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09.04.1999


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zu: OM 99: Redebeiträge

Redebeitrag von Jens Wilde, Friedensinitiative Chemnitz, auf dem Ostermarsch Chemnitz am 2.4.99

Jens Wilde

Winterschlußverkauf in Bonn. Ab Montag Bomben noch billiger. Die Lager müssen geräumt werden, um der neuen Ware Platz zu schaffen. Das Arbeitsamt hat auch noch Lehrstellen frei, über Schröders Sofortprogramm. Vier Berufe sind besonders zukunftssicher. Sargtischler, Bestatter, Totengräber. Der vierte Beruf verspricht sogar eine Dauerstellung - lebenslänglicher Toter. Die Bundesrepublik Deutschland führt Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Wer etwas anderes sagt, ist ein Lügner. Wer es bis jetzt noch nicht gemerkt hat, der könnte bald ein böses Erwachen erleben, wenn der Krieg seinen Weg hierher gefunden hat. Schmerzlich müssen wir wieder einsehen, daß wir aus der Geschichte nichts lernen wollen. Oder? Es ist Krieg und wie immer stirbt zuerst die Wahrheit. Und genau hier zeigt sich, daß doch aus der Geschichte gelernt wurde. Nur eben von den falschen Lehrmeistern.

Die Medien sind gleichgeschaltet. Die Informationen gesiebt. Nur Erfolgsmeldungen werden gesendet. Einer muß der Teufel sein. Die Bevölkerung wird auf Linie gebracht.

Besser konnte es Goebbels nicht machen. im Gegenteil. Im Medienzeitalter ist nichts mehr unmöglich. Das sind eben gute alte deutsche Traditionen. So was muß man pflegen. Natürlich darf die Krönung des ganzen nicht fehlen, die Ansprache des Führers und Reichskanzlers mit dem Appell, "in dieser Stunde an der Seite unserer Soldaten zu stehen." Kein Tag vergeht, an dem nicht gefragt und gezeigt wird, wie es "unseren Jungs" geht und was sie so alles tun.

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OM 99: Redebeiträge
Tut mir Leid mein Führer, ich stehe nicht an der Seite der Soldaten. Mich interessiert auch nicht, wie es "unseren Jungs" geht.

Mich interessiert z. Bsp. mehr, wann endlich der Schuldige von Cavalese bestraft wird. Dieser Krieg hat nämlich nicht erst jetzt begonnen, sondern schon am 03. Fehruar 1998. Wie wir alles wissen, hat an diesem Tag Rambo Ashby von der US Navy das Seil der Seilbahn von Cavalese durchtrennt und damit 20 Menschen den Tod gebracht. Der Todesengel von Cavalese ist trotz großer Widersprüche, trotz bekannter Manipulationen u.a. wurden die privaten Videoaufnahmen von diesem Flug vernichtet, in einem, für meine Begriffe, gut inszenierten Prozeß, freigesprochen worden. Keine Solidarität gilt den Angehörigen der Opfer, die heute mit Recht fragen, wer denn nun Schuld ist, wenn nicht der Pilot, der die Maschine geflogen hat.

Mein ketzerischer und zynischer Versuch einer Antwort. Sind wir wirklich sicher, daß der Unfall überhaupt stattgefunden hat? Falls nicht, dann gibt es keine Opfer.

Aber wo sind dann die 20 Leute geblieben? Möglicherweise hat ein UFO sie mitgenommen oder der Yeti ist bis in die Alpen vorgedrungen und hat sie entführt. Herr Däniken, Herr Messner übernehmen sie!

Falls der Unfall doch stattgefunden hat, davon können wir wohl eher ausgehen, dann gibt es auch die 20 Opfer.

Aber Schuld ist doch nicht der Pilot! Schuld sind die Leute in der Seilbahn!

Was hatten sie denn dort zu suchen, wo amerikanische Piloten für "humanitäre Interventionen" üben? Wer sich den USA in den Weg stellt, der kann eben nicht erwarten, daß er mit Samthandschuhen angefaßt wird.

Hier geht es um höhere Ziele. Da fallen ein paar tote Urlauber nicht ins Gewicht. Für die Piloten war es allemal ein Gewinn. Realitätsnaher kann ein Einsatz überhaupt nicht geprobt werden.

Unter dieser erdrückenden Beweislast können die Angehörigen natürlich keine Entschädigung mehr erwarten. Die Opfer werden vielleicht im Angesicht des Jugoslawienkrieges postum zu Helden, weil sie sich für die größen Ziele der USA geopfert haben.

Damit ich nicht falsch verstanden werde. Ich will keinesfalls die Angehörigen verletzten. Ich bin aber überzeugt, daß die Verantwortlichen genauso denken. Wer es nicht glaubt, sehe sich die wenigen guten Filme, wie "Missing" oder "Code Red" an, die Hintergründe beleuchten. Ich denke, selbst diese Filme untertreiben noch. Die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer und gnadenloser und würde wohl viele Menschen zu Protesten veranlassen.

Deshalb muß auch die Wahrheit im Krieg zuerst sterben. Die Wahrheit haben u.a. Tucholsky und Einstein sehr deutlich ausgesprochen. Was haben die Obristen geschrien, wenn sie zitiert wurden. Wie recht Tucholsky und Einstein haben, sehen wir heute. Die am lautesten dagegen geschrien haben, liefern uns heute den Beweis. Ich will hier Albert Einstein zu Wort kommen lassen:

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OM 99: Redebeiträge
"Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wie möglich zum Verschwinden bringen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalttaten und die leidige Vaterländerei wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich würde mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an so einem elenden Tun beteiligen!

Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord." Ich kann die Ängste der Mütter und Frauen um ihre Söhne und Männer durchaus verstehen und unterstütze ihre Initiative.

Aber die Aussage:,daß die Männer doch für eine Friedensmission ins Krisengebiet gekommen seien. Keiner habe mit einem Krieg gerechnet.", kann ich nicht nachvollziehen. Leute, glaubt ihr wirklich, die Politiker und Militärs sagen die Wahrheit?

Glaubt ihr wirklich, die Armee ist ein karitatives Unternehmen oder ein Trachtenverein, der gelegentlich mit dem Stefanie-Hertel-Lied "Jedes Bachel hat a Brückel" auf Butterfahrt geht? Soviel Naivität ist schon lebensgefährlich!

Wenn ihr solche Angst um eure Söhne und Männer habt, warum habt ihr sie dann gehen lassen? Haben euch die "Brüder Grimm" von den 1000 DM-Scheinen so sehr zugelächelt, daß ihr die Angst vergessen habt?

Hören wir, was die Armeeführung schon 1992 zum Auftrag der Bundeswehr sagte:

1. 33. Kommandeurstagung in Leipzig 1992:

Schwerpunkt von Umstrukturierungen in der Bundeswehr ist die Bildung von Reaktionskräften, die sofort auch außerhalb Deutschlands einsetzbar sein müssen.

Was bleibt den Kommandeuren nun zu tun? Naumann weist den Weg: wieder "hart, fordernd und gefechtsnah auszubilden".

Schließlich wird der Soldat "Einsätze unter Risiko für sein Leben" ausführen müssen. Worte eines Bundeswehrangehörigen, der der Presse nach seiner Rückkehr vom Golfkrieg-Einsatz erzählt, daß er in der Türkei um Jahre gealtert sei, will Naumann in Zukunft nicht mehr hören oder lesen müssen.

2. Generalinspekteur Naumann: "Wir können und wollen auch gar nicht Soldaten fragen, ob sie an einem Auftrag teilnelnnen wollen oder nicht."

Denn- Wehrpflichtige, Zeit- und Berufssoldaten hätten ja gelobt, der "Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen."

3. Verteidigungspolitische Richtlinien Nr. 2:

Es geht um die: "Beendigung von Konflikten, die Deutschlands Unversehrtheit und Stabilität beeinträchtigen könnten" und um die Aufrechterhaltung des "freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt." (nach Junge Welt)

Kein Wort von Humanität!

Jeder muß das wissen, wenn er die Uniform anzieht. Jeder muß die Entscheidung treffen zwischen Leben und den "Brüdern Grimm", zwischen Befehl/Gehorsam und selbständigem, verantwortungsbewußtem Handeln.

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OM 99: Redebeiträge
Weil es immer noch genügend Idioten gibt, die sich ohne nachzudenken die Uniform anziehen und so zum verläßlichen Potential für Armeen werden, können kriegsgeile Politiker mit diesem Pfünd wuchern und eben auch Kriege zur Durchsetzung ihrer Interessen planen und auch führen. Letztendlich steht die Frage, werde ich für die "Brüder Grimm" zum Mörder oder verweigere ich und entziehe damit den Kriegsplanern das Fußvolk.

Jeder kann zu jeder Zeit den Kriegsdienst verweigern! Auch Soldaten können das tun!

Verweigert den Kriegsdienst!

Hier sind Leute, die euch dabei unterstützen können!

Wer für diesen Krieg ist, soll doch selber hingehen. Politiker an die Front - Herr Schröder, Herr Fischer, Herr Scharping und die Bundestagsmehrheit! Do it yourself. Wenn es nicht reicht, nehmen sie ihre Kinder mit!

Und Herr Schröder, Herr Scharping, Herr Fischer vergessen sie nicht, das ehemalige Staatsfunktionäre keine Immunität mehr genießen, sonst geht es ihnen wie einem guten Freund der Bundesrepublik, der mal der Meinung war, daß die Demokratie von Zeit zu Zeit in Blut gebadet werden müsse. ln Stammheim ist noch eine Zelle frei.

Bleibt mir, aus der Verteidigungsrede des Reichstagsabgeordneten der SPD, Dr. Karl Liebknecht, zu zitieren: "Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!"

Adresse: Friedensinitiative Chemnitz c/o Umweltzentrum, Henriettenstr. 5, 09112 Chemnitz







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