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Panzer in die Türkei? - Inhalt


vom:
24.04.2001

Panzer in die Türkei?:

  Echo/Presse

Ankara muss sparen - auch an neuen Panzern

Bremer Nachrichten, Susanne Güsten

Wirtschaftskrise zwingt Türkei zur Vertagung der umstrittenen Entscheidung über den "Leopard 2"


Von unserer Korrespondentin Susanne Güsten

Istanbul. Rot-Grün ist erst einmal aus dem Schneider: Der Bundesregierung bleibt eine Zerreißprobe wegen des umstrittenen Panzergeschäfts mit der Türkei erspart, denn Ankara hat die Entscheidung wegen der Wirtschaftskrise vertagt, wie jetzt offiziell bestätigt wurde. Ankaras Beschaffungsentscheidung werde erst in einem Jahr fallen und nicht wie geplant Ende dieses Monats, hieß es am Mittwoch in Militärkreisen. Zwar sollen die technischen Erprobungen der vier an der Ausschreibung für das 15-Milliarden-Mark-Geschäft beteiligten Panzer wie geplant abgeschlossen werden. Die politische Entscheidung darüber, ob die Türkei den deutschen Panzer Leopard 2 oder lieber ein anderes Modell haben will, soll aber erst 2002 fallen. Diplomatische Beobachter in Ankara halten es zudem für möglich, dass die türkische Regierung die endgültige Beschlussfassung dann noch einmal bis nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr vertagt - in der Hoffnung, dass Berlin dann weniger Bedenken gegen einen Verkauf des Leopard an Ankara haben wird.

Als Beitrag zum neuen Sparkurs von Wirtschaftsminister Kemal Dervis will die türkische Armee bei Rüstungsprojekten mehr als 40 Milliarden Mark einsparen. Die Verschiebung des Baus von 1000 modernen Kampfpanzern für rund 15 Milliarden Mark ist einer der größten Posten in diesem Streichkonzert, zudem wird die Zahl neuer Kampfhubschrauber reduziert und auf den Bau eines Spionagesatelliten verzichtet.

Leopard-Hersteller Krauss-Maffei-Wegmann in München sieht in der Verschiebung der türkischen Entscheidung keinen Anlass, die Bewerbung zurückzuziehen. "Es ist ja nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben", sagte ein Firmensprecher. "Der Leopard bleibt im Wettbewerb."

Für den Bau der 1000 neuen Kampfpanzer im Rahmen eines Joint Ventures sucht die Türkei einen ausländischen Partner; neben dem Leopard bewerben sich Panzer aus den USA, der Ukraine und aus Frankreich um den Zuschlag. Die Panzer werden seit dem vergangenen Jahr in der Türkei getestet; schon die Entsendung des Leopard- "Testpanzers" hatte vor zwei Jahren erhebliche Spannungen in der rot-grünen Koalition in Berlin ausgelöst. Besonders die Grünen wenden sich wegen der schlechten Menschenrechtslage in der Türkei gegen den Export der Panzer-Technologie an Ankara; in den vergangenen Monaten erklärte die Regierung deshalb mehrmals, unter den gegenwärtigen Bedingungen könne die Türkei nicht mit einer Zustimmung des Bundessicherheitsrats zu einer Exportlizenz für den Leopard rechnen.

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Die Wirtschaftskrise stellt in der Türkei aber nicht nur die Anschaffung neuer Panzer in Frage, sondern auch die Modernisierung älterer Waffensysteme. Panzerverbände im Grenzgebiet zu Griechenland im europäischen Teil der Türkei sollen entgegen der bisherigen Planung bis auf weiteres mit ihren alten Panzern des deutschen Typs Leopard 1 und des amerikanischen Modells M-60 Dienst tun, wie die Zeitung "Milliyet" jetzt berichtete. Nicht zuletzt wegen der Entspannung im Verhältnis zum traditionellen Rivalen Griechenland sei die türkische Armee zu der Auffassung gelangt, dass die Modernisierung dieser Verbände warten könne. Dagegen werden die türkischen Panzer an den Grenzen zum Kaukasus, zu Iran und zu Syrien trotz Krise und Geldmangels auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Quelle: Bremer Nachrichten 19.04.01

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