20 Jahre Tschernobyl


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20 Jahre Tschernobyl

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Redebeitrag für die Kundgebung "Zeitbombe Atomenergie - 20 jahre Tschernobyl" in Dortmund am 26. April 2006

Liebe Freundinnen und Freunde,

Felix Ruwe (in Dortmund)

Ich spreche heute hier als Vertreter verschiedener Bürgerinitiativen aus dem Münsterland die seit Jahren in unserer Region aktiv für ein atomfreies Münsterland eintreten.

Der 20. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl ist für viele Menschen ein Tag der Rückbesinnung. Wie war das damals noch, wo war ich da, was hat sich seitdem getan.

Das ist gut so und das können wir als Bürgerinitiativen, die wir täglich mit der Materie Atomenergie und seine Folgen umgehen nur begrüßen.

Aber es gibt auch Menschen und hier handelt es sich in der Regel um Menschen die an der Atomenergie verdienen, die sich gar nicht so gerne erinnern, die es am liebsten verdrängen und verharmlosen möchten. Wir haben es dieser Tag mehrmals erlebt. Da rufen uns Medienvertreter an, ob wir nicht Atomkraftbefürworter kennen. Der WDR musste sich z.B. vom Vertreter des At9mmüllzwischenlagers in Ahaus anhören, der Betreiber sei nicht bereit zum Thema Tschemobyl aktuell etwas zu sagen, Tschernobyl habe mit dem Atomlager in Ahaus nichts zu tun. Das gleiche passierte mit dem Pressesprecher der Urananreicherungslage in Gronau. Es wirft halt ein schlechtes Image auf die Damen und Herren der Atomlobby. Die Geschichte vom sicheren Atomstrom entpuppte sich spätestens mit Tschernobyl als Märchen der Atomkonzerne und Ihrer Lobby aus Politik und Medien.

Und trotzdem ist es Ihnen gelungen bis heute in Deutschland 17 Atomkraftwerke im Betrieb zu halten und eine Urananreicherungslage in Gronau aufzubauen, die jetzt in den nächsten 6 Jahren auf die dreifache Produktionskapazität auszubauen, was bedeutet, das von Deutschland aus 30 Atomkraftwerke mit Brennstoff versorgt werden können.

Wir konnte das passieren. Die SPD fasste auf dem Parteitag 1986 den Beschluß innerhalb von 10 Jahren aus der Kernenergie auszusteigen. Demnach hätten schon 1996 alle AKWs stillgelegt sein müssen. Die Grünen waren sogar in 6 Jahre in der Bundesregierung? Mit dem sog. Atomkonsens zwischen Industrie und Politik wurde festgelegt, dass in Deutschland noch über das Jahr 2020 Atomkraftwerke laufen dürfen. Bis dahin so hat es Rot-Grün beschlossen wird noch doppelt soviel Atommüll produziert wie wir heute haben, und das ohne zu wissen wohin mit dem strahlenden Müll, es gibt kein sicheres Endlager und es wird auch keines geben, unseren Kindern und deren Kindern wird auf tausende von Jahren der strahlende Atomrnüll vor die Haustür gekippt.

Es konnte passieren, weil immer noch viele Menschen glauben, wenn wir die richtige Partei wählen, werden sich Dinge schon regeln. Aber und das ist die Erfahrung der Bürgerinitiativen, regeln tut sich in der Umwehpolitik (und das gilt sicherlich auch für andere Politikbereiche), wenn die Menschen selber aktiv werden, wenn sie sich schlau machen, wenn sie sich in Bürgerbewegungen engagieren. Die Politiker und die Atomlobby fürchten besonders wenn Menschen Zivilcourage zeigen und aktiv werden. Wir haben das im letzen Jahr in Ahaus massiv erlebt wie über 3.000 Menschen am Atommüllager gegen den sinnlosen Straßentransport von Atommüll von Rossendorf nach Ahaus demonstriert haben. 4.000 Polizisten und der Bundesgrenzschutz waren nötig um den Atomrnüll in Ahaus in die Kartoffelhalle von Ahaus unterzubringen.

In Nordrhein-Westfalen steht kein Atomkraftwerk und trotzdem gehört NRW zu einem der wichtigsten Bundesländer in Sachen Atompolitik. Zwar ist das Atomkraftwerk in Hanau stillgelegt worden, aber die THTR Technik wird von der Landesregierung ins Ausland expotiert, nach China, Südafrika und anderswo. Wir haben die Urananreicherungsanlage vor Betreiber der Global-Player Urenco das Ziel hat in den nächsten 10 Jahren 20 % Weltanteil zu erreichen, was nichts anderes bedeutet als rund 100 AKWs in aller Welt mit Brennstoff zu versorgen. Das bedeutet hunderte von Urantransporten auch durch das Ruhrgebiet, auch durch den Bahnhof hier in Dortmund, und es bedeutet hunderte von Urantransporte durch das Münsterland in Richtung Rotterdam, von wo das hochgiftige Uranhexaflorid nach Russland verschifft wird. Und was dort mit dem Atommüll passiert wird der Öffentlichkeit vorenthalten. Aber es liegt Nahe, das mit dem Uranabfall auch Uranmunition hergestellt und in vergangenen und kommende Kriegen dieser Welt eingesetzt wird. Was nichts anderes heißt, das die UAA in Gronau auch dafür sorgt, dass moderne Kriegswaffen eingesetzt werden und tausende von Menschen getötet werden. Und wir haben in NRW das Atommülllager "maus und die Kartoffelhalle ist noch längst nicht voll. Der Betreiber der Halle hat schon Verträge mit dem gerade in Betrieb genommenen Forschungsreaktor Garching bei München. Es hat sieh verpflichtet dem hochangereicherten Müll in "maus zu lagern. Und dieser Müll ist Atomwaffentauglicher Müll und damit bekommt das Zwischenlager "maus eine ganz: neue Bedeutung. Und wir erwarten in "maus den hochradioaktiven Müll aus der Wiederaufbereitung von La Hague in Frankreich, denn dieser Müll kann in Deutschland nur nach Gorleben und "maus.

Halten wir also nochemmal fest:



AKW Lingen II: Abschaltdatum frühestens 2020



Brennelementefabrik Lingen: unbegrenzter Betrieb



urananreicherungsanlage Gronau: Ausbau + unbegrenzter Betrieb



UAA Almelo/NL: Ausbau + unbegrenzter Betrieb Zwischenlager "maus: Betrieb mindestens bis 2037



Hochtemperaturreaktoren: Neubau unter CDU-FDP-Landesregierung? Export nach Südafrika + China


So sieht kein Atomausstieg aus - das ist der massive Ausbau der Atomenergie!!

NRW ist also gegenwärtig und in Zukunft ganz: stark vom Atomkreislauf betroffen.

Und es liegt auf der Hand, das ein atomarer Unfall verherrende Folgen für die Bevölkerung hat. In dem Unfallszenario des Zwischenlagers "maus geht man von einem atomar verseuchten Gebiet im Umkreis von 150 Kilometern aus, also Auch das Ruhrgebiet ist in den offiziellen Katastrophenszenarien betroffen.

Tschernobyl und die vielen Beinahekatastrophen auch in deutschen Atomkraftwerken hätten wenn es nach wissenschaftlichen und moralischen Werten ginge längst stillgelegt werden müssen. Aber es geht nicht um moralische oder humanitäre Werte. Der Wert ist der Euro und der Dollar und das ist die Triebkraft für die Atomlobby weiterhin diese Dinosauriertechnik einzusetzen. Und es ist die Triebkraft Atombombe, denn und das Zeigt der gegenwärtige Konflikt mit dem Iran, Atomkraftwerke werden auch gebraucht für die Herstellung von Atomwaffen. Und hier kritisieren wir die Doppelmoral unserer Politiker, denn einerseits sorgen sie mit einem gigantischen Rüstungsexport dafür, das Kriege überhaupt stattfinden können und andererseits ist eine Urananreicherugnsanlage im Iran eine Bedrohung für die ganze Welt aber die Urananreicherungsanlage in Gronau ist für CDU und SPD eine harmlose Chemieanlage.

Dazu werden wir nicht länger schweigen. Atomausstieg ist Handarbeit. Ich möchte deshalb ganz herzlich im Namen der Bürgerinitiativen aus dem Münsterland für den kommenden Samstag nach "maus zur Demonstration einladen. Wir organisieren

dort eine Großdemonstration für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie, für die Stillegung der Atomanlagen und für einen sofortigen und kompletten Einlagerungsstopp für das Zwischenlager Ahaus.

Um 12.Uhr am Bahnhof beginnt die Kundgebung und dann demonstrieren wir durch die Innenstadt. Ich würde mich freuen wenn ganz viele Menschen aus Dortmund und dem Ruhrgebiet kommen und ein deutliches Zeichen für den Sofortausstieg setzen.

Vielen Dank.



Felix Ruwe ist aktiv beim Aktionbündnis gegen Atomanlagen im Münsterland.
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