Ostermär-
sche 2001


vom:
10.04.2001

update:
12.04.2001


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Ostermärsche und -aktionen 2001

 Echo/Presse

Presseplitter/Vorausberichte ab 10.04

div. Zeitungen und Agenturen

jw 10.04.: Sackgasse für Friedensbewegung?

ddp 10.04.: Friedensbewegung kritisiert Rolle der Bundeswehr bei Auslandseinsatz

Berliner Zeitung 10.04.: PDS nicht beim Ostermarsch

Delmenhorster Kreisblatt 10.04.: Osterrmarsch durch Oldenburg

NN 10.04.: Stimme des Protestes gegen Rüstung ist zwar schwächer geworden, aber nicht verstummt

ND 11.04.: Friedensbewegung demonstriert in Berlin

Main-Echo 11.04.: Ziel: »Kriege verhindern - Für Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität«

FNP 11.04.: Den Oster-Marschierern gehen die heißen Themen aus

FR 11.04.: Ostermarsch am Montag

KN 12.04.: Wir sind jetzt ganz anders engagiert

OP 12.04.: Karfreitag Ostermarsch und Friedensfest

KN 12.04.: Ostermärsche gegen Umbau der Bundeswehr

taz 12.04.: Gegen künftige Kriege demonstrieren

taz 12.04.: Kasten: Ostermärsche: 10.000 Teilnehmer

NZ 12.04.: Ostermarsch für den Frieden Demonstration gegen Bundes- wehr als eine Angriffsarmee

SZ 12.04.: Tradition wird fortgesetzt

SZ 12.04.: Antimilitaristische Demonstrationen wieder belebt

Südwestpresse 12.04.: Eine Bewegung sucht neuen Antrieb



Quelle: junge Welt 10.04.2001

Sackgasse für Friedensbewegung?

junge Welt sprach mit Hans-Jochen Vogel

F: So präsent die Chemnitzer Friedensinitiative während und nach dem Jugoslawienkrieg war, um so ruhiger scheint es momentan. Ziehen Sie sich zurück?

Nein, wir verordneten uns eine Besinnungs- und Kreativpause für geistige Aufbauarbeit nicht nur im Rahmen der Friedensinitiative, sondern auch in einer neuen Arbeitsgemeinschaft Offene Kirche Sachsen sowie zur Weiterführung des Dresdner Friedenssymposiums. Stattgefunden hat also einiges, nur eben nichts Spektakuläres. Deshalb scheint es nur so, als wäre der diesjährige 12. Chemnitzer Ostermarsch seit längerem wieder die erste Öffentlichkeitsaktion.

F: Rechnen Sie mit großer Beteiligung?

Friedensengagement läßt sich in Bedrohungs- oder aktuellen Angstsituationen leichter vermitteln, und Menschen lassen sich dann eher auf die Straße bringen. Deshalb werden wir so eine große Beteiligung wie im Jahr des Kosovokrieges nicht so schnell wiederbekommen. Dennoch kann sich der Chemnitzer Ostermarsch auf einen recht breiten Stamm jährlicher Teilnehmer verlassen.

F: Welche aktuellen Schwerpunkte setzen Sie?

Über den Ostermarsch hinaus geht es uns erstens um die Kernaussage, daß die Friedensbewegung recht hatte mit ihren Einschätzungen zu Jugoslawien; freilich ein Negativtriumph. Zweitens müssen wir uns bei aller Notwendigkeit solcher Öffentlichkeitsbekenntnisse wie des Ostermarsches inhaltlich etwas mehr einfallen lassen. Einfach auf die Straße zu gehen und irgendeine Losung zu rufen, ist nur begrenzt sinnvoll, nicht nur, weil man der schwer durchsehaubaren aktuellen Situation kaum mit Schlagworten beikommen kann, sondern auch, weil man dadurch nur sparsam eine wirkliche Auseinandersetzung mit den Themen erreicht. Unser dritter Schwerpunkt ist die medial gar nicht so dramatisch und einschneidend bewertete Umstrukturierung der Bundeswehr und die Einrichtung von EU-Interventionstruppen

F: Ihr Prozeß in zweiter Instanz vorm Landgericht Berlin wegen Unterzeichnung des Desertionsaufrufes im Zusammenhang mit dem NATO-Krieg gegen Jugoslawien steht noch aus. "Sehnen" Sie sich danach?

Erpicht bin ich nicht darauf Mir wäre eher daran gelegen, endlich aufzurollen, was mit den Verantwortlichen für den Krieg, die die Einstiegs- und weiteren Lügen sowie die Bombardierungen veranlaßten, passiert und eine Diskussion darüber loszubrechen, wie solch ein Krieg künftig verhindert werden kann. Dafür sind die noch ausstehenden Prozesse nur begrenzt nutzbar, da in den Urteilen fast ausschließlich auf die freie Meinungsäußerung und nicht auf die Völkerrechtswidrigkeit des Krieges abgestellt wird, obgleich die Enthüllungen der letzten Monate über die Zusammenhänge des NATO-Krieges gegen Jugoslawien die Position der Aufrufunterzeichner bestätigen.

F: Müßte nicht quer durch die Gesellschaft die Diskussion um den Jugoslawienkrieg neu aufgenommen werden?

Vielen ist sicherlich bewußt, daß diese Diskussion fällig wäre. Aber wie bei der DDR-Führung dominiert auch bei den heutigen "Eliten" die Angst vor den Konsequenzen solcher Debatten. Doch das Leben in der Lüge zerstört den einzelnen und die Gesellschaft

* 12. Chemnitzer Ostermarsch, Freitag, 13. April, Beginn: 9 Uhr am Chemnitzer Rathaus, Markt

* Pfarrer i.R. Hans-Jochen Vogel ist Mitbegründer der Chemnitzer Friedensinitiative, die auch den diesjährigen Ostermarsch organisiert

Interview: Annett Bartl



Quelle: ddp 10.04.2001 - 04.26 Uhr

(ddp-Interview) Friedensbewegung kritisiert Rolle der Bundeswehr bei Auslandseinsatz

Velbert (ddp). Die Friedensbewegung will sich bei den diesjährigen Ostermärschen mit der Ro1le der Bundeswehr bei den Auslandseinsätzen kritisch auseinander setzen. Dabei gehe es "nicht mehr um die Verteidigung des eigenen Territonums, sondern um die Möglichkeit der Intervention auch zu wirtschaftlichen Zwecken", sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK), Kai-Uwe Dosch, in Velbert in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp. Die diesjährigen Ostermärsche der Friedensbewegung richteten sich "vor allem gegen den Krieg, den die Bundeswehr im Ausland führt".

Dosch stellt seit der Glanzzeit der Friedensbewegung Anfang der 80er Jahre eine schwindende Resonanz auf die Ostermärsche fest. Es fehlten "die besonderen Anlässe, mit denen man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen kann", sagte der Friedensaktivist. Außerdem glaubten große Teile der Bevölkerung irrtümlicherweise "tatsächlich, dass wir nur noch humanitäre Einsätze, aber keine Kriege mehr auf der Welt führen". Dabei seien beispielsweise auch die militärischen Auseinandersetzungen mit Jugoslawien "ein klarer Angriffskrieg gewesen", sagte Dosch. Ein anderer möglicher Grund für das erlahmende Interesse sei die Entspannung. Von Osteuropa aus drohe kein Angriffskrieg mehr.

Dosch räumte zudem eigene Mobilisierungsprobleme der Friedensbewegung ein. Die vielen verschiedenen Verbände verfolgten nicht immer die gleichen Ziele. So gebe es "unter den Friedensbewegten Berufsgruppen, Kirchen, Parteien und Gewerkschaften, die sich nur selten auf ein gemeinsames Vorgehen einigen" könnten. Die DFG-VK habe für die Zeit bis zur Bundestagswahl den Kampf gegen die allgemeine Wehrpflicht zum Thema gemacht. Dosch kritisierte die Praxis der Einberufung zu Armee und Zivildienst als "völlig überflüssig und für die davon Betroffenen als menschenrechtsverachtend". Seine Organisation ist nach eigenen Angaben mit rund 7.000 Mitgliedern die größte innerhalb der Friedensbewegung. (fpr/bei)



Quelle: Berliner Zeitung, 10.4.2001

PDS nicht beim Ostermarsch

30 Initiativen beteiligen sich

Mehr als 30 Initiativen rufen in diesem Jahr zum traditionellen Ostermarsch auf. Die Demonstration beginnt am Ostermontag um 13 Uhr am Brandenburger Tor und endet um 15 Uhr auf dem Alexanderplatz. Der Ostermarsch richtet sich besonders gegen Militäreinsätze der Bundeswehr. Parallel dazu startet die "Berliner Friedenskoordination" eine Unterschriftenkampagne. Beide Aktionen stehen unter dem Motto "Kriege verhindern - Einsatzkräfte abschaffen". Zu den Unterstützern gehören unter anderen Pax Christi, die Internationale Liga für Menschenrechte und Gewerkschaftsgruppen. Gefordert wird, Geld statt für neue Militärausrüstung für die Bildung einzusetzen. Die PDS hat den Aufruf erstmals nicht unterzeichnet. "Trotz einiger unglücklicher Sätze wundere ich mich sehr", sagte Mitinitiatorin Laura von Wimmersperg. PDS-Schatzmeisterin Silvia Müller sagte, ihre Partei könne mehreren Formulierungen im Aufruf nicht zustimmen. So seien etwa Taten von Neonazis missverständlich in die Nähe von Politikern gerückt worden.

Bei den Ostermärschen hatten noch in den 80er-Jahren Hunderttausende gegen Aufrüstung in Ost und West protestiert. Im vergangenen Jahr kamen zu der Aktion etwa tausend Demonstranten. (mm.)



Quelle: Delmenhorster Kreisblatt 10.04.2001

Osterrmarsch durch Oldenburg

Elf Gruppen, Initiativen und Parteien haben zum Ostermarsch in Oldenburg aufgerufen. Die Auftaktveranstaltung beginnt am Sonnabend, 14. April, um 11 Uhr am Artillerie-Denkmal an der Ofener Straße. Es sprechen Vertreter des DGB und der Esterwege-Initiative. (lrö)



Quelle: Nürnberger Nachrichten 10.04.2001

20 Jahre Ostermarsch:
Stimme des Protestes gegen Rüstung ist zwar schwächer geworden, aber nicht verstummt

Stachel im allzu bequemen Politik-Vertrauen

Auf dem Höhepunkt der Pershing-Diskussion 1984 strömten 40 000 Menschen zum Egidienberg - Öffentliche Diskussion erzwungen

VON ARMIN JELENIK

Jutetasche und Transparent im Anschlag, den Button mit der weißen Taube an den Kragen geheftet - so eroberten 10 000 friedensbewegte Männer, Frauen und zahlreiche Kinder Ostern 1982 den Platz vor der Lorenzkirche. Am Montag werden die Ostermarschierer zum 20. Mal in ununterbrochener Folge für Frieden, Abrüstung und soziale Gerechtigkeit demonstrieren. Denn der Kalte Krieg ist zwar längst vorbei, und die Friedensbewegung lockt nicht mehr Zehntausende auf die Straßen, doch die Schwerter sind noch immer nicht zu Pflugscharen geworden.

"Das war schon ein überwältigendes Erlebnis", erinnert sich Hans Joachim Patzelt, dienstältester Sprecher des Nürnberger Friedensforums, an den ersten Ostermarsch und die Abschlusskundgebung vor der Lorenzkirche. Mit selbst gebastelten Raketenattrappen und Transparenten war die Menschenmenge aus der Süd- und Nordstadt durch strömenden Regen und winterliche Kälte in das Zentrum gezogen und hatte eindrucksvoll der Politik die Stirn gezeigt. Die debattierte damals die Stationierung von amerikanischen Kurzstreckenraketen auf deutschem Boden, und der Widerstand gegen den Plan, der die Mitte Europas im Fall eines Krieges in ein atomares Schlachtfeld verwandelt hätte, war alles andere als lautstark.

Protest von unten

Parteien, Kirchen, Gewerkschaften seien der Friedensbewegung - von vielen als "Handlanger Moskaus" verschrien - oft sehr kritisch gegenüber gestanden, erzählt Hans Joachim Patzelt. "Das war ein echter Protest von unten, aber mit Auswirkungen nach oben", begeistert sich der 62-jährige "Friedensgrufti von Nürnberg", wie er sich gerne tituliert, für die Aufbruchsstimmung der Anfangsjahre. Kreativ, lebendig und mit viel Witz habe man einen phantasielosen Staat, der die öffentliche Diskussion scheute, zur Auseinandersetzung gezwungen. Straßentheater, Happenings, Kabarett, Musik und immer wieder die Verknüpfung des Themas Wettrüsten mit den sozialen Problemen des Landes, wurden schnell auch in Nürnberg zu Markenzeichen des friedlichen Kampfes gegen den Krieg.

Das Konzept ging auf: 1983 kamen bereits 20.000 Menschen, 1984, nachdem die Raketen in Deutschland stationiert worden waren, füllten 40.000 Demonstranten an Ostern den Egidienberg. "Das war ein Skandal, als unsere Recherchen ergaben, dass natürlich auch in der Region, eventuell sogar in der Nürnberger Südkaserne, die Pershings standen und die Kommunalpolitiker davon nicht informiertwaren", berichtet Patzelt. Die Nürnberger SPD-Oberbürgermeister Andreas Urschlechter und später Peter Schönlein mussten sich mit den penetrant bohrenden Friedensaktivisten ebenso auseinandersetzen wie ihre Kollegen in Feucht, Herzogenaurach und Erlangen, wo die Raketen ebenfalls vermutet wurden.

Der Stachel im allzu bequemen und leichtgläubigen Vertrauen auf die Versicherungen der Politiker sind die Ostermarschierer und die Friedensbewegung geblieben. Auch wenn der "weltpolitische Glücksfall" und frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, der sich Ende 1988 zu einseitigen Abrüstungsschritten bereit erklärte, in den 90er Jahnren beinahe das Aus der österlichen Proteste bedeutet hätte. "Heute sind wir froh, wenn 500 Menschen kommen", gibt Patzelt zu, "obwohl wir immer noch jede Menge Arbeit haben".

Mit dem Ende des Kalten Krieges ging vielen Demonstranten die Motivation für das liebgewonnene Ritual verloren, auch wenn die Welt nicht friedlicher wurde. Jugoslawien-Kriege, Umbbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee und das Weltraumrüstungsprogramm der USA sind nach Meinung des "Friedensgrufties" noch immer Grund genug, jedes Jahr aufs Neue auf die Straßen zu gehen. Denn eines ist dem Sprecher des Friedensforums im Lauf von 20 Ostermärschen klar geworden: "Ohne die Friedensbewegung wäre es mit der Aufrüstung immer so weiter gegangen." Der diesjährige Ostermarsch am Ostermontag, 16. April, steht unter dem Motto "Keine Angriffsarmee - abrüsten". Die Auftaktveranstaltungen in Nürnberg beginnen um 13 Uhr auf dem Olof-Palme-Platz und um 14 Uhr auf dem Kopernikusplatz. In Erlangen geht es um 12 Uhr auf dem Hugenottenplatz los. Die Abschlusskundgebung vor der Lorenzkirche beginnt um 15 Uhr, Redner sind die belgisch-flämische Friedensaktivisten Ludo de Brabander und Hans Joachim Patzelt. Um 16.30 Uhr wird zum Friedensgebet in die Lorenzkirche eingeladen.



Quelle: Neues Deutschland 11.04.2001

Ostermärsch: Friedensbewegung demonstriert in Berlin

Auseinandersetzung mit Bundeswehr-Rolle im Ausland

Berlin (ddp/ND). Auch in diesem Jahr wird es einen Ostermarsch der Friedensbewegung in Berlin geben. Die Kampagne steht unter dem Motto "Kriege verhindern - Einsatzkräfte abschaffen", so die "Berliner Friedenskoordination" am Dienstag. Höhepunkt soll eine Kundgebung am Ostermontag am Alexanderplatz sein.

Die Friedensbewegung will sich bei den diesjährigen Ostermärschen mit der Rolle der Bundeswehr bei Auslandseinsätzen kritisch auseinander setzen. Dabei gehe es "nicht mehr um die Verteidigung des eigenen Territoriums, sondern um die Möglichkeit der Intervention auch zu wirtschaftlichen Zwecken", sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) Kai-Uwe Dosch, in Velbert. Die diesjährigen Ostermärsche der Friedensbewegung richteten sich "vor allem gegen den Krieg, den die Bundeswehr im Ausland führt".

Dosch stellt seit der Glanzzeit der Friedensbewegung Anfang der 80er Jahre eine schwindende Resonanz auf die Ostermärsche fest. Es fehlten "die besonderen Anlässe, mit denen man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen kann", sagte der Friedensaktivist. Außerdem glaubten große Teile der Bevölkerung irrtümlicherweise "tatsächlich, dass wir nur noch humanitäre Einsätze, aber keine Kriege mehr auf der Welt führen". Dabei seien beispielsweise auch die militärischen Auseinandersetzungen mit Jugoslawien "ein klarer Angriffskrieg gewesen", betonte Dosch. Er räumte zudem eigene Mobilisierungsprobleme der Friedensbewegung ein.



Quelle: Main-Echo, 11.04.2001 (Lokal - Offenbach)

Ziel: "Kriege verhindern - Für Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität"

DGB und Friedensbeirat rufen auf zum Ostermarsch - Kundgebung in Bruchköbel

Main-Kinzig-Kreis. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Friedensbeirat rufen alle Menschen im Main-Kinzig-Kreis auf, sich am diesjährigen Ostermarsch zu beteiligen. Unter dem Motto: "Kriege verhindern - Für Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität" werden die Ostermarschierer sich am Karfreitag in Bruchköbel und Ostermontag in Frankfurt treffen, so Ferdinand Hareter, DGB-Kreisvorsitzender und Sprecher des Friedensbeirats.

"Die NATO hat vor zwei Jahren unter Mitwirkung der Bundesregierung Krieg gegen Jugoslawien geführt. Es hieß, man wolle einen Völkermord verhindern. Dabei hat die NATO das Völkerrecht gebrochen, Grundgesetz und UNO-Charta wurden außer Kraft gesetzt. Heute wissen alle, einen Völkermord gab es nur bei den Propagandisten des Krieges. Unschuldige Menschen mussten sterben. Ein Land wurde zerstört. Uranhaltige Munition belastet die Lebensgrundlagen der Menschen über Generationen. Selbst die eigenen Soldaten wurden nicht verschont", erklärte Hareter.

"Auch jetzt, da die Lügen geplatzt sind", so Hareter mit Verweis auf jüngste Medien-Recherchen weiter, "drücken sich die Verantwortlichen um das Eingeständnis ihrer Schuld. Erneut wurde der Beweis erbracht, dass Krieg kein politisches Problem im Interesse der Menschen löst." Dennoch stehe es nicht gut um den Frieden. Der DGB-Sprecher: "Krieg soll Mittel der Politik bleiben. Die Strategie der militärischen Intervention, in Jugoslawien erprobt, wird weiterentwickelt. So sollen wirtschaftliche und politische Großmachtinteressen der führenden NATO-Länder weltweit durchgesetzt werden."

Die NATO rüste weiter auf. 210 Milliarden Mark, die beim Sozialen fehlen, sollen in den nächsten Jahren alleine für die Modernisierung der deutschen Waffen ausgegeben werden. Die Europäische Union mache nun als eigenständige Militärmacht von sich reden. Die Bundesregierung versuche, den Unterschied zwischen Wahlversprechen und realer Politik zu vernebeln. Während zivile Friedensdienste marginal gefördert werden, werde die Bundeswehr zur weltweit operierenden Interventionsarmee umgebaut. Hareter: "Mit dem einstigen Verteidigungsauftrag hat das nichts mehr zu tun. Das sagen inzwischen auch ehemalige Generäle der Bundeswehr."

Unglaubwürdig sei auch die deutsche Rüstungsexportpolitik. Sie solle zwar restriktiv ausgerichtet sein, liege aber weltweit an der Spitze. Damit öffne die Bundesregierung dem Handel mit dem Tod Tür und Tor.

Die Friedensbewegung fordere eine Abkehr von Rüstung und Krieg. "Eine vorausschauende Politik muss her, die durch zivile Konfliktlösungen zu einem friedlichen Ausgleich führt."

Deshalb fordern die Veranstalter des Ostermarschs in Bruchköbel:



-Ziel: "Kriege verhindern - Für Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität" einen Verzicht auf jegliche Militäreinsätze und die sofortige Auflösung der "Einsatzkräfte" für Auslandseinsätze;



-Beachtung des Friedensgebotes des Völkerrechts und die umfassende Förderung von ziviler Konflikt- und Krisenprävention;



-eine quantitative und qualitative Abrüstung und die Verwendung der frei werdenden Mittel für soziale, ökologische und kulturelle Aufgaben;



-einen sofortigen Stopp von Rüstungsexportgeschäften;



-ein Nein zu weiterer Atomrüstung und ein Verbot von Uran-Munition;



-den Abzug der NATO-Truppen aus Jugoslawien und Beseitigung der Kriegsschäden;



-keine weitere Abschiebung von Kriegsflüchtlingen über den Frankfurter Flughafen.


"Für die Herausforderungen des begonnenen Jahrtausends brauchen wir nicht mehr Waffen. Wir brauchen Abrüstung, soziale Gerechtigkeit und eine umweltverträgliche Wirtschaftspolitik", betont Hareter. Statt eines internationalen Waffenhandels fordere die Friedensbewegung internationale Solidarität, eine Entschuldigung der armen Länder und ein friedliches Zusammenleben der Völker.

Die Veranstaltungen im Einzelnen:

Karfreitag, 13. April, 14 Uhr Kundgebung in Bruchköbel, Auf dem Freien Platz. Es sprechen Matthias Jochheim, Internationale Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung (IPPNW), und Pfarrer Otto Löber, Nidderau. Anschließend findet ein Friedensfest an der Dicken Eiche statt.

Ostermontag, 16. April, 13 Uhr Abschlusskundgebung in Frankfurt auf dem Paulsplatz. Abmarsch der Ostermarschierer auch aus dem Main-Kinzig-Kreis ist um 11 Uhr in Offenbach vor dem Rathaus.



Quelle: Frankfurter Neue Presse 11.04.2001

Den Oster-Marschierern gehen die heißen Themen aus

(Stuttgart). Klar, es werden sicherlich wieder ein paar Tausend sein, die am Ostersonntag und Ostermontag auf die Straße gehen, um für Abrüstung und für den Frieden zu demonstrieren. Aber die heißen, emotionalen Themen sind es nicht mehr, die früher Hunderttausende auf die Straße brachten. Ihren Höhepunkt hatten die Ostermärsche 1983. Nach dem Beschluss der Nato, mit Pershing-II-Raketen und Cruise Missile-Marschflugkörpern auf die Stationierung sowjetischer SS-20-Mittelstrecken-Raketen zu reagieren, zogen damals 700 000 Demonstranten an Ostern durch die Städte der Bundesrepublik.

Mit dem Ende des Kalten Krieges und nach der Einigung zwischen den USA und der UdSSR über den Abbau der atomaren Mittelstrecken-Waffen 1987 und dem Abzug der Pershing-Raketen der Amerikaner verlor die Ostermarsch-Bewegung ihr großes Motivationsthema.

Nur der Golf-Krieg 1991 brachte nochmals einen größeren Schub. Die einstige Massenbewegung wurde danach zu einer Außenseiterveranstaltung.

Erst durch den Kosovo-Krieg erhielten die Ostermarschierer 1999 wieder neuen Auftrieb. Doch beim Protest gegen den Krieg im Kosovo waren Grüne und SPD, in früheren Jahren eifrige Ostermarschierer, nicht mehr dabei. Die Welt war zu kompliziert geworden für die einfachen Antworten der Friedensbewegung von früher. Angesichts der Vorkommnisse im ehemaligen Jugoslawien konnte, je nach Blickwinkel, ein militärischer Einsatz zu Gunsten der Menschenrechte humaner wirken, als friedliches Zusehen bei Massenmorden.

Joschka Fischer, der zu grünen Oppositionszeiten noch gegen den Feldzug gegen Saddam Hussein gewettert hatte, riskierte nun als Außenminister wegen seines Eintretens für die Nato-Intervention im Kosovo eine Spaltung seiner Partei, konnte sich aber, wenn auch von einem Farbbeutel-Wurf lädiert, beim Bielefelder Parteitag im Mai 1999 durchsetzen. Damit war sicher: Auch die Grünen hatten ihre pazifistische Unschuld verloren.

"Wer in der Regierung sitzt, kann schlecht gegen die eigene Politik demonstrieren", sagte dazu rückblickend ein Sprecher des "Friedensnetzes", dessen Organisation auch in diesem Jahr wieder die Märsche organisiert. Den ersten Bruch innerhalb der Ostermarsch-Bewegung hatte es 1970 gegeben. Die Beteiligung kommunistischer Organisationen an den Kundgebungen führte unter dem Eindruck des Einmarsches von Ostblock-Truppen in die CSSR zu einem starken Rückgang der Teilnehmer.

Die Ostermarsch-Bewegung gibt es seit rund 40 Jahren. Sie hat ihren Ausgangspunkt in London. Als geistiger Vater gilt der britische Philosoph Bertrand Russel.

Da nun das klassische emotionale Thema - Protest gegen die atomare Rüstung - fehlt, suchen die Veranstalter neue Themen. Die Oster-Aktionen 2001 laufen unter dem Motto "Millionen für den Frieden - statt Milliarden für den Krieg". Doch auch die Veranstalter wissen, dass ihnen die Sparaktionen bei der Bundeswehr und die geplante Schließung von Bundeswehrstandorten bei der Mobilisierung nicht hilft.

Zu den großen Mitveranstaltern der diesjährigen Ostermärsche gehören der Deutsche Gewerkschaftsbund, die ökumenische Aktion "Ohne Rüstung leben", die katholische Friedensbewegung "Pax Christi", die Deutsche Friedensgesellschaft, die "Ökumenische Aktion für Frieden und Gerechtigkeit" und in erster Linie das "Friedensnetz", das via Internet die Aktionen organisiert.

"Friedenspolitik braucht keine Milliarden für Aufrüstungsprogramme, sondern einen Bruchteil davon für die Beseitigung von Hunger und Armut", meint der Sprecher des Stuttgarter Friedensnetzes. "Alle reden davon, die Bundeswehr kriegsfähig zu machen, niemand redet mehr von Verteidigung." Aber auch er glaubt, dass dieses Thema von den Menschen nicht mehr so brisant eingestuft wird, dass sie demonstrieren gehen.

Im vergangenen Jahr gingen in Deutschland in rund 60 Städten mehrere zehntausend Menschen auf die Straße, um für einen Verzicht auf Auslandseinsätze der Bundeswehr und das Verbot von Rüstungsexporten zu demonstrieren. Die meisten Menschen beteiligten sich an Kundgebungen in der Wittstocker Heide bei Berlin, wo 4000 Demonstranten gegen einen geplanten Bombenabwurfplatz der Bundeswehr protestierten. (dpa/ds)



Quelle: Frankfurter Rundschau 11.04.2001

Ostermarsch am Montag

DGB ruft zur Teilnahme auf / Kundgebung am Paulsplatz

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Frankfurt hat zur Teilnahme an den diesjährigen Ostermärschen aufgerufen. "Kriege verhindern, für Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität", lautet in diesem Jahr das Motto.

Im Krieg gegen Jugoslawien sei erneut der Beweis erbracht worden, "dass mit militärischen Mitteln kein politisches Problem im Interesse der Menschen zu lösen ist", schreibt DGB-Chef Harald Fiedler. "Ein Land wurde zerstört. Uranhaltige Munition belastet die Lebensgrundlagen der Menschen über Generationen. Die Lage in der Region bleibt explosiv." Vor diesem Hintergrund seien die Forderungen des Ostermarsches hochaktuell.

Wie das Ostermarschbüro, das wie in den Vorjahren im Gewerkschaftshaus untergebracht ist, mitteilt, wenden sich die Demonstrationen in diesem Jahr vor allem gegen den geplanten Umbau der Bundeswehr in eine "Interventionsarmee" und die "weitere Militarisierung Europas". Die Ostermarschierer fordern unter anderem den Abzug der Nato-Truppen aus Jugoslawien und eine Beseitigung der Kriegsschäden. Sie sprechen sich gegen weitere Abschiebungen von Kriegsflüchtlingen über den Frankfurter Flughafen aus.

Zu der Kundgebung auf dem Paulsplatz, wo am Ostermontag von 13 Uhr an neben Vertretern der Friedensbewegung auch der Gewerkschafter Hans Kroha und der spanische Europaabgeordnete Pedro Marset Campos sprechen, setzen sich mehrere Sternmärsche in Bewegung: Treffpunkt in Rödelheim ist um 10.30 Uhr am S-Bahnhof, in Eschersheim um 11 Uhr am Weißen Stein. Eine halbe Stunde später setzen sich die Niederräder vom Bruchfeldplatz aus in Bewegung. In Offenbach ist um 11 Uhr Treffpunkt am Rathaus. In Egelsbach startet gegen 11 Uhr vom Kirchplatz aus eine Fahrrad-Kolonne. Zwischenstationen sind in Langen, Dreieich und Neu-Isenburg vorgesehen.

Insgesamt rechnet das Ostermarschbüro, erreichbar unter der Telefonnummer 069/24249950, mit mehreren hundert Teilnehmern. Vor einem Jahr waren es 700 nach Polizei - und 1.500 nach Veranstalterangaben. (ft)



Quelle: Kielener Nachrichten: 12.04.

"Wir sind jetzt ganz anders engagiert"

Konrad Tempel organisierte 1960 ersten deutschen Ostermarsch - Friedenskämpfer haben seit Jahren Nachwuchsprobleme

Ahrensburg (AFP) Der 69-jährige Konrad Tempel und seine Frau Helga werden an Ostern vielleicht wieder dabei sein. Noch plagt das Ehepaar aus Ahrensburg in Schleswig-Holstein jedoch Zweifel, ob sie sich am Hamburger Ostermarsch beteiligen sollen. "Wir sind jetzt ganz anders engagiert", begründet der frühere Lehrer seine Bedenken. Dabei gehörte Konrad Tempel zu den Organisatoren des ersten Ostermarsches auf deutschem Boden im Jahr 1960. Auch in den folgenden Jahren zog es das Ehepaar gemeinsam mit Hunderttausenden an den Osterfeiertagen immer wieder auf die Straße. Sie waren Teil einer internationalen Friedensbewegung. Wie Familie Tempel haben aber inzwischen viele Menschen den Ostermärschen den Rücken gekehrt - die Friedenskämpfer haben Nachwuchsprobleme.

Die Ostermarsch-Bewegung war aus Großbritannien nach Deutschland übergeschwappt. Ende der 50er Jahre wurde dort die "Campaign for Nuclear Disarmament" - "Kampagne für nukleare Abrüstung" - ins Leben gerufen. An den ersten Marsch der britischen Friedenskämpfer im Jahr 1958, der von London ins 83 Kilometer entfernte Atomforschungszentrum Aldermaston führte, kann sich Konrad Tempel noch gut erinnern. Freunde der Familie marschierten damals mit; ein Jahr später gehörte auch der deutsche Pazifist zu den Teilnehmern.

Gemeinsam mit gleichgesinnten Freunden aus dem "Verband der Kriegsdienstverweigerer" suchte das Lehrerehepaar Tempel dann auch in Deutschland nach einem Ziel für einen Ostermarsch. In der Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen wurden sie fündig. Dort hatte die Bundeswehr Atom-Raketen vom Typ "Honest John" getestet. Am Karfreitag 1960 starteten etwa 120 Demonstranten ihren viertägigen Protestmarsch von Hamburg zum Bundeswehr-Übungsplatz. Sie wollten ihr "entschiedenes und unwiderrufliches Nein zu atomaren Waffen öffentlich bekennen". Auch in Bremen, Göttingen, Hannover und Braunschweig formierten sich Friedenskämpfer zu einem Sternmarsch. Am Ostermontag trafen rund tausend Menschen in Bergen-Hohne zu einer Abschlusskundgebung ein.

Doch die Aktion stieß auch auf Bedenken. "Viele Pazifisten waren zu Hause geblieben, weil sie nicht glaubten, dass das etwas bringt", erinnert sich Organisator Tempel. In den kommenden Jahren wurde die Zahl der Zweifler aber immer kleiner. 1963 gingen bereits 50.000 Menschen auf die Straße, und fünf Jahre später waren es 300.000. Doch 1970 wollte kaum noch jemand an Ostern für den Frieden demonstrieren. Andere Themen beherrschten die politische Diskussion im Lande. Die Frauen kämpften für die Abschaffung des Abtreibungsverbots, Eltern für eine antiautoritäre Erziehung an den Schulen und Umweltschützer für den Ausstieg aus der Atomkraft.

Erst als 1979 der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) die Stationierung neuer atomarer Mittelstreckenraketen in Deutschland forderte, kam die Ostermarsch-Bewegung wieder in Schwung. Gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluss demonstrierten Anfang der 80er Jahre mehr Menschen als zur Hochzeit der Bewegung 20 Jahre zuvor. Die Angst vor einem Atomkrieg trieb mehrere hunderttausend Demonstranten zu Ostern auf die Straße.

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall des Ostblocks ebbte aber erneut das Interesse an den Ostermärschen ab. Seit Mitte der 90er Jahre zählen die Organisatoren bundesweit nur noch mehrere tausend Teilnehmer in West und auch in Ost. Dass die Tradition nach der Wende auch in den neuen Ländern aufgegriffen wurde, ist für den Geschäftsführer des Netzwerkes Friedenskooperative, Manfred Stenner, jedoch ein Grund zur Freude. Rund ein Drittel der Teilnehmer gehen nach seinen Angaben in Ostdeutschland auf die Straße.

An eine Wiederbelebung der Ostermärsche, wie vor 20 Jahren, glauben die Organisatoren von einst nicht mehr. "Wir haben heute keine Bedrohung mehr", sagt Andreas Buro, der bis 1969 Bundesvorsitzender der Bewegung war. Und Familie Tempel engagiert sich seit Jahren vor allem für die friedliche Lösung von Konflikten in Krisengebieten, wie auf dem Balkan. Dafür bildet das "Forum ziviler Friedensdienst" Fachleute aus; Bundesvorsitzende ist Helga Tempel.



Quelle: Offenbach Post-online, 12.04.01

Karfreitag Ostermarsch und Friedensfest

Main-Kinzig-Kreis (hp) Der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Friedensbeirat rufen zum diesjährigen Ostermarsch auf. Unter dem Motto: "Kriege verhindern - Für Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität" werden die Ostermarschierer sich am Karfreitag in Bruchköbel treffen, so Ferdinand Hareter, DGB-Kreisvorsitzender und Sprecher des Friedensbeirats. Zur Kundgebung, 14 Uhr, Auf dem Freien Platz, sprechen Matthias Jochheim, Internationale Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung (IPPNW) und Pfarrer Otto Löber, Nidderau. Anschließend findet ein Friedensfest an der Dicken Eiche statt.



Quelle: Kieler Nachrichten 12.04.01

Ostermärsche gegen Umbau der Bundeswehr

Frankfurt/Main (AP) Der Umbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee und das geplante Raketenabwehrsystem der USA sind in diesem Jahr Themenschwerpunkte der traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung. Die regional organisierten Märsche finden zwischen Karfreitag und Ostermontag statt, wobei die etwas größeren Veranstaltungen in der Regel auf Ostermontag terminiert sind. "Natürlich wird mit diesen Themen auch der Kosovo-Krieg vor zwei Jahren nachgearbeitet", erklärte Kristian Golla vom "Netzwerk Friedenskooperative" am Mittwoch.

"Während zivile Friedensdienste marginal gefördert werden, wird die Bundeswehr zur weltweit operierenden Interventionsarmee umgebaut", heißt es im Aufruf des Ostermarschbüros in Frankfurt am Main. Nötig sei eine vorausschauende Politik, die durch zivile Konfliktlösungen zu einem friedlichen Ausgleich führe.

Neben großem Zulauf bei den Ostermärschen in Frankfurt am Main und Berlin ist nach Gollas Angaben vor allem am Truppenübungsplatz in Wittstock nahe Berlin mit einer starken Beteiligung an der dortigen Protestaktion zu rechnen. Bürgerinitiativen wehren sich seit Jahren dagegen, dass das sogenannte Bombodrom, eine Bombenabwurfstelle aus DDR-Zeiten, weiterhin von der Bundeswehr genutzt wird. (
http://www.ostermarsch.de)



Quelle: taz 12.04.01

Gegen künftige Kriege demonstrieren

Tobias Pflüger, Mitorganisator des Bensheimer Ostermarsches, über die Aktualität der Friedensbewegung

taz: Wie kann die Friedensbewegung junge Menschen noch auf die Ostermärsche locken, wenn selbst die Grünen Einsätzen wie im Kosovo zustimmen?

Tobias Pflüger: Die Umfragen nach der Bombardierung des Irak zeigen, dass die Jüngeren eine solche Kriegspolitik ablehnen: Fast 65 Prozent der Befragten waren gegen dieses Bombardement, von den Jugendlichen sogar 80 Prozent.

taz: Trotzdem war in den letzten Jahren die Beteiligung an den Ostermärschen eher mau.

Tobias Pflüger: Die Jugendlichen wollen Aktionen. Wenn mehr los ist, sind die auch da. Im Moment liegt aber mehr Hintergrundarbeit an, etwa die Auseinandersetzung mit der Nato-Strategie.

taz: Haben die Menschen noch Angst vor Krieg?

Tobias Pflüger: Die aktuelle Bedrohung ist weniger greifbar als damals bei den Pershing-Raketen, die ja genau Mitteleuropa verwüstet hätten. Wir demonstrieren jetzt gegen zukünftige Kriege...

taz: ...die nicht hier stattfinden. Ist den Leuten der Krieg egal, wenn er nur weit genug weg ist?

Tobias Pflüger: Bedauerlicherweise haben schon im Jugoslawienkrieg viele so getan, als ob das mit ihnen nichts zu tun hätte. Dabei spielt Deutschland eine entscheidende Rolle: Die Nato wird zu einem Interventionsbündnis gemacht, und die Bundeswehr ist wesentlicher Teil der künftigen EU-Eingreiftruppe. Sie stellt 18.000 von 60.000 Soldaten und den Kommandeur, sodass man sagen kann, es bildet sich eine EU-Truppe unter deutscher Führung heraus.

taz: Kann ein solcher Verband nicht wertvoll sein, wenn wieder irgendwo eine humanitäre Katastrophe eintritt?

Tobias Pflüger: Das ist die berühmte Frage: Da heißt es dann immer, jetzt muss man ja. Es hat sich aber im Kosovo-Krieg gezeigt, dass die Bombardierung die Situation nur verschärft hat. Militär schafft keinen Frieden, die Lage in Makedonien zeigt das.

taz:Es wäre also besser gewesen, wenn kein Nato-Soldat eingegriffen hätte?

Tobias Pflüger: Deutlich besser als das, was wir im Moment haben.

taz: Sind solche pazifistischen Positionen mehrheitsfähig?

Tobias Pflüger: Die Bevölkerung ist nicht kriegsfreudig. Und es gibt keinen Konsens, dass die Bundeswehr kriegsführungsfähig werden soll. Es sind zwar viele irgendwie für Verteidigung. Aber es geht ja nicht mehr um Territorialverteidigung, wie sie im Grundgesetz festgeschrieben ist, sondern um "Verteidigung" wirtschaftlicher und geopolitischer Interessen. Im Moment wird die Bundeswehr in Strategie, Struktur und Bewaffnung auf künftige Kriege vorbereitet. Das ist zentrales Thema der Friedensbewegung: Kriege verhindern, Einsatzkräfte auflösen - also erst mal den Teil des Militärs, der gefährlich ist.

Interview Ralph Wildner

Der Politikwissenschaftler Tobias Pflüger (36) leitet die Informationsstelle Militarisierung (IMI e.V.) in Tübingen.



Quelle: taz 12.04.01

Kasten:
Ostermärsche: 10.000 Teilnehmer

Ire Wurzeln hat die Ostermarsch-Bewegung im England der 50er-Jahre. Als geistiger Vater der christlich-pazifistischen "Campaign for Nuclear Disarmament" gilt der britische Philosoph Bertrand Russell. In Deutschland nahmen in den 60er-Jahren bis zu 300.000 Friedensbewegte an den Märschen teil - eine Zahl, die nur auf dem Höhepunkt der Pershing-Debatte Mitte der 80er noch einmal erreicht wurde. Das Ostermarsch-Büro in Frankfurt/Main zählt dieses Jahr 50 Veranstaltungen, von der Fahrradtour Leipzig-Frankfurt (Oder) bis zum Friedens-Aktionscamp im niederländischen Heerlen. Erwartet werden etwa 10.000 TeilnehmerInnen, allein 4.000 in der Wittstocker Heide. Informationen unter www.ostermarsch.de (RAW)



Quelle: Nürnberger Zeitung 12.04.2001 (NZ)

Ostermarsch für den Frieden Demonstration gegen Bundes- wehr als eine Angriffsarmee

Unter dem Motto "Keine Angriffsarmee - Abrüsten" wendet sich das "Nürnberger Friedensforum" beim 20. Ostermarsch am Ostermontag, 16. April, vor allem gegen den Umbau der Bundeswehr hin zu einer Eingreiftruppe. Unterstützt wird das Friedensforum von den Jusos Mittelfrankens.

Treffpunkte der Teilnehmer in Nürnberg sind um 13 Uhr am Olof-Palme-Platz sowie um 14 Uhr am Kopernikusplatz, von wo aus die Marschierer zur Lorenzkirche ziehen; dort soll um 15 Uhr die Abschlusskundgebung beginnen. Aus Erlangen werden Teilnehmer erwartet, die sich dort um 12 Uhr am Hugenottenplatz treffen. Nach der Kundgebung kann am Friedensgebet in St. Lorenz teilgenommen werden.

Hans-Joachimn Patzelt vom Friedensforum und Organisator der Veranstaltung sowie die Ostermarschierer sehen in dem Umbau der Bundeswehr den Beginn einer neuen Rüstungsspirale nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. Eine Entwicklung, die letztlich "noch sehr viel Geld kosten" werde. Um das gemeinsame Anliegen für Frieden und Abrüstung innerhalb der EU zu fördern, spricht bei der Abschlusskundgebung vor der Lorenzkirche Ludo Brabander, ein Vertreter der belgischen Friedensbewegung.

Zur Beteiligung am Nürnberger Ostermarsch rufen auch die mittelfränkischen Jungsozialisten auf. Sie wählten hierfür das Motto "Friedenspolitik statt Krieg" und fordern in Richtung Berlin, dass die Bundesregierung "endlich der im Koalitionsvertrag festgelegten Forderung ,Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik` gerecht werden" müsse. Juso-Bezirksvorsitzender Christofer Zwanzig und SPD-Landesvorstandsmitglied Antje Trosien fordern die Bundesregierung überdies auf, "eine kritische Bilanz des Kriegseinsatzes gegen Jugoslawien zu ziehen" und einen Politikwechsel in der Außenpolitik einzuleiten. (ks)



Quelle: Schwäbische Zeitung 12.04.2001

Tradition wird fortgesetzt

LINDAU (kup) - Auch in diesem Jahr findet wieder der Internationale Bodensee-Ostermarsch statt. Hauptorganisator ist die Bunte Liste Lindau. Demonstrationsbeginn ist am Samstag, 14. April, um 11 Uhr am Lindauer Bahnhofsvorplatz.

Für die Abschlusskundgebung auf dem Bismarckplatz konnten die Organisatoren unter anderen Rednern auch Anne Rieger von der IG Metall Waiblingen gewinnen. Sie hat nicht nur durch zahlreiche einschlägige Veröffentlichungen, sondern auch durch ihre dezidiert ablehnende Haltung zur Frage der Öffnung des bewaffneten Dienstes für Frauen wiederholt auf sich aufmerksam gemacht. Da für die Demonstration zahlreiche Teilnehmer erwartet werden, empfehlen die Organisatoren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.



Quelle: Schwäbische Zeitung 12.04.2001

Antimilitaristische Demonstrationen wieder belebt

LINDAU (ks) - Die Veranstalter des Internationalen Bodensee-Ostermarsches am 14. April in Lindau, stellen sich bewusst in eine von der "großen Lokalpolitik" nur selten beachtete örtliche Traditionslinie: Skepsis und Ablehnung von Krieg als Konfliktlösungsstrategie sind gemeinsames Merkmal folgender Beispiele.

Überdruss an den häufigen Kriegen brachte schon zur Reichsstadtzeit etliche Lindauer Burschen zur persönlichen Entscheidung der Desertion vom Waffendienst. Dem versuchte die Obrigkeit beispielsweise 1764 mit öffentlich durchgeführten symbolischen Hinrichtungen zu begegnen.

In Folge der Französischen Revolution stieg hierzulande die Risikobereitschaft zum freien Wort an. Johann Georg Schielin aus Hoyren wurde unter anderem 1799 in das städtische Arbeitshaus eingesperrt "wegen seinen sowohl über die k.k. Herren Offiziere als hiesige Obrigkeit ausgestoßenen Schmähungen und aufrührerischen Reden." Im Oktober 1918 meuterten Soldaten auf Lindaus Bahnhof gegen einen Abtransport an die Westfront. Ihre Parolen lauteten laut Polizeibericht: "Nieder mit dem Kaiser. Hoch Wilson. Hoch die Revolution."

Im Jahr 1937 trat der Gestrazer Bauernsohn Michael Kitzelmann in der Lindauer Luitpoldkaserne seinen Militärdienst an. 1942 wurde er denunziert und an der Ostfront durch die Wehrmachtsjustiz hingerichtet. Er hatte sich aus christlicher Überzeugung heraus mündlich und brieflich gegen die Gräuel des Krieges geäußert.

1958 forderten Lindauer Metallgewerkschafter in einer öffentlichen Resolution von den Gewerkschaftsvorständen konsequentere Schritte gegen die Atomrüstungspläne der Adenauer-Regierung. Die Westdeutsche Frauen-Friedensbewegung hatte in den 50er-Jahren mit der ehemaligen Kommunistin Anna Starke in der Inselstadt eine rührige Aktivistin für eine Frieden bewahrende Verständigung zwischen NATO und Warschauer Pakt.

1980 eröffnete erstmals das Lindauer Friedensmuseum in der Lindenhofvilla.

1982 erreichten Friedensinitiative und Bunte Liste im Stadtrat die Deklaration des Stadtgebietes zur atomwaffenfreien Zone.

Die eigentliche Ostermarsch-Tradition entstand 1958, dem Jahr des ersten Friedens-Ostermarsches von der atombombengeschädigten Stadt Hiroshima nach Tokio. In den 60er-Jahren schlossen sich, ausgehend von Aktivitäten des britischen Philosophen Bertrand Russel, auch in Europa immer mehr Menschen diesen Friedensdemonstrationen speziell gegen die Atomkriegsgefahr an. Erste Ostermärsche in unserer Region waren 1981 jener von Weingarten nach Ravensburg und 1984 der in Friedrichshafen.

1988 fand in Bregenz der erste internationale Bodensee-Ostermarsch statt, beginnend mit Demonstrationsgruppen ab St. Margareten und Lindau. Erstmals fand in Lindau ein Internationaler Bodensee-Ostermarsch für Frieden, Umweltschutz und Menschenrechte mit 3000 Beteiligten am Karsamstag 1991 statt.

Nach einer Unterbrechung wegen mangelnder Beteiligung in den Jahren 1996 bis 1999 wurde diese antimilitaristische Tradition am See im Milleniumsjahr 2000 in Überlingen wieder belebt.



Quelle: Süwest Presse (Ulm), 12.04.01

Ostermärsche / Einsame Friedensaktionen

Eine Bewegung sucht neuen Antrieb

Auch in diesem Jahr rufen diverse Friedensorganisationen zu den traditionellen Ostermärschen auf. Doch das emotionale Thema, das die Massen ansprechen könnte, ist nicht in Sicht.

WERNER SCHEIB, dpa

(Stuttgart) Ein paar tausend Menschen werden es schon sein, die am Osterwochenende auf die Straße gehen, um für Abrüstung und Frieden zu demonstrieren. Aber ein wirklich heißes Thema, wie etwa der Nato-Doppelbeschluss 1983, der Hunderttausende auf die Straße lockte, ist diesmal nicht in Sicht.

Vorbei die Zeiten, als 700.000 Demonstranten durch die Städte der Bundesrepublik zogen, um gegen Cruise Missiles und SS-20-Raketen zu protestieren. Mit dem Ende des Kalten Krieges, der Einigung zwischen den USA und der UdSSR über den Abbau der atomaren Mittelstreckenwaffen im Jahre 1987 sowie dem Abzug der Pershing-Raketen verlor die Ostermarsch-Bewegung ihr großes Motivationsthema. Nur der Golf-Krieg 1991 brachte nochmals einen Schub.

Die einstige Massenbewegung wurde danach zu einer Außenseiterveranstaltung. Daran änderte auch der Kosovo-Krieg wenig, der den Ostermarschierem vor zwei Jahren nochmals Auftrieb gab.

Doch beim Protest gegen den Nato-Einsatz auf dem Balkan waren Grüne und SPD, in früheren Jahren eifrige Ostermarschierer, nicht mehr dabei. "Wer in der Regierung sitzt, kann schlecht gegen die eigene Politik demonstrieren", sagt dazu rückblickend ein Sprecher des Stuttgarter Friedensnetzes". Die Organisation koordiniert auch in diesem Jahr wieder die Märsche.

Den ersten Bruch innerhalb der Ostermarsch-Bewegung hatte es 1970 gegeben. Die Beteiligung kommunistischer Organisationen an den Kundgebungen führte unter dem Eindruck des Einmarsches von Ostblock-Truppen in die CSSR zu einem starken Rückgang der Teilnehmerzahlen.

Die Ostermarsch-Bewegung gibt es seit rund 40 Jahren. Sie hat ihren Ausgangspunkt in London. Als geistiger Vater gilt. der britische Philosoph Bertrand Russel. Inzwischen suchen die Veranstalter neue Themen. Die Aktionen 2001 laufen unter dem Motto "Millionen für den Frieden - statt Milliarden für den Krieg".

Doch auch die Veranstalter wissen, dass ihnen die Sparaktionen bei der Bundeswehr und die geplante Schließung von Bundeswehrstandorten bei der Mobilisierung nicht gerade entgegen kommen.

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