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Demos
13.10.2001


vom:
18.10.2001


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Rede bei der Kundgebung "Den Terror überwinden - Solidarität mit den Opfern ja. Krieg nein" in Bonn am 13. Oktober

Rede Hilde von Braunmühl

Hilde von Braunmühl

Ich spreche hier als eine Frau, die das gleiche Schicksal hatte wie die Hinterbliebenen der Toten des World Trade Centers, des Pentagons und der Toten in Afghanistan.

Es ist wichtig, daß wir uns heute hier versammeln. Es ist wichtig, daß wir uns hörbar und sichtbar machen, daß wir laut sagen, womit wir nicht einverstanden sind und welche Vision wir von einem friedlichen Zusammennleben der Völker haben. Wesentlich für uns ist, wie wir dem Hass, dem Gefühl der Erniedrigung und Demütigung begegnen.

Wie wir in diesen Tagen sehen, haben Demütigung und Ohnmacht zu Gewalt geführt, zunächst mit dem Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon und jetzt als Antwort mit den Luftangriffen auf afghanische Städte durch die Amerikaner. Dieses ist eine Gewalt von unserer Seite, nicht nur von den Vereinigten Staaten, sondern auch von unserer Regierung, die sich mit der jetzt von den USA ausgeübten Gewalt identifiziert und sich an ihr beteiligen will.

Ich möchte in diesem Zusammenhang aber auch auf etwas anderes aufmerksam machen, das in meinen Augen wichtig ist. Es ist einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen, sie zu kritisieren und anzumahnen, was sie tun sollten. Es ist einfach, die Gewalt nur bei anderen wahrzunehmen. Für mich geht es darum, genau hinzuschauen: Wo gehen wir, jede und jeder einzelne von uns, gewaltsam mit uns selbst um, und wie verhalten wir uns anderen gegenüber. Gewalt besteht nicht nur darin, andere zu töten, sie zu vergewaltigen, zu schlagen, zu treten. Gewalt ist auch, andere zu mißachten, zu verunglimpfen, sie mit Worten zu verletzen, klein zu machen, sie nicht zu respektieren.

Gewalt spielt sich in jedem von uns ab. Wir werden im Laufe unseres Lebens immer gedemütigt, mißachtet, verletzt. Die Folge ist, daß wir uns selbst schlecht behandeln oder unsere Wut an anderen auslassene. Dann demütigen auch wir, mißachten wir, verletzen wir. Wir verlagern unseren Zorn, unsere Wut, unseren Haß so gerne nach außen, weil es weh tut, sich diese Gefühle in uns selbst bewußt zu machen. Diese negativen Gefühle uns selbst gegenüber sind in jedem von uns bewußt oder unbewußt vorhanden. Und so geht es darum, nicht diese Gefühle auszuagieren, sondern sie in uns wahrzunehmen, sie uns voll bewußt zu machen, sie zu akzeptieren und uns mit ihnen zu versöhnen. Dies ist ein langwieriger Prozess. Erst dann aber ist Grunde ein wirklicher Friede mit anderen möglich.

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Demos
13.10.2001
Wenn wir etwas in der Welt verändern wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen. Der Stein, der ins Wasser fällt, ruft konzentrische, nach außen gehende kreise auf dem Wasser hervor. So hat auch unser Verhalten eine Auswirkung nach außen. Wir müssen uns das immer wieder bewußt machen.


Hilde von Braunmühle war die Ehefrauen von Gerold von Braunmühle (Staatssekretär im Ausswärtigen Amt) der 1986 in Bonn von der RAF erschossen wurde.
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