Uran-
munition
etc


vom:
Februar 2001


update:
März 2001


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Uranmunition und andere Verstöße

 Pressestimmen

Pressestimmen ab dem 13.2.2001

diverse Zeitungen

13.02.2001

FR: Neue Uran-Tests sind nicht notwendig

20.02.2001

NOZ: London nimmt Tests mit Uran-Munition wieder auf

Remscheider GA: Minister Scharping: Flieger war atomfrei

Netzeitung: Großbritannien verschießt wieder Uran-Munition

26.02.2001

Fuldaer Zeitung: Gesundheitsgefährdung wird ausgeschlossen

GA: Kaum Resonanz auf Balkan-Untersuchung

03.03.2001

jW: DU-Opfer melden sich zu Wort

07.03.2001

Die Presse: Mehr Uran im Garten

14.03.2001

ND: Expertengruppe wiegelt ab

15.03.2001

SZ: Zweifelndes Schweigen





Quelle: Frankfurter Rundschau (FR), 13.02.2001

Neue Uran-Tests sind nicht notwendig

Eine mögliche Strahlenbelastung von deutschen Soldaten bewegt die Öffentlichkeit - zu Recht. Im "Nachgefragt"-Interview in der FR vom 6. Februar über die möglichen Folgen des Einsatzes von Uranmunition im Kosovo hat Professor Edmund Lengfelder neben den von unserem Haus, dem GSF-Institut für Strahlenforschung, initiierten und durchgeführten Urintests bei deutschen Soldaten auf eine Belastung durch Uran weitere spezielle Bluttests an ausgewählten Soldaten gefordert. Doch Vorsicht: Tatsächlich würden die Bluttests in diesem Zusammenhang nichts bringen.

Die vorgeschlagenen Chromosomen-Analysen an Lymphozyten, also weißen Blutkörperchen, sind als Verfahren der so genannten retrospektiven, biologischen Dosimetrie seit langem bekannt und in einigen Labors in Deutschland (auch in unserem Schwester-Institut für Strahlenbiologie der GSF in Neuherberg) wohl etabliert; wir haben selbst gerade erst maßgeblich an einem Bericht über das Spektrum und die Bewertung derartiger Methoden für die "International Commission on Radiation Units and Measurements", die unter anderem das "Sievert" und das "Becquerel" eingeführt hat, mitgewirkt.

Wie Herr Lengfelder aber selbst in "Nachgefragt" richtig ausgesagt hat, sind diese Tests "für Einzelne wenig tragfähig". Dann muss schon eine erhebliche Strahlenbelastung vorgelegen haben, um ein eindeutiges Ergebnis zu liefern. Erst wenn man "eine Gruppe von 30 bis 50 Soldaten untersuchen würde, ließe sich mit statistischen Methoden aus den Daten herauslesen, ob tatsächlich eine allgemeine Gefahr durch Uranstrahlenbelastung besteht". Dieser Feststellung von Herrn Lengfelder kann ich nur zustimmen, und deshalb haben wir den Einsatz dieses uns gut bekannten Verfahrens auch nicht vorgeschlagen.

Unser Messverfahren "Uran im Urin" ist - auch bei schlecht löslichen Uranverbindungen - viel empfindlicher und genauer zu interpretieren; nach Aussage aller internationalen Fachleute auf diesem Gebiet ist es die beste Methode in der gegebenen Situation. Auf Grund der Multidisziplinarität unseres Forschungszentrums konnten wir dies auf unserem Gelände bereits vorab mit Schwermetall-Toxikologen und Spurenelement-Analytikern sorgfältig diskutieren und so zu unserer Empfehlung kommen.

Die von Lengfelder erwähnte Art der biologischen Dosimetrie würde an realen Einzelpersonen (nicht in vitro, also an Blut in Glasgefäßen im Labor) - und nur darum kann es in dieser Situation gehen - erst verlässliche Dosisabschätzungen im Bereich oberhalb von mindestens 200 Millisievert liefern. Bei derartig hohen Dosen sind bei betroffenen Personen aber bereits (vorübergehende) toxische Effekte in den Nieren zu befürchten. Dieses biologische Verfahren ist damit einerseits zu unempfindlich in der gegebenen Situation - und andererseits unnötig. Die Methode liefert praktisch erst dann belastbare Ergebnisse, wenn bereits Gesundheitseffekte auf Grund der giftigen Eigenschaften des Schwermetalls Uran zu beobachten wären. Davon sind - Gott sei dank - keine deutschen Soldaten betroffen.

Der Richtwert für "sicheres" Arbeiten im Umgang mit Uran liegt bei drei Mikrogramm pro Gramm Niere; dieser Wert würde bei einer chronischen Belastung zu Dosen um vier Millisievert pro Jahr führen - und dann zu bestens messbaren Ausscheidungen von etwa 30 Mikrogramm Uran pro Liter Urin. Wir haben normalerweise durch Nahrung und Trinkwasser weniger als 0,1 Mikrogramm pro Liter im Urin; mit unserer Methode können bereits weniger als ein Prozent davon nachgewiesen werden. Die biologische Dosimetrie würde erst etwa das 50fache des Richtwertes, also 150 Mikrogramm pro Gramm Niere, und mit viel größerem Aufwand gut messen können. Dies ist zu wenig empfindlich.

Abschließend sei noch auf zweierlei hingewiesen: In der deutschen Bundeswehr wird von keinerlei Auffälligkeiten im Erkrankungsspektrum der im Kosovo eingesetzten Soldaten berichtet. Nach Mitteilungen italienischer Kollegen haben die aus Italien gekommenen Berichte über auffällige Zunahmen der Leukämieerkrankungen bei italienischen Soldaten einer ersten epidemiologischen Überprüfung nicht standgehalten. Es gibt also auch keinerlei Gründe, mögliche Ursachen real nicht vorhandener Befunde in diesem Zusammenhang weiter zu diskutieren.

Nachdem in untersuchten Uran-Geschossen auch geringe Spuren von Uran 236 gefunden wurden, das in diesen Konzentrationen nicht in abgereichertem Uran, sondern nur in wiederaufgearbeitetem Uran vorkommen kann, haben wir im GSF-Institut für Strahlenschutz mit höchstempfindlichen Methoden zumindest an einem Geschoss geprüft, ob darin auch Plutonium nachzuweisen ist. Wir haben keines gefunden, wobei unsere Nachweisgrenze (0,000000000003 Gramm pro Gramm Uran) schon im Bereich der Konzentrationen lag, in denen Plutonium natürlicherweise auf der Erde vorliegt. Dieses natürliche Vorkommen entsteht aus Uran auf Grund der Neutronenbestrahlung aus der Höhenstrahlung, durch Neutronen aus Uran-Spontanspaltungsprozessen und auf Grund von so genannten Alpha-Neutronen-Prozessen im Erdboden.

Herwig G. Paretzke ist Direktor des GSF- Instituts für Strahlenschutz und Mitglied der Internationalen Strahlenschutzkommissionen ICRP und ICRU.





Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung 20.02.2001

London nimmt Tests mit Uran-Munition wieder auf - "Kleine Menge" von Anti-Panzer-Granaten ins Meer gefeuert

Erstmals seit der Debatte um das Krebsrisiko durch uranhaltige Munition hat Großbritannien wieder Tests mit den umstrittenene Geschossen aufgenommen. In der Solway-Bucht im Südwesten von Schottland wurde eine "kleine Menge" uranhaltiger Munition abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Eine Ministeriumsprecherin sagte, panzerbrechende Granaten mit abgereichertem Uran seien im Rahmen einer Routineübung ins Meer geschossen worden. Zuvor hatte das Verteidigungsministerium erklärt, die Übungen seien lange vor der derzeitigen Diskussion um das so genannten Balkan-Syndrom geplant worden. Die Uran-Munition werde dabei auf weiche, nicht auf harte Ziele abgefeuert. Nur bei letzteren sei von gesundheitlichen Risiken die Rede gewesen, etwa wenn uranhaltige Munition auf Panzer treffe.

Die Nato hält trotz der wachsenden Sorge der Öffentlichkeit an der umstrittenen Munition fest. US-Kampfflugzeuge hatten während der Balkan-Kriegen uranhaltige Munition abgefeuert, die im Verdacht steht, Leukämie auszulösen. Die Nato bestreitet jedoch einen solchen Zusammenhang.

In der Region um den schottischen Truppenübungsplatz wächst allerdings die Sorge vor möglichen Schäden durch Uranmunition. Der örtliche Parlamentsabgeordnete Alasdair Morgan forderte die Einstellung der Übungen mit Uranmunition und eine Reinigung der Schießplätze von Munitionsresten.





Quelle: Remscheider GA, Lokales, 20.02.2001

Minister Scharping: Flieger war atomfrei

(SL). Seit Montag hat es die Stadt Remscheid schwarz auf weiss: Im vor zwölf Jahren abgestürzten A10-Kampfflieger war nur Übungsmunition. Das jedenfalls versichert Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) in einem Schreiben an Oberbürgermeister Fred Schulz (CDU).

"Der größte Teil der Munition wurde unmittelbar nach dem Unfall durch deutsches Personal geborgen und als Übungsmunition identifiziert", fasst der Minister die Ergebnisse einer "erneuten Prüfung" zusammen. Erkenntnisse, die durch "mehrere amerikanische Berichte" bestätigt wurden: "Am 31. Januar 2001 verifizierte die amerikanische Luftwaffe die Beladung der A10 erneut mit 1 150 Geschossen 30 mm Übungsmunition (keine Munition mit angereichertem Uran) und stellte weiterhin fest, dass bei der A10 keine Bauteile mit abgereichertem Uran oder anderen radioaktiven Baustoffen verwendet werden", so Scharping.

Die Untersuchungen auf Anordnung des NRW-Gesundheitsministers direkt nach dem Unfall hätten keine Verseuchung mit Uran oder einem anderen radioaktiven Stoff ergeben. "Dieser Sachverhalt", so der Verteidigungsminister, "wurde durch die Landesanstalt für Arbeitsschutz am 31. Januar bestätigt." Scharpings Fazit: "Da sich keine neuen Erkenntnisse ergeben haben, gibt es aus meiner Sicht keine sachlichen Gründe für eine erneute Untersuchung." Der Verteidigungsminister reagierte damit auf eine Resolution zum Absturz, die jüngst im Hauptausschuss und auch gestern im Stadtrat einstimmig verabschiedet wurde.





Quelle: Netzeitung, 20.02.2001

Großbritannien verschießt wieder Uran-Munition

Trotz der Befürchtungen über ein mögliches Krebs-Risiko will Großbritannien erneut Munition mit abgereichertem Uran testen. Widerstand regt sich.

LONDON. Die britische Armee will am Dienstag in Schottland uranhaltige Munition verschießen. Das teilte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in London mit. Die Übungen sollen in der schottischen Solway-Bucht stattfinden.

Es handele sich um Routinetests, die lange vor den derzeitigen Befürchtungen vor dem so genannten Balkan-Syndrom geplant worden seien. Munition, die mit abgereichertem Uran gehärtet ist, ist nach dem Golfkrieg und nach dem Nato-Einsatz auf dem Balkan in den Verdacht geraten, möglicherweise zu dauerhaften Gesundheitsschäden zu führen.

Anwohner im nahe gelegene Dundrenan forden nach Angaben der BBC, dass die Tests abgesagt werden. In den vergangenen 20 Jahren waren nach Angaben des Senders auf dem Übungsgelände tausende von Uran-Geschossen abgefeuert worden.

«Kein Gesundheitsrisiko bei Tests» «Diese Tests wurden lange vor dem Aufkommen dieser Sorgen geplant», sagte die Sprecherin. «Wir testen die Präzision der Geschosse, indem wir sie auf weiche Ziele abfeuern. Die angeblichen Gesundheitsrisiken entstehen nur beim Abfeuern auf harte Ziele wie beispielsweise Panzer.» Die Nato hält an der umstrittenen Munition fest - ungeachtet des Verdachts, dass deren Verwendung durch die USA in den Balkan-Kriegen für Krebserkrankungen von Soldaten verantwortlich sind. (dpa/AFP/nz)





Quelle: Fuldaer Zeitung 26.2.01

Gesundheitsgefährdung wird ausgeschlossen

Fulda (FZ): Entwarnung in Sachen uranhaltige Munition auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken kommt aus dem Bundesgesundheitsministerium: "Eine Gesundheitsgefährdung der Bürger des Landkreises Fulda sowie der angrenzenden hessischen und bayerischen Rhön war und ist nicht gegeben", heißt es in einem Schreiben an Fuldas Landrat Fritz Kramer.

Dieser hatte das Bundesverteidigungsministerium am 12. Januar 2001 um Aufklärung der Hintergründe eines Vorfalls gebeten, der sich am 16. Mai 1990 auf dem Rhöner Schießplatz ereignet hatte. Damals sollen von US-Soldaten zwei Patronen mit uranhaltiger Munition verschossen worden sein (FZ vom 24. Januar).

Der Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Biederbick, teilte jetzt mit, dass der Übungsplatz bis zum 30. Juni 1994 unter Hoheit der US-Armee gestanden habe. Von daher seien deutsche Stellen auf Informationen der amerikanischen Behörden angewiesen. Danach sei sofort nach Bekanntwerden des Zwischenfalls am 16. Mai 1990 eine Untersuchung angeordnet worden. Diese habe ergeben, dass an diesem Tag ein Kampfmittelbeseitigungsteam der US-Armee auf einem Sprengplatz im Zielgebiet der Artillerie unbrauchbare Munition vernichtet habe. Bei diesem Routinevorgang seien damals möglicherweise auch zwei Patronen 120 mm mit Uran-Kern gesprengt worden, so Biederbick.

"Im Hinblick auf die Möglichkeit der versehentlichen und vorschriftswidrigen Vernichtung dieser beiden Patronen wurde am 12. Juli 1990 ein Untersuchungsteam der US-Armee an den Standort der Sprengungen entsandt, das dort mehrere Tage im Einsatz war." Bei einer sorgfältigen Überprüfung des fraglichen Gebietes seien weder bei Wasser- noch bei Bodenproben Kontaminationsspuren festzustellen gewesen, die auf das Vorhandensein von angereichertem Uran hätten schließen lassen.

Selbst wenn die beiden Patronen versehentlich gesprengt worden sein sollten, könne demnach eine Gefährdung der Bevölkerung ausgeschlossen werden, so der Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium im Schreiben an den Landrat. Darin heißt es weiter: Dennoch solle der Bereich des Sprengplatzes im Frühjahr dieses Jahres noch einmal durch entsprechend ausgebildetes und ausgestattetes Personal der Bundeswehr abgesucht werden, "um jedes denkbare Risiko ausschalten zu können". Darüber hinaus seien von den Quellen im Bereich des Schießplatzes Wasserproben entnommen worden, die auf Spuren von Kontaminationen durch ein wissenschaftliches Institut untersucht würden. Die Ergebnisse würden umgehend bekannt gegeben.





Quelle: (Bonner) General Anzeiger 26.02.2001

Kaum Resonanz auf Balkan-Untersuchung

MAINZ. Die von Innenminister Walter Zuber (SPD) angebotenen Untersuchungen für die 80 rheinland-pfälzischen Polizisten mit Balkan-Einsatz sind auf wenig Resonanz gestoßen. Nur jeder vierte in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo eingesetzter Polizist habe Interesse an einem gesundheitlichen Check gezeigt, teilte das Ministerium mit. Bisher hätten fünf Polizisten ihr Blut untersuchen lassen, die Tests seien negativ ausgefallen. Hintergrund des Zuber-Angebots von Anfang Januar ist das so genannte "Balkan-Syndrom", mit dem der Krebstod von NATO-Soldaten beschrieben wurde, die im Kosovo eingesetzt waren. Die Todesfälle hatten zu erheblicher Besorgnis und Unruhe in NATO- und EU-Ländern geführt, darunter auch in Deutschland. (dpa)



Quelle: junge Welt 3.3.2001

DU-Opfer melden sich zu Wort

Kriegsveteranen, DU-Verletzte, Mediziner und Physiker diskutierten in Brüssel Verbot von Uranmunition

Die NATO und die Verteidigungsminister ihrer Mitgliedstaaten haben lange versucht, die Wahrheit über Geschosse, die abgereichertes Uran (Depleted Uranium, DU) enthalten, zu verschweigen und die Opfer der DU-Munition zu isolieren. DU-Waffen wurden während der Kriege am Golf, in Bosnien und in Jugoslawien von amerikanischen und britischen Truppen und der NATO eingesetzt. Davor wurden sie jahrzehntelang in Manövern in den USA, in Großbritannien, Frankreich und Deutschland, aber auch in Zentralamerika und im Pazifik getestet. Mittlerweile besitzen über 40 Staaten solche Waffen.

Abgereichertes Uran ist ein Alpha-Strahler. Beim Aufprall des DU-Geschosses wird dieses pulverisiert. Wird dieser Uranstaub inhaliert, mit der Nahrung oder dem Trinkwasser aufgenommen, erhöht sich das Krebsrisiko erheblich. Aber obwohl DU-Munition gegen mehrere internationale Abkommen verstößt, wird es noch immer hergestellt, getestet und eingesetzt.

Dagegen hat sich in Belgien eine »Koalition für das Verbot von DU- Waffen« gegründet. Teil der Kampagne ist eine internationale Konferenz, die am gestrigen Freitag in Brüssel zu Ende ging. Geschädigte Soldaten und Angehörige an Krebs verstorbener Soldaten aus Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien diskutierten vier Tage lang mit zivilen Opfern der Uranmunition aus Bosnien, dem Irak und aus Jugoslawien. Unterstützt wurden sie von Medizinern und Physikern aus Belgien, Bosnien, Deutschland, Irak, Italien und Jugoslawien sowie Friedensaktivisten und Fachjournalisten, darunter Paddy Colligan (USA, »The Metal of Dishonour«), Christine Abdelkrim-Delanne (Frankreich), Autorin von »La Sale Guerre Propre« und Frédéric Loore (Belgien), Autor des Buches »Uranium appauvri - La Guerre invisible«. Außerdem war Hervé Desplat, Gründer von Avigolfe, einer Interessenvereinigung der französischen zivilen und militärischen DU-Opfer, anwesend. Erste Ergebnisse wurden am Donnerstag abend in einer öffentlichen Debatte an der Universität Brüssel vorgestellt.

Oliver Wagner, Brüssel

Mehr zur Konferenz im Internet:
http://belgium.indymedia.org - Kontakt zur »Koalition für das Verbot von DU-Waffen«: abolition.ua@caramail.com



Quelle: Die Presse (Wien) 7.3.2001
http://www.diepresse.at

"Mehr Uran im Garten"

EU-Experten stellen klar: Uranhältige Bomben lösen keinen Krebs aus.

Von unserer Korrespondentin DORIS KRAUS

BRÜSSEL/WIEN. "Wir haben keine soliden Beweise dafür gefunden, daß der Kontakt mit abgereichertem Uranium ein erhöhtes Krebsrisiko nach sich zieht." Das erklärte der Vorsitzende einer Expertengruppe, Professor R. McAulay, am Dienstag in Brüssel. Die Experten waren von der EU-Kommission eingesetzt worden, um zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Leukämierate junger, auf dem Balkan eingesetzter Nato-Soldaten und ihrem Kontakt mit uranhältigen Bomben gab. Vor der EU-Kommission waren bereits die Experten der Nato zu demselben Schluß gekommen. Als nächstes ist ein Bericht der UNO an der Reihe. Professor McAulay äußerte zwar großes Verständnis für die Sorgen der Betroffenen und ihrer Familien, ließ aber keinen Zweifel an den wissenschaftlichen Fakten: "Es gibt mehr Uran in jedem Garten als in einer Bombe", sagte er. Es sei zwar ein bewiesenes Faktum, daß hohe Strahlungsdosen Leukämie hervorriefen, bei kleinen Dosen sei das Risiko allerdings so gering, das es wissenschaftlich nicht einmal nachzuweisen sei.

McAulay verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Golfkrieg, wo mehreren Soldaten Splitter von Bomben mit abgereichertem Uran aus dem Körper operiert werden mußten. Diese Soldaten seien heute völlig gesund und hätten auch völlig gesunde Kinder gezeugt. Nicht auszuschließen, wenn auch nicht bewiesen, sei hingegen, daß es negative Effekte durch die Kombination von Kontakt mit giftigen und krebserregenden Chemikalien einerseits und abgereichertem Uranium andererseits geben könne.



Quelle: 14.03.2001

Uran-Munition:

Expertengruppe wiegelt ab

UNEP-Bericht schließt jedoch längerfristige Umweltfolgen nicht aus

Bei der im Kosovo-Krieg abgefeuerten Uran-Munition der NATO können nach Angaben des UNO-Umweltprogramms UNEP spätere Umweltfolgen nicht ausgeschlossen werden.

Genf (epd/ND). Zwar gehe von der Munition keine akute Gefahr für Mensch und Umwelt aus, so UNEP. Wegen Unsicherheiten über Auswirkungen in der Zukunft sollten jedoch vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, empfiehlt die Organisation in einem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht. Insbesondere könnten spätere Gefahren für das Grundwasser nicht ausgeschlossen werden. Die Geschosse mit abgereichertern Uran waren nach dem Kosovo-Krieg im Frühjahr 1999 mit Krebserkrankungen von Soldaten in Verbindung gebracht worden.

UNEF-Exekutivdirektor Klaus Töpfer nannte den 150-seitigen Bericht "historisch". Niemals zuvor seien die Auswirkungen von abgereichertem Uran auf Mensch und Umwelt nach einem bewaffneten Konflikt untersucht worden. Er forderte, bald eine umfassende Umweltstudie einschließlich der Auswirkungen der Uran-Munition in Bosnien-Herzegowina zu machen. Ein halbes Jahrzehnt nach dem Krieg könnten Wissenschaftler dort die längerfristigen folgen analysieren.

Eine Gruppe von 14 internationalen Experten hatte im November in Kosovo 355 Boden-, Wasser- und Pflanzenproben sowie Geschossreste aus Gebieten entnommen, in denen uranhaltige Munition vor allem gegen Panzer eingesetzt worden war "Die Ergebnisse der Untersuchung können die Ängste der Menschen, die in Kosovo leben oder arbeiten, mindern", sagte Töpfer.

Dem Bericht zufolge wurden in unmittelbarer Nähe der Einschlagstellen nur niedrige. Mengen von Radioaktivität gefunden. Ebenso stellte man dort eine geringe Verseuchung mit Geschoss-Staub fest. Eine grossflächige Verseuchung gebe es in den untersuchten Gebieten jedoch nicht, heißt es in dein Bericht. Deshalb seien die radiologischen und chemischen Risiken unbedeutend.

Die mit. der Probenauswertung beauftragten Labors haben in Geschossresten auch das .Uran-isotop 236 und Plutonium-Isotop 239/240 gefunden. Ihr Vorhandensein lasse darauf schließen, dass zumindest ein Teil des verwendeten Urans aus Kernreaktoren stamme, heißt es im Bericht. "Dies ist keine gute Nachricht", so Pekka Haavisto, früheren finnischer Umweltminister und Leiter der Untersuchungskommission.



Quelle: Süddeutsche Zeitung 15.03.2001 - Politik

Zweifelndes Schweigen

Auch der jüngste UN-Bericht geht nicht auf den Zusammenhang von Uranmunition und Leukämie ein

Erst zwei Monate sind vergangen, seitdem Nato-Staaten Alarm schlugen: Etliche Soldaten, die auf dem Balkan im Einsatz waren, seien an Blutkrebs erkrankt. Doch um das "Balkan-Syndrom" ist es still geworden. Auch der am Dienstag erschienene Bericht der Umweltorganisation der Vereinten Nationen Unep erwähnt mit keinem Wort den möglichen Zusammenhang zwischen Uran-Munition und Leukämiefällen. Seine wesentliche Botschaft: Es gibt keine akute Gefahr, allerdings solle man das Grundwasser weiterhin untersuchen. Denn abgereichertes Uran löst sich relativ leicht im Boden, erklärt der Leiter des Unep-Teams, Pekka Haavisto.

Die Unep empfiehlt neben der Untersuchung des Grundwassers auch, Böden in Bosnien-Herzegowina zu testen, wo immerhin drei Tonnen Uran-Munition verschossen wurden. Doch der Balkan ist mit Sicherheit nicht das kontaminierteste Gebiet: Über 300 Tonnen Uran-Geschosse haben die Alliierten im Irak abgefeuert. Deshalb schlägt Haavisto diplomatisch verklausuliert vor, zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA die Langzeiteffekte dort zu studieren, wo "abgereichertes Uran bei militärischen Konflikten verwendet wurde".

Dass der Unep-Bericht nicht auf das Balkan-Syndrom eingeht, erklärt Haavisto mit einer Arbeitsteilung, bei der sich die WHO um die medizinischen Aspekte kümmere. Doch die WHO verweist auf die unklare Datenlage: Es sei nicht bekannt, wie viele Soldaten erkrankt seien. Auch die Nato hält sich nicht für zuständig. Immerhin hat sie auf ihrer Homepage (
http://www.nato.int/du) den Stand der Diskussion zusammengefasst: So hat das italienische Verteidigungsministerium eine Kommission eingesetzt, eine epidemiologische Studie ist am Laufen. Auch in Belgien arbeitet man an einer Statistik. Bei deutschen Soldaten fanden sich keine erhöhten Krebsfälle, heißt es im Verteidigungsministerium auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung.

Problematisch ist in jedem Fall, dass nach bisherigem medizinischen Wissen die geringen Mengen an Radioaktivität nicht ausreichen, um Blutkrebs hervorzurufen - vor allem nach so kurzer Zeit. "Bei der WHO herrscht Ratlosigkeit", sagt Haavisto. Man müsse deshalb auch Chemikalien untersuchen. Auch der Münchner Strahlenbiologe Edmund Lengfelder weist auf die krebserregende Wirkung vieler chemischer Verbindungen hin, die bei Militäreinsätzen freigesetzt werden. Bei der Explosion von Raketen- Sprengstoffen entstehen Krebs erregende Nitro-Aromate, sagt Thomas Lenius vom Bund Umwelt und Naturschutz. Auch benutze das Militär teilweise spezielle Additive, damit Motoren auch mit schlechterem Treibstoff reibungslos liefen. Auf der Hardthöhe aber zeigt man sich verschlossen und schweigt sich über die chemische Rezeptur von Kampf- oder Treibstoffen aus. Die Bundeswehr sei bemüht, den Anteil Krebs erzeugender Arbeitsstoffe ständig weiter zu verringern, heißt es lapidar.

Jeanne Rubner

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