Erstellt: 21.04.1999 nächster Artikel | zu: Stop! - Zeitung gegen den Krieg - Inhalt Die serbische Opposition zum NATO-Angriff: "Der letzte Schlag gegen die Möglichkeiten einer Demokratisierung" Am Himmel, die NATO: am Boden Milosevic Andreas Speck Seit Beginn der NATO-Bombardierungen haben sich die Bedingungen für die serbische Opposition massiv verschlechtert. "Die NATO-Militärintervention hat alles, was wir erreicht haben, untergraben, und gefährdet das bloße Überleben des zivilen Sektors in Serbien", heißt es in einer Erklärung 17 serbischer NGOs vom 6. April, in der sie unter anderem den sofortigen Stopp der Bombardierungen und aller bewaffneten Aktionen fordern. Die meisten Oppositionellen meiden die Luftschutzkeller, da dort die Gerüchteküche kocht und Angst sowie Haß verbreitet werden. Doch die zunehmenden "Kollateralschäden" - fehlgeleitete Bomben auf zivile Einrichtungen - machen dies schwieriger. Es herrscht eine Atmosphäre der Angst, wie Bojan Aleksov für die Frauen in Schwarz berichtet: "Die Menschen fürchten, die verbleibenden Brücken zu überschreiten. Nur wenige tun dies am Tage und so gut wie keiner in der Nacht. _ Alle Brücken nach Kroatien wurden zerstört, die Situation für die verbleibenen SerbInnen in der Gegend von Vukovar (Kroatien) wird härter. Es ist kein Wunder, daß sich in dieser Situation viele ehemalige Oppositionelle zu Milosevic und seiner Regierung wenden. Die gleichen Menschen, die vor nur wenigen Jahren geschlagen und inhaftiert wurden, weil sie amerikanische Flaggen getragen hatten, verbrennen diese nun." Zoran Djindjic, einer der Oppositionsführer während der Winterdemonstrationen in Belgrad vor zwei Jahren, sieht in dieser eskalierenden anti-amerikanischen Stimmung auch eine Gefahr für die Zukunft: "Wenn die Europäer und die Amerikaner nicht mehr unsere Freunde sind, dann werden das in Zukunft die chinesischen oder russischen Kommunisten sein. _ Dann haben wir nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft verspielt". Djindjic weiter: "Die Menschen hier sehen die Intervention nicht gegen den Präsidenten, sondern gegen ihr Land gerichtet." | |
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Stop! - Zeitung gegen den Krieg - Inhalt | Auch aus Serbien fliehen viele Menschen, wie Bojan Aleksov berichtet, sind Tausende bereits nach Ungarn geflohen. Doch jetzt ist die Grenze für alle Männer zwischen 18 und 60 geschlossen. Das Ausmaß der Mobilisierung in Serbien ist beispiellos. Es scheint keinen Ausweg zu geben. Militärgerichte wurden eingerichtet, um gegen Wehrdienstflüchtlinge vorzugehen.
Die Strafen wurden erhöht, und nach verschiedenen Berichten wurde die Todesstrafe wieder eingeführt. Während zur Zeit des Krieges gegen Kroatien und in Bosnien zeitweise im Raum Belgrad nur 10% den Einberufungen Folge leisteten, hat sich das Bild jetzt total gewandelt. "Die meisten Menschen befolgen die Einberufungsbefehle, was verständlich ist, berücksichtigt man den totalen Krieg, den die NATO gegen Serbien im Moment führt.", so Bojan Aleksov. "Hineingezogen in einen Krieg, den die meisten von ihnen nie wollten, werden diese Soldaten nun Opfer unvorhergesehener NATO-Bombardierungen." Andreas Speck, Mitarbeiter von Patchwork - Verein zur Förderung demokratischer Selbstorganisation e.V. und Vorstandsmitglied der War Resisters` International (WRI) | |
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