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vom:
07.12.1998


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Eurofighter stoppen!:

  Wie ging es weiter?

aus: Süddeutsche Zeitung vom 15.07.1997

Ein Flugzeug, das den Absturz verhindert

Bertold Neff

Die Entscheidung für den Eurofighter rettet die Dasa aus Turbulenzen

Der Bau des Jets soll bis zu 8.000 Arbeitsplätze sichern, zementiert aber die Abhängigkeit von Rüstungsaufträgen



Der Eurofighter hat den Weg von der Prototyp-Abteilung zur Startbahn zwar nocht nicht gefunden, aber dennoch den ersten Sieg errungen - im Kampf um fast 8.000 Arbeitsplärte vor den Toren Münchens. Nachdem sich das Bonner Kabinett vorige Woche für den Bau des umstrittenen Jägers entwschieden hatte, atmete die Belegschaft der Daimler-Benz Aerospace AG (DASA) in Ottobrunn erst einmal auf. Zuvor waren die Techniker und Ingenieure zwischen Hoffnung und Verzweiflung geschankt, hatten sogar für eine Stunde die Arbeit ruhen lassen - um die Arbeit zu erhalten. Der Betriebsratsvorsitende Franz Einertshofer sah während dieser Woche nichts Geringeres bedroht als den gesamten "Technologie-Standort Deutschland", die Zukunft der gesamten zivilen und militärischen Luft- und Raumfahrttechnologie" und vor allem natürlich das Schicksal tausender Menschen.

Dieses Ringen hat erneut deutlich gemacht, wie sehr manche Betriebe im Großraum München immer noch von der politischen Großwetterlage und den Großaufträgen der Militärs abhängig sind - und dadurch die gesamte Region anfällig für Krisen aller Art machen. Zwar hatte sich die Dasa bereits 1991 wohl oder übel mit dem Gedanken angefreundet, daß sie ihren Rüstungsanteil über kurz oder lang halbieren müsse. Die Firma mußte damit die Konsequenz aus dem Ende der Ost-West-Konfrontation am Ausgang der achtziger Jahre ziehen. Als der Eiserne Vorhang gefallen war und mit ihm auch die Bedrohung aus dem Osten weitgehend ihre Schrecken verloren hatte, mußten vor allem Rüstungsschmieden wie Kraus Maffei (hier rollten die Panzer Leopard und Gepard vom Band) um ihre Existenz fürchten.

Als das Zauberwort von der "Rüstungskonversion" die Runde zu machen begann, war es allerdings bei Kraus Maffei längst geglückt, statt vornehmlich nun zunehmend Güter des zivilen Bedarfs herzustellen.

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Hatten die Panzer-Bauer 1996 noch 77 Prozent ihres Umsatzes durch Wehrtechnik erzielt, waren es 1990 nur noch 47 Prozent. Inzwischen hat sich der Anteil der Rüstungsgüter hier auf weniger als ein Drittel reduziert. Nicht von ungefähr hatte der damalige Vorstandsvorsitzende Burkhard Wollschläger als Leitspruch ausgegeben: "Die meisten Unternehmen tun das Richtige, die guten tun es rechtzeitig". Das Unternehmen engagierte sich vor allem in der boomenden Umwelttechnik, rüstete also gewissermaßen ökologisch auf.

Als Münchens Wirtschaftreferent Reinhard Wieczorek im Sommer 1991 zwölf Experten zu einem Hearing über Rüstungsekonversion ins Rathaus bat, erwartete zwar auch der Dasa-Vertreter für seine Firma einen sinkenden Rüstungsanteil. Ob das Unternehmen danach die Produktion umgestellt hat, erscheint angesichts der existentiellen Diskussion rund um den Eurofighter mehr als zweifelhaft.

Nach Ansicht des Dachverbandes der Kritischen AktionärInnen Daimler Benz (KAD) hätte die Produktion sogar vollständig auf zivile Fertigung umgepolt werden können. Der Dasa-Vorstand sei aber zu einer solchen Konversion Richtung Umwelt- und Medizintechnik nicht bereit, kritisierten die Kritischen Aktionäre bereits vor drei Jahren. Sie lehnten die Produktion des Eurofighters damals schon ab, weil ansonsten die Rüstungsproduktion in Deutschland auf Jahrzehnte festgeschrieben werde.

Genau dies wird nun eintreten. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) erklärte, das grüne Licht aus Bonn für den Eurofighter sei der Schlüssel für den Erhalt einer leistungsfähigen Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland. Mit der Entscheidung für den Eurofighter würden gleich die Voraussetzungen für den zivilen Flugzeugbau verbessert.

Johannes Singhammer, CSU-Bundestagsabgeordneter für den Münchner Norden, hob stolz hervor, der Kampfjet sei gegen den Willen von SPD und Grünen durchgesetzt worden und sichere allein beim Turbinenbauer MTU in Karisfled mindestens 800 Arbeitsplätze: "Es freut mich, daß nun die Beschäftigten bei MTU und deren Familien beruhigter in die Zukunft blicken können."

Nun also ist erst einmal Ruhe eingekehrt, und die Arbeitsämter in und um München müssen sich nicht auf den Anstrum tausender Arbeitsloser einrichten. Und auch sonst ist die Rüstungs-Lobby am werkeln. Man wirbt nun bereits für einen neuen Anschlußauftrag: Der FTC ("Fliegender Technologie Träger") soll der Jagdbomber des nächsten Jahrtausends werden.


Internet: http://www.sueddeutsche.de
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