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vom:
13.07.1998


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Eurofighter stoppen!:

  Die Kampagnenzeitung

Eurofighter stoppen!

Paul Russmann

Die Machtbesessenen in Bonn predigen Wasser, streichen gnadenlos Zuschüsse für Brillengestelle und den Zahnersatz für unsere Kinder. Dem nackten Mann greifen sie noch in die leeren Taschen - Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger wissen davon ein schauriges Lied zu singen ... Doch Volker Rühe kann sein Glas erheben - denn die Kriegskasse wird gefüllt, damit der Eurofighter in die Lüfte steigen kann. Ende November, so die Auguren in Bonn, entscheidet der Bundestag über das größte und umstrittenste deutsche Rüstungsprojekt aller Zeiten.


Auch wenn wir seit sieben Jahren von "Freunden" eingekreist sind, brauchen wir natürlich - so argumentieren Politiker und Industriebosse in uniformer Einfalt - ein neues Jagdflugzeug. Denn:

"Das nach dem Wegfall des Ost-West-Konfliktes entstandene Risikopotential regionaler Konflikte innerhalb und außerhalb Europas erfordert eine angemessene militärische Vorsorge."

Klar, Vorsorgen ist besser als Bohren - und "Risiko" spielen wir alle ab und zu ganz gerne. Unsere Bundeswehr auf dem Globus hin und her schieben und jetzt noch in der Variante mit dem Eurofighter - welch ein Spaß: Werft den Saddams und Ghadaffis deutsche Bomben aufs Dach, wer wird denn da gleich in die Luft gehen? Mit dem Eurofighter lösen sich alle Probleme wie von selbst.

Und daß die Franzosen uns vielleicht mit einem Rotwein- oder Camembertboykott belegen, die Südafrikaner uns ihre Sultaninen nicht mehr gönnen, die Scheiche uns den Ölhahn zudrehen - alles sehr wahrscheinliche Risiken, denen wir hochgerüstet die Stirn bieten müssen, und zwar mit doppelter Schallgeschwindigkeit und mit einer Elektronik, die zwanzigmal soviel leistet wie die eines Tornados. Auch wenn noch niemand weiß, womit der Rüstungsdino bewaffnet wird, soll der Eurofighter "insbesondere für die Bekämpfung von bemannten und unbemannten Luftzielen bei jedem Wetter, in allen Höhen und geographischen Einsatzzonen über die Fähigkeit zum Luftangriff verfügen" (Rüstungszeitschrift "griephan-brief" 46/96). Der Eurofighter ab dem Jahr 2002 als Wunderwaffe im dichten Smog über Indonesien gegen böse Brandroder? Oder an der Oder zum Sandsackabwerfen?

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Allerdings könnte der "zahnlose Tiger" (Bundeswehrjargon) am Himmel schon bald recht alt aussehen im Vergleich zu neuen fast unsichtbaren us-amerikanische Tarnkappenmodellen (so die Zeitschrift "wehrtechnik" 10/97). Doch kein Grund zum Verzagen: Die Rüstungslobby wirbt bereits für einen neuen Anschlußauftrag: Der FTT ("Fliegender Technologieträger") soll der Jagdbomber des nächsten Jahrtausends werden....

An deutscher Wertarbeit soll die Welt genesen (auch wenn - naja kleiner Schönheitsfehler - der Eurofighter ein Vier-Länder-Projekt ist). Was wären wir ohne ein eigenes Jagdflugzeug aus der heimatlichen Rüstungsschmiede. Man könnte ja - wenn man denn tatsächlich eins wollte, auch im Ausland kaufen. Dies könnte aber, so Theo Waigel, auch bei Ersatzteilen zu einem Preisdiktat und überhaupt zu einseitiger Abhängigkeit vom Ausland führen, auch steuerliche Rückflüsse müßten bedacht werden. Man kann Theo Waigel angesichts dieses volkswirtschaftlichen Weitblickes nur empfehlen: Verhülle Dein Angesicht. Wir wallfahren nach Lourdes. Denn wer den Euro bald will, muß den Fighter angesichts gähnend leerer Kassen und hoher Staatsverschuldung ersatzlos streichen. Apropos Abhängigkeit vom Ausland: Viele Sandsäcke gegen die Oderfluten mußten importiert werden.

Noch vor fünf Jahren tönte Volker Rühe großspurig: "Der Jäger 90 ist tot". Doch aus der Beerdigung wurde nichts. Denn unter dem massivem Druck von Daimler-Benz-Boß Jürgen Schrempp ging der Chef der Hardhöhe in die Knie. "Die DASA hat sich durch ihre Größe ein gewisses Erpessungspotential zugelegt", so kennzeichnet unverblümt der CDU Abgeordnete und Mitglied des Verteidigungsausschusses Thomas Kossendey in einem Interview im Bremer Weser-Kurier am 17. Juni 1997 die Lage.

Mit der Mär von der Notwendigkeit eines "neuen Jagdflugzeuges für eine neue Zeit" stieg der Jäger unter neuem Namen als "Eurofighter 2000" wie ein Phönix aus der Asche. Die Schmerzgrenze für den Systempreis der neuen Kriegswaffe definierte Volker Rühe damals mit 100 Millionen Mark je Stück. Doch was kümmert ihn das Geschwätz von gestern, auch wenn der Stückpreis heute schon 150 bis 170 Millionen beträgt. Allein für die Entwicklung des Eurofighters müssen die Steuerzahlenden einer bundesdeutschen Durchschnittsgemeinde 550.000,-- DM berappen. Geht der Rüstungsdino in die Serienproduktion kommen je Durchschnittsgemeinde mindestens noch einmal 1,7 Millionen DM hinzu. Alles in allem mehr als 30 Milliarden DM.

Das Daimler-Argument "Das Eurofighter-Programm trägt in hohem Maße zur Sicherung hochwertiger und zukunftsorientierter Arbeitsplätze für die deutsche Volkswirtschaft bei" kann mensch nur als blanken Zynismus bezeichnen. Denn ohne mit der Wimper zu zucken streicht Daimler-Benz im Automobilbereich tausende von Arbeitsplätzen, damit Aktienkurs und Profite steigen. Im Falle des Eurofighters dienen die Arbeitsplätze als Faustpfand, um die Serienfertigung des Eurofighters zu erzwingen.

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Nicht nur wir in der Friedensbewegung sagen: Weder der Eurofighter noch andere neue Kampflugzeuge tragen zu einem Leben in seiner ganzen Fülle für alle Menschen bei. Im Gegenteil: Neue Kampfflugzeuge am Himmel zementieren die weltweite Ungerechtigkeit und militarisieren die deutsche Außenpolitik. Sie demontieren den sozialen Frieden und machen das Leben für viele zur Hölle.

Wenn CDU/CSU/FDP partout zig Milliarden aus dem Staatshaushalt aus dem Fenster schmeißen wollen, könnten sie stattdessen eine riesige Pyramide für den scheidenden Bundeskanzler Kohl in Auftrag geben. Das bringt ganz viele Arbeitsplätze in der Bauindustrie und vielleicht ägyptische Touristen. Wir allerdings schlagen vor, mit den für die Serienfertigung des Eurofighters veranschlagten Milliarden in nützliche und notwendige Projekte zu investieren: eine Million Solaranlagen zur Stromgewinnung, eine Million Solarwärmeanlagen und die Ausrüstung von einer Million Häuser mit Wärmedämmung. Das schafft ökologisch sinnvolle Arbeitsplätze und dient dem Frieden.


Paul Russmann von "Ohne Rüstung Leben" gehört zu den "Kritischen Aktionären" bei Daimler Benz

E-Mail:  akmir_orl@gaia.cl.sub.de
Internet: http://www.dfg-vk.de/orl/index.htm
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