Uran-
munition
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vom:
Februar 2001


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Uranmunition und andere Verstöße

 Pressestimmen

Pressestimmen 29.1.-4.2.2001

diverse Zeitungen

29.01.2001

taz: Erneut Soldat leukämiekrank

Spiegel: Schuss ins Knie

01.02.2001

20 Minuten Köln: Scharping kritisiert US-Politik zum Uran

NZZ: Motion für Verbot von Uranmunition

Netzeitung: WHO: Keine akute Gefahr durch Uran-Munition

02.02.2001

tagesschau: Uran-Munition: WHO gibt Entwarnung

ND: Uran - Panzer totgeschwiegen

Tagesspiegel: Neue Krebsfälle bei belgischen Soldaten





Quelle: taz 29.01.

Erneut Soldat leukämiekrank

BERLIN ap/afp: Die Bundeswehr hat weiterhin keinen Hinweis darauf, dass deutsche Soldaten bei ihren Einsätzen auf dem Balkan durch Reste urangehärteter Munition erkrankt sind. Verteidigungsminister Rudolf Scharping sagte der Rhein-Zeitung, der angeordnete Schutz habe sich als wirksam erwiesen. Nach Informationen der Welt am Sonntag hingegen soll bereits ein zweiter Bundeswehrsoldat, der auf dem Balkan stationiert war an Leukämie erkrankt sein. Das Blatt beruft sich auf den Bundeswehrverband. Danach handelt es sich um einen bayerischen Unteroffizier, der 1996 in Bosnien eingesetzt war. Der frühere Soldat bringe seine Erkrankung "eindeutig" mit seinem Einsatz auf dem Balkan in Verbindung. Die Nato bestreitet jedoch den Zusammenhang zwischen der Abschuss von Urangeschossen auf dem Balkan und der Leukämieerkrankung von Soldaten.



Quelle: Spiegel Nr. 05/2001 - 29.01.2001

Bundeswehr: Schuss ins Knie

Bundeswehrmediziner warnten frühzeitig vor der Uran-Munition im Kosovo. Verteidigungsminister Scharping gerät zudem durch die Schließung von Kasernen weiter unter Druck.

Es stand nicht gut um Rudolf Scharping am Anfang der vergangenen Woche. So, als wären sie noch - oder schon wieder - in der Opposition, gifteten plötzlich Politiker des kleinen Koalitionspartners gegen den angeschlagenen Wehrminister. Nach der gewohnten Kritik von Union, FDP und PDS wegen der plutoniumverseuchten Uran-Munition kamen sogar Angriffe aus dem eigenen Lager.

(...)

Tatsächlich hatte Scharping bei seinem Balkan-Kurztrip vorvergangenes Wochenende dick aufgetragen. Den Amerikanern hielt er vor, nur unzureichende Auskünfte über Uran-Munition zu geben. Es sei aber die "verdammte Pflicht und Schuldigkeit", Freunden mehr zu überreichen als "nur seitenweise Ausdrucke aus dem Internet".

Steiner mühte sich um Schadensbegrenzung: Den Amerikanern richtete er aus, die Kritik Scharpings sei nicht so harsch gemeint, gemeinsam müsse man an Aufklärung interessiert sein. Die Grünen (Steiner: "Geht ihr voll auf Opposition?") müssten wie die Sozialdemokraten Interesse daran haben, Unruhe in der Bevölkerung und in der Truppe zu dämpfen - ganz zu schweigen vom Interesse am Fortbestand der Koalition. Bei der Union wirkte die Botschaft, es könne nicht im gemeinsamen Interesse sein, einen Untersuchungsausschuss zur DU-Munition einzusetzen, weil die PDS damit doch nur den Kosovo-Einsatz diskreditieren wolle.

So blieb der erwartete Krach bei der Ausschusssitzung am Mittwoch aus. Scharping verzichtete auf die DU-Experimente; die Union hielt still - womöglich aus der Einsicht, dass Umtriebe früherer CDU-Wehrminister in Kritik geraten könnten. Denn es gab mittlerweile Belege, dass Unionsminister die Bundeswehr mit DU-Munition ausrüsten wollten, Rüstungskonzerne DU-Munition testen durften und die Firma Dynamit Nobel sogar eine Studie zum Bau einer Fabrik für das giftige Zeug in Deutschland machte.

Noch 1991, unter Gerhard Stoltenberg, gab es gemeinsame Studien des deutsch-französischen Forschungsinstituts in Saint-Louis mit Stellen der US-Army über das "Durchschlagverhalten" von DU-Geschossen. 1993, damals amtierte Volker Rühe, befasste sich das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik mit einer Technologiestudie zur "Penetrator-Optimierung" - mit Hilfe von "Uran-Legierungen" und anderen Werkstoffen.

Viele Fragen zur Uran-Munition sind weiter offen. Warum, zum Beispiel, bekam die Kosovo-Truppe vor dem Einmarsch am 12. Juni 1999 nicht jene Warnung, die als "Hinweis für den Einsatz eigener Kräfte" bereits Anfang Mai in einem Papier des Führungsstabs des Sanitätsdiensts formuliert worden war?

Die Militär-Mediziner hatten vor Gefahren, die von Staub mit Resten des DU-Urans ausgehen, gewarnt. Dieses "toxikologische Risiko" sei sogar von "größerer Bedeutung" als das radiologische: "Eine längerfristige Gefahr ergibt sich durch die Kontamination von Trinkwasser und Boden. Daher sollten bei der Einrichtung von Biwaks die Geländeteile gemieden werden, auf denen eine Kontamination durch Beschuss stattgefunden hat oder wo kontaminierter Staubniederschlag den Boden verseucht hat."

Ein Befehl, die Soldaten im Kosovo über die Gefahren zu "belehren", erging erst Wochen nach dem Einmarsch - Anfang Juli, erste Warnungen der Kamen. Gleichwohl erhielten Abwehrtrupps am 9. Juli lediglich den Auftrag, "mögliche Verstrahlungen" an Fahrzeugen, Munition und Material zu überprüfen.

Doch wie es scheint, ist außer bei der PDS das Interesse an Aufklärung plötzlich abhanden gekommen. Der Blick der meisten Abgeordneten richtet sich jetzt darauf, ob ihr jeweiliger Wahlkreis von den bevorstehenden Schließungen von Bundeswehrgarnisonen verschont bleibt: Bei einer Sondersitzung in dieser Woche will Scharping dem Verteidigungsausschuss im Detail erläutern, welche der 605 Standorte wegen der geplanten Verkleinerung der Bundeswehr ganz schließen oder zumindest verkleinert werden müssen.

(...) Alexander Szandar





Quelle: "20 Minuten Köln" 01.02.

Scharping kritisiert US-Politik zum Uran

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping will sich nicht mit "seitenlangen Informationen aus dem Internet« begnügen, die ihm auf Nachfrage über mögliche Gefährdungen der Uranmunition gegeben worden seien.

Prizren. Bei einem Besuch von deutschen Friedenstruppen auf dem Balkan übte der SPD-Politiker heftige Kritik an der US-amerikanischen Informationspolitik. Scharping ließ sich im deutschen Feldlager Prizren im Kosovo über Messungen an aufgefundenen Geschoss-Splittern unterrichten. Er kündigte an, in den nächsten Tagen weitere Schritte zu unternehmen, um Informationen über angebliche Plutoniumspuren an solcher Munition zu erhalten. Ausdrucke aus dem Internet seien nicht der geeignete Weg der Kommunikation zwischen Regierungen, sagte er. Erste Messungen an Geschossteilen ergaben nach Angaben des Direktors des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, Herwig Paretzke, dass die Strahlung so gering sei, dass sie für Soldaten keine Gefahr darstelle. Bei den Messungen war auch der bulgarische Verteidigungsminister Boyko Nojew anwesend. Er sagte, auch Wissenschaftler seines Landes hätten mit Messungen begonnen.

Scharping hatte während der Debatte über urangehärtete Munition den US-Geschäftsträger einbestellt. Auf Plutoniumspuren, die auf Material aus Aufbereitungsanlagen für atomare Brennstoffe schließen lassen, hatten zuerst Schweizer Wissenschaftler hingewiesen. Bei deutschen SFOR-Truppen in Bosnien bei Sarajevo ließ sich Scharping am Samstag auch über Details eines brisanten Munitionsfundes vom 9. Januar informieren. Dabei waren die Überreste von rund 150 Schüssen der schwach radioaktiven Uranmunition entdeckt worden. Die Bundeswehr habe drei Tage danach mit Spezialuntersuchungen begonnen, sagte Scharping. Eine Gefährdung von Menschen durch den Fund sei bisher nicht bekannt.





Quelle: Neue Züricher Zeitung (NZZ) 01.02.

Parlamentskommission für internationales Strafgericht
Motion für Verbot von Uranmunition


Bern, 31. Jan. (sda) Die Schweiz soll zu den Gründerstaaten des ständigen Internationalen Strafgerichtshofs gehören. Eine Kommission beantragt dem Nationalrat, das Römer Statut gutzuheissen. Per Motion fordert sie ein Verbot uranhaltiger Munition.

Der Internationale Strafgerichtshof soll Völkermord, Verbrechen gegen die Menschheit und Kriegsverbrechen ahnden, wenn die in erster Linie zuständigen nationalen Behörden nicht willens oder nicht in der Lage sind, dies ernsthaft zu tun. Er kann seine Tätigkeit aufnehmen, sobald 60 Staaten das Römer Statut ratifiziert haben. Mit dem Bundesrat ist die Aussenpolitische Kommission (APK) des Nationalrates der Ansicht, dass die an den Vorarbeiten massgeblich beteiligte Schweiz zu diesen Staaten gehören sollte. Sie hiess die Vorlage mit 19 zu 2 Stimmen gut. Einen Antrag, den Beschluss dem obligatorischen Referendum zu unterstellen, verwarf sie mit 18 zu3 Stimmen. Das Geschäft kommt in der Märzsession ins Plenum.

Mit 8 zu 6 Stimmen bei 7 Enthaltungen beschloss die APK laut Mitteilung der Parlamentsdienste vom Mittwoch die Einreichung einerMotion. Diese verlangt vom Bundesrat, sich gestützt auf das Römer Statut für ein Verbot von Waffen und Munition mit abgereichertem Uran einzusetzen.





Quelle: Netzeitung 01.02.

WHO: Keine akute Gefahr durch Uran-Munition

Die Weltgesundheitsorganisation sieht keine akute Gefahr durch Uran-Munition, wohl aber «Wissenslücken».

GENF. Nach ersten Besuchen im Kosovo und Irak sieht die Weltgesundheitsorganisation WHO derzeit keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Rückständen von Uranmunition und Krebserkrankungen in den betroffenen Gebieten. Eine umfassende Untersuchung könne jedoch auf Grund der uneinheitlichen Datenlage, Flüchtlingsbewegungen und Einbeziehung der Langzeitwirkungen mehrere Jahre dauern, sagte der Direktor der WHO-Aktion, Xavier Leus, am Donnerstag in Genf. Zudem müssen nach WHO-Angaben auch Labor- und Tierversuche einbezogen werden, um die «Wissenslücken» bei möglichen Folgen des Einsatzes von Uranwaffen auszuräumen.

Die WHO bat um Hilfsgelder in Höhe von insgesamt zwei Millionen Dollar (rund 4,2 Millionen Mark) für die Analyse von Uranniederschlag und eventuellen Krankheitsfolgen in beiden ehemaligen Kriegsgebieten. Ziel sei es, verlässliche Daten über die Konzentration und Flächen des niedergegangenen Urans zu protokollieren, das US-Militärs bei der NATO-Bombardierung Serbiens und im Golfkrieg eingesetzt hatten. Zudem müssten die Erkrankten, die möglicherweise nur vorübergehend in den betroffenen Regionen gelebt hätten, in die Untersuchungen mit aufgenommen werden. Eine Reihenuntersuchung der Bevölkerung sei jedoch keinesfalls nötig, hieß es.

Zwar seien zwei Krankenhäuser im Kosovo mit Krebsabteilungen über die Entwicklung der Fallzahlen seit dem Kosovo-Krieg befragt worden, die Angaben seien jedoch höchst unterschiedlich, sagte ein WHO-Sprecher nach der Rückkehr aus der Region. Während das Krankenhaus im serbischen Teil der Stadt Kosovska Mitrovica von einem immensen Anstieg der Krebserkrankungen sprach, verzeichnete das Krankenhaus von Pristina keinen signifikanten Anstieg. Eine verlässliche und einheitliche Datenbasis liege jedoch noch nicht vor, sagte der WHO-Experte.(dpa)





Quelle: tagesschau 02.02.2001

Uran-Munition: WHO gibt Entwarnung

Fachleute der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben bei Untersuchungen im Kosovo keinen Zusammenhang zwischen Kontakt mit abgereichertem Uran (DU) und Krebserkrankungen festgestellt. Wissenschaftliche und medizinische Studien hätten belegt, dass der Abschuss von Munition mit abgereichertem Uran im Kosovo während des NATO-Luftkrieges 1999 auch nicht die Ursache von Vergiftungen oder Missbildungen seien, teilte die WHO am Donnerstag in Pristina mit. In DU-versetzten Bodenproben seien zudem keine Spuren von Plutonium gefunden worden.

Das französische Verteidigungsministerium in Paris gab bekannt, die Leukämieerkrankungen von sechs französischen auf dem Balkan eingesetzten Soldaten wiesen keine Verbindungen zu Uranmunition auf. Die Erkenntnisse basierten auf "aktuellem Forschungsstand", so das Ministerium.

Eine Spezialeinheit des italienischen Militärs begann unterdessen in Bosnien mit Strahlentests. Nach Angaben eines Sprechers werden Militärbasen untersucht, auf denen italienische Soldaten der SFOR-Truppe stationiert waren oder sich noch immer aufhalten. Die Tests werden demnach an insgesamt etwa 20 Orten vorgenommen. Bei fünf bisher untersuchten Gebieten seien keine Verstrahlungen festgestellt worden, sagte ein Sprecher in Sarajevo.





Quelle: Neues Deutschland 02.02.2001

Verteidigungsministerium: Uran - Panzer totgeschwiegen

Halle (ddp). Das Verteidigungsministerium hat in den 80er Jahren offenbar bewusst Informationen über in Deutschland stationierte USA-Panzer mit Uranlegierungen zurückgehalten. Der frühere Leiter des Planungsstabes im Verteidigungsministerium, Hans Rühle, sagte der »Mitteldeutschen Zeitung«: »Ich habe damals alles getan, diese Informationen zu unterdrücken.« Nicht einmal im damals von Manfred Wörner (CDU) geführten Ministerium habe es zu einer Debatte über diese Informationen kommen dürfen, fügte der heute 63-jährige Pensionär hinzu. Hintergrund seien Befürchtungen gewesen, dass Presseschlagzeilen über 1.000 strahlende US-Panzer auf deutschen Straßen die Proteste gegen den NATO-Raketen-Beschluss noch angeheizt hätten. Dadurch wäre »eine politisch-psychologisch hoch geführliche Situation entstanden«, betonte Rühle, der von 1982 bis 1988 Planungschef war. »Das wäre das Ende der NATO gewesen.«





Quelle: Tagesspiegel 02.02.2001

Uran-Munition: Neue Krebsfälle bei belgischen Soldaten

Umfrageaktion zu Balkan-Einsatz

Die Zahl belgischer Balkan-Soldaten, die an Krebs erkrankt sind, ist von neun auf 16 gestiegen. Dies berichtete am Mittwoch die Brüsseler Zeitung "Le Soir". In der Öffentlichkeit werden diese Erkrankungen mit dem Einsatz von uranhaltiger Munition in Verbindung gebracht. Inzwischen sind rund 9.000 von 12.000 an Balkan-Veteranen gesandte Fragebogen ausgewertet worden. Danach berichten etwa 2000 von gesundheitlichen Beschwerden nach ihrem Einsatz auf dem Balkan.

Fünf Soldaten, die auf dem Balkan Dienst getan haben, sind inzwischen an Krebs gestorben. Zu den Krebsarten gehören Leukämie, Knochen- und Darmkrebs. Alle diese Soldaten seien in den 90er Jahren als Friedenssoldaten um die Ortschaften Darda und Manastir in Kroatien stationiert gewesen, hieß es. Bei der NATO läuft gegenwärtig ein Programm, um Informationen aus den Mitgliedsländern über Gesundheitsprobleme nach dem Balkan-Einsatz zu sammeln und auszuwerten.

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