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Ostermär-
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vom:
14.04.2001


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"Die Politik zivilisieren"

Jupp Angenfort (VVN-BdA)

ede vor dem Industrieclub Düsseldorf beim Ostermarsch Rheinland am 14. April 2001

Hier im Industrieclub trafen am 26. Januar 1932 Hitler, Göring und Röhm mit Großindustriellen und Bankiers zusammen. Hitler legte in einer Rede seine Konzeption vor. Er versprach, den Marxismus auszurotten, die Gewerkschaften zu zerschlagen, die Parteien zu verbieten und demokratische Wahlen abzuschaffen. Er versprach, die Reichswehr auszubauen, aufzurüsten und "Lebensraum im Osten" zu erobern. Industrielle und Bankiers dankten, wie Presse und Augenzeugen berichteten, "mit lang anhaltendem Dauerbeifall". Von nun an flossen riesige Spenden an die Nazipartei.

Es müßte hier am Industrieclub eine Tafel angebracht werden mit dem Text: "Hier bekam Hitler von Großindustrie und Banken Beifall und Geld, hier wurden die Weichen zum Krieg gestellt."

Während der Tagung des Industrieclubs protestierten Düsseldorfer Arbeiter - Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten - gegen die Anwesenheit Hitlers. Sie riefen die Losung: "Hitler, das ist der Krieg!" Sie wurden von der Polizei auseinandergeknüppelt. Viele Menschen glaubten damals nicht, daß Hitler Krieg bedeutete. Aber die Warnung erwies sich als wahr. Hitler wurde an die Macht geschoben, und der Krieg kam mit all seinen furchtbaren Folgen.

Heute warnen wir erneut: Der Aufbau der "Schnellen Eingreiftruppe" im Rahmen der Bundeswehr und die forcierte Aufrüstung dienen der Kriegsvorbereitung!

Wir fordern deswegen:

 Die Politik zivilisieren.

 Die Einsatzkräfte auflösen.

 Abrüsten und die frei werdenden Mittel für soziale und kulturelle Zwecke verwenden.

 Von deutschem Boden darf kein Krieg mehr ausgehen!

Die Industriellen, die hier im Jahre 1932 versammelt waren, machten bei Hitler Karriere. Sie verdienten an Rüstung und Krieg. Viele von ihnen wurden Wehrwirtschaftsführer. So zum Beispiel der Düsseldorfer Waschmittelfabrikant Jost Henkel. Er hatte, als Präsident des Industrieclubs, Hitler zum Vortrag eingeladen. Alle haben sie im Krieg Zwangsarbeiter in ihren Betrieben schuften lassen.

Die gleichen gesellschaftlichen Kräfte - oftmals sind es sogar die gleichen Firmennamen - verzögern heute die Auszahlung einer symbolischen Entschädigung an die noch lebenden Zwangsarbeiter.

Nach 1945 hat der Internationale Gerichtshof in Nürnberg festgestellt: Die NS-Zwangsarbeit war ein Verbrechen gegen die Menschheit.

Inzwischen sind viele Jahrzehnte vergangen. Neunzig Prozent der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sind inzwischen verstorben. Die noch lebenden sind alle in hohem Alter. Soll eine biologische Lösung eintreten? Das ist unmenschlich, das ist Zynismus!

Die Industriellen, Bankiers und Politiker, die die Auszahlung weiter verzögern, machen sich zum zweiten Mal schuldig.

Wir fordern:

 Die fünf Milliarden DM, die die Industrie endlich eingesammelt hat, müssen sofort beim Stiftungsfonds eingezahlt werden. Bis jetzt hat die Industrie noch keinen Pfennig überwiesen.

 Schluß mit den Verzögerungen. Es darf nicht mehr mit der Zeit gespielt werden.

 Der Bundestag muß die Auszahlung beschließen. Er darf sich nicht mehr von der Wirtschaft diktieren lassen, was er zu tun hat.

 Auszahlung der ja ohnehin nur symbolischen Entschädigung an die noch lebenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sofort!


Quelle: junge Welt 17.04.

E-Mail:   bundesbuero@vvn-bda.de
Internet: http://www.vvn-bda.de


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