Netzwerk Friedenskooperative



Uran-
munition
etc


vom:
Januar 2001


 vorheriger

 nächster
 Artikel

Uranmunition und andere Verstöße:

  Dokumente und Erklärungen Dritter

Pressemitteilungen zu Uranmunition vom 11.01.2001 und 30.1.2001

Deutscher Bundeswehrverband (DBwV)

Pressemitteilung vom 11.1.2001

Pressemitteilung vom 30.1.2001





Pressemitteilung vom 11.1.2001

DBwV-Vorsitzender Gertz: "Balkan-Syndrom" muss umgehend und gründlich aufgeklärt werden

Bonn: Vor dem Hintergrund zahlreicher Berichte über eine mögliche Gefährdung der auf dem Balkan eingesetzten Soldaten durch Munition mit abgereichertem Uran (DU) begrüßt der Deutsche BundeswehrVerband die substantiellen Initiativen zur Untersuchung des so genannten "Balkan-Syndroms". Das gilt sowohl für Maßnahmen einzelner europäischer Regierungen wie auch der EU und der NATO.

Der Vorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberst Bernhard Gertz, betonte, dass ein fundiertes und international abgestimmtes Urteil über die Ursachen aller bekannten Krankheitsfälle dringend notwendig sei. Es müsse das Ziel sein, das Vertrauen der Soldaten in ihre politischen Auftraggeber durch konsequente Aufklärung und Information zu bewahren. Entwarnung könne erst gegeben werden, wenn die abschließenden Berichte der UN und des im Auftrag des BMVg arbeitenden unabhängigen Forschungsinstituts für Umwelt und Gesundheit in GSF Neuherberg bei München vorlägen.

Gertz forderte u.a. in der Tagesschau und im ZDF-Morgenmagazin einen internationalen Verzicht auf die uranhaltigen Geschosse. "Munition, die eine Gefährdung darstellt, muss verboten werden." Es gäbe panzerbrechende Geschosse auch ohne uranhaltige Munition. Der BundeswehrVerband und EUROMIL fordern die politischen und militärischen Entscheidungsträger auf, sich auf höchster Ebene mit dem Problem zu befassen und es zu lösen.

Das Verteidigungsministerium hat für Soldaten, ehemalige Soldaten und Reservisten, die auf dem Balkan eingesetzt waren oder werden, eine Telefon-Hotline zum Thema "Abgereichertes Uran (DU) und Gesundheit" eingerichtet. Beim Heeresführungskommando in Koblenz stehen Ärzte der Bundeswehr für Auskünfte zur Verfügung. Die Ansprechstelle ist rund um die Uhr besetzt. Von 8 bis 22 Uhr ist ständig ein Arzt anwesend. Die Telefonnummer: (0261) 896-2909.

Bitte informieren Sie sich auch im Internet auf der Hompage des BMVg
http://www.bundeswehr.de unter der Überschrift "Grundsätzliche Einschätzung der gesundheitlichen Gefährdung durch Rückstände von DU-Munition".

 zum Anfang


Uran-
munition
etc




Pressemitteilung vom 30.1.2001

Uran-Munition: Gesundheitsrisiken können nicht ausgeschlossen werden / Soldaten fordern Aufklärung

Bonn (ots) - In den vergangenen Wochen sind zahlreiche zum Teil widersprüchliche Berichte zum Thema Uran-Munition in den Medien veröffentlicht worden. Deswegen sieht sich der Deutsche Bundeswehr Verband veranlasst, die Entwicklung und derzeitige Situation aus seiner Sicht klarzustellen.

Aufgrund der aktuellen Berichterstattung ist den Soldaten bewusst geworden, dass von der in Jugoslawien verschossenen Depleted Uranium (DU)-Munition Gesundheitsgefahren ausgehen können. Die Amerikaner selbst verharmlosen jetzt die Auswirkungen der verschossenen Munition auf die Gesundheit nicht mehr. Die amerikanischen Soldaten werden nachhaltig und detailliert auf die Gefahren, die von der verschossenen Uran-Munition ausgehen, hingewiesen. Über 40.000 DU-Geschosse wurden im ehemaligen Jugoslawien seit 1994 zum Einsatz gebracht. Seit kurzem kann aufgrund von UNO-Berichten und Erklärungen der Amerikaner davon ausgegangen werden, dass die verwendeten Geschosse nicht aus abgereichertem Natururan, sondern aus Abfallprodukten von wieder aufbereitetem Kernmaterial bestehen und somit durch Plutonium verunreinigt sind. Die Strahlung, die von der Munition selbst ausgeht, gilt als unbedenklich. Da aber die Geschosse beim Aufprall auf ein Ziel in der Regel verdampfen und in Feinstaub in die nähere und fernere Umgebung gelangen können, kann Uran in den Körper gelangen.

Bei Uran handelt es sich um ein sehr giftiges Schwermetall, das in Feinstaub-, Staub- bzw. Dampfform eingeatmet, zu einer Reihe von schwerwiegenden Erkrankungen führen kann. Es wurde festgestellt, dass durch Nahrung, Trinkwasser oder durch die Atemluft aufgenommenes Uran zu Nierenschäden, Nervenschäden oder auch zu Geburtsschäden bei den Nachkommen führen kann. Es ist bekannt, dass eine Reihe von Substanzen Leukämie auslösen können, so z.B. Benzol und platinhaltige Mittel. Wenn die Geschosse aus wieder aufbereitetem Kernmaterial bestehen, ist nicht auszuschließen, dass sich auch Plutonium 239 - wenn auch in geringen Mengen - in den Geschossen befand bzw. befindet. Plutonium 239 in den Körper aufgenommen bedeutet, dass noch ein tausendstel Gramm (mg) die riesige Strahlenbelastung von rund 50 Sievert (Sv) zur Folge hätte und ein Millionstel Gramm immer noch 50 tausendstel Sievert (mSv). Nach der entsprechenden EU-Norm und der neuen Strahlenschutzverordnung liegt die Höchstgrenze für strahlenexponierte Personen bei 20 mSv pro Jahr. Damit wäre die Strahlenbelastung durch ein Millionstel Gramm PU 239 immerhin noch 2,5 mal so hoch wie die Obergrenze für Personen, die aus beruflichen Gründen Umgang mit Strahlen haben. Eingeatmetes Plutonium lagert sich in der Lunge, den Knochen und der Leber ein. Die Einnahme über den Magen ist etwa 10tausend mal weniger gefährlich als über die Lunge. Bei der Verunreinigung mit Plutonium in den Geschossen ist eine gesundheitliche Gefährdung somit viel wahrscheinlicher als nur durch Uran.

 zum Anfang


Uran-
munition
etc
In einem Schreiben des BMVg vom 22. April 1997 wird die Strahlenexposition bei Bw-Soldaten an oder in unmittelbarer Nähe von Orten/Zielen, die einem Beschuss durch DU-Munition ausgesetzt waren, bezüglich der äußeren Bestrahlung durch Strahlung von auf dem Boden abgelagerten DU sowie äußere Strahlenexposition durch Beta- und Gammastrahlung radioaktiver Partikel in der Luft, Inhalation von Staubpartikeln, Hand-/Mundaufnahme sowie die Aufnahme über Nahrung, die von entsprechenden Orten stammt, als vernachlässigbar gering bezeichnet. Das geringe Risiko sei durch Verbot des Essens, Trinkens und Rauchens bzw. durch Tragen der ABC-Schutzmaske unmittelbar an Verdachtsorten vermeidbar.

Zu Verdachtsorten war jedoch der Truppe z.B. im Kosovo bis Anfang Oktober 1999 nichts bekannt.

Nicht unterschätzt wurde allerdings die Gefährdung in Folge der Toxizität von DU, allerdings - wie bei der Strahlenexposition - durch Einhaltung elementarer Grundsätze (an Verdachtsorten nicht Essen, Trinken, Rauchen), sowie durch Tragen der ABC-Schutzmaske bei Staubaufwirbelung als vermeidbar bezeichnet. Eine potentielle Gefährdung, so dass Schreiben, könne durch das Vorhandensein schwarzen Staubs vermutet werden. Davon kam bei der Truppe nichts an, obwohl sich schon seit 1995 Bundeswehrsoldaten in kontaminierten Gegenden aufhalten mussten. Aus dieser Zeit stammt auch die erste bekannte Leukämieerkrankung eines vom DBwV betreuten deutschen Unteroffiziers, der als Ursache Auswirkungen der DU-Munition nicht ausschließt.

Bereits 1998 stellten die Amerikaner alles wissenswerte zur DU- Munition ins Internet (
www.grafenwoehr.military.army.savety.de). Die Gefährlichkeit der DU-Munition wurde dabei keineswegs verschwiegen oder herunter gespielt. Das BMVg wertete erst von den Amerikanern überreichte Unterlagen aus, die es 1999 erhielt. In einem Schreiben des BMVg vom 21. Juli 1999 wurde daraufhin festgestellt, dass die größte Gefahr für Soldaten der Bundeswehr im Kosovo nicht von der DU- Munition, sondern von Blindgängern und Minen ausgehe. So sei eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch die DU-Munition sowohl wegen der radiologischen (Strahlenbelastung) als auch der toxischen (giftigen) Eigenschaften des Urans als Schwermetall eher unwahrscheinlich. Dies gelte auch für Uran als angebliche Ursache für das oft zitierte "Golf-Kriegs-Syndrom". Es sei nicht automatisch mit einer Gesundheitsbeeinträchtigung zu rechnen, wenn eine oder mehrere vorgesehenen Schutzmaßnahmen nicht durchgeführt wurden. In dem Schreiben heißt es allerdings, dass die Aufnahme von DU-Partikeln in den Körper wegen der radiologischen und toxischen Wirkung durch Tragen einer Staubmaske und Händewaschen vor dem Essen zu vermeiden ist. Empfohlen wurde, sich nicht an zerstörte Fahrzeuge zu lehnen und kein Material mitzunehmen. Auch wird erwähnt, dass die Inhalation, solange kein Staub aufgewirbelt wird, unkritisch sei. Bei DU-Verdacht sei Essen und Trinken einzustellen, bei schwarzem Staub Gummiüberschuhe anzuziehen, bei Staubaufwirbelungen seien ABC-Schutzmaske, Staubmaske, notfalls feuchtes Taschentuch zu tragen. Objekte sollten nicht betreten oder bestiegen, Material nur mit Handschuhen berührt werden. Bei Besteigen des eigenen Fahrzeugs sei Erdstaub von Kleidung und Schutzwerk abzuklopfen, Schuhwerk abzuwaschen u.ä. Derartige Informationen haben zahlreiche Soldaten im Einsatzgebiet bis heute nicht erhalten oder nicht registriert. Entsprechend sorglos war das allein auf Kampfgefährdung (Beschuss, Minen) ausgerichtete Verhalten. So ist es nicht verwunderlich, dass erste Soldaten bereits über Vergiftungserscheinungen klagen, die trotz intensivster Untersuchungen die Ursache und die Behandlungsmöglichkeit nicht erkennen lassen. (..)

Die Gesellschaft für Strahlenschutz e.V. warnt vor dem Forschungsbericht "Überprüfung von Schutzmaßnahmen beim Deutschen Heereskontingent KFOR" vom Januar 2001, den das BMVg in Auftrag gegeben hatte. Es ging dabei um Untersuchungen zur Uranausscheidung im Urin. Die Abwiegelung des Verteidigungsministers zur Uranmunititon unter Hinweis auf den Bericht habe keine wissenschaftliche Grundlage, rügt die Gesellschaft für Strahlenschutz. (..)

Aus der Pressemitteilung des BMVg vom 04.01.2001 "Keine Kranken durch Uranmunition" geht hervor, dass Verteidigungsausschuss und Bundestag sowohl 1999 als auch 2000 mehrfach informiert wurden. Von Informationen an die Truppe ist dabei aus gutem Grund nicht die Rede.

Von der bis heute durchgehaltenen verharmlosenden Öffentlichkeitsarbeit des BMVg fühlen sich die Soldaten brüskiert, die den Gesundheitsrisiken im Einsatz ausgesetzt waren, ohne es zu wissen. Es zeichnet sich ab, dass hier, wie schon vor 20 Jahren bei den radarstrahlgeschädigten Soldaten, eine vor allem juristische Blockadepolitik betrieben wird. Damit wird wohl bezweckt, Kosten, die durch Anerkennung der Gesundheitsbeeinträchtigung als Wehrdienstbeschädigung, d.h. durch Rentenzahlung und medizinische Betreuung entstehen, zu vermeiden. Was schlimmer ist, ist die Vertuschung bei der Gefahrenanalyse und die unterbliebene Umsetzung von Sicherheitsinformationen für die Truppe. (..)

Immerhin können sich jetzt alle Soldaten und Reservisten, die aufgrund ihres Einsatzes auf dem Territorium der ehemaligen Volksrepublik Jugoslawien eine Exposition gegenüber DU vermuten, bei einer Sanitätseinrichtung oder Arztgruppe Betriebsmedizin der Bundeswehr untersuchen lassen und einer freiwilligen vorsorglichen Untersuchung unterziehen. Anhand der Untersuchungsergebnisse wird die beim Heeresunterstützungskommando eingerichtete Studiengruppe Biomonitoring (Tel.: 0261/896-4893) entscheiden, ob bei hinreichendem Verdacht eine weitere spezifische Untersuchung gemäß den Vorgaben dieser Studiengruppe abzugeben ist. Unter der Telefonhotline 0261/896-2909 ist zum Thema DU von 8 bis 22 Uhr ständig ein Arzt zu erreichen.
Daneben besteht das Angebot der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), sich für eine Langzeitstudie registrieren zu lassen (030/6930244).

 zum Anfang


Uran-
munition
etc
Die Soldaten erwarten, dass die Verharmlosungspolitik beendet wird. (..) Der DBwV fordert eine Beweislastumkehr: Der Dienstgeber muss beweisen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dienstlicher Verwendung und Erkrankung gibt. (..)



E-Mail:  info@dbwv.de
Internet: http://www.dbwv.de
 zum Anfang

 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       
Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema
DU-Munition, Urangeschosse
Stop! - Uran-Munition
Gifte,DU WeitereInformationsquellen - Links
Gifte,DU Spiegel-Interview mit Doug Rokke
Ramsey Clark zu DU
Gifte,DU Pressemitteilung der ETH Zürich
Bundeswehr zu Uranmunition

Bereich

 Themen 

Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
         
Netzwerk   F-Forum  Termine  Jugo-Hilfe Aktuell