Netzwerk Friedenskooperative



Eurofighter stoppen! - Inhalt


vom:
13.07.1998


 vorheriger

 nächster
 Artikel

Eurofighter stoppen!:

  Die Kampagnenzeitung

Arbeitsplätze durch den Eurofighter?

Till Bastian

In diesem Jahr waren wieder die bekannten Fernsehbilder von demonstrierenden Werksangehörigen zu sehen: "Wir fordern den Erhalt unserer Arbeitsplätze!", und es war zu hören und zu lesen: "Deshalb - Baut den Eurofighter!" In Gewerkschaften und Parteien wird damit ja nur allzu oft ein Verhalten ausgelöst, das geradezu reflexartig anmutet.


Freilich sollen Reflexe das Denken nicht ersetzen (auch wenn sie es oft genug tun). Und nachgedacht muß darüber werden, ob eine Investition zum Erhalt dieser Arbeitsplätze überhaupt langfristig sinnvoll ist. Ich erspare mir hier eine Diskussion über die ethische Qualität der Forderung nach dem Erhalt von Rüstungsindustrie und Waffenschmieden. Ich spare mir auch die Frage, warum man es eigentlich versäumt hat, in den letzten Jahren zielstrebig nach zivilen Alternativen für die betroffenen Arbeitsplätze zu suchen (Zeit hätte es ja genung gegeben).

Es geht schlicht um die Frage, ob es sich ökonomisch lohnt, hier mit Riesensummen Geld einige (übrigens recht gut bezahlte) Arbeitsplätze zu erhalten. Und ein Nein als Antwort liegt nahe. Denn im Rüstungsbereich werden Arbeitsplätze ohnehin allenthalben wegfallen, auch im Bereich Luftfahrt - aus systeminternen Gründen. Gerade jetzt wäre deshalb eine sehr günstige Situation, mit jenen Summen, die sinnlos in den Bau des Eurofighters zu fließen drohen, Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Später wird es nur noch teurer werden. Denn der Konzentrations- und Rationalisierungsprozeß in der Branche ist gewaltig. Man denke an den US-Stealth-Kampfbomber, dessen Preis teurer ist als sein Gewicht in Gold aufgewogen. Die enormen Fertigungskosten moderner Waffensysteme bedingen, daß diese nur noch in sehr geringen Stückzahlen hergestellt werden - sie drohen, unbezahlbar zu werden. man hat bereits die Kostensteigerungen der Gegenwart in die Zukunft extrapoliert und berechnet, wann der Tag kommen wird, an dem der gesamte US-Militäretat nur noch zum Kauf eines Flugzeuges ausreichen wird. Geht es weiter wie bisher, ist dieser Zeitpunkt nicht fern. Und gegenwärtig gibt es keinen Hinweis auf eine Umkehr des Trends. Was an einem Kampffflugzeug wie dem Eurofighter teuer ist, ist die Entwicklung, nicht die Montage. Gerade auf diesem Feld werden aber kaum neue Arbeitsplätze entstehen. Im Fertigungbereich werden sie durch Roboter ersetzt - nicht anders als in der Automobilindustie. Im Automobilbereich setzt die deutsche Industrie auf eine Ausweitung der Märkte. Für Kriegsflugzeuge ist eine derartige Ausweitung des Marktes (zum Glück) unmöglich. Nicht alleine humanitären Gründe verbieten sie. Der Kostengesichtspunkt setzt ungleich wirksamere Grenzen. Politisch betrachtet, ist dies außerordentlich erfreulich.

 zum Anfang


Eurofighter stoppen! - Inhalt
In den Eurofighter zu investieren, um Arbeitsplätzre zu sichern - das heißt, die gesundheitliche Lage einer Bevölkerung durch den pöltzlichen Ausbau einer Fabrik für Särge stabilisieren zu wollen. Ungekehrt wird ein Schuh daraus: Investitionen für eine bessere Präventivmedizin können durchaus neue Arbeitsplätze schaffen. Allerdings nicht in der Sargherstellung. Für die Tischlerkunst der dort Beschäftigten sollte sich freilich eine menschenfreundlichere Verwendung finden lassen.


Dr. Till Bastian, Arzt und Schriftsteller, ist Mitglied der IPPNW
 zum Anfang

 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       
Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema
Eurofighter
Eurofighter stoppen! Inhalt
Eurofighter - Was tun?
Phönix aus der Asche
Eurofighter - Links
Die Folgen des Ausstiegs: Mehr Arbeitsplätze!
Flächenbahn statt Fliegerwahn!

Bereich

 Themen 

Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
         
Netzwerk   F-Forum  Termine  Jugo-Hilfe Aktuell