Antikriegs-
tag 2001


vom:
31.08.2001


 voriger

 nächster

Antikriegstag 2001 - Inhalt

 Presse zum Antikriegstag

Pressesplitter II 30.08. - 01.09.

30.08.

FR Fiedler kritisiert Einsatz in Mazedonien

Volksstimme Magdeburg 1. September: Aktionen und Proteste zum Weltfriedenstag

jW Antikriegskundgebung auf sowjetischem Soldatenfriedhof in Stukenbrock

taz (HB) Vor 52 Jahren begann der zweite Weltkrieg

31.08.

Stuttgarter Zeitung Gewerkschafter rufen zu Antikriegstag auf

Weser Kurier Rot-weiße "Gesellschaftspfeiler" werben für Toleranz

FR Vom Pomp der Kaiserzeit zur Neuen Sachlichkeit

Sächsische Zeitung Gewerkschaft demonstriert

Schwäbische Zeitung Gedenktafel zum Antikriegstag

Thüringer Allgemeine Gedanken zum Weltfriedenstag

01.09.

jW Was bedeutet der 1. September für Sie?

Ostthüringer Zeitung DGB-Friedensmahnwache zum Antikriegstag

Braunschweiger Zeitung SPD und DGB-Ortskartell legten gestern Kränze zum Antikriegstag nieder

WR Aufruf zum Antikriegstag

Schwäbische Zeitung Die großen und die kleinen Akte des Widerstandes

dpa Gewerkschaften gedenken der Opfer von Krieg und Faschismus

ddp GEW-Vorsitzende kritisiert "fragwürdige Vorbilder" in der Politik

03.09.





Quelle: FR 30.08.

Bundeswehreinsatz:

Fiedler kritisiert Einsatz in Mazedonien

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Kreis Frankfurt, Harald Fiedler, spricht sich gegen einen Einsatz der Bundeswehr in Mazedonien aus. Der Einsatz widerspreche dem von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag propagierten Grundsatz, dass deutsche Außenpolitik Friedenspolitik sei. "Es besteht eine ernsthafte Gefahr, dass mit dem Eingreifen der NATO der Konflikt weiter eskaliert", sagt Fiedler. Der Gewerkschaftsvorsitzende plädiert stattdessen für die Vermittlung der UNO in Mazedonien.

Fiedler kritisiert außerdem die Finanzierung des Einsatzes: "Im sozialen Bereich sind in den letzten Jahren erhebliche Mittel gestrichen worden, doch für kostspielige Militäreinsätze werden immer wieder Gelder bereit gestellt."

Harald Fiedler wird bei der DGB-Veranstaltung zum Antikriegstag am kommenden Samstag, 1. September, über den Mazedonien-Einsatz sprechen. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr im Gewerkschaftshaus Frankfurt, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77. Gegen 13 Uhr startet dann eine Demonstration unter dem Motto "Nie wieder Nazis in Frankfurt" am Hauptbahnhof. mar



Quelle: Volksstimme Magdeburg, Lokales, 30.8.2001

1. September: Aktionen und Proteste zum Weltfriedenstag

(Magdeburg, News) Altstadt - "Wer Frieden durchsetzen will, muss auch Engagement für Arbeit und soziale Gerechtigkeit entwickeln", sagt der Magdeburger DGB-Kreisvorsitzende Siegfried Stegner. Traditionell organisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund zum Antikriegstag am kommenden Sonnabend verschiedene Veranstaltungen in der Elbestadt.

Im großen Saal des Hauses der Gewerkschaften in der Otto-von-Guericke-Straße findet heute ab 16.30 Uhr ein Vortrag einschließlich Diskussion zum Thema "Nach dem Jahrhundert der Kriege" statt. Referent ist der Schriftsteller Gerhard Zwerentz aus Frankfurt/Main. Nach Angaben der Veranstalter geht es unter anderem um Alternativen der Friedensbewegung sowie um deren neue Herausforderungen.

Am Sonnabend ist der Dom ab 18 Uhr Schauplatz eines Friedensgebets. Außer Superintendentin Waltraut Zachhuber wird auch DGB-Kreischef Siegfried Stegner sprechen.

Eine halbstündige Mahnwache will die Initiative "Frauen in Schwarz" am Sonnabend um 12 Uhr an der Ecke Breiter Weg/Ernst-Reuter-Allee halten. "Frauen in Schwarz" gehören zur Internationalen Frauen-Friedensbewegung, die weltweit aktiv ist. Die Initiative protestiert viermal im Jahr in schwarzer Kleidung gegen Gewalt und Krieg. Außer am Weltfriedenstag demonstrieren die Frauen am 16. Januar (schwerster Bombenangriff auf Magdeburg), am 8. Mai (Ende des 2. Weltkriegs) sowie am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt.

Laut den Organisatoren sollen diese und ähnliche Veranstaltungen dazu dienen, die Menschen wachzurütteln. Gewerkschafter Siegfried Stegner: "Ein friedliches Zusammenleben ist in einer globalisierten Welt nur auf Basis gleicher Lebens- und Entwicklungschancen möglich." (LRMD)



Quelle: junge Welt, 30.08.01

Kein Bedarf an Erinnerung?

Antikriegskundgebung auf sowjetischem Soldatenfriedhof in Stukenbrock

Unter dem Motto "Erinnern für die Zukunft - Brücken nach Osten" ruft der Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock zu der traditionellen Antikriegstagskundgebung am ersten Samstag im September auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof im ostwestfälischen Stukenbrock auf. Das Stammlager (StaLag) 326 in Stukenbrock war während des Faschismus das zentrale Auffanglager für sowjetische Kriegsgefangene. Sie wurden von hier aus auf umliegende Arbeitslager verteilt, zum Beispiel nach Hehmer ins Ruhrgebiet. Oder die Männer mußten in den Fabriken in der Umgebung schuften. Wenn sie von der Zwangsarbeit verschlissen waren, wurden sie nach Stukenbrock zurückgebracht. 65 000 sowjetische Kriegsgefangene sowie Zwangsverschleppte aus der damaligen UdSSR, aus Polen, Frankreich, Italien und Jugoslawien wurden in Stukenbrock zu Tode gequält und in Massengräbern verscharrt. Ein Anliegen des Arbeitskreises war es daher, die Namen der Toten aus den Unterlagen der Lagerleitung zusammenzutragen, um den Opfern ihre Würde zurückzugeben.

Die Kundgebung war von Anfang an eng mit der Friedensbewegung und anderen sozialen Kräften verbunden. Neben dem Thema "Völkerverständigung" stand immer auch ein aktuelles politisches Thema auf der Tagesordnung. "Beispielsweise die Berufsverbote in den 70ern oder der Kampf gegen die Stationierung der Atomraketen in den 80er Jahren", erläuterte Werner Höner, Vorsitzender des Arbeitskreises, gegenüber jW. In diesem Jahr wird das Thema "Frieden" wegen des Mazedonien-Einsatzes der Bundeswehr aufgegriffen. "Ganz wichtig ist uns aber auch die Solidarität mit den Überlebenden", so Werner Höner. "Die durch Zwangsarbeit ausgebeuteten ehemaligen Kriegsgefangenen sind von den ohnehin unzureichenden Entschädigungszahlungen völlig ausgeschlossen. Das halten wir für einen Skandal.Im vorigen Jahr gelang es uns, den Opfern und ihren Familien 30 000 Mark zukommen zu lassen. Davon wurden 25 000 Mark gespendet, 5 000 Mark konnten auf der Kundgebung gesammelt werden." Eine stolze Bilanz für nur einige hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Während sich früher bei den Kranzniederlegungen oft über 10 000 Menschen im Gedenken an die Opfer des Faschismus versammelten, erwartet Höner diesmal nur 600: "Das politische Klima hat sich völlig verändert." Die politischen Bewegungen hätten enorm an Kraft verloren.

In diesem Jahr wird die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer auf der Kundgebung sprechen. "Vielleicht kommen deshalb ein paar Menschen mehr", hofft Höner. Außerdem wird ein ehemaliger Lagerinsasse erwartet, der als Elfjähriger aus Smolensk nach Stukenbrock verschleppt worden war. Den Rest seiner Kindheit mußte er mit Zwangsarbeit in einer Bielefelder Fabrik verbringen.

Noch ein Thema begleitet den Arbeitskreis: Neofaschismus. Ostwestfalen galt schon immer als Hochburg faschistischer Aktivitäten. Hier fanden Ende der 70er Jahre die ersten NPD-Parteitage statt, und die bergige Landschaft bot der Wehrsportgruppe Hoffmann Raum für ihre Kriegsspiele. All diesen alten und neuen Faschisten ist der Soldatenfriedhof ein Dorn im Auge. Mitte der 70er Jahre wurden regelmäßig im Vorfeld der Ehrung die Gräber mit Hakenkreuzen und Runen beschmiert. Deshalb entstand die Idee der Friedenscamps, die von sozialistischen Jugendorganisationen gemeinsam organisiert und gestaltet wurden. Eine ganze Generation von SDAJlern, Jusos, Falken und DGB-Jugendlichen verbrachte das erste Septemberwochenende jeden Jahres in Stukenbrock, um den Friedhof zu "bewachen". Die Gefahr eines faschistischen Überfalls verlieh dem Ganzen etwas Abenteuerliches. Diese Tradition schlief Ende der 80er Jahre ein. 1996 wurde sie von ostwestfälischen Antifa-Gruppen neu belebt. Auch in diesem Jahr werden von Freitag bis Samstag Jugendliche an dem Friedenscamp teilnehmen.

Birgit Gärtner

Blumen für Stukenbrock, Kundgebung am Samstag, dem 1. September, um 15 Uhr auf dem Soldatenfriedhof in Stukenbrock/Senne



Quelle: taz (Bremen), 30.8.2001

Antikriegstage:

Vor 52 Jahren begann der zweite Weltkrieg

Gestern war offiziell der Auftakt zum "Antikriegstag 2001" in Bremen, der tatsächlich aber aus einer ganzen Reihe von Antikriegstagen besteht. Bis Sonntag, 9, September hat das Bremer Friedensforum verschiedene Aktionen geplant, die an den Überfall auf Polen und den Beginn des zweiten Weltkriegs vor 52 Jahren erinnert.

Ursprünglich war mit dem diesjährigen Antikriegstag ein Appell an die Bundesregierung verbunden - gegen eine deutsche Beteilung in Mazedonien. Gestern starteten aber bereits die ersten Bundeswehrsoldaten zum Balkan. Außerdem gab es weitere Rüstungsaufträge für die Bremer Firma OHB, die jetzt für 500 Millionen Mark ein umfassendes Satellitenprogramm für das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung produzieren.

Auftakt für das Friedenforum war gestern eine Kunstinstallation für Frieden und Fremdenfreundlichkeit am Bürgerhaus Vegesack. Heute stellt unter anderem Unicef die Anti-Klweinwaffen-Kampagne vor (20 Uhr, Kulturhaus Pusdorf). Am Samstag wird es ene große Kundgebung geben, die sich gegen den Bundeswehr-Einsatz richtet (12 Uhr auf dem Marktplatz), abends ein Konzert mit der "Bridge Walkers Group" aus Namibia (19.30 Uhr, Zionsgemeinde Bremen-Neustadt). Die weiteren Termine entnehmen Sie dem taz-Veranstaltungsprogramm. (taz)



Quelle: Stuttgarter Zeitung 31.08.

Gewerkschafter rufen zu Antikriegstag auf

STUTTGART (lsw). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) geht gegen den Nato-Einsatz der Bundeswehr in Mazedonien auf die Straße. Der baden-württembergische DGB-Landesverband stellt den Protest gegen den Militäreinsatz in den Mittelpunkt seiner Aktionen im Rahmen des diesjährigen Antikriegstages. "Mit militärischen Mitteln kann kein dauerhafter Frieden auf dem Balkan erreicht werden", sagte der DGB-Landesvorsitzende Rainer Bliesener. Bliesener forderte die baldige Einberufung einer Balkan-Friedenskonferenz sowie finanzielle Aufbauhilfen für die Krisenregion.

Mit mehr als 20 Veranstaltungen erinnert der DGB am kommenden Samstag an den Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939. Die Gewerkschafter treffen sich landesweit zu Gedenkstunden, Mahnwachen, Kranzniederlegungen und Kundgebungen. Gedacht wird den Opfern von Krieg und Faschismus. Der Antikriegstag wurde auf Initiative der deutschen Gewerkschaften erstmals im Jahre 1957 unter dem Motto "Nie wieder Krieg" begangen.



Quelle: Weser Kurier 31.08.01

Kunst mit Trassierband

Rot-weiße "Gesellschaftspfeiler" werben für Toleranz

Von unserem Redakteur Volker J. Wesslau

(Vegesack) Um zehn Uhr hatten die beiden Bremer Künstler Joachim Fischer und Klaus Schiesewitz gestern mit ihrer "Bewicklungsaktion" begonnen. Gegen Mittag waren sie fertig und hatten insgesamt 700 Meter rot-weißes Trassierband verarbeitet. Die vier Pfeiler vor der zum Sedanplatz hin gelegenen Front des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses waren akkurat umwickelt.

Nun mussten nur noch Pinsel und Farbe her: "Liebe" und "Toleranz" schrieb Joachim Fischer auf einen der verfremdeten Pfeiler; "Solidarität", "Kultur", "Gerechtigkeit", "Frieden" auf einen zweiten, und für die Begriffe Solidarität, Fremdenfreundlichkeit und Freiheit war noch auf den übrigen beiden Pfeilern Platz.

Gemeinsam hatten die beiden Künstler vor einiger Zeit das Seume-Denkmal an der Kleinen Weser umwickelt, und Joachim Fischer kann als Einzelkämpfer schon auf eine bewegte Vergangenheit in Sachen Bewicklung zurückblicken: Brückengeländer hat er bewickelt und Straßenlaternen, eine Parkbank und ein Eingangstor - "lauter Alltagsdinge, die man normalerweise übersieht und die so vorübergehend mal ins Bewusstsein der Menschen gehoben werden". Die Bürgerhausaktion wollten beide Künstler freilich mit Blick auf den Antikriegstag am 1. September vor allem als politische Aktion verstanden wissen und die bewickelten Pfeiler als "Gesellschaftspfeiler".

"Schließlich", so Klaus Schiesewitz", beruht eine funktionierende Gesellschaft doch auf Solidarität, Toleranz und Fremdenfreundlichkeit. "Allerdings wird nach Toleranz ja zumeist erst dann gerufen, wenn diese Pfeiler die ersten Risse zeigen." Fremdenfeindlichkeit markiere einen solchen Riss. Fischer und Schiesewitz wollten mit ihrer Aktion, wie sie betonten, nicht zuletzt der Fremdenfeindlichkeit eine klare Absage erteilen: "In einer weltoffenen Gesellschaft haben Neofaschismus und Rechtsextremismus keinen Platz."

Kunstaktionen sind nicht selten eine kostspielige Angelegenheit. Die Aktion am Bürgerhaus war dagegen vom Material her außerordentlich preiswert: "500 Meter Trassierband kosten zwölf Mark im Baumarkt", hieß es. Vierzehn Tage lang bleiben die zu "Gesellschaftspfeilern" mutierten Pfeiler des Bürgerhauses nun bewickelt. Sobald der Vegesacker Markt seine Stände und Fahrgeschäfte abgebaut hat, kann man sie auch von weitem sehen.



Quelle: Frankfurt Rundschau 31.08.

Vom Pomp der Kaiserzeit zur Neuen Sachlichkeit

Broschüre dokumentiert 100-jährige Geschichte der Gewerkschaftshäuser/ Veranstaltung am Samstag / Von Friederike Tinnappel

Wilhelminischer Pomp und Neue Sachlichkeit - die beiden Häuser, in denen sich gewerkschaftliches Denken und Handeln in den vergangenen 100 Jahren konzentrierte, könnten gegensätzlicher nicht sein: Festsaal und Restaurant des ersten Gewerkschaftshauses in der Klingerstraße, die damals noch Am Schwimmbad hieß, waren mit Säulen ausgestattet, die von korinthischen Kapitellen gekrönt wurden. Eine imposante Deckenbeleuchtung sorgte für ausreichende Helligkeit. Schwere Samtvorhänge und wuchtige Tischdecken zeugten vom Bedürfnis der Gewerkschafter nach einem repräsentativen und zeitgemäßen Erscheinungsbild. Der Neubau an der Wilhelm-Leuschner-Straße aus dem Jahr 1931 steht dagegen baugeschichtlich am Ende einer Epoche, die von dem Stadtbaurat Ernst May geprägt wurde und die sich durch Funktionalität und Formensinn auszeichnete. Franz Neuland, der sich seit Jahren mit der Frankfurter Arbeiterbewegung befasst, hat in einer Broschüre die Geschichte dieser Häuser nachgezeichnet.

Im Frankfurt der Jahrhundertwende suchten viele Menschen im Zuge der Industrialisierung Arbeit und Unterkunft. Die ersten Großbetriebe entstanden, die Bevölkerungs wuchs an, die vorhandenen Herbergen reichten nicht mehr aus. Deshalb beschlossen die Delegierten des 1892 gegründeten Frankfurter Gewerkschaftskartells - dem gehörten die ortsansässigen Verbände der Freien Gewerkschaften an - ein eigenes Herbergsunternehmen zu gründen. Mit einem Stammkapital von 20.000 Goldmark entstand 1897 die Arbeiter-Herberge G.m.b.H. Im September 1900 wurde der Grundstein auf den Arealen Am Schwimmbad 8 und Stoltzestraße 13 gelegt. Als der Komplex am 17. August 1901 mit einer feierlichen Kundgebung in Betrieb genommen wurde, war er Herberge, Verwaltungs- und Beratungszentrum. "Mit berechtigtem Stolz" könne die Frankfurter Arbeiterschaft auf ihr Gewerkschaftshaus blicken, hieß es damals in einem Bericht des Arbeitersekretariats. Die beiden Kegelbahnen im Erdgeschoss, der geräumige Garten, die Zentralheizung, das Haustelefon und die "komfortable Klosettanlage" fanden ebenfalls Erwähnung.

Mit der Industrialisierung wuchsen auch die Aufgaben für die Gewerkschaften - und der Platzbedarf. Bis zum Jahr 1912 wurden die Nachbargrundstücke Am Schwimmbad 10, 12 und 14, die Stoltzestraße 15 und 17, die Häuser Allerheiligenstraße 51, 53 und 57 hinzugekauft. Mit Mauerdurchbrüchen, Verbindungsgängen und -treppen wurden die Gebäude zu einem unübersichtlichen "Gesamtkunstwerk Gewerkschaftshaus", das sich für die alltägliche Arbeit nur bedingt eignete. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es in dem Gesamtkomplex, zu dem zehn Häuser zählten, noch enger. Es wurde eine Reihe von Ausweich-Domizilen angemietet - "eine unhaltbare Situation, die jede vernünftige Gewerkschaftsarbeit auf Dauer unmöglich macht", urteilt Neuland.

1927 fiel die Entscheidung für einen Neubau. Für 1,112 Millionen Reichsmark kaufte die Trägergesellschaft, die in Volkshaus GmbH umgetauft worden war, das Grundstück an der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße, auf dem das jetzige Gewerkschaftshaus steht. Der geplante Neubau, eines der ersten Hochhäuser in der Stadt, löste im damals noch vornehm-bürgerlichen Bahnhofsviertel Empörung aus. Es wurden "Belästigungen durch Lärm und Gerüche" befürchtet, doch das Oberlandesgericht wies die Klagen der Nachbarn gegen das Hochhaus ab. Als elf Monate später der Rohbau stand, stritten sich die Kläger noch immer darüber, ob neben dem Verwaltungsgebäude auch ein Hotel und ein Biergarten entstehen dürften. Sie gehörten zu dem Komplex, den die Architekten Max Taut und Franz Hoffmann entworfen hatten.

Das neue Gewerkschaftshaus war Ausdruck eines gewerkschaftlichen Selbstverständnisses, das sich der Moderne verpflichtet fühlte. Es wurde in Stahlskelettbauweise errichtet und mit großen Glasflächen ausgestattet, einige Zeitgenossen sprachen abfällig vom "Bonzen-Aquarium". Finanziert wurde der Bau zu einem guten Teil durch Spenden der Gewerkschaftsmitglieder. Das inzwischen denkmalgeschützte Haus blieb unvollendet: Nachdem 1.438.000 Reichsmark ausgegeben waren, wurden die Arbeiten eingestellt. Es fehlten der Veranstaltungssaal, das Hotel und der Biergarten, von den geplanten zehn Stockwerken wurden nur acht errichtet. Keine zwei Jahre nach der Eröffnung im Jahr 1931 zerschlugen die Nazis die Gewerkschaften und machten aus dem Gebäude ein "Haus der Arbeit". Nach dem Ende des Dritten Reichs machte sich Max Taut noch einmal an sein Werk und präsentierte einen Entwurf, der unter anderem einen würdigen städtebaulichen Abschluss zur Mainfront vorsah. Doch stattdessen entstand Mitte der sechziger Jahre das "Haus II", das "weder qualitativ noch ästhetisch" neben dem Werk Max Tauts bestehen könne und es mit seiner Masse eher "erdrückt, als dass es eine Ergänzung wäre", bedauert Neuland.

Wie das Gewerkschaftshaus, das in der Frankfurter Skyline längst unterzugehen droht, zur Geltung kommen wird, wenn gleich nebendran das neue Hochhaus der Industriegewerkschaft Metall steht, bleibt abzuwarten. Der Frankfurter DGB-Chef Harald Fiedler kann derzeit eine "rege Bautätigkeit" auf dem Nachbargrundstück beobachten. Fiedler nennt das DGB-Haus eine "Perle" - mit einem ganz lebendigen Innenleben. Hier sind nicht nur acht Einzelgewerkschaften untergebracht; es gibt eine Beratungsstelle für Arbeitslose und einen Jugendclub. Das Gewerkschaftshaus ist "Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Es pulsiert hier", wie Fiedler sagt.

Anders als im Bundesgebiet, wo die Mitgliederzahlen jährlich um drei Prozent sinken, musste der Frankfurter DGB nur Verluste von 0,75 Prozent hinnehmen. 161 219 Mitglieder sind es derzeit. Dennoch hat der Raumbedarf abgenommen. Ins Gewerkschaftshaus, das der Vermögens- und Treuhandgesellschaft der Gewerkschaften (VTG) in Berlin gehört, sind die ersten "Fremdmieter" eingezogen: die Schwulenhilfe Frankfurt, die Friedens- und Zukunftswerkstatt und eine Personalagentur.

"100 Jahre Gewerkschaftshaus in Frankfurt am Main - 100 Jahre Engagement für Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit", heißt die Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Antikriegstag am morgigen Samstag, 10 bis 12.30 Uhr, im Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77. Franz Neuland wird seine Broschüre vorlegen und mit Hans Pleitgen als Zeitzeuge Rede und Antwort stehen. Der Kölner Politikprofessor Christoph Butterwegge wird über "Ausgrenzung und Gewalt im Zeichen der Globalisierung" sprechen. Außerdem soll der Vorsitzende des Seniorenarbeitskreises des DGB, Willy Schmidt, geehrt werden.



Quelle: Sächsische Zeitung 31.08.

Gewerkschaft demonstriert

Am Sonnabend, dem 1. September und Antikriegstag, wird die Gewerkschaftsjugend der IG Metall und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in der Prager Straße gegen Kriege demonstrieren. Sie wollen mit verschiedenen Aktionen, die von 10 bis 14 Uhr geplant sind, ein Zeichen im Bemühen um eine friedliche Lösung internationaler Konflikte setzen. Die Jugendlichen werden ein Faltblatt verteilen, in dem sie über Krisen, Kriege und kriegsähnliche Situationen auf der Welt informieren. (SZ)



Quelle: Schwäbische Zeitung, Lokales, 31.8.2001

Gedenktafel zum Antikriegstag

LINDAU (lz) - Mit einer Gedenktafel am Gedenkstein an der Leuchtturmmole wird die Lindauer Gruppe von Amnesty International an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erinnern.

Am 1. September 1939 hat Hitlerdeutschland Polen überfallen und damit den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Diesen Gedenktag nimmt sich morgen, Samstag, 1. September, 16 Uhr die Lindauer Amnestygruppe zu Herzen, um am Gedenkstein eine Grundsatzerklärung anzubringen. Die Erklärung lautet wie folgt: "Jeder Krieg bedeutet das Ende aller Menschenrechte. Amnesty International Lindau weist darauf hin, dass mit der Erklärung des Kriegszustandes alle Persönlichkeits- und Freiheitsrechte ausgesetzt sind. Damit bezeugt Amnesty International seinen grundsätzlichen Widerstand gegen Krieg, Kriegsvorbereitung, Kriegsrüstung. Krieg ist vollendeter Wahnsinn - entfesselte Gewalt. Alle verantwortlich fühlenden, denkenden und handelnden Menschen müssen alles tun, um Kriege unmöglich zu machen und Konflikte politisch zu lösen



Quelle: Thüringer Allgemeine, Lokales, 31.8.2001

Gedanken zum Weltfriedenstag

(NORDHAUSEN) Gedanken zum Weltfriedenstag am Samstag äußerte gestern Ulrich Hannemann, der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Ein friedliches Zusammenleben auf der globalisierten Welt sei nur auf der Basis gleicher Lebens- und Entwicklungschancen möglich. Wer Frieden durchsetzen wolle, müsse auch Engagement für Arbeit und soziale Gerechtigkeit entwickeln. Dafür müssen die vorhandenen zivilen Institutionen der Weltgemeinschaft gestärkt sowie die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Menschenrechte weltweit anerkannt und praktiziert werden, mahnte der Gewerkschafter. Mit der Erweiterung der Europäischen Union wüchse die Chance, das in den letzten Jahrzehnten stabilisierte Fundament von Frieden und Freiheit zu einem Haus des friedlichen Zusammenlebens auszubauen. Gleichzeitig werde diese Entwicklung jedoch immer wieder durch Konflikte, etwa in Mazedonien, beeinträchtigt. Hannemann betonte, dass die Bemühungen um friedliche Lösungen internationaler Konflikte gestärkt werden müssten. Die Gewerkschaften in aller Welt übernähmen in diesem Zusammenhang mit ihrem Engagement für Menschen- und Gewerkschaftsrechte über Staatsgrenzen hinaus eine besondere Verantwortung, so der DGB-Kreisvorsitzende.



Quelle: junge Welt 1.9.

Was bedeutet der 1. September für Sie?

Am heutigen Sonnabend wird der Antikriegs-/Weltfriedenstag begangen. jW befragte Persönlichkeiten und Organisationen

Oberstleutnant Buch, Pressestab des Verteidigungsministers: Dazu gibt das Bundesministerium der Verteidigung keine Stellungnahme ab!

Ludwig Baumann, Bundesvereinigung der Opfer der NS-Justiz: Ich bin, wenn man so will, Kriegsdienstverweigerer der ersten Stunde. Wir Wehrmachtsdeserteure sind unser Leben lang im Westen diffamiert und kriminalisiert worden. Viele sind entwürdigt gestorben, Rehabilitiert sind wir noch immer nicht. Die rot-grüne Regierung hat vor der Bundestagswahl 1998 und danach versprochen, die Gesetze zu unseren Gunsten zu verändern. Dann kam der Krieg gegen Jugoslawien. Es hat sich gezeigt, daß Kriege immer ein Klima schaffen, in dem die eigene Armee aufgewertet und Deserteure abgewertet werden.

Auch diese jüngste Entwicklung hat unsere Rehabilitierung verhindert, obwohl die Hälfte der Todesurteile der gesamten Nazijustiz gegen Deserteure ausgesprochen worden. Heute argumentiert man im Bundestag, daß eine Rehabilitierung alle Soldaten der Wehrmacht, die meist ritterlich und anständig gekämpft hätten, ins Unrecht setzen würde.

Was bedeutet für mich also der 1. September, an dem Hitlerdeutschland begann, die Länder Europas zu überfallen? Es ist für mich als Kämpfer für den Frieden ein enorm wichtiger Tag, an dem wir gegen eine wahnsinnige Logik protestieren können: Wenn ich einen Menschen umbringe, dann bin ich ein Mörder. Und wenn es mir befohlen wird, dann bin ich ein Held und bekomme einen Orden. Sich dem zu verweigern, sich niemals dazu mißbrauchen lassen, Menschen, andere Völker und sich selber umzubringen, das ist für mich auch heute eine Hoffnung für das Leben und für den Frieden.

Bund der Vertriebenen, Pressestelle: Nein, eine Stellungnahme wird nicht möglich sein. Die Herren sind alle in Berlin zum Tag der Heimat.

Tobias Pflüger, Informationsstelle Militarisierung: Eine deutsche Armee war im Grundgesetz 1949 nicht vorgesehen. Erst 1956 im Rahmen der Wiederbewaffnung wurde sie gegründet, offiziell nur zur Landesverteidigung. Heute findet de facto eine zweite Wiederbewaffnung statt, die 1989 unter der CDU/CSU/FDP-Regierung begann und sich seit 1999 unter der Regierung aus SPD und Grünen verschärft: Die Bundeswehr wird zu einer weltweit agierenden Interventionsarmee umgebaut. Sie wird kriegsführungsfähig und interventionsfähig gemacht, dafür werden ihre »Einsatzkräfte« auf 150 000 Mann und Frau aufgestockt. Wenige Tage vor dem Antikriegstag hat der Bundestag erneut einen de-facto-Kriegseinsatz der Bundeswehr, diesmal in Mazedonien, beschlossen. Die Losungen »Nie wieder Krieg« - »Nie wieder Faschismus« und »Nie wieder Auschwitz« sind gemeinsam und untrennbar für uns auch heute noch zentrale Aussagen für eine klare Antikriegspolitik. Darum rufen wir auf, am Antikriegstag gegen die Militarisierung der deutschen Außenpolitik zu demonstrieren.

Bärbel Schindler-Saefkow, Deutscher Friedensrat: Als Historikerin denke ich immer auch daran, daß es einen Antikriegstag schon nach dem Ersten Weltkrieg gegeben hat. Am 1. August warnten europaweit Pazifisten und andere Kriegsgegner - insbesondere aus der Arbeiterbewegung - vor einem neuen Krieg. Heute ist der 1. September - wie seit Jahrzehnten - der Tag der Gewerkschaften sowie der Friedensbewegung. Als Vertreter der Friedensbewegung von heute hoffe ich sehr, daß die zahlreich angekündigten Aktivitäten der unterschiedlichsten Friedensaktivisten gegen eine neue Militarisierung unseres Landes auch von den Regierenden und den Bundestagsabgeordneten aller Parteien wahrgenommen werden. Wir sind zutiefst besorgt darüber, daß sich der Krieg mehr und mehr, jetzt durch Mazedonien, als etwas Selbstverständliches in unserem Leben breit macht. Der demagogische Umgang mit einer angeblichen Friedensmission ist zwar in der Geschichte nicht neu, aber nicht weniger gefährlich. Dagegen erheben wir unsere Stimme.

Peter Strutynski, Bundesausschuß Friedensratschlag: Die Friedensbewegung ist maßlos enttäuscht von der Entscheidung des Deutschen Bundestags, Bundeswehreinheiten nach Mazedonien zu entsenden. Die Regierungskoalition hat aber auch einen »Schuß vor den Bug« erhalten, weil sie erstmals in einer wesentlichen Frage die eigene Mehrheit nicht hinter sich bringen konnte. 19 »Abweichler« bei der SPD, fünf Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen bei den Grünen. Ein Armutszeugnis hat sich das Parlament ausgestellt, als es in der Debatte keinen »Abweichler« zu Wort kommen ließ, sondern nur die jeweiligen Sprecher der Fraktionen. Die Friedensbewegung erinnert daran, daß am kommenden Wochenende in vielen Orten Veranstaltungen zum Antikriegstag stattfinden. Aus aktuellem Anlaß werden sich die meisten Veranstaltungen mit dem Mazedonien-Einsatz befassen. Zugleich werden überall Unterschriften unter den bundesweiten Appell der Friedensbewegung gesammelt: »Kriege verhindern - Einsatzkräfte auflösen!« Man kann die Entwaffnung und Demilitarisierung nicht nur von anderen verlangen, sondern sollte auch einmal mit gutem Beispiel vorangehen. Und wenn man es recht besieht, ist es allemal leichter, sich selbst zu entwaffnen, als die Waffen anderer »einzusammeln«.

Ursula Engelen-Kefer, DGB-Vizevorsitzende: Der Antikriegstag erinnert uns an die Opfer des Nazi- Terrors und gibt uns Gelegenheit zum Innehalten und Mahnen - vor dem Hintergrund, daß Neonazis in unserem Land wieder Menschen terrorisieren sowie der kriegerischen Konflikte überall in der Welt, insbesondere auf dem Balkan und im Nahen Osten. Wir stehen vor einem Generationswechsel, der uns verpflichtet, das Gedenken an die Barbarei der Nazidiktatur wachzuhalten, um auf aktuelle Gefährdungen der Demokratie hinzuweisen. Wichtig ist die kontinuierliche Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, die uns für die Gegenwart sensibilisieren und zum Handeln anregen soll. Wer Frieden durchsetzen und bewahren will, muß auch Engagement für Arbeit und soziale Gerechtigkeit zeigen. Dafür setzen sich die Gewerkschaften weltweit ein.



Quelle: Ostthüringer Zeitung, Politik, 1.9.2001

DGB-Friedensmahnwache zum Antikriegstag

Erfurt (OTZ). Mit einer Friedensmahnwache und anschließernder Demonstration heute vormittag auf dem Erfurter Fischmarkt will der DGB Thüringen zum Antikriegstag ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt setzen.

Der Antikriegstag 1. September sei mit Blick auf den Bundeswehreinsatz in Mazedonien brennend aktuell, so DGB-Landesvize Renate Licht in einer Presseerklärung. Dem Tag gewidmet ist auch die Eröffnung der Fotoausstellung "Im Schatten von morgen" in der Erfurter Reglerkirche mit Fotos bedeutender Fotografen wie André Kertesz und Texten der französischen Pazifistin Simone Weil (1909-1943). Die Ausstellung der Friedensbibliothek des Antikriegsmuseums der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg läuft bis 28. September.



Quelle: Braunschweiger Zeitung 1.9.

SPD und DGB-Ortskartell legten gestern Kränze zum Antikriegstag nieder

Mit Angehörigen der Opfer in Kontakt treten

WOLFENBÜTTEL (cp) Am Vorabend des Antikriegstages am Samstag haben Vertreter der Wolfenbütteler SPD und des Wolfenbütteler Ortskartells des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Sie legten Kränze am "Grab zum Gedenken an die Opfer" sowie am sowjetischen Ehrenmal auf dem Friedhof an der Lindener Straße nieder.

Wilfried Knauer, Leiter der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt, nannte das Gedenken ein "Ritual mit Kraft und Bedeutung". Er regte an, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Familien der hier begrabenen Angehörigen Kenntnis von deren letzten Ruhestätten erhalten sollten.

So könnten beispielsweise Schüler die Namen abschreiben und diese den russischen Kollegen in Podolsk, dem Archiv der ehemaligen Roten Armee, zukommen lassen. "Die russischen Partner könnten die Angehörigen finden und benachrichtigen, so dass wir dann die Möglichkeit hätten, von uns aus mit diesen Familien in Verbindung zu treten."

Anhand von Bildern könnte dokumentiert werden, was in Wolfenbüttel für die ewige Ruhe und das würdige Andenken der Väter, Söhne und Brüder getan werde. Knauer: "So hätte das Erinnern an den Überfall auf die Sowjetunion für die Zukunft eine Aufgabe, die unsere Völker wieder näherbringt und vielleicht auch miteinander verbindet."

Zivilcourage und Einsatz für den Frieden forderte Michael Sandte, Vorsitzender des DGB-Ortskartells. Die Gemeinschaft der Europäischen Union müsse ihrer Verantwortung gerecht werden, indem sie alle zivilen Möglichkeiten für die Friedenserhaltung und die Vermeidung von Kriegen ausschöpfe. Dazu würde auch der zunehmende Austausch der Gewerkschaften beitragen.



Quelle: Westfälische Rundschau, Lokales, 31.8.2001

Aufruf zum Antikriegstag

Bönen. Am Samstag, den 1. September, um 10 Uhr, legen das DGB Ortskartell und der SPD-Ortsverein Bönen auf dem Friedhof in Altenbögge ein Blumengebinde nieder. Vor allem zum Gedenken an die im 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten. Günter Wagner:

"56 Jahre in Europa, der Welt kein Krieg? Nein, es wurden und werden weiter Kriege geführt, oder haben wir Jugoslawien, Mazedonien, Kosovo, Israel, Palästina oder den Terror in Spanien oder Nordirland vergessen? Das Ausrotten von Minderheiten. Das Missachten von Rechten. Schutzbedürftige, Kinder und Jugendliche in der sogenannten 3. Welt werden vergessen. All dies aufzuzählen tut weh und macht Angst. Darum müssen wir alle wachsam sein und uns immer wieder zeigen und zu Wort melden. Müssen ausrufen
Lasst den Wahnsinn - Redet miteinander - Legt den Fanatismus ab. Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten. Die Erde hat für alle Platz, um friedlich miteinander zu leben. Daran soll auch der 1. September immer wieder alle Menschen mahnend erinnern - nicht zu vergessen, aber zu vergeben. Alle Vereine, Organisationen, Kirchen und Verbände, Schulen, alle Bönener Bürger sind zu dieser kleinen Feierstunde herzlich eingeladen. Hingehen und sich zeigen - das ist wichtig!"



Quelle: Schwäbische Zeitung, Lokales, 1.9.2001

Die großen und die kleinen Akte des Widerstandes

OSTALBKREIS (bt) - "Wie gut, dass Sie über meine Mutter schreiben; wenn die Geschichte dieser Frauen jetzt nicht aufgeschrieben wird, erinnert sich bald niemand mehr an sie". Für Martha Schad ist diese Aussage Hans Coppis die schönste Rechtfertigung ihrer Arbeit.

Die Historikerin las im Prediger in Gmünd aus ihrem jüngsten Buch "Frauen gegen Hitler" bei der zentralen Veranstaltung des DGB-Kreisverbandes Ostalb zum Antikriegstag.

Schad hat die Goebbels-Tagebücher ausgewertet, vor allem aber hat sie Dutzende Interviews geführt. "Ich sprach mit diesen Frauen, die gequält worden waren, die in Gefängnissen und Konzentrationslagern gelitten haben. Und diese Frauen, zwischen 80 und 90 Jahre alt, waren unglaublich aktiv". Auffallend sei gewesen, dass keine ihrer Gesprächspartnerinnen jammerte: durch die Bank seien diese Frauen noch heute bereit, Zeugnis abzulege.

Schad räumte ein, dass es auch unerträgliche Gespräche gegeben hat, Gespräche mit Menschen, die freundlich von Hitler sprachen, die über die "echte" Zahl ermordeter Juden spekulierten.

Die Referentin zeigte ganz große und ganz kleine Akte des Widerstands auf. Passend zum Antikriegstag schilderte Schad ausführlich, wie Pazifistinnen sehr früh die Bedrohung durch den Nationalsozialismus richtig einschätzten und wie extrem die faschistische Presse darauf reagierte.

Hilde Coppi durfte ihren Sohn - eben jenen Hans - zur Welt bringen, wusste aber, dass man sie köpfen würde, sobald sie dieses Kind nicht mehr stillen konnte. Schad las den Brief vor, den Hilde Coppi ihrer Mutter schrieb: "Ach Mama, der Gedanke an die Trennung von meinem Kind will mich fast verzweifeln lassen".

Dass Zeitzeugin Lina Haag noch immer an das Gute im Menschen glaubt, war ebenso Thema der Diskussion wie Schads Aussage, das Schicksal dieser Frauen habe sie bis in ihre Träume verfolgt. Was dagegen zu tun sei, dass "Rechtsradikale schüren", wurde gefragt. Hier sprach die Autorin über ihre positiven Erfahrungen in Schulen. (Stand: Sa. 01.09.)



Quelle: dpa, 01.09.01.

Gewerkschaften/Antikriegstag/

Gewerkschaften gedenken der Opfer von Krieg und Faschismus

Stuttgart (dpa) - Bei mehr als 20 Veranstaltungen zum Antikriegstag hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Samstag in Baden-Württemberg an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren erinnert. Bei Kranzniederlegungen und Kundgebungen stand dabei neben dem Gedenken der Opfer von Krieg und Faschismus die Forderung nach Abrüstung und einer vorausschauenden Friedenspolitik im Mittelpunkt.

In seiner Rede sagte der DGB-Landesvorsitzenden Rainer Bliesener nach DGB-Angaben: "Wer Frieden will, der muss sich für Arbeit und soziale Gerechtigkeit einsetzen." Gleiche Lebens- und Entwicklungschancen seien das Fundament für ein friedliches Zusammenleben. Er kritisierte die Entscheidung des Bundestages, deutsche Truppen nach Mazedonien zu entsenden. Mit militärischen Mitteln könne kein dauerhafter Frieden auf dem Balkan erreicht werden, sagte Bliesener.

Den ersten Antikriegstag auf Initiative der Gewerksschaften gab es 1957 unter dem Motto "Nie wieder Krieg". (dpa am ke yysw vs 011357Sep01)





Quelle: ddp, 01.09.01.

(Sperrfrist 09.30 Uhr)

GEW-Vorsitzende kritisiert "fragwürdige Vorbilder" in der Politik

Frankfurt/Main (ddp). Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, fordert eine bessere Vermittlung friedlicher Lösungsstrategien von Konflikten. Die Politik liefere vielfach "fragwürdige Vorbilder", kritisierte Stange am Samstag anlässlich des Antikriegstages in Frankfurt am Main. Wenn Kinder und Jugendliche täglich im Fernsehen sehen könnten, dass kriegerische Aktivitäten und Waffeneinsatz ein legitimes Mittel der Politik seien, werde es für Lehrer sehr schwierig, ihnen einen friedfertigen Umgang mit anderen Menschen beizubringen. Die friedliche Lösung von Konflikten müsse daher "gesellschaftliche Messlatte" werden.

Die GEW-Chefin unterstrich die Bedeutung der Bildungseinrichtungen für die Friedenserziehung junger Menschen. Kinder müssten so früh wie möglich lernen, wie man Konflikte mit friedlichen Mitteln austragen könne, betonte Stange.. Dabei sei die Arbeit für die Lehrer in den vergangenen Jahren schwerer geworden. An den Schulen nehme die Gewaltbereitschaft immer jüngerer Kinder zu. Sie appellierte an die Lehrkräfte, dagegen einen "überzeugenden Gegenentwurf des friedlichen Miteinanders" zu setzen.

mir/maa - 010818 Sep 01



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
 voriger

 nächster




       
Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
          
Themen   FriedensForum Ex-Jugo Termine   Aktuelles