet zuzustimmen. Diesen hatten EU- und US-Vertreter erarbeitet, er sollte als Friedensvertrag von den Vertretern der Kosovo-Albaner und der serbischen Regierung unterzeichnet werden. Die Bedingungen waren jedoch für Serbien unannehmbar: Im gesamten serbischen Teil Jugoslawiens sollten NATO-Truppen stationiert werden. Weiterhin beinhaltete der Vertrag, dass die NATO Änderungen an Brücken, Straßen und anderer serbischer Infrastruktur vornehmen durfte. Und für den Fall, dass NATO-Soldaten kriminelle Handlungen begehen würden, sollten sie straffrei bleiben. - Welches Land lässt sich so seine Souveränität beschneiden?

Vor etwa einem Monat hat Clemens Ronnefeld, Friedensreferent des Internationalen Versöhnungsbundes, einen sehr guten Artikel über die Lügen veröffentlicht, die 1999 die NATO-Angriffe auf Jugoslawien rechtfertigen sollten. Er hat auch stichwortartig naheliegende tatsächliche Beweggründe für die Bombardierungen zusammengestellt, die er teils Aussagen einzelner Menschen, teils der Gesamtschau von Quellen entnahm. Er zählt auf:



1.Testlauf der neuen NATO-Doktrin zum 50. Jahrestag 1999: Erster Militäreinsatz ohne UN-Mandat.



2.Durchsetzung des weltweiten Führungsanspruchs der NATO unter US-Führung bei gleichzeitiger Ausschaltung von OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) und UNO.



3.Konkurrenz zwischen USA und Europa, Dollar und Euro; Desintegration Europas durch die USA bei gleichzeitiger Erschwerung bzw. Verhinderung der Zusammenarbeit Berlin-Moskau.



4.Sicherung der Existenzberechtigung der NATO und Auslastung der Rüstungskapazitäten.



5.Testfall für einen Krieg der US-Luftwaffe bei scharfer Konkurrenz um Haushaltsmittel zwischen Luftwaffe, Heer und Marine.



6.Verhinderung neuer Flüchtlinge und deren Kosten in Westeuropa - Beweggrund des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder.



7.Möglicher Präzedenzfall für künftige Konflikte im Kaukasus.



8."Disziplinierung" des "Fremdkörpers" Serbien als letztes mit Russland und China verbundenes Land in Europa, das sich der Globalisierung widersetzt hat .


"Das Militär muss eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern!" Nein! Unsere Herzen und unsere Köpfe kriegt ihr nicht!

Erfurt spielt für den reibungslosen Ablauf von Kriegseinsätzen deutscher Soldaten eine entscheidende Rolle. Das im Januar 2013 in Betrieb genommene Erfurter Logistik-Kommando der Bundeswehr steuert die vielfältige Versorgung der Soldaten an ihren Einsatzorten.

Lasst uns am Ostersamstag durch unsere Demonstration zeigen, dass wir das Logistik-Zentrum nicht hinnehmen! Dass von Erfurt kein Krieg ausgehen soll!

Treffpunkt Fischmarkt am Ostersamstag um 14 Uhr.

Danke.



Hanne Adams ist aktiv bei der Offenen Arbeit Erfurt. Vita siehe hier.

E-Mail: adams (Punkt) hanne (at) gmx (Punkt) de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome