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Erstellt:
24.03.1999


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zu: Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt

Hintergründe zur Eskalation des Kosovo-Konfliktes:

Die militärische Intervention hätte vermieden werden können

Bund für Soziale Verteidigung

Diese Pressemitteilung wurde zu einem Zeitpunkt geschrieben, als die NATO beschlossen hatte, Jugoslawien zu bombardieren, dieser Beschluss aber noch nicht in die Tat umgesetzt wurde. Auch wenn wir immer noch hoffen, dass die Angriffe in letzter Sekunde doch ausgesetzt werden, scheint dies doch unwahrscheinlich.

Das Abkommen Mitte Oktober 1998 zwischen Jugoslawien und der OSZE, mit dem die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen serbischen Polizeieinheiten und jugoslawischem Militär auf der einen Seite und der kosovo-albanischen Befreiungsarmee "UCK" auf der anderen beendet werden sollten, war von kurzer Dauer. Die volle Zahl an zivilen Beobachtern wurde nie erreicht; jetzt (Mitte März) ist die OSZE abgezogen und hat der NATO das Feld geräumt.

Im Rückblick scheint es, dass keine der beiden Konfliktparteien im Herbst 1998 wirklich bereit war, Frieden zu schliessen:

* Zwar kehrte das jugoslawische Militär
  vorübergehend in seine Kasernen zurück und ein
  Grossteil der serbischen Sonderpolizei wurde aus
  dem Kosovo abgezogen, doch dafür rückten
  vielerorts Kämpfer der UCK ein und übernahmen
  Checkpoints usw. Gemässigte Vertreter der
  Kosovo-Albaner wurden in mehreren Fällen von der
  UCK entführt und werden in sog. Gefängnissen
  festgehalten. Auch bewaffnete Zusammenstösse mit
  der Polizei kamen weiter vor, bis dann kurz vor
  Weihnachten die Kämpfe wieder aufflammten. Ziel
  der UCK war eindeutig: Angriffe der NATO zu
  erzwingen und auf diese Weise eine Loslösung des
  Kosovo von Serbien/ der Republik Jugoslawien zu
  erzwingen.

* Unter dem Schatten der Drohung einer
  NATO-Intervention kurz vor Beginn der
  Verhandlungen in Rambouillet in der zweiten
  Januarhälfte begann das jugoslawische Militär mit
  erneuten Angriffen. In den letzten Wochen sah es
  immer mehr so aus, als ob es versuche,
  militärische Fakten zu schaffen und den Teil des
  Kosovo, an dem Serbien vorrangig interessiert ist,
  völlig unter seine Kontrolle zu bringen. Die
  Vermutung liegt nahe, dass dies unter der Massgabe
  eines alten Teilungsplanes geschah, den der
  Altpräsident und nationale Dichter Cosic schon vor
  etlichen Jahren formulierte.

* Die Verhandlungen über eine politische
  Zwischenlösung des Konfliktes, die gleichzeitig
  mit der Stationierung der OSZE- Beobachter
  aufgenommen worden waren, kamen nicht voran; es
  wurden immer neue Vertragsentwürfe produziert, die
  entweder von der jugoslawischen oder der
  kosovo-albanischen Seite abgelehnt wurden.

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
Worum geht es in dem Konflikt?

Das offizielle Ziel der kosovo-albanischen Bewegung, die seit dem Verlust des Autonomiestatus 1989 praktisch die Unterstützung der gesamten nicht-serbischen Bevölkerung im Kosovo erfährt, ist die Unabhängigkeit des Kosovo als eigener Staat. Mit der UCK hat in den letzten Monaten aber die ursprünglich kleine Minderheitenposition, die einen Anschluss an Albanien fordert ("Grossalbanien") an Gewicht gewonnen. Die serbische Gegenposition lautet, dass der Kosovo als historisches Zentrum Serbiens unveränderlich ein Teil Serbiens bleiben muss. Dabei wird auch auf den Schutz der verbliebenen rund 10% Serbinnen und Serben im Kosovo und auf die serbisch-orthodoxen Klöster verwiesen. Der Konflikt im Kosovo hat eine lange Geschichte, die auch beinahe genüsslich von beiden Seiten immer wieder rezitiert wird. Es ist eine Geschichte von Gewalt, Vertreibung und Repression, wobei die Kosovo-Albaner wohl diejenigen sind, die zumindest seit dem Polizeiregime unter Rankovic in den 50er Jahren mehr Unrecht erlitten haben. In jüngerer Zeit wurde dann die Art der Konfliktaustragung erst recht selbst zum Haupt-Konfliktinhalt (Diskriminierung und Verfolgung der Kosovarer durch die serbische Polizei und Regime; jetzt die Anschläge der UCK vor allem auf serbische Polizeistationen und auf "Kollaborateure" einerseits und die mit brutalster Gewalt ausgeführten Offensiven von serbischer Seite andererseits. Ergebnis: über 200.000 Menschen auf der Flucht und eine unbekannte Zahl an Todesopfern. Mit einem lang anhaltenden, gewaltfreien Widerstand versuchten die Kosovarer von 1989/90 bis 1998, der serbischen Gleichschaltung zu entgehen und ihr Ziel der Unabhängigkeit des Kosovo durchzusetzen. Dieser Widerstand, der sich auf die Schaffung paralleler Institutionen (Bildungssystem, Gesundheitswesen, politische Strukturen) konzentrierte und dabei allerdings Formen aktiverer Gewaltlosigkeit vernachlässigte, wurde von praktisch der gesamten Bevölkerung mitgetragen. Trotz seines letztendlichen Misserfolges (zumindest soweit man dies heute sagen kann), ist er ein beeindruckendes Beispiel dafür, über welch langen Zeitraum eine gewaltlose Strategie aufrechterhalten werden kann. Doch leider gelang es ihm nicht, das Ziel zu erreichen, den Konflikt einer Lösung zuzuführen; die einzige Hoffnung lag aus Sicht des Kosovo immer auf einer Internationalisierung und einer internationalen Intervention, die Freiheit und Unabhängigkeit bringen sollten.

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
Bei der Entstehung und Eskalation des Konfliktes haben verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle gespielt: die strategische Lage des Kosovo mit seinen Grenzen zu Makedonien, Bulgarien und Albanien; das wachsende ökonomische Gefälle zwischen dem Kosovo und den anderen jugoslawischen Republiken; die problembehafteten aussenpolitischen Beziehungen zwischen dem sozialistisch- blockfreien Jugoslawien und dem chinaorientierten Albanien ; die Struktur Jugoslawiens selbst mit seinen national definierten Republiken, die nahelegte, alles national zu legitimieren und zu denken; und nicht zuletzt die lange konfliktreiche Geschichte und gegenseitige AEngste und Misstrauen zwischen den Kosovo-Albanern und den Serben. Nach dem Tode Titos begann ein Kampf um die Macht in Jugoslawien, der zum Grosswerden mehrerer mit nationalistischen Argumenten operierender Politiker führte. Aus dieser Sicht handelt es bei den Konflikten im südslawischen Raum im Kern nicht um ethnische Konflikte sondern um das Machtstreben und den Machterhalt politischer Cliquen und Persönlichkeiten wie Milosevic (und Tudjman etc.).

Die Rolle der internationalen Gemeinschaft: Zwischen Dummheit und Kalkül Die Rolle der sog "internationalen Gemeinschaft", womit zumeist erstens die USA, dann Westeuropa und schliesslich auch die internationalen Organisationen wie UNO und OSZE gemeint sind, war im gesamten Verlauf der Konflikte im Raum des ehemaligen Jugoslawiens seit 1991 eine höchst unglückliche. Man erinnere sich nur an

- das Ignorieren der Entwicklungen in den
  jugoslawischen Republiken und an die Ermutigung
  Belgrads bis zum Sommer 1991, ein
  Auseinanderbrechen zu verhindern;

- im Herbst und Winter 1991 dann genauso die
  einseitige Förderung der separatistischen
  Republiken und deren vorschnelle Anerkennung, was
  unmittelbar zum Krieg in Bosnien-Herzegowina
  führte;

- das widersprüchliche und zögerliche Verhalten
  während des Krieges in Bosnien;

- an Srebrenica als Opferung des Schutzzonenkonzepts
  für zivile Flüchtlinge,

- die Hinnahme der gewaltsamen Rückeroberung der
  Krajina durch Kroatien 1995;

- die Zwangsrückführung bosnischer Flüchtlinge ohne
  Rücksicht mögliche konflikt-eskalierende Wirkungen
  und die Hinnahme einer faktischen Spaltung
  Bosnien-Herzegowinas in zwei Staaten.

Hieraus lernten die Kosovo-Albaner eine verhängnisvolle Lektion: Nur wenn es zu Krieg und humanitären Katastrophen kommt, dann kann man auf die Unterstützung der "internationalen Gemeinschaft" (sprich: UN oder NATO) bei der Durchsetzung des Zieles der nationalen Unabhängigkeit rechnen. Der gewaltfreie Widerstand indessen wurde von der Internationalen Staatenwelt nicht verstanden. Er ist als eigenständige Kategorie der Konfliktaustragung bei Politikern weitgehend unbekannt. Sie kennen nur formal-demokratische Willensäusserungen auf der einen und Gewalt auf der anderen Seite. Wäre er ernstgenommen worden, wären vielleicht die optimistischen Annahmen erschüttert worden, dass `im Kosovo ja noch alles friedlich sei`, was zu einer systematischeren Einbeziehung des Kosovo-Konfliktes in die internationalen diplomatischen Bemühungen geführt haben könnte. (Zum Beispiel hätte der Kosovo-Konflikt in den Vertrag von Dayton einbezogen werden können.)

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
Im Bezug auf den Kosovo-Konflikt spielte die internationale Gemeinschaft eine ähnlich unglückliche Rolle wie bei den vorhergehenden Kriegen im ehemaligen Jugoslawien. Bis Dayton blieb der im Kosovo vorherrschende Eindruck, dass man eine eventuelle Unabhängigkeit des Kosovo stützen werde, öffentlich unwidersprochen. Dies, obwohl alle westlichen Staaten die Position vertraten - dies konnte man z.B. von VertreterInnen beliebiger Botschaften in Belgrad hören -, dass eine Unabhängigkeit des Kosovo nicht in Frage käme, weil dies eine Destabilisierung bis hin zum Krieg in den anderen Ländern und Republiken mit albanischem Bevölkerungsanteil führen würde (vorrangig betroffen sind Makedonien und Montenegro). Hätte man von Anfang an diese Position gegenüber der kosovarer Führung deutlich gemacht, hätte dies vielleicht Einfluss auf ihre Strategie gehabt. (Vielleicht fürchtete man aber auch genau das, nämlich ein Umschlagen in gewaltsamen Widerstand in dem Moment, wo deutlich wurde, dass der Kosovo keine politische Unterstützung erfahren werde.)

Der Kosovo-Konflikt wurde von den NATO-Staaten genutzt, um die NATO als internationales militärisches Instrument zur Durchsetzung ihrer Interessen weiter zu entwickeln. Dies begann bereits im zweiten Golfkrieg 1991 und später in Bosnien seit 1995. Derzeit arbeitet die NATO an einem neuen Grundsatzpapier, das im April 1999 verabschiedet werden soll und in dem - unter Berufung auf weltweite Sicherheitsgefährdungen durch weitreichende Waffensysteme - festgehalten werden soll, dass die NATO in Zukunft kein "out-of-area" mehr kennt, sondern bei Notwendigkeit weltweit operieren dürfen soll, sofern nötig, auch ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates. Hier kam der Kosovo-Konflikt in diesem Herbst gerade recht, um die angebliche Notwendigkeit "humanitärer" militärischer Interventionen und die angebliche Handlungsunfähigkeit des UN- Sicherheitsrates im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. (Allerdings hätte die NATO wohl gerne darauf verzichtet, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen. Wäre man wirklich an einem Einsatz interessiert gewesen, dann hätte es im Laufe des letzten Jahres mehrfach dazu Gelegenheit und Rechtfertigung gegeben.)

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
Praktisch als Nebenprodukt kann jetzt - und wird auch schon - ein Versagen der zivilen OSZE-Mission festgestellt werden und der scheinbare Beweis angetreten, dass doch nur Gewalt hilft.

Kritik an der NATO-Intervention

1. Im Kosovokonflikt engagierte Organisationen wie z.B. der Bund für Soziale Verteidigung haben viele Jahre versucht, das Problem des Kosovo ins Gespräch zu bringen, den gewaltfreien Widerstand bekannt zu machen und vor einer Eskalation zu warnen. Mit dem Balkan Peace Team (zum Beispiel) versucht ein Bündnis von elf internationalen Friedensorganisationen, einen praktischen Beitrag zu Dialog und Konfliktbearbeitung in der Region zu leisten. Die Warnungen, die diese Organisationen und andere KennerInnen der Lage im Kosovo aussprachen, blieben weitgehend ungehört, wie dies auch zuvor für Bosnien und andere Konfliktregionen geschah.

2. Wie in Bosnien und zuvor in Kroatien und im Irak gilt: Viele Chancen, eine friedliche Lösung herbeizuführen, wurden verpasst. Und als der Karren dann in den Dreck gefahren war, wurde die Friedensbewegung höhnisch gefragt, welche anderen Möglichkeiten als einen Militärschlag sie denn sehe. So nicht!

3. Die Bombardierungen der NATO sollen zum Ziel haben, Milosevic an den Verhandlungstisch "zurückzubomben". Damit wird genau das riskiert, was man die ganzen Jahre zu vermeiden suchte, nämlich eine Ausweitung des Konfliktes auf die Nachbarregionen. Wäre es nicht weniger riskant gewesen, wenn man spätestens im letzten Jahr eine Anerkennung des Kosovo bzw. seine Rauslösung aus Jugoslawien in Betracht gezogen hätte und gleichzeitig alles dafür getan hätte, dass das befürchtete UEbergreifen auf Makedonien und Montenegro ausbliebe?

4. Was geschieht, wenn die jugoslawische Regierung dem militärischen Druck nicht nachgibt? Wie soll durch Bombardierungen verhindert werden, dass die Offensive der jugoslawischen Armee im Kosovo fortgesetzt wird? Wenn man die militärische Logik akzeptieren wollte, müsste dann nicht die Forderung heissen, Bodentruppen zu entsenden?

5. Schon jetzt, wo die Angriffe noch nicht begonnen haben (Mittwoch-Morgen), befinden sich etliche Tausend Kosovo-Albaner auf der Flucht vor den NATO- Angriffen. Makedonien hat seine Grenzen geschlossen. Die humanitäre Katastrophe, die durch die Bombardierungen abgewendet werden sollte, scheint sich jetzt erst recht anzubahnen.

6. Gleichzeitig erhöht die jugoslawische Regierung den Druck auf die Opposition im eigenen Land. Dienstag wurde der letzte unabhängige Radiosender Belgrads, Radio B 92 geschlossen und der Chefredakteur festgenommen. Es steht zu fürchten, dass auch andere oppositionelle Organisationen und Personen Opfer der Repression werden könnten; eine Repression, die unmittelbar durch die Drohung der NATO mit einem Militärschlag ausgelöst wurde.

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
7. Die Angriffe sind völkerrechtswidrig, weil sie nicht von einem Beschluss des UN-Sicherheitsrates abgedeckt sind.

8. Einmal wieder ist der Westen leichtfertig bereit, sich über Russlands Widerspruch hinwegzusetzen. Jetzt hat die russische Regierung angekündigt, Jugoslawien mit Waffenlieferungen zu unterstützen. Dies ist der beste Weg, den Ost-West-Konflikt neu zu beleben!

9. Militärische Angriffe sind selbst eine der gravierendsten Menschenrechtsverletzungen, die vorstellbar sind. Sie sollten nicht länger als legitim hingenommen werden. Es ist blanker Hohn, wenn NATO- Generalsekretär Solana vor der Presse erklärt, dass die NATO-Angriffe sich nicht gegen die serbische Bevölkerung richteten. Wie im Irak und bei dem Blitzangriff auf den Sudan im Sommer 1998 wird man wohl hinterher erfahren, wie viele zivile Opfer die Angriffe wirklich gekostet haben werden.

Alternativen

Die Frage, wie die derzeitige Gewalt im Kosovo ohne NATO-Angriffe gestoppt werden könnte, ist trotz des Hinweises darauf, dass es zu dieser Gewalt bei einer rechtzeitigen und klugen Verhandlungspolitik garnicht gekommen wäre, natürlich nicht ganz unberechtigt. Sie ist jedoch nur schwer zu beantworten, zumal zu wenig darüber bekannt ist, was sich in Rambouillet tatsächlich abgespielt hat. Wieweit war das Bestehen der Vermittler auf einer NATO- geführten Friedenstruppe selbst Hauptstolperstein für eine Einigung? Hätte eine UN-Friedenstruppe oder eine OSZE-Mission mehr Chancen gehabt, von beiden Seiten akzeptiert zu werden?

Es hat verschiedene Vorschläge gegeben, wie der mögliche endgültige Status des Kosovo aussehen könne. Von diesen ergebnisorientierten Szenarien, die alle einen möglichen endgültigen Status im Auge haben, lassen sich andere Vorschläge unterscheiden, die eher prozessorientiert sind und Zwischenlösungen vorschlagen auf dem Weg zu einer endgültigen Einigung über einen Status des Kosovo. Dazu gehörten die

- Wiederherstellung der bürgerlichen Rechte und
  Verbesserung der Wirtschaftslage und der
  Infrastruktur (z.B. auch Gesundheitsversorgung)
  als ersten Schritt zur Deeskalation. Dahinter
  steht die Annahme, dass bei einer Verbesserung der
  Lebensumstände die Bereitschaft, Kompromisse bei
  der Suche nach einem Status für den Kosovo
  einzugehen, grösser sein dürfte.

- Schaffung einer institutionellen Dauerkonferenz,
  die die Aufgabe hätte, den Rahmen für eine
  gemeinsame Entwicklung der Region zu erarbeiten,
  die dann in einer Balkan-Föderation münden und
  durch einen "Balkan-Marshall-Plan" möglich
  gemacht werden sollte.

- Schaffung eines "Albanischen Rates". Dieser
  Vorschlag des ehemaligen deutschen Botschafters in
  Belgrad, Horst Grabert, beeinhaltet die Schaffung
  eines internationalen Rates, dem die Republik
  Jugoslawien, Albanien, Makedonien sowie Vertreter
  der Albaner im Kosovo, in Makedonien und in
  Montenegro angehören würden. (Ein ähnlicher Rat
  wurde in Nordirland gerade eingerichtet.)

- Errichtung eines Internationalen Protektorates.
  Dieser Vorschlag kommt von dem norwegischen
  Friedensforschungsinstut TFF (Transnational
  Foundation for Peace and Future Research, Direktor
  Jan Oberg) und wurde auch von Präsident Rugova
  immer wieder vorgebracht. Das TFF hatte
  vorgeschlagen, dass die UN für drei Jahre die
  Kontrolle übernehmen solle, während gleichzeitig
  Verhandlungen über den zukünftigen Status
  stattfinden.)

- Aberkennung der serbisch-jugoslawischen
  Souveränität über den Kosovo (was nicht gleich
  einer Anerkennung des Kosovo ist) als Schritt,
  das serbische Vorgehen im Kosovo zu stoppen und
  den Weg für eine politische Lösung freizumachen.
  (Vorschlag der War Resisters` International vom
  September 1998).

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
Was ausserdem getan werden sollte

Neben der langen Liste, die - mit voller Berechtigung - bei jedem derartigen Konflikt wiederholt wird und die u.a. den Stopp von Rüstungsproduktion und - exporten, Unterstützung von Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern, Unterstützung unabhängiger Medien und von Versöhnungsarbeit umfasst, gibt es noch einige spezifische Punkte in diesem Konflikt:.

Es handelt sich bei ihnen um Vorschläge an die Politik, sie enthalten aber auch viele Elemente, die Friedens- und Menschenrechtsorganisationen selbst in Angriff nehmen können. Dabei kann an OEffentlichkeitsarbeit gedacht werden, an die Aufnahme von Gesprächen mit Albanerinnen und Albanern hier in Deutschland, an die (z.B. finanzielle) Unterstützung von Gruppen und Organisationen in Serbien und im Kosovo und natürlich an die ständige Mahnung an unsere PolitikerInnen (z.B. die Bundestagsabgeordneten aus der eigenen Gemeinde), im Sinne dieser Vorschläge aktiv zu werden.

1. Bleiberecht für kosovo-albanische Flüchtlinge als Element humanitärer Hilfe

Der Hinweis auf mögliche Gefährdung ausgewiesener und zurückgeschobener Flüchtlinge aus dem Kosvoo ist berechtigt; eine konkrete Gefährdung in Form von Festnahme, Verhör und Misshandlung durch die serbische Polizei ist gegeben. Daneben scheint uns aber ein zweiter Gesichtspunkt bedenkenswert: Viele Familien im Kosovo hängen finanziell von dem Geld ab, das ihnen oftmals ein einziges im Ausland arbeitendes Familienmitglied (gewöhnlich jüngere Männer) regelmässig schickt. Deshalb würde ein (vielleicht befristetes) Bleiberecht für alle Kosovo-Albaner, die bislang keine gesicherte Aufenthaltserlaubnis besitzen, ein aktiver und ein (da die betreffenden Personen ja Arbeit haben) praktisch kostenfreier Beitrag zur humanitären Hilfe für die Bevölkerung im Kosovo darstellen.

2. Unterstützung derjenigen Kräfte im Kosovo, die offen für eine politische Lösung sind.

Eine solche Unterstützung könnte z.B. in einem Dialog über unsere Wahrnehmung der internationalen Interessen und Konstellationen bestehen und in der Unterstützung der weiterhin bestehenden Elemente des gewaltfreien Widerstandes (Bildungswesen, Gesundheitswesen), solange keine politische Lösung die Normalisierung des Alltags ermöglicht. 3. Einbeziehung der Serben im Kosovo in Bemühungen um eine politische Lösung. Nachdem lange Zeit die lokalen Serbinnen und Serben eher Manövriermasse für Belgrad als eigenständige politische Kraft waren, zeichnen sich jetzt eine verstärkte politische Organisation und Willensbildung ab. Diese Gruppen sollten unbedingt in den Dialog mit einbezogen werden.

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Kosov@: Hintergrundinformationen zum Konflikt
4. Richten der Aufmerksamkeit auf die politischen Entwicklungen in Serbien,

besonders auf die seit der Drohung mit einem NATO-Angriff massiv gestiegene Unterdrückung der Opposition (oppositioneller Medien; Hochschulen; Drohungen gegen Friedens- und MenschenrechtsaktivistInnen). Serbien hält immer noch einen Schlüssel zur Lösung des Konfliktes in der Hand. Die Stärkung einer demokratischen Opposition könnte daher mittelfristig der beste Weg sein, zu einer Entspannung der Konflikte in der Region zu kommen.

5. Oeffentlichkeit und politischen Druck

dafür schaffen, dass jetzt - nicht erst, wenn der Konflikt dort zur Gewalt eskaliert ist - die Situation in Montenegro und in Makedonien in den Mittelpunkt von Aufmerksamkeit gestellt wird.

Dies stellte eine Antwort auf die - reale - Gefahr der Konfliktausweitung auf diese Regionen dar, die wie oben dargelegt in unseren Augen unabhängig davon besteht, ob dem Kosovo Souveränität zürkennt wird oder nicht. Es ist in der Zivilen Konfliktbearbeitung längst ein "alter Hut", dass Prävention leichter als Intervention in gewaltsame Konflikte ist. Dennoch fehlt es hier einmal wieder an "early action".

24. März 1999, 10.00 Uhr

Ansprechpartnerin beim Bund für Soziale Verteidigung in Sachen Kosovo: Christine Schweitzer




Ringstr. 9a, 32427 Minden, Tel. 0571/29456, Fax: 0571/23019

E-Mail:   soziale_verteidigung@t-online.de
Internet: http://www.dfg-vk.de/bsv/





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