Netzwerk Friedenskooperative



Antikriegs-
tag 2002


vom:
19.09.2002

Antikriegstag 2002:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag am 1. September 2002, dem Antikriegstag in Gronau.

Marion Küpker (GAAA)

Liebe Freundinnen und Freunde,

die GAAA stellt Öffentlichkeit her zu der sich auf dem dt. Militärstützpunkt in Büchel befindlichen ca. 11 US-Atomsprengköpfen. Wir organisieren Inspektionen auf diesem Fliegerhorst und fordern den Abzug dieser völkerrechtswidrigen Waffen. Auch dt. Soldaten sind in Büchel an Trainingsflügen in Tornadojets beteiligt.

Mit meinem Beitrag heute möchte ich den Zusammenhang zwischen Urananreicherungsanlagen, Atomwaffen und dem Anti-Kriegstag herstellen. Den meisten ist sicherlich bekannt, dass Atomenergie nur deswegen sich mit staatlichen Subventionen zur Energieerzeugung durchsetzen konnte, da die Atomenergie nur ein Abfallprodukt in der Herstellung von Atombomben war und zum Teil noch ist. Das Uran in den Brennelementen wird beim Reaktorbetrieb so verändert, dass daraus erst in der sog. Wiederaufarbeitung Plutonium für die Bombe gewonnen werden kann. Im Interesse der nationalen Sicherheit wurde dieser Zusammenhang in den Medien überwiegend verschwiegen.

Es gibt zudem weitere atomare Waffen, die in der Öffentlichkeit als konventionelle Waffen geführt werden und Weitere, die den Zusammenhang zwischen atomaren und konventionellen Waffen vermischen. Ich spreche hier von der abgereicherten Uranmunition, die als DU Munition bekannt ist und den neueren Atombomben, die sog. Bunker Busters auch bekannt als Mininukes.

DU ist ein reines atomares Abfallprodukt, welches bei der Urananreicherung und damit auch hier in Gronau anfällt. Während allein in Kentucky, USA mindestens

22.000 Tonnen DU in bedenklich unsicherer Weise gelagert werden, transportiert die BRD einen Großteil ihres DU Abfall nach Russland. Russland ist bekanntermaßen auf Devisen aus dem Westen angewiesen. Vor dem Hintergrund, dass Russland mit dem eigenen Atommüll von einer Umweltkatastrophe in die Nächste gerät, kann dort nicht von einer sicheren Lagerung unseres Atommülls ausgegangen werden. Trotz massivster Geheimhaltung ist DU in verschiedenster Munition z.B. auch in Landminen auf dem internationalen Waffenmarkt erhältlich und damit nicht nur Bestandteil der NATO.

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Antikriegs-
tag 2002
Der erste Großeinsatz mit DU Munition geschah seitens der US und britischen Regierung 1991 im Golfkrieg im Südirak. Offiziell zugegeben wurden 300 Tonnen DU. Zum Vergleich: in Bosnien wird die eingesetzte Menge mit 6 Tonnen und im Kosovo mit 10 Tonnen benannt.

Als Teilnehmerin einer Delegationsreise in den Irak in diesem Frühjahr konnte ich mich über die erschreckenden Auswirkungen dieser Munition vor Ort informieren. Während im Irak die Menschen zu Hauf an Krebs erkranken und sterben sind von den knapp 700.000 US Soldaten des Golfkrieges 180.000 überwiegend am Golfkriegssyndrom erkrankt und 9000 bereits verstorben. Offiziell gilt der Zusammenhang zu dieser Munition als nicht vollständig bewiesen und wird als Expertenstreit gehandelt. Es werden Gefälligkeitsstudien erstellt und entgegenlautende Studien unterdrückt. Dem sich widersetzenden Experten werden unter Druck gesetzt und bedroht. Hier in der BRD wurde Prof. Dr. Siegwart Günther bedroht und schwer in seiner Arbeit behindert, ein weiteres Beispiel ist eine Expertentagung, an der alle kritischen Experten ausgeschlossen wurden.

Die radioaktive und toxische Gefährlichkeit dieser Munition wird dagegen u.a. bewiesen von einem Armeeoberst und Prof. für Nuclearmedizin, dem Prof. Dr. Asaf Durakovic, der 12 Jahre für
Pentagon zuständig war und in seiner Studie zudem bewiesen hat, dass die von der US Regierung in Umlauf gebrachte DU Munition zusätzlich mit Plutonium verschmutzt ist. Weiter hat der bekannte Prof. John W. Gofman als Physiker und Doktor of nuclear / physical chemistry sein Lebtag nichts anderes gemacht als für US-Laboratorien und für die Atomindustrie zu arbeiten. Sein Buch Radioaktivität und Gesundheit ist eine umfassende Untersuchung von Beweisen der Beziehung zwischen radioaktiver Niedrigstrahlung zu Krebs und anderen Krankheiten.

Nicht ohne Grund setzen sich weltweit Nichtregierungsorganisationen bei der UN für die Ächtung der DU Munition als Massenvernichtungswaffe ein.

Die BRD ist genauso verantwortlich für diesen Einsatz: bis 1993 war der A-10 Thunderbolt oder auch als Warzenschwein bekannte Kampfflugzeug, welches mit seiner Kanone pro Sekunde 60 Schuss Uranmunition verballert bei uns in der BRD auf den Militärbasen in Nörvenich, in Ahlhorn, in Sembach und Leipheim stationiert. Hierzu gehörten jeweils 60 US Soldaten. Ab 1992 wurde das Warzenschwein dauerhaft auf der Militärbasis in Spangdahlem stationiert. 17% des gesamten Golfkrieges wurden 1991 über die Militärbasis Spangdahlem abgewickelt.

Es gibt in Europa in sieben verschiedenen Ländern: in Italien, der Türkei, Griechenland(z.Z. nur aktiver Atomwaffenstützpunkt ohne Atomwaffen), Belgien, Holland, GB und der BRD Militärstützpunkte mit US Atomwaffen und US Geschwadern, die dort teilweise dauerhaft stationiert sind. Kampfflugzeuge und Einheiten können und werden zwischen diesen Basen hin -und her verschoben. Es reicht nicht aus, wenn eine Regierung z.B. die dt. Beteiligung bei einem Krieg ausschließt wenn in der eigenen Bevölkerung keine Akzeptanz dafür exsistiert. Die Militärbasen in Europa sind notwendiger Bestandteil der U.S.-Kriegspolitik, die sich zum Ziel gesetzt hat die Erdölreserven des Nahen- und mittleren Ostens unter die eigene Kontrolle zu kriegen. Mit dieser Politik verschärft sie die Möglichkeit eines weltweiten Atomkrieges. Zudem ist sie die einzige Regierung weltweit die Atombomben in anderen Ländern meist zudem unter Geheimhaltung stationiert. Allein auf den europäischen Militärbasen wird die Anzahl der U.S. Atomsprengköpfe auf ca. 150 Stück geschätzt. Israel ist mit seinen mittlerweile bekannten 200 Atomsprengköpfen die einzige Nuklearmacht im Nahen- und mittleren Osten.

Ich werde nichts weiter zu den Mininukes sagen, muß aber auf die sich immer weiter vergrößernden Gefahr eines weltweiten Atomkrieges hinweisen. Mit dem Ersteinsatz von Atomwaffen gegen Länder auch ohne eigene Atomwaffen wird mittlerweile offen gedroht. Länder wie China und Russland, die von der US Regierung in die Reihe der Achse des Bösen eingereiht wurden, sehen ihren eigenen Bedarf bezüglich der Weltölreserven gefährdet. Zusätzlich sehen sie sich von dem Fortschreiten der Umzingelungspolitik neuer US Militärbasen, die in immer geringerem Abstand zu ihrem Land entstehen, bedroht. Zu einer entscheidenden Energiewende, wie sie auch aufgrund des Klimawechsels und der ab dem nächsten Jahrzehnt zur Neige gehenden Ölreserven notwendig wäre, kann es auch aufgrund der dogmatischen Haltung der führenden Weltmacht USA z.Z. nicht kommen. Dabei könnte sie eine führende Rolle einnehmen in der weltweiten Energiewende!

Die Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen verfolgt die Strategie sich mit den Anti - Atomwaffengruppen aus den anderen europäischen Ländern zu vernetzen und mit Aktionen auf den Militärbasen den Abzug dieser Waffen und ein Ende von Kriegen zu fordern. Die Vorbereitung eines Krieges gegen den Irak läuft auf Hochtouren und wird für Oktober erwartet. Es geht sicher nicht um den Irak und die Möglichkeit dort ein demokratisches Regime einzusetzen. Die totale Stationierung von US Truppen wird auch für Saudi Arabien erwartet. Auch gibt es keine Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen. Im Gegenteil: der ehemalige UN Inspektor Scott Ritter hält dieses eher für unwahrscheinlich.

Vom 3.-9. Oktober wird es in Belgien auf der Militärbasis "Kl. Brogel" eine Masseninspektion geben, zu der wie im letzten Jahr über 1.500 Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen erwartet werden. Es gibt hierzu ein Jugendprogramm: junge Menschen von 18 bis 25 Jahre aus Europa und damit auch aus der BRD haben die Möglichkeit an Aktionstraining, Workshops zu Atomwaffen u.s.w. teilzunehmen. Sie bekommen 70% ihrer Fahrtkosten erstattet und für Unterbringung und Verpflegung ist gesorgt. Es geht darum die Vernetzung für ein Europa ohne Atomwaffen zu stärken. Zeitgleich wird es auch in GB Aktionen geben. Als Erfolg können wir bis heute vermerken, dass die USA ihre Atomwaffen stillschweigend aus Griechenland abziehen musste, da es dort zu heftige Proteste an den Militärbasen gegen die Kriegspolitik in Jugoslawien gab. Also wer von EUCH Interesse hat an dieser Aktion in Belgien teilzunehmen oder auch Andere kennt, die dafür in Frage kämmen, sprecht mich doch bitte gleich an (
marion@gaaa.org).

Eine weitere Initiative die sehr interessant ist kommt aus der Friedensbewegung der USA selbst: es wird versucht 1.000 Menschen aus den USA zusammenzubekommen, die sobald wie möglich in den Irak gehen sollen um ein Zeichen zu setzen. Eine solche Aktion sollte auch von Europa aus organisiert werden. Sobald eine ernsthafte Zahl an Freiwilligen zusammengekommen ist soll gereist werden. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht können, könnten Reisegelder spenden oder sammeln und Pressearbeit leisten. Eine solche Aktion würde hier viele Verwandte und Bekannte aufwecken und zu den nötigen Protesten führen. Wer hieran Interesse kann mir gern seine/ihre e-mail zukommen lassen und erhält dann weitere Informationen. Ich glaube wir dürfen nicht vergessen wie viele Menschen zum Beispiel aus der Mittelschicht in die Antiglobalisierungsorganisation ATTAC eingetreten sind, nachdem bei den Protesten in Genua viele junge Menschen brutal zusammengeschlagen wurden.

Besondere Situationen erfordern besondere Aktionen.

Vielen Dank fürs Zuhören!



E-Mail:   marion@gaaa.org
Internet: http://www.gaaa.org
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