Erstellt: 29.03.1999 nächster Artikel siehe auch: Termine: Aktionen gegen den Krieg Trotz Zensur im Internet Der Kosovo- Konflikt im Internet Ganz Jugos- lawien im Kriegsrecht "Die NATO spielt mit dem Feuer" | zu: Kosov@: Erklärungen gegen den Krieg Offener Brief an Bundeskanzler Schröder Klaus Vack Klaus Vack, An der Gasse 1, 64759 Sensbachtal, Tel.: 06068/2603, Fax: Telefax 06068/3698 27.3.1999 Betrifft NATO-Krieg gegen Serbien wg. Kosovo-Konflikt Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen, liebe Freunde, es folgt ein zweiseitiger Offener Brief an den Bundeskanzler zum NATO-Krieg gegen Serbien wegen des Kosovo-Konflikts. Mir ist bekannt, daß in den letzten Tagen viele derartiger Briefe an das Bundeskanzleramt und das Außenministerium gerichtet wurden. Ich selbst habe auch im Prinzip wortgleich, nur mit einigen geringfügig geänderten persönlichen Bemerkungen, an den Bundesaußenminister geschrieben. Mir ist klar, daß solche Briefe zur Zeit ein fast ohnmächtiges Schwimmen gegen den Strom in die Katastrophe sind und daß weitere Reaktionen und Aktionen aus dem friedenspolitischen Spektrum folgen müssen und werden. Deshalb liegt es mir auch sehr am Herzen, daß die in meinem Offenen Brief gemachten Ausführungen neben den offiziellen und offiziösen Kriegsgebaren ebenfalls in der Öffentlichkeit Verbreitung finden, um überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden, um wachzurütteln und zum Zivilen Ungehorsam bzw. gewaltfreien Widerstand zu ermuntern. In diesem Sinne sind die Briefe an Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joseph Fischer für jegliche Weiterverbreitung und (wenn ein Wunder geschieht) auch Verwertung für die Medien von mir freigegeben. Nicht nur auf der Bundesregierung lastet eine große Verantwortung, die schmählich mißbraucht wird. Vielmehr steht potentiell jede Bürgerin und jeder Bürger der Bundesrepublik Deutschland in der Verantwortung, diese Regierung und die NATO (und sei es mit schwachen Kräften) in die Pflicht zu nehmen und den neuen Kriegsoptionen "out of area" prinzipiell zu widersprechen. | |
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Kosov@: Erklärungen gegen den Krieg | Mit freundlichen Grüßen
(Klaus Vack) Offener Brief Herrn Gerhard Schröder Bundeskanzleramt 53113 Bonn Betrifft: NATO-Krieg gegen Serbien wg. Kosovo-Konflikt Herr Bundeskanzler, wir kennen uns aus besseren Zeiten. Heute scheint es anachronistisch, daß wir einstmals zudem persönlich auf Du und Du - mit anderen Oppositionellen Aufrufe, Protesterklärungen, Appelle zu Aktionen gemeinsam unterschrieben und wie ich es empfand, auch inhaltlich getragen haben. Die Wege haben sich getrennt zwischen Opportunismus pur (Sie) und "Linie halten" (ich). So erübrigt es sich, meine auch heute noch grundsätzlich pazifistische Position erneut darzulegen. Deshalb beschränke ich mich als langjähriger ehemaliger Sekretär des Komitees für Grundrechte und Demokratie und heute als Bürger (und damit Basisanteil der Bundesrepublik Deutschland) in diesem Brief auf die "pragmatischen", sowie die grund- und menschenrechtlichen und völkerrechtlichen Aspekte der Kriegführung gegen Serbien. Eines Krieges, den Sie voll mit verantworten. Ich erlaube mir anzumerken und bin mir da auch recht sicher, daß Sie sich eines Tages rechtfertigen müssen, und zwar, wie alle Erfahrungen lehren, mit der Folge einer sowohl politischen als auch persönlichen Niederlage. Also: 1) Die NATO ist Gefangene ihrer eigenen andauernden militärischen Drohungen geworden. Sie hat mit Krieg gedroht und sich selbst in die Situation gebracht, in der sie diesen um ihrer vermeintlichen Glaubwürdigkeit willen glaubte führen zu müssen. Sie selbst hat es nicht mehr in der Hand, welche Kontlikteskalationen die Kriegsdynamik nehmen wird. Weder hat sie eine Perspektive in diesem Krieg, nach viel weniger eine, wie nach diesem Krieg Frieden hergestellt werden soll. 2) Vor allem Zivilisten sind Opfer dieser Kriegshandlungen. Es macht einen Unterschied, ob ein Despot wie Milosevic menschenverachtend zuschlägt, oder ob dies Staaten tun, die sich demokratisch bzw. zivilisert interpretieren. Die Bürger und Bürgerinnen Serbiens werden also zu Opfern des auch von der bundesdeutschen Regierung aktiv mit geführten NATO-Waffeneinsatzes. Ihre Not wird immens vergrößert. Der Widerstand und die demokratische Opposition gegen die Politik Milosevics wird zunichte gemacht. Alle oppositionellen Medien, wie der Rundfunksender B 92, sind geschlossen und verboten worden. Hunderttausende von Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem Kosovo kann nun nicht mehr geholfen werden. Der Krieg des serbischen Staates gegen die Kosovo-Albaner ist nicht zuletzt durch die militärische Drohung der NATO und den jetzigen Angriff eskaliert. Die internationalen Hilfsorganisationen haben den Kosovo bereits wegen der Kriegsdrohung verlassen. Die "humanitäre Katastrophe", die angeblich mit dem NATO-Kriegseinsatz verhindert werden soll, hat nun erst recht begonnen und wird ein Ausmaß annehmen, das mit den bisherigem Elend unvergleichbar ist. 3) Darüber hinaus: Dieser Krieg der NATO gegen Jugoslawien ist völkerrechtswidrig. Der Sicherheitsrat der UNO hat keine Zustimmung zum Militäreinsatz gegeben. Ich verhehle nicht, daß mich als Pazifist auch eine UN-Zustimmung nicht befriedigt hätte, aber das mindert nicht die völkerrechtliche Dimension, der der Staat Bundesrepublik Deutschland verpflichtet ist. Denn die Beteiligung der BRD an diesem Krieg ist grundgesetzwidrig. Gemäß Artikel 25 GG sind die Regeln des Völkerrechts Bestandteil des Grundgesetzes. Außerdem verbietet Artikel 26 GG bereits die Vorbereitung eines Angriffskrieges. | |
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Kosov@: Erklärungen gegen den Krieg | Es wird mehr und mehr zum Alptraum werden, wenn man bald die Opfer und Leiden dieses auch bundesdeutschen Krieges bilanziert, was Sie, Herr Bundeskanzler, Schreckliches mit Ihrer Politik noch schrecklicher gemacht haben.
Anstelle dieses Alptraums gibt es nur einen realistischen Traum: Willst Du den Frieden, bereite den Frieden mit gewaltfreien Mitteln vor. Es ist schon ernüchternd, aber 16 Jahre Erfahrung haben gelehrt, daß der Aussitzer Kohl oft vernünftiger gehandelt hat als Sie, der neue Bundeskanzler in seiner Rolle als Quickly-Quickly für Krieg und gegen Frieden. Ohne Hochachtung (Klaus Vack) | |
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